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Anni TEIL IV

von stayinthelife


Als Annis Wecker am nächsten Tag um sechs klingelte, verdammte sie ihn. Sie setzte sich auf ihre Bettkannte, strich sich den Schlaf aus den Augen und vernahm ein leichtes Gefühl von Übelkeit. Anni erhob sich langsam vom Bett, ging ins Bad und verrichtete dort ihr allmorgendliches Programm. Anni konnte sich nicht erklären, woher die plötzliche Niedergeschlagenheit kam. Sie spürte sie aber in jeder Faser ihres Körpers. Heute würde Anni aufgrund dieses Unwohlseins auf ihr Frühstück verzichten. Anni kontrollierte, ob sie alle wichtigen Sachen in ihre Tasche packte, holte ihr Rad aus dem Anbau und fuhr zu Schule.
In der ersten Unterrichtsstunde merkt Anni, dass sie sich kaum konzentrieren kann. Sie denkt ununterbrochen an ihre Lehrerin und daran, wie sich wohl, nach dem gemeinsamen Café-Besuch, das Wiedersehen in der Schule gestalten wird. Annis beste Freundin fragt sie, was heute mit ihr los sei, sie sei so ungewöhnlich ruhig. Anni sagte nur, dass sie wohl gestern etwas Falsches zu sich genommen hätte. Die beste Freundin gab sich mit dieser Antwort zufrieden und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Unterrichtsgeschehen. Nach der Mittagspause sah Anni ihre Lehrerin von hinten. Sie war umgeben von einer Schülerscharr, die sie mit Fragen zum anstehenden Schüleraustausch löcherten. Anni hätte auch ein paar Fragen gehabt, aber jede Frage, jede Anmerkung aus der Schullandschaft empfand Anni auf einmal banal und ihrem gefühlten Alter nicht entsprechend. Anni ging an den Schülern und der Lehrerin vorbei, drehte in dem Bruchteil einer Sekunde ihr Gesicht dem der Lehrerin zu und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Dieses sollte nicht unerwidert bleiben. Annis Herz schlug ihr bis zum Hals.
Anni war sehr sensitiv in den nächsten Unterrichtseinheiten mit ihrer Lehrerin. Sie sog jedes gesprochene Wort in sich auf und tat so, als würde sie sich für ihre Mitschüler interessieren. Anni entschied sich für die Unauffälligkeit. Dabei wusste sie am besten, dass sie überall präsent war, nämlich mit all ihren Sinnen.
Ihre Leistung in Geographie verbesserte sich schlagartig, nichts wäre hier schlimmer gewesen, als einen Gesichtsverlust zu riskieren. Die Gespräche mit ihrer Lehrerin beschränkten sich auf fachliche Themen und Anni eignete sich auf diesem Gebiet so viel Wissen an, dass auch sie in den Genuss kam, Dinge erklären zu können, die ihrer Lehrerin bis dahin unbekannt waren. Anni wollte Gleichberechtigung schaffen. In gewissen Momenten gelang es ihr.
Eines Nachmittags, die Schule war gerade aus, begegnete sie ihrer Lehrerin im Foyer. Die Lehrerin kam mit einem Lächeln auf Anni zu und fragte sie, ob sie kommende Woche für wenige Stunden auf ihre kleine Tochter aufpassen könne. Anni glaubte ihren Ohren nicht zu trauen und bejahte, ohne gründlich darüber nachgedacht zu haben. Auf dem Weg nach Hause überlegte Anni, was das für sie bedeutete, die privaten Räumlichkeiten ihrer Lehrerin zu sehen. Ihre Überlegungen führten zu keinem Ergebnis, deshalb entschied sie sich dafür, die Situation einfach geschehen zu lassen.
Die Tochter der Lehrerin war süß. Sie war so aufgeweckt für ihr Alter und hatte überhaupt gar keine Scheu, mit Anni ein paar Abendstunden zu verbringen. Anni las aus einem Kinderbuch vor, spielte Karten und malte mit dem Kind um die Wette. Für einen Moment stand die Zeit still und es lag Frieden in der Luft. Gegen acht Uhr abends hörten beide, wie der Schlüssel in der Tür herumgedreht wurde. Die Tochter sprang auf und rannte jauchzend zur Tür, um die Mutter zu begrüßen. Anni blieb sitzen und hob zum Gruß die Hand. Die Lehrerin bedankte sich bei Anni für die Aufsicht des Kindes und bot ihr Geld an. Anni fühlte sich gekränkt und lehnte mit einem für den Laien erkennbaren gezwungenem Lächeln ab. Anni machte deutlich, dass sie das gern gemacht hätte und dafür keine Gegenleistung erwartete. Abermals rötete sich das Gesicht der Lehrerin, der es vermutlich besser gefallen hätte, wenn Anni das Geld genommen hätte. Kurz bevor Anni sich auf den Weg nach Hause machte, erfragte sie den Gemütszustand ihrer Lehrerin. Diese sagte ihr, dass sie mit ihrem Mann, schon dem Kind zuliebe, an einer gemeinsamen Lösung arbeitete. Anni nickte kurz und sagte, dass es sich immer zu kämpfen lohne, wenn Liebe zwei Menschen verbindet. Als Anni mit dem Rad nach Hause fuhr, schlug ihr kalter Regen ins Gesicht. Anni vernahm, wie sich allmählich ihre Kleidung mit Regenwasser verband. Noch vor wenigen Wochen hätte sie bei solch einer Situation eine Erkältung gefürchtet. In diesem Moment schien es ihr egal bis willkommen, gegen etwas gefühlt Realistisches, wie eine Erkältung, anzukämpfen.




copyright © by stayinthelife. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


super
mal was anderes !! gut geschrieben weiter so
angeljack85 - 09.01.2014 22:55
Stiländerung?!
stayinthelife - 04.01.2014 14:45
Stiländerung?
strassentaube - 31.12.2013 23:26
anni
kleineschwäbin - 29.12.2013 23:48
weiter
Noctra - 29.12.2013 22:40

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