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Anni TEIL VIII

von stayinthelife


Als Anni in das elterliche Heim zurückkehrte wurde sie nach dem gestrigen Abend gefragt. Annis Antwort fiel kurz und knapp aus, wurde aber mit einem sanften Lächeln begleitet, sodass sich keine unangenehmen Fragen anschlossen. Anni verspürte das dringende Bedürfnis, sich zurückzuziehen. Sie ging in ihr Zimmer, setzte sich auf ihr Bett, ließ sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Noch immer zog sich ihr der Magen bei dem Gedanken an den gestrigen Wein zusammen. Aber war es tatsächlich der Wein, der die Übelkeit bedingte? Die in Gedanken oftmals so geradlinige Anni war sich nicht sicher.
Anni zog die Decke über ihren schmalen Körper und fiel in einen unruhigen Schlaf. Annis Haut begann zu brennen und sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Sie strich mit ihren Händen über ihre Haut und wünschte sich so sehr, dass dieses unangenehme Gefühl sich verflüchtigen möge. Als sie sich unter Schmerzen wand erblickte sie die Quelle dessen, was sie quälte. Salzwasser. Von der Decke tropfte Salzwasser auf Annis Bettdecke und ließ diese immer schwerer werden. Anni konnte sich nicht von ihrer Bettdecke befreien, zu schwer wog sie. Das Salzwasser sickerte langsam durch den gesamten Stoff der Decke und Annis Garderobe. Anni konnte sich nicht erklären, woher das nach Salz schmeckende Wasser kam. Anni rief nach Hilfe, doch niemand antwortete ihr. Anstelle dessen vernahm sie ein Wimmern. Die Lautstärke des Wimmerns steuerte den Salzwasserstrom. Wurde Anni durch Tränen niedergedrückt? Noch ehe tröstende Worte gen Decke schicken konnte wurde klopfte es unsanft an die Tür. Anni schreckte hoch und blickte zur Decke empor. Weder Tränen noch Trauer waren im Raum, nur eine unbegreifliche Lehre und die Worte ihrer Mutter, dass das Essen fertig sei.
Nach dem Essen ging Anni eine ganze Weile spazieren. Sie sog mit jedem ihrer Schritte den frischen Duft des Mittsommers ein. Trotz der Schönheit der sie umgebenen Natur, die zur Gedankenlosigkeit und des uneingeschränkten Genusses einlud, kreisten Annis Gedanken um ihren Traum. War es ihre Lehrerin die da weinte? War sie untröstlich? War Anni außer Stande Trost zu spenden? War sie letzten Endes viel schwächer als sie sich selbst einzugestehen vermochte? Abschließend würde Anni diese Fragen wohl nie beantworten können, so dachte sie zumindest. Die Worte ihrer Oma, die ihr bei dem Verlust ihres Haustieres nahelegten, dass die Zeit alle Wunden heile, spendeten hingegen ein wenig Hoffnung auf Antworten.
Anni wurde allmählich all ihrer Gefühle und Verwirrungen überdrüssig und Hoffnung hin oder her, sie hielt es nur schwer aus auf diesem Moment zu warten. Sie wünschte sich die absurdesten Dinge, wie eine Zeitreise, den Blick durch die Glaskugel, irgendetwas, was den Schimmer der Hoffnung zu einem hellen Licht erscheinen lassen könnte. Die Realität sprach aber eine andere Sprache und so oft Anni sich auch in eine Traumwelt zurückziehen wollte, so oft wurde sie auch wieder unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen. Anni hatte eine ungefähre Ahnung davon, was mit ihr passierte. Diese Ahnung kam nach einem Film auf, den Anni letztens mit ihrer besten Freundin sah. In diesem Film wurde das Leiden eines jungen Mannes dargestellt, der sich auf den ersten Blick in eine Frau verliebte, deren Stand es ihm unmöglich machte, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Er litt wie ein gequältes Tier und war fortan der Liebe einer anderen Person gegenüber schlichtweg unfähig. Er schwor sich, sein Leben lang auf diese eine Frau zu warten, ohne ihr im Herzen jemals untreu zu werden. Anni fragte sich, ob das das Gefühl der Liebe sei, zu leiden ohne greifbaren Grund. Da sie sich selbst in der Haut, in der sie wohnte, unbehaglich fühlte, musste sie wohl lieben. Wenn das die Liebe ist, die Menschen zusammenführen und auf ewig aneinander binden soll, dann hätte Anni lieber darauf verzichtet, wenn sie nur ein einziges Mal die Wahl gehabt hätte.



copyright © by stayinthelife. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


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Sandy62 - 24.09.2019 19:29
Arme Anni!
Oh je, wie schwer sie es hat! Dabei kann Liebe doch auch so wundeschön sein, und leicht und schwerelos... Ich hoffe, Anni wird auch diese Facette noch kennenlernen!
atayari - 11.02.2014 09:10

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