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Forum » News, Politik & Wissenschaft » ThreadGedanken, die dich beuteln III
26.07.2019 09:46
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0 Mit Bezug auf deinen Beitrag @arose aus dem Teil II: Einige werfen mir vor, dass ich immer wieder über die Menschen poste, die derzeit im Mittelmeer ertrinken. Warum mache ich das? Stellt euch vor, wir hätten 1940 und ich würde mich für Menschen (ich sage absichtlich Menschen, denn dort waren nicht nur Juden, es betraf auch viele andere Glaubensrichtungen und es betraf auch Menschen wie uns) in KZs einsetzen. Ich würde unermüdlich Flugblätter verteilen und andere Dinge tun, um darauf aufmerksam zu machen und Gruppen unterstützen, von denen ich weiß, sie verstecken Menschen, sie retten Menschen davor ins KZ zu gehen. Und ich stelle mir vor wie viele Menschen das ignorieren würden und dass ich ihnen auf den Senkel damit gehe. Dann könnt ihr euch vorstellen wie egal mir eure Meinung dazu ist. Denn mein Anliegen wäre mir wichtiger, als mein Ansehen vor euch. ich poste, weil diese Menschen gerettet werden könnten. Ich kann nicht das ganze Elend dieser Welt beenden aber ich kann etwas tun, damit wenigstens der eine oder andere Mensch überlebt. Ich kann einen Beitrag dazu leisten, auch wenn er klein sein mag. Von der komfortablen Position einer Sitzgelegenheit in einer Demokratie aus, in der zum Glück jede/r überall zu allen Themen Flugblätter verteilen und sich für alles Erdenkliche laut und öffentlich stark machen darf, zu behaupten, du hättest dich in einem rigiden, brutalen, totalitären Staat ebenfalls sofort o.g. Aktivitäten befleißigt, ist nicht nur unglaubwürdig, sondern in einem Ausmaß naiv, dass ich es peinlich finde – so fern von jedem Vorstellungsvermögen über das Leben in solchen totalitären Verhältnissen, in denen bereits den falschen Radiosender gehört zu haben, schon zu einem Besuch der Gestapo bzw. Schlimmerem führen konnte und jemand, der auf der Straße Flugblätter verteilt hätte oder in einem Forum gepostet (das es unter solchen Umständen ohnehin gar nicht gegeben hätte), dies maximal zwei oder drei Mal hätte tun können (also keineswegs unermüdlich), bis er bzw. sie „eliminiert“ worden wäre. Es war und ist in ganz vielen Fällen nicht einfach Ignoranz, nicht Gleichgültigkeit, sondern die nackte Angst, selbst durch Aufbegehren oder Protest in einem Zuchthaus, in einem Lager, jedenfalls tot zu enden oder auch Angst, dass Angehörige eine Strafe für das eigene Handeln erleiden müssen. Das @ arose ist anstrengend an deinen wiederkehrenden Beiträgen, nicht der Idealismus, nicht der humane Gedanke, der hinter deinen Ausführungen steht, dem ich mich anschließen kann. Wobei sich für mich bei dem ganzen "Rettersyndrom" immer auch eine Frage stellt, die pure Idealisten offenbar gern ignorieren: Was passiert mit Menschen oder Tieren NACH der Rettung ihres Lebens? Das allein als heldenhaften Akt zu feiern, wenn gar nicht geklärt ist, was weiterhin mit diesen Geretteten passiert, liegt zwar im Trend vieler, u.a. um ihr eigenes moralisches Wohlbefinden zu erhöhen oder auch mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber wir sind ja auch nach der Rettung vor dem Tod verantwortlich dafür, ihnen weiterzuhelfen, damit nicht nur das reine Überleben gewährleistet ist, sondern irgendwann auch ein so genanntes menschenwürdiges oder im Falle von Tieren artgerechtes Leben. Und mit der Bewältigung dieser Herausforderung beginnen die eigentlichen Probleme, daraus entstehen die Konflikte und Streitigkeiten um die Handhabung der Seenotrettung, Flüchtlingsaufnahme usw. Mit Blick auf das weltweite Artensterben und die Vernichtung der Natur, zu deren Ursache nun gerade und ganz besonders die Explosion der menschlichen Bevölkerung zählt (weil diese immer Nahrung, Ressourcen und Raum beanspruchen), die wider alle Vernunft auch gar nicht aufhören mag (u.a. auch Flüchtlingsströme bedingt) erscheint mir zudem die geradezu inbrünstige Überwertung des einzelnen, menschlichen Lebens, obwohl ethisch vollkommen nachvollziehbar, beim Blick über den Tellerrand auf die Zukunft der Erde und gesamten Menschheit und langfristig betrachtet, seltsam einseitig und unangebracht. Das ist ein Gedanke, der MICH beutelt. ....Ich schreibe, weil ich keine Ignorantin sein möchte, weil es mir etwas bedeutet Mensch zu sein, weil es mir egal ist welche Hautfarbe mein Gegenüber hat. Ich sehe die Schönheit der Menschen aus anderen Ländern und Kulturen und ich bringe ihnen meinen Respekt entgegen. Die sei dir unbenommen. Menschen aber, die sich mit den Konsequnzen humanitärer Verhaltensweisen befassen und befassen müssen, weil s.oben es eben nicht damit getan, einfach jemanden vor dem Ertrinken oder sonstwas zu retten, sondern diesem Akt auch reichlich anderes folgt, das finanziell und gesellschaftlich bewältigt werden will, wenn es sich dabei eben nicht nur eine Handvoll Menschen handelt, den Respekt und den Sinn für die Schönheit anderer Kulturen, anderer Hautfarben abzusprechen, was du indirekt tust, indem du betonst, dass dies deine Ambition sei und sie in einen Topf zu werfen mit solchen, die sich tatsächlich lustig machen über das Elend anderer, finde ich ziemlich gewagt. NEIN zu Pauschalisierung in jedweder Richtung. NEIN zu purer linker Romantik bei gleichzeitiger Ignoranz der materiellen und gesellschaftlichen Probleme, die dem Zustrom von Menschen aus aller Welt mit zum Teil völlig konträren Werten nach Europa folgen und Delegieren der Zuständigkeit, diese Probleme aufzufangen an die Allgemeinheit anstatt an die Hauptverursacher dieser Probleme, wie etwa raffgierige Konzerne, Lobbyisten, machthungrige Politiker, kriegswütige Staaten u.v.m.
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28.07.2019 19:02
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