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Lestra, das andere Outing.

04.07.2020 17:04

HiddenNickname

Zu lange habe ich es rausgezögert mich hier als Lestra, lesbische Transe zu outen. Irgendwann muß die Türe uff jestoßn werdn ...

Lesbe war ich schon immer. Bereits in meiner ersten Jugend träumte ich als Frau mit einer Frau zu schlafen. Selbst bei meiner ersten großen Liebe, ich 17, sie 24, wollte ich unbewußt lesbischen Sex. Der nicht wirklich funktionierte mit meiner damaligen "Monsterklitt".
Nach meiner Op war ich drei Jahre mit einer Ex Autonomen zusammen. Sie Punk im Westen, ich Punk im Osten. Da merkte ich was mir all die Jahre an (endlich) erfüllter & lustvoller Sexualität fehlte.

Die letzte Herzliebste blieb fünf Jahre & brannte mit nem Stecher durch. War imnu schwanger.

Meine schönsten Komplimente:
Trennung weil ich ihr zu weiblich war.
"Ich mag keine Emanzen.", meine Mutti zu mir. Oh, war ich stolz.

Zeitlebens habe ich mich gegen die Diskriminierung, Ächtung & Ausgrenzung von Lestras in der Lesbenszene eingesetzt & auseinandergesetzt. Unter anderem Artikel dazu verfasst.
Mich wundert immer wieder wie rassistisch die Lesbenszene sein kann.
Bis weit in die 2000er Jahre wurden Lestras, als auch deren Partnerin, innerhalb der Lesbenszene ausgegrenzt & angefeindet.
In den 1990er Jahren wars richtig krass. Meist hieß es Zutritt für Transen verboten. "Biste operiert?" "Zeig mal deinen Pass ..."
Was hab ich mich rum gestritten das unsere mißbrauchten Schwestern Zutritt zu Schutzräumen bekommen - leider ohne Erfolg.
Eine Ex von mir wollte Anfang der 2000er ein Praktikum im RUT Berlin absolvieren. Da sie mit mir, mit ner Transe, zusammen war, wurde daraus nichts. Zum Glück hat sich auch das RUT gewandelt.
Eine Lesbe die sich mit ner Transe einläßt, gilt als verbrand.

Mich wundert es immer wieder wie viele "Lesben" von ihrem weiblichen Gegenüber einen männlichen Habitus, ein männliches Auftreten abverlangen. Auf der anderen Seite werden Lestras ausgegrenzt.
Mir wird von Lesbe vorgehalten das ich zu weiblich sei. Einige Lesben denken, "Auch ne Transe die kann schön männlich sein?" Vor der Op wars besonders krass. Das grenzte derweil an sexuellen Mißbrauch.
Mittlerweile habe ich meine äußere Weiblichkeit gegen Motorradklamotten getauscht. Spiele mit meiner schönen Androgynität. "Sind sie ein Mann oder eine Frau?" "Ja!", meine Antwort dazu ... Bibs heute suche meine "männlichkeit" vergebens.
Mein Gedanke, wir transsexuellen Frauen sind von den unterdrückten Frauen die unterdrücktesten. Da wir zwangsgegengeschlechtlich sozialisiert wurden bzw. werden.

Ich finds toll so zu sein wie Gott mich schuf. Ich bin stolz ne Transe, eine Lestra zu sein.
Ein liebenswertes, teils freches "transsylvanisches monster ".

Es schmerzt immer wieder von neuem sich einer Lesbe gegenüber als Lestra zu outen. Teils ist es so, als hättest du lebenslänglich. Steht auf deiner Stirn mörderin ...

Sonnigst Nadja

> Nadja bedeutet Hoffnung
> Nadka - mein Künstlername
- im slavischen eine Verniedlichung, im russischen eine Verfrechung

Kurz wer ich bin, woher ich komme ...
1969 geboren, aufgewachsen in einer DDR Künstler "Promi" Familie.
Mai 1989 Ich-Bekennung bzw. Coming Out
Mai 1990 Cross-Dressing
August 1990 Gründung der ersten IG für Transvestiten & Transsexuelle der DDR
Nach der Wende, Aufbau der Transarbeit im Berliner Sonntags Club.
1993 erste öffentliche Trans-Abgeordnete der PDS, BVV Prenzlauer Berg Berlin.
Unter Rot/Grün Mitarbeit an dem ersten Reformversuch des TSG.
Bis Anfang der 2000er Jahre transpolitische Arbeit. Rechtsberatung & -betreuung von Transmenschen. Paarbegleitung.
Bis Anfang der 2000er Transsexuellen-Bürgerrechtleri n.
Seit vorigem Jahr Transzeitzeugin, Stadtführung zur ostdeutschen Transbewegung.
Im Rahmen von 50 Jahre Stonewall Auszeichnung für meine transpolitische Arbeit.

2000 geschlechtskorrigierende OP

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