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Unsicherheit

22.09.2020 22:40

HiddenNickname

Hallöchen,
ich bin noch ziemlich neu hier und muss mich noch mit der Website zurechtfinden, aber ich wollte gleich zu Anfang gerne etwas loswerden, was mir schon etwas länger auf der Seele brennt, aber ich hab einfach niemanden, mit dem ich über das Thema reden kann. Ich hoffe sehr, dass ich hier in der richtigen Kategorie gelandet bin.
Und zwar bin ich schon immer davon ausgegangen, ich wäre heterosexuell. Sehr lange habe ich das nicht hinterfragt, es hat mich auch nicht gestört, dass ich nie einen Freund hatte in meiner Schulzeit. Ich konnte mit den ganzen Leuten in meinem Jahrgang, speziell den männlichen Vertretern, nie wirklich was anfangen. Zusätzlich hat sich der Glaube an meine Sexualität auch noch bestätigt, als ich eine kleine Schwärmerei für einen Kerl entwickelt habe, den ich während einer Art Workshop kennen gelernt habe. Aber ansonsten ist da nie etwas in der Richtung vorgefallen.
Alles hat sich dann geändert, als ich während der Studienfahrt in meinem letzten Schuljahr eine ernste Schwärmerei für meine Englischlehrerin, die eine von den begleitenden Lehrkräften war, entwickelt habe. Ich war immer richtig glücklich und aufgeregt, wenn ich sie gesehen habe, ich hatte Schwierigkeiten zu schlafen und habe mir einerseits Mühe gegeben, irgendwie in ihrer Nähe zu sein, aber gleichzeitig wollte ich mich nicht zu auffällig verhalten. Diese Schwärmerei kam ganz unerwartet und hat mich fast ein ganzes Jahr lang begleitet. Das letzte Mal habe ich sie auf meinem Abiball gesehen und wollte ihr da eigentlich auch sagen, was für eine tolle Lehrerin sie für mich war, aber ich habe mich einfach nicht getraut, habe versucht mir Mut anzutrinken und das Ende vom Lied war, dass sie gegangen ist, ohne dass ich mit ihr gesprochen habe. Danach ging's mir wirklich schlecht, sogar über einen längeren Zeitraum, ich war deprimiert und enttäuscht von mir selbst, dass ich einfach zu feige war. Das ist wohl das Nächste, was ich bisher an Liebeskummer hatte.
Da habe ich das erste Mal darüber nachgedacht, dass ich vielleicht lesbisch, oder zumindest bi, sein könnte. Erstmal hat sich dann aber nichts getan, ich hatte mein Studium angefangen und war ziemlich beschäftigt, also habe ich den Gedanken wieder vergessen.
Und dann kam mein zweites Semester (letztes Jahr von April bis September). Es war viel zu tun und für einen meiner Kurse sollten wir vier Exkursionen besuchen. Ich hatte mich für eine angemeldet, die einen ganzen Tag (einen Samstag) ins Watt gehen würde. Dieser Tag war im Mai, also das Semester war schon etwas fortgeschritten. Anwesend war bei dieser Exkursion auch eine junge Frau, mit der ich schon häufiger Kurse zusammen hatte, weshalb mir ihr Gesicht bekannt war. An diesem Tag aber habe ich sie zum ersten Mal richtig wahrgenommen. Die anschließenden Monate sind eine Zusammenfassung aus Träumen von ihr, meinen Bemühungen, im Hörsaal möglichst nah bei ihr und ihren Freunden zu sitzen ohne dabei seltsam aufzufallen, und mich darüber zu freuen, wenn wir dieselben Kurse hatten. Alles hat sich bis Ende letzten Jahres gezogen und dann hat es sich irgendwie totgelaufen.
So, der ganze Text ist jetzt ziemlich lang geworden, aber mein eigentlicher Punkt ist, dass ich jetzt extrem verunsichert bin. Ich habe hier nur die zwei bedeutensten Schwärmereien aufgelistet, aber da waren durchaus auch noch ein paar kleinere, und es waren immer Frauen. Und wie schon gesagt, ich bin automatisch immer davon ausgegangen, ich wäre hetero, aber im Laufe des letzten Monats habe ich begonnen, mich ein bisschen mit mir selbst zu beschäftigen und mich mit dem Thema Homosexualität auseinander zu setzten. Soweit bin ich jetzt zu dem Schluss gekommen, dass ich vermutlich lesbisch bin, aber ich bin mir trotzdem so unsicher und da ich niemanden in meinem Umfeld habe, der nicht hetero ist, kann ich mir auch bei niemandem wirklich einen Rat holen.
Ich hoffe sehr, dass mich hier vielleicht einer versteht und mir etwas helfen kann...

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