Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Lovestories » Detail

Erstens kommt es anders, ... (Teil 1)

von Kiwiina


-1-

Begleitet von einem kalten Windstoß stolperte ich unbeholfen in Richtung des schützenden Hauseingangs. Kurz warf ich einen Blick zur Kontrolle an den Klingelschildchen vorbei, hinauf zu der Zahl der Hausnummer ..."17"
Mit einem triumphierenden Lächeln zog ich meinen Schal noch einmal fester um meinen Hals, bevor ich die Namensschildchen nach dem von Katja, einer Freundin aus der Uni durchsuchte.

In meinem Magen machte sich ein vorfreudiges Kribbeln breit. Endlich wieder mal ein Abend mit den Mädels... ich hatte Katja schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen. Einen unbeschwerten Abend mit ein paar Bierchen, viel Musik und guten Gesprächen, war genau das was ich an diesem Abend brauchte!

Als ich es surren hörte und die Türe öffnete, konnte ich bereits die Musik von oben dröhnen hören.
Erleichtert stieg ich in den Aufzug... beinahe hätte ich laut aufgelacht.
Die letzten 2 Stunden vor dem Spiegel hätte ich mir wohl sparen können... dachte ich mir, als ich mich selbst in dem großen, beleuchteten Spiegel des Fahrstuhls betrachtete.
Meine langen, dunklen Haare waren vom Wind zerzaust und meine Augen hatten von dem rauhen Wind zu tränen begonnen. Mein Spiegelbild gab ansonsten allerdings einen recht adretten Anblick ab. Ich hatte meine, ohnehin schon dunklen Augen, mit einem rauchigen, schwarzen Makeup umhüllt und meine Wangen hatten von der Kälte draussen eine lebendig rote Farbe bekommen.
Kurz streichte ich durch meine Haare, um die Wogen ein wenig zu glättten... nicht, dass das so außergewöhnlich war, dachte ich mir in diesem Moment... im Gegenteil, ich ertappte mich oft dabei, dass ich unkontrolliert durch meine Haare wuschelte. Sei es aus Nervosität, Unachtsamkeit oder nur aus reiner Langeweile. Ich ließ es also auf sich beruhen und stopfte stattdessen meinen Schal in meine Tasche, die ich bei mir trug. Umständlich zerrte ich an dessen Stelle die Flasche Wein, die ich vor ein paar Minuten noch an dem Kiosk, um die Ecke, ergattert hatte hervor und hielt sie präsentationsbereit vor mir umklammert.


Seitdem mich meine Exfreundin verlassen hatte, befand ich mich auf einem Marathon der Ablenkung. Besuchte willkürliche Partys in der ganzen Stadt und ließ mich von allen Freunden zu sämtlichen Veranstaltungen mitzerren, die sie zu bieten hatten. Ursprünglich um nicht mit meiner Einsamkeit alleine sein zu müssen, mittlerweile, weil es mir gut tat und gefiel wieder viel mit meinen Freunden zu unternehmen, die ich in den Monaten zuvor ziemlich vernachlässigt hatte, wie ich mir zu meiner Schande eingestehen musste. Aber so war das nunmal und zum Glück hatte mir niemand dieses Verhalten übel genommen. Die Feierei versprühte bei mir gute Laune und zu keinem anderen Zweck sollte sie dienen. Ich hatte nicht vor jemand Neuen kennen zu lernen.. wollte mich erst einmal auf mich konzentrieren und endlich einmal wieder die Dinge tun auf die ich Lust hatte, dann und wo auch immer ich wollte.
Mit dieser Einstellung war ich die letzten Monate umher gezogen … glücklich, wenn auch nicht vollkommen. Aber das würde schon werden, dachte ich mir, alles was ich brauchte, war noch ein wenig mehr Zeit.

Gut gelaunt, stieg ich endlich aus dem Aufzug... 6.Stock, ganz schön hoch. Ich ging an einer Geländerreiche vorbei, die die Aussicht auf einen netten, kleinen Innenhof preisgaben und trat durch eine weit geöffnete Wohnungstür ein.

In dem Moment als ich meine Jacke an der Wand auf einen Haken gedrückt hatte, kam mir Katja schon freudig, strahlend entgegen.
„Aaaaaaaaaalex!!!“ mit einem Satz hängte sie sich an meinen Hals und umarmte mich eifrig zur Begrüßung.
„OKAY.... ich muss wohl schon einiges nachholen, was? Wo ist das Bier?“ fragte ich sie lachend, als sie endlich von mir abließ!
„Pustekuchen Bier, heute Abend wird richtig getrunken! Der Tequila steht hinten im Wohnzimmer und Vodkabull müsste auch noch genug da sein also ran an den Speck!“
"Meine Güte, da hat aber jemand Großes vor", zog ich sie auf.. dabei war doch eigentlich nichts Besonderes geplant? Vielleicht erwartete sie ja noch besonderen Besuch ? Auch wenn Katja an meiner Uni studierte, hatte ich sie damals auf einer Gayparty im Zentrum kennen gelernt. Sie kannte die gefühlte halbe Regenbogenwelt unserer kleinen Stadt und so versprachen ihre Partys jedesmal legendär zu werden, da man nie wissen konnte, wer so alles erscheinen würde.
Sie hatte mir in den letzten Monaten immer wieder damit in den Ohren gelegen, dass ich doch jemand neues kennen lernen sollte... mich neu verlieben sollte .. das Übliche eben.
Von der Idee jemanden auf Zwang kennen zu lernen, hielt ich allerdings herzlich wenig und so hatte ich fest vor den heutigen Abend allein für mein eigenes Vergnügen zu nutzen... natürlich mit einer Menge Alkohol!

Gerade als ich mir einen Papbecher gefüllt hatte, hatte ich schon einen Arm um meine Schulter hängen.
„Na du alte Herzensbrecherin???“
Das Mädchen neben mir hatte ihr schwarze Strubbelmähne zu einer leichten Elvistolle aufgeschickt. Sie war beinahe einen Kopf größer als ich, sodass sie sich leicht verkrümmen musste, um ihren Begrüßungsmove zu vollbringen.
„Sam...!“ Ich wusste nicht ob ich einen ähnlichen Begriff zurückpfeffern sollte, doch mir fiel beim besten Willen nichts passendes ein.

Sam war eine Frauenheldin, wie sie im Buche stand. Man konnte ihr einen gewissen Charme nicht abgestehen und, dass sie enorm erfolgreich bei der Damenwelt war, hatte ihr Ego über die Zeit ziemlich in die Höhe schießen lassen.... Dass sie uns noch nicht darum gebeten hatte sie mit „Shane“ anzusprechen war da eine ganz andere Sache.
Bei diesem Gedanken musste ich plötzlich grinsen. Denn damals an dem ersten Abend, an dem wir uns bei Katja kennen gelernt hatten, hatte sie ihr Glück auch bei mir versucht, leider jedoch für sie ohne Erfolg. Vermutlich war ich durch meine kurz zuvor gescheiterte Beziehung resistent gegen jegliche Annäherungsversuche gewesen.
Ich konnte immer noch nicht mit Sicherheit sagen, ob sie es mir tatsächlich übel genommen hatte aber seit jener Zeit hatte ich bei ihr den Spitznamen Herzensbrecherin weg... zumindest dann wenn niemand in Hörweite war.

„Alex! Oh Gott dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Komm rüber, setz dich!“
Als mich Julia zu sich rüber winkte, nahm ich die Einladung dankbar entgegen. Julia war so groß wie ich, hatte rote Haare und viele kleine Sommersprossen im Gesicht. Im Gegensatz zum Rest der Truppe, stand sie nicht auf Frauen, sondern kannte Katja aus Kindergarten Tagen.
Ich fragte mich immer regelmäßig, wie sie es nur die ganze Zeit mit unserem chaotischen Haufen aushalten konnte.
Ich umarmte sie zur Begrüßung. „Ist das schön dich zu sehen... das letzte Mal ist wirklich schon Ewigkeiten her, war das nicht auch hier bei Katja?“
„Schon, aber zum Glück bist du mittlerweile nicht mehr mit deinem Hausdrachen unterwegs!“ Liebevoll stupste sie mich neckend in die Seite... mit dem Hausdrachen meinte sie meine Ex.. Zugegebenermaßen war Sie oftmals sehr schwierig gewesen und hatte sich regelmäßig bei meinen Mädels unbeliebt gemacht. Die kleinen Neckereien musste ich nun wohl von Julia ertragen...
„Tja, hättest du nicht diesen kleiiiiinen Haken, dieses Heterosein an dir, hättest du einfach was dagegen unternehmen können!“ konnterte ich, indem ich ihr die Zunge rausstreckte.
„Ich wäre eine tolle Freundin!“ entrüstete sich Julia mit übertrieben dramatischer Geste. Sofort musste ich laut lachen und hätte mich fast an dem Schluck, den ich grade aus meinem Becher genommen hatte, verschluckt.
„Ich weiß!“ hauchte ich ihr mit einem filmreifen, dramatischen Leidensausdruck entgegen.
Wir lachten beide. Irgendwie war das ein running gag bei uns beiden, gegen den wir uns einfach nicht mehr wehren konnten.

Als ich mich zum ersten Mal mit Julia auf den Balkon verzog, um eine zu Rauchen, hatte ich schon einige Becher mehr getrunken und das Wohnzimmer sich schon vor einiger Zeit zu füllen begonnen.
Ich setzte mich neben Julia und zündete meine Zigarette an.
Als wir draußen saßen und uns unterhielten, erwähnte sie zum ersten Mal den Namen eines Mädchens, den ich vorher noch nie gehört hatte.

„Noemi“ … Julia hatte ihre Nachbarin eingeladen, die vor ein paar Tagen mit ihrer Familie von Norwegen nach Deutschland gezogen war.
Ihre Eltern hatten sich wohl am Mittag einander vorgestellt und Julia hätte unbedacht von der „Party“ heute Abend erzählt auf die sie gehen wollte. Aus Mitgefühl, da Noemi hier ja noch niemanden in der Stadt kenne, hatte sie sie dann einfach spontan eingeladen, ohne darüber nachzudenken, dass die Veranstaltung wohl ein Kulturschock für sie werden könnte. Immerhin hatte Julia keine Ahnung ob Noemi ein Problem mit uns haben könnte oder nicht.
Kurz witzelten wir noch darüber wie sie wohl reagieren würde, in dem Moment in dem sie realisierte, dass sie sich auf einer heiteren Gayparty befand, bevor ich mir wieder meinen Becher schnappte und Julia zurück in die Wohnung folgte.

Als ich die Balkontür hinter uns schloss, sah ich Julia aus den Augenwinkeln auf ein blondes Mädchen am Wohnzimmereingang zugehen.
Ein wenig irritiert blieb ich für einen Moment noch mit der Hand am Türgriff an der Balkontür stehen.
Das Mädchen am anderen Endee des Raums hatte lange, glatt fallende, beinahe goldene Haare und sanfte Gesichtszüge.
Ich konnte sie lachen hören, als sie Julia begrüßte. Ein sympathisches, angenehmes Lachen.
Als sich die beiden zu mir umdrehten und auf mich zu kamen, grummelte es im meiner Bauchgegend mit einem Mal und ich spürte wie mich plötzlich eine Art Nervosität überkam.
Was war denn los mit mir??... Hatte ich denn vergessen warum ich hier war? „Hallo, Alex? Spaß und gute Laune... Freunde... keine Frauen, verstanden?“ hallte es leise in meinem Kopf wieder. Nur irgendwie … irgendwie klang ich selbst nicht mehr so überzeugt wie noch vor wenigen Stunden.


„Alex, das hier ist Noemi.“

Als mich Noemi mit ihren dunklen, blauen Augen freundlich ansah, brachen meine Mundwinkel wie von selbst zu einem breiten Grinsen aus. Sie begann ebenfalls zu lächeln...
Wieder tauchte dieses Kribbeln in meiner Bauchgegend auf. Krass.. und das von einem einfachen Lächeln? Ich kam mir irgendwie überrumpelt vor... ICH .. und dabei hatte ich doch sonst nie großartige Nervositätsanfälle...
Ich machte gerade einen Schritt nach vorne auf Noemi zu, als plötzlich...

„Hey Julia, wen hast du denn da Nettes mitgebracht?!?“ Die Elvistolle war schneller vor mir aufgetaucht und hatte sich zwischen mich und Noemi gedrängt, als ich bis drei zählen konnte. Julia und wohl auch Noemi waren leicht irritiert aber genug abgelenkt um mir Zeit zu geben mich wieder zu fangen und mein Bauchkribbeln abzudämpfen.

Jetzt mal ehrlich, was war nur mit mir los? Ich hatte Monate lang jede Frau abgewiesen die an mir interressiert gewesen war, nur um mich jetzt von einer Frau die vermutlich noch nicht einmal auf Frauen stand dermaßen aus der Fassung bringen zu lassen?
Total verwirrt wendete ich mich von den anderen ab und trat erneut durch die Terassentür nach draußen.
Immer noch meinen Becher in der linken Hand, kramte ich erneut nach meinen Zigaretten.
Als ich den ersten Zug nahm und mich an das Geländer lehnte musste ich mit einem Mal Grinsen. Vor meinem inneren Auge blitzten Noemis blaue Augen und ihr Lächeln auf... Ein süßes Lächeln, das ihre Mundwinkel zu zwei feinen Grübchen verformte und ihren Lippen ein sinnliches Volumen verlieh...
bestimmt waren ihre Lippen weich und sanft ...
wie es wohl sein würde … wie es wohl sein würde sie zu küssen? ...

„Kann ich auch eine haben?“ Mit einem Mal wirbelte ich herum.
Ich konnte spüren wie meine Wangen rot anliefen... auf eine seltsame Art und Weise fühlte ich mich ertappt. Noemi stand neben mir und lächelte mich an .. das gleiche Lächeln, in das ich gerade eben noch gedankenverloren vesunken war.
Leicht verlegen mühte ich mir ein Lächeln hervor und kramte erneut die Schachtel heraus, bevor ich sie ihr reichte.

„Danke.“ … wieder dieses süße Lächeln...
Gott was war denn los mit mir? Ich zwang mich wieder nach vorne zu sehen... über die Brüstung hinaus in den dunklen Nachthimmel, in der Hoffnung die kühle Luft würde mich wieder ein wenig beruhigen können.
Beruhige dich mal wieder, Alex.. sie ist nur ein ganz einfaches Mädchen... ein sehr hübsches zugegebener Maßen aber du weißt nichts über sie ... Nichts!
Abgesehen davon steht sie bestimmt nicht auf ...

„Ich glaube wir habe uns noch nicht richtig vorgestellt stimmts? Ich bin Noemi!“
Ein wenig ruhiger drehte ich mich erneut zu dem hübschen Mädchen um.
„Freut mich dich kennen zu lernen, Noemi. Ich hoffe dir gefällt es hier.“ , entgegnete ich ihr freundlich, wenn auch bedacht neutral. Ich hatte Angst mich zu verraten würde ich zu viel oder zu wenig sagen. Ich blickte verzweifelt auf meine Hände ... in der rechten hielt ich die Zigarette, während ich in der linken immer noch den Becher, mit einem Rest Vodkabull umklammert hielt.
"Ja es ist wirklich sehr nett.. ich bin froh dass mich Julia eingeladen hat..."
Kurz irritiert brach Noemi in ihrem Satz ab, als sie meine Bredouille erkannte. Sie lachte mir plötzlich entgegen.
Ich war verwirrt... was war denn jetzt so witzig?
„Was habt ihr Deutschen nur immer mit eurem Hände schütteln? Keine Sorge, wir begrüße Freunde sowieso anders.“
Wir??? Freunde??? Wen oder was meinte sie denn jetzt damit? Immer noch völlig irritiert sah ich sie weiterhin verdutzt an.

Mit einem breiten Lächeln kam sie plötzlich näher auf mich zu. Sanft schob sie meine Hand in der ich immer noch denBecher hielt ein wenig zur Seite um den Weg zu mir frei zu machen. Langsam beugte sie sich vor... Ich konnte weder atmen, geschweige denn einen klaren Gedanken fassen... sie war mir so unheimlich nah!
Als sich ihre Wange leicht an meine schmiegte, ganz langsam, konnte ich ihre weiche Haut spüren und ihr angenehmes Parfüm, das mich umnebelte wahrnehmen. Es roch so gut, dass ich ihrer Wärme und dem Duft ein Stückchen ins Leere folgte, als sie sich endlich von mir und dem Wangenkuss löste...

„Ich hoffe wir sehen uns später nochmal und vielen Dank für die Zigarette!“
Mit einem letzten, leicht verlegenen Lächeln schloss sie die Balkontür hinter sich und ließ mich völlig perplex und mit einem riesigen Feuerwerk, das sich von meinem Bauch aus in meinem ganzen Körper ausbreitete, alleine auf dem Balkon stehen.



copyright © by Kiwiina. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


4 teil?😶
xfrederikex - 09.10.2015 13:11
Es lässt sich super lesen!!!
cosimaNRW - 22.09.2015 16:19
Leider wahr
Vielen Dank für deine Ausführlichen Kommentare, Cosima
Ich muss leider zugeben, dass dieses Mal deutlich weniger Schreibzeit in meiner Geschichte steckt als in meiner ersten. Das merkt man zwar, aber ich hatte einfach das Bedürfnis mal wieder etwas kreativ und produktiv zu sein. Bei Zeit werde ich das alles bestimmt noch einmal überarbeiten. Das hier wird vermutlich eher auf der gefühlsbeschreibenden, als erzählenden Ebene bleiben, aber ich hoffe natürlich trotzdem, dass es sich halbwegs flüssig lesen lässt
liebe Grüße
Kiwiina - 22.09.2015 14:09
Bin gespannt wie´s weiter geht
cosimaNRW - 22.09.2015 11:14

>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<