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Verlangen (21)

von Any1217


Die Tage verstrichen und es schien mir mittlerweile fast unmöglich, Thomas von meinem Seitensprung zu erzählen. War es überhaupt ein Seitensprung? Es fühlte sich nicht so an. Es war mehr, ich liebte Marie und wollte Zeit mit ihr verbringen. Auch abseits meines Verlangens.


Ich verfluchte mich, dass ich die Chance nicht genutzt und Thomas gleich am Tag danach alles gebeichtet hatte. Vielleicht hätte ich die Nachricht von mir nicht löschen sollen. Dann hätte vermutlich eines zum anderen geführt und er wüsste jetzt Bescheid.

Aber wie würde es sein, wenn er Bescheid wüsste? Wäre er weg, hätte er mich hier geduldet, hätte er mich hinaus geworfen? Unwahrscheinlich, schließlich war Mia ja auch noch da. Wäre er sauer, enttäuscht, traurig, wütend? Oder alles auf einmal. Ich konnte es absolut nicht einschätzen.

Je mehr Zeit verging, desto mehr geriet ich ins Grübeln, ob ich Thomas wirklich alles Beichten sollte. Ihm von meinen Gefühlen für Marie erzählen und alles auf eine Karte setzen. Ich war ein von Grund auf ehrlicher Mensch und es fiel mir verdammt schwer, zu lügen. Aber es war eine Ausnahmesituation und ich konnte mein Gefühlschaos einfach nicht in Ordnung bringen.

Ich liebte Marie, aber auch meine Familie. Zwar waren die Gefühle, die ich für Thomas hegte anderer Natur, aber er war mir wichtig. Ich wollte ihn nicht verletzen. Warum hatte ich mich nur in Marie verliebt, alles war so unglaublich kompliziert. Auch Marie würde ich vermutlich verletzen, wenn ich weiterhin mit Thomas zusammen war.

Auch wenn wir uns gegenüber nie unsere Gefühle füreinander eingestanden hatten, sie waren da und wurden von Tag zu Tag stärker. Nie hätte ich gedacht, dass ich zu so starken Gefühlen fähig wäre. Ich musste es Marie sagen. Ihr meine Gefühle gestehen.

An einem verregneten Vormittag ging ich spontan zu Marie rüber. Seit unserem ersten Mal hatten wir uns nur noch in Begleitung von Mia oder im vorbei gehen gesehen. Über die Nacht hatten wir bisher nicht gesprochen, auch wenn ihre Blicke mir verrieten, dass sie es gerne wiederholen würde.

Nervös klingelte ich und hoffte, dass sie nicht arbeiten war. Ich hatte Glück, nach wenigen Sekunden hörte ich ihre Stimme: „Ja? Hallo?". „Ich bin es, darf ich hoch?", fragte ich angespannt. Ich hatte mir fest vorgenommen mit ihr über alles zu sprechen. Ich wollte wissen, wie es um ihr Gefühle stand und ihr gleichzeitig meine gestehen. Ich wollte ihr von meinem Dilemma erzählen und hoffte auf Verständnis und vielleicht sogar Lösungen.

Als ich oben war und Marie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, fiel sie mir um den Hals und küsste mich sehnsüchtig. „Das habe ich vermisst in den letzten Tagen", brachte sie unter den leidenschaftlichen Küssen hervor. „Ich auch", grinste ich in den darauf folgenden Kuss hinein.

Nach einer ganzen Weile, die mir dennoch viel zu kurz vor kam, lösten wir uns voneinander. Ich sah Marie in ihre wunderschönen Augen. Sie lächelte mich glücklich an und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Dann platzte es einfach aus mir heraus. Ich musste nicht nach denken, es kam mir ganz ungezwungen und aus tiefstem Herzen über die Lippen: „Ich liebe dich".

Ich sah, wie sich in ihren Augen etwas tat. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber für einen kurzen Moment war es, als könnte ich ihr direkt ins Herz sehen. Ich sah ihre Liebe, ihre Zuneigung und ihr Verlangen.

Es vergingen einige Momente, bis Marie ihre Sprache wieder gefunden hatte. Immer noch sahen wir uns tief in die Augen und ich verlor mich darin. „Ich liebe dich auch, Lena", wisperte sie heiser zu. Ich schloss die Augen und zog sie in eine enge Umarmung. Mir stiegen Tränen des Glücks und der Freude in die Augen. Auch wenn ich es schon vermutet hatte, es aus ihrem Mund zu hören war unbeschreiblich.

Eine Last fiel von mir ab, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existierte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich panische Angst davor hatte, Marie könnte meine Gefühle nicht erwidern. Jetzt hatte ich Gewissheit und ich fühlte mich erleichtert und unglaublich glücklich. Ich legte meine Stirn an ihre und lächelte mit noch geschlossenen Augen und einer einzelnen Träne auf meiner Wange. Sanft und ohne etwas zu sagen, wischte Marie mir die Träne mit dem Daumen weg. Ihre Hände hatte sie um mein Gesicht gelegt. In ihren Augen spiegelte sich ein Anflug von Sorge und gleichzeitig tiefe Verbundenheit.

Meine Lippen näherten sich ihren und ich begann sie zu küssen, wie ich sie noch nie geküsst hatte. Ich legte all meine Liebe in diesen Kuss, meine Erleichterung und das Glücksgefühl, welches ich verspürte. Es war nicht nur ein Kuss des Verlangens. Leidenschaft und Liebe drückten sich in ihm aus. Auch Marie schien es zu ergehen wie mir. Wir verloren uns ineinander, in diesem einen Kuss, der so verdammt viel bedeutete.

„Wie geht es jetzt weiter?", fragte mich Marie, als wir uns kurz voneinander trennten. Ich sah ihr wieder in die Augen und fand keine Antwort. Ich löste mich aus der innigen Umarmung und ließ mich auf ihre Couch fallen. „Ehrlich gesagt weiß ich es nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß und fuhr fort: „Ich habe mich schon vor über einem halben Jahr in dich verliebt. Und es wurde mehr daraus. Liebe. Ich konnte es nicht verhindern, du hast meine Gefühle völlig durcheinander gewirbelt". Ich lächelte sie verlegen an. „Ich habe furchtbare Angst, es Thomas zu erzählen. Ich hatte schon mal etwas angedeutet. Aber daraus entstand diese dämliche Idee mit dem Dreier". Schuldbewusst sah ich zu Boden, als ich Maries verletzten Blick sah. „Es tut mir so leid. Ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen. Ich war völlig überfordert mit der Situation", gab ich leise von mir. Marie sagte nichts.

Sie setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. „Schon gut, das haben wir doch schon geklärt", sagte Marie und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. „Lass mir ein bisschen Zeit, noch bin ich nicht bereit, es Thomas zu erzählen", sagte ich und wieder spielten sich Szenen vor meinem geistigen Auge ab, wie Thomas reagieren könnte. Dann schweiften meine Gedanken auf Mia ab. Was ist mit ihr? Würde sie es verstehen, kann sie es überhaupt schon verstehen. Was hätte eine Trennung für einen Einfluss auf sie?

Mein Blick trübte sich, Tränen füllten meine Augen und ließen mich alles nur noch verschwommen sehen. Marie zog mich an sich, sodass ich meinen Kopf auf ihre Brust legen konnte. „Das wird schon alles", versuchte sie mich zu beruhigen. „Ich möchte dir einfach nur nah sein und Zeit mit dir verbringen", sagte Marie und strich mir beruhigend über den Rücken. „Alles andere wird sich mit der Zeit schon ergeben", schloss Marie und küsste mich auf die Stirn. Ich schmiegte mich an sie und genoss ihre Nähe.

Vielleicht hatte sie ja recht. Doch ich hatte keine Ahnung, was noch alles auf mich zukommen würde.



copyright © by Any1217. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Hmmm, ... Kapitel 22 und 23 ????
HannahK - 29.08.2019 21:08
1A 👏👏👏
Miramari - 27.05.2019 18:52
1A 👏👏👏
Miramari - 27.05.2019 18:45
Sehr fesselnd...
Pinkesbunny - 17.05.2019 21:16
So schön...
Tolle Geschichte.
Kann mich richtig in Lena hinein versetzen, weil es mir in manchen Dingen, gerade genau so ergeht.
Milalin - 05.04.2019 13:29

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