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Ein Handschlag verändert mein Leben

von Ostsee_kind


Ich war gerade von zuhause aus und in eine neue Stadt gezogen. Weil ich wenige Menschen und noch weniger „Gleichgesinnte“ kannte und nicht den Mut hatte, mich einfach in irgendwelche Szene-Cafes zu setzten, versuchte ich mein Glück im Internet. Nur wenige Tage nach meinem Umzug schrieb mich eine junge Frau an. Da sie keine Photos in ihrem Profil hatte, war ich skeptisch – hatte ich doch schon den einen oder anderen fake an den Hacken gehabt. Da ich aber Zeit hatte und wir außerdem nett ins Gespräch kamen, verwarf ich meine Zweifel. Auch sie war vor kurzem erst hergezogen und auf der Suche nach netten Bekanntschaften. Recht schnell beschlossen wir, uns zu treffen.
Ich war furchtbar aufgeregt, genoss diese Stimmung jedoch sehr. Viel zu früh war ich am verabredeten Treffpunkt, streunerte deshalb noch ein wenig umher und war am Ende doch ein paar Minuten zu spät. Bunt wie ein Paradiesvogel kam ich also etwas gestresst zum verabredeten Treffpunkt gelaufen. Ein Anblick, den sie mir noch immer gerne vorhält. Die erste halbe Stunde war ein vorsichtiges Beschnuppern, wie es jeder kennt, der sich schon einmal mit einem fremden Menschen getroffen hat. Relativ schnell war das Eis dann aber gebrochen und wir redeten über Gott und die Welt und über Gebärdensprache – ein Thema, das ich wohl bis ans Ende meiner Tage mit ihr verbinden werde.
Mit den Worten, man könne sich ja mal wieder sehen, verabschiedeten wir uns ganz unverfänglich voneinander und weder sie noch ich erwartete zu diesem Zeitpunkt, dass es so kommen würde, wie es jetzt ist. Nein, von Liebe auf den ersten Blick ist hier ganz sicher nicht zu sprechen.
Obwohl wir in der gleichen Stadt wohnten, waren die nächsten Treffen zeitlich weit auseinander gelegen
Unser zweites „Date“, wenn man es denn so nenne kann, schließlich erwarteten wir beide nicht mehr als eine Bekanntschaft und vielleicht irgendwann mal eine Freundschaft, war ebenso unspektakulär, nach wie vor ohne große Vorahnung, aber auch ebenso schön wie das erste – Gespräche über Gott und die Welt bei einem leckeren Kaffee.
Als wir uns kennenlernten, hatte ich gerade ein mehrmonatiges Praktikum im Theater in der Maske begonnen. Meine Chefin hatte vorgeschlagen, ich solle ruhig mal jemanden mit zur Arbeit nehmen, dann hätte ich ein lebendes Modell, an dem ich üben könne. Leichter gesagt als getan, wenn man kaum Menschen in der Stadt kennt. Also fragte ich spontan meine Internetbekanntschaft, die ich bis dato ja erst zweimal gesehen hatte. Sie sagte promt zu und so fand unser drittes Date während meiner Arbeit statt, mit ihr als Versuchskanninchen für meine ersten Gehversuche in der Maskenbildnerei. Als sie vor mir auf dem Stuhl saß und erwartungvoll in den Spiegel schaute, wurde ich mir mit einem Mal der skurrilen Situation bewusst. Mit zittrigen Fingern machte ich mich also ans Werk und kreierte aus meinem Date eine junge Singora. Später erzählte sie mir mal, bei diesem Treffen hatte sie sich das erste Mal vorstellen können, etwas mit mir anzufangen – es sei sexy, Menschen in ihrem Element beobachten zu können, so ihre Worte. Natürlich schmeichelte sie mir damit, wobei ich mir nach wie vor nicht vorstellen kann, mit roten Stressflecken im Gesicht und zittrigen Fingern einen sonderlich verführerischen Eindruck gemacht zu haben.
Das vierte Treffen war dann einer jener verheißungsvollen DVD-Abende. Bei einem Glas Wein und gedämmtem Licht kuschelten wir uns wie selbstverständlich gemeinsam unter eine Decke und es dauerte nicht lange, bis es den ersten Kuss gab. Für sie war der Verlauf des Abends klar, seitdem wir uns auf dem Weg zu ihr an den Händen gehalten hatten. Für mich kam der Kuss überraschend. Verlegen, da völlig überfordert mit der Situation, tat ich dann, was frau üblicherweise tut, wenn sie überfordert ist: ich redete Unsinn. Nämlich hatte ich nichts besseres zu tun, als „Colaflasche!“ zu sagen und die Frau, die mich gerade geküsst hatte, damit darauf aufmerksam zu machen, wonach sie geschmeckt hatte – nach einer Weingumme-Colaflasche. Nichts hält sie mir heute noch lieber vor als diese Aussage. Über manche Dinge wächst einfach niemals Gras. Nun ja, der Abend verlief, wie er nun einmal verlaufen musste...
Es war nicht ernsthaft romantisch, wie man es vielleicht aus einem Roman erwarten würde. Es war stockdunkel, halb sechs Uhr morgens und 2 1/1 Stunden später klingelte der Wecker.
Aber es sollten ja noch Möglichkeiten kommen, die Romantik nachzuholen.
Nach dieser DVD-Nacht fuhr sie erst einmal eine Woche in die Heimat und wir hatten wenig Kontakt. Ich war mir nicht sicher, was nun werden würde und auch wenn sie einen wesentlich erfahreneren Eindruck als ich machte und auf mich viel selbstsicherer wirkte, erfuhr ich später, dass auch sie unsicher war, wie es jetzt weitergehen sollte. Denn, so erzählte sie mir irgendwan einmal, war ich in ihren Augen zu jenem Zeitpunkt schlichtweg ein Onenightstand. Nachdem sie wieder im Lande war verging eine weitere Woche, in der wir uns weiter beschnupperten und verlegen dem Thema auswichen.
Seit dem DVD-Abend waren gut zwei Wochen vergangen, als sie bei mir übernachtete. Wir redeten lange drum herum, kamen aber letztendlich doch auf die Frage, was das zwischen uns war und was daraus werden könnte. Etwas zögerlich entschieden wir, die beide wenig Ahnung von Beziehungen hatten, dann, es doch miteinander zu versuchen. Mehr als schiefgehen könne es ja schließlich nicht und irgndetwas war ja da, das aus dem Onenightstand mehr werden ließ. Per Handschlag beschlossen wir, an eben diesem Tag unsere Beziehugn zu beginnen. Danach legten wir uns ins Bett, drehten uns den Rücken zu und schliefen ein.
Keiner von uns beiden erwartete, dass daraus wirklich eine ernsthafte Beziehung werden würde. Angeschrieben hatte sie mich nur, da sie mich verwechselt hatte. Ich war nämlich gar nicht ihr Typ, erzählte sie mir irgendwann einmal. „Die da, die ist genau mein Typ“, sagte sie uns zeigte auf eine junge Frau, mit der ich in meinen Augen wenig gemein hatte. „Und ich? Bin ich denn dein Typ?“, fragte ich vorsichtig. „Nö, eigentlich nicht!“, antwortete sie direkt und machte mich damit ein wenig sprachlos. Aber mit „ihrem Typ“ habe es bisher nie geklappt, erklärete sie. Deshalb hatte sie sich einfach mal auf eine eingelassen, die nicht ihr Typ war.
Eine gute Entscheidung, finde ich =) Es hatte zwar keiner von uns beiden erwartet, doch das Ganze ist inzwischen fast zwei Jahre her. Vor einigen Monaten sind wir zusammengezogen und ich habe noch nicht eine Sekunde bereuht, dass alles gekommen ist, wie es nun einmal gekommen ist.



copyright © by Ostsee_kind. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


prima
gut geschrieben
Tempting - 06.01.2015 18:20
wow...
Raupita - 27.04.2013 08:26
oh ja... :)
janino - 01.04.2013 21:32
Jaja...
Happy_Go_Lucky - 13.12.2012 23:47
:)
mia-sandy - 17.10.2012 17:57

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