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Lovestories » Detail

lesbisches Märchen (Die blaue Fee)

von Soñadora90



Es war einmal, vor langer Zeit, ein Königreich, das sich an drei Flüssen befand und bayrisches Venedig genannt wurde. Über die Menschen regierte der verbitterte Feenkönig, Fairen, der trotz seines Frustes schöne Träume an sein Volk verteilte.
Seine Königin, Azula, war bei der Geburt der kleinen Lea gestorben. Seitdem hatte der König nicht mehr gelächelt und alle magischen Wesen und Blaublüter aus dem Reich verbannt, nur Lea wurde, trotz blauer Haut geduldet. Fortan gehörte der dunkle Wald und die Flüsse nicht mehr zum Regierungsbereichs des Feenkönigs.
Die Feenprinzessin fand keine Spielgefährten, ihr Vater beachtete sie nicht und das Volk behandelte sie sehr abweisend, mit ausreichend Höflichkeit jedoch ohne Herzlichkeit. Lea lernte weder Liebe noch Geborgenheit kennen. In ihrer Einsamkeit vertrieb sie sich die Zeit damit durch die Lüfte des Reiches zu fliegen.
Eines Tages, sie flog gerade einen der drei Flüsse entlang, knallte ein Vogel in ihren Flügel. Sie stürzte ins Wasser und kämpfte ums Überleben. Glücklicherweise machte gerade in diesem Moment Anne, die Flussprinzessin, Schwimmübungen an genau dieser Stelle. Als sie es platschen hörte flitzte sie sofort zur hilflosen Lea und brache sie zu einem Felsen an einem einsamen Ufer.
Die Fee öffnete ihre Äuglein und sah zu Anne hoch. Erstaunt sagte sie: „Du bist ja blau!“
Anne lächelte und sprach: „Ja, so wie du. Aber du bist kein Flussbewohner. Was bist du?“
„Ich bin eine Fee.“
„Feen sind auch blau?“, fragte Anne und lächelte noch immer.
Die kleine Lea, die zuvor nie ein Lächeln geschenkt bekam, spürte eine ungewöhnliche Wärme in sich aufsteigen. Traurig sagte sie: „Nein, mein Papa ist wie ein Mensch nur mit Flügeln und Mama habe ich nie kennengelernt.“
„Willst du spielen?“, fragte Anne wie es für Kinder typisch ist.
„Kannst du denn auch auf dem Land sein?“, fragte Lea überrascht.
„Ja. Papa sagt zwar ich darf die Flüsse nicht verlassen aber er ist nicht da.“, antwortete Anne mit einem frechen Grinsen.
Ab diesem Tag trafen sich die Kinder regelmässig an ihrem geheimen Flussufer und spielten. Sie wurden die besten Freunde. Einige Jahre später jedoch wartete Lea vergeblich auf ihre Spielgefährtin. 365 Tage kam sie nachmittags zu ihrem Treffpunkt. Tieftraurig gab sie schließlich auf.
Der König der Nereiden hatte seine Tochter zur Militärschule geschickt, so plötzlich, dass Anne sich nicht von ihrer Freundin verabschieden konnte. Täglich dachte sie an ihre Fee, selbst Jahre später konnte sie Lea nicht vergessen.

Für die Fee vergingen die Jahre bis zur Volljährigkeit einsam. Sie wurde von niemandem akzeptiert und von einigen sogar diskriminiert. Als die Prinzessin volljährig war traute sie sich in den von den Menschen gefürchteten Wald. Dort traf sie auf die magischen Schmetterlinge und deren Anführer, der so groß war wie die Fee. Er erzählte der traurigen Fee von einem Zaubertrank, der all ihre Probleme lösen sollte. Der Trank der absoluten Schönheit würde ihre blaue Haut verschwinden lassen. So würde niemand mehr sehen, dass sie anders war.
Der Wunsch nach Akzeptanz und die Freundlichkeit des Schmetterlings führten dazu, dass die Fee sich auf seinen Plan einliess. Dieser wollte nämlich einen Krieg gegen das bayerische Venedig führen um damit die einstige Freiheit aller magischen Wesen wiederzuerlangen. Lea würde nach dem Sieg als Königin eingesetzt werden und zukünftig schöne Träume an alle Wesen verteilen. Vorher allerdings mussten die Menschen geschwächt werden und das ging am leichtesten indem man ihnen ihre Träume raubte, bzw. sie in Albträume verwandelte. Dafür musste Lea ihre Flügel abgeben, denn eine Fee ohne Flügel raubte mit Küssen schöne Träume. Diese Träume wiederum waren nötig um den Trank der absoluten Schönheit herzustellen. Lea hatte ihre Bedenken, denn sie liebte es zu fliegen. Andererseits war es nur vorübergehend und außerdem sehnte sie sich danach nicht mehr herablassend angesehen zu werden, deshalb willigte sie ein.
Nachts ließ sie der Schmetterling von einem Schwarm ins bayerische Venedig fliegen, wo sie so viele Küsse wie möglich stehlen sollte. Alle Menschen schliefen bereits. Die Fee schlich sich in zahlreiche Hütten und drückte allen Schlafenden einen Kuss auf die Lippen.
Morgens, als Lea längst zurück im dunklen Wald war, wachten die Menschen, die sie geküsst hatte, schweißgebadet auf. Ihre Albträume waren derart schrecklich, dass sie sich nicht mehr trauten einzuschlafen. Der Fee war nicht bewusst, wie qualvoll ihr Handeln war. Viele Menschen verloren aufgrund von Schlaflosigkeit den Verstand.
Derweil braute der Schmetterling gemeinsam mit Lea einen Vorrat des Schönheitstranks. Ein Shot wirkte zwar nur einige Stunden, jedoch hatten sie genug Träume für monatelange Schönheit gesammelt. Nach dem ersten Schluck verwandelte Lea sich in das schönste Geschöpf, welches der Schmetterling je sah. Er konnte dem Drang nicht widerstehen ihr Nahe zu sein, doch sie hatte kein Interesse. Deshalb ärgerte er einige seiner Untertanen. Wütende Schmetterlinge verströmten einen aphrodisierenden Duft.
Sie atmete den Duft ein und spürte ein unbekanntes Verlangen in sich. Daraufhin näherte sich ihr der Schmetterling und sie hatte das Gefühl genau das zu wollen. Trotzdem küsste sie ihn nicht, bis er ihr versicherte, dass die Waldbewohner seit der Verbannung keine Träume besassen. Die Fee und der Schmetterling wurden ein Liebespaar.
Durch die Wirkung des Zaubertranks musste Lea keine Küsse mehr stehlen, die Menschen gaben sie ihr, hypnotisiert von der falschen Schönheit, freiwillig. Sie küssten sich freudig in ihr Unglück.
Einige Tage später versammelten sich alle aus dem Königreich verbannten Geschöpfe im dunklen Wald um den bevorstehenden Krieg zu planen.
Die Schmetterlinge sollten mit ihren magischen Düften alle noch nicht geschwächten Menschen in eine extreme Geilheit stürzen, sodass sie, mit wilden Orgien beschäftigt, gar nicht merken würden, wie die starken, auf den Krieg vorbereiteten Nereiden das Feenschloss eroberten und den König vom Thron stürzten.

Zunächst erkannte die mittlerweile erwachsene Anne ihre einstige Spielgefährtin nicht. Doch als sie die Stimme von Lea hörte machte ihr Herz einen Sprung. Etwas verändert hörte sie sich zwar an, jedoch bestand für die Prinzessin der Flüsse kein Zweifel. Dies war ihre Fee.
Beim Wein nach der Versammlung traute sich Anne auf Lea zuzugehen. Sie erkannte Anne sofort wieder, ließ es sich aber nicht anmerken.
„Guten Abend, schöne Frau, darf ich ihnen auch ein Glas Wein einschenken?“, fragte Anne höflich.
„Gerne, vielen Dank.“, antwortete Lea freundlich, aber etwas enttäuscht. Sie vermutete, die Flussprinzessin habe sie nicht erkannt. Anne dachte das Gleiche.
Langsam löste sich die Menge auf. Der Schmetterling beobachtete Anne mit eifersüchtigen Augen. Trotzdem ging er beruhigt zu Bett, da er wusste, dass der Schönheitstranks in höchstens 10 Minuten seine Wirkung verlieren würde. Er dachte, dann würde die Flussprinzessin aufhören seiner Fee schöne Augen zu machen.
Währenddessen erzählte sie Lea von der Kornblume. In ihrer Kindheit schenkte Lea der Flussprinzessin einen Strauß der blauen Blumen. Es wurde zum Symbol ihrer Freundschaft. Anne wollte, dass Lea sich erinnerte. Lea wusste nun, das ihre Freundin sie nie vergessen hatte. Erneut stieg eine unbeschreibliche Wärmewelle in Lea hoch, das Gefühl kannte sie aus ihrer Kindheit, es war jenes Gefühl, welches sie mit Anne verband aber irgendwie war da noch mehr. Die Fee sehnte sich danach in Anne's Armen zu liegen, sie zu küssen, mit ihr zu verschmelzen.
Anne versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, als Lea ihre natürliche Gestalt annahm, sie strahlte nur überglücklich. Verzaubert setzte sie zu einem Kuss an, den Lea abblockte und dann, Müdigkeit vortäuschend, rasch verschwand. Die Flussprinzessin blieb verwirrt zurück.

Am Morgen erinnerte der Schmetterling Lea, wie jeden Morgen, sie solle ihren Trank trinken.
„Magst du mich so nicht?“, fragte Lea provozierend. Sie hatte beim nächtlichen Zähneputzen bemerkt, das Anne sie, trotz ihrer blauen Haut, angeschmachtet hatte.
„Du wolltest doch normal sein, oder?“, gab der Schmetterling kühl zurück und schenkte seiner Geliebten ein Gläschen ein.
Lea trank nichts, stattdessen ging sie zum einsamen Flussufer, seit Jahren zum ersten Mal. Dort, im Wasser, lehnte Anne an einem Felsen. Die Fee warf ihr einen kleinen Apfel an den Kopf.
„Hey, das gilt nicht! Ich war nicht vorbereitet.“, schrie Anne lachend.
„Immer diese Ausreden.“, sagte Lea mit einem Lächeln.
Wie damals, in ihrer Kindheit, spielten sie wieder miteinander bis sie völlig erschöpft auf der Wiese einander in den Armen lagen. Ihr Atem beruhigte sich, es wurde still. Ein weiteres Mal versuchte Anne die Fee zu küssen, erneut sprang Lea auf.
„Wir müssen morgen fit sein, die Schlacht geht los und wenn wir gut sind, erobern wir den Thron gleich am ersten Tag.“, sagte sie bevor sie in den Wald rannte.
Zu gern hätte sie Anne geküsst. Sie verzerrte sich danach, doch sie wollte ihr nicht durch Albträume schaden. Ihre Küsse wirkten, solange sie flügellos war, wie Gift. Und so lief sie traurig durch den Wald, trank Zuhause vom Schönheitstrank und gab sich dem Schmetterling hin.

Etwa die Hälfte der Menschen plagte sich bereits mit Schlaflosigkeit. Der Feenadel war zwar noch bei Kräften, doch ihnen würde ein Heer Nereiden gegenüberstehen.
Im Morgengrauen flogen duzende Schmetterlinge ins bayerische Venedig und verströmten ihren Duft, sodass die Menschen nach dem Aufwachen in wilden Orgien übereinander herfielen. Als die Nereiden, unter Anne's Führung, am Vormittag ins Feenreich eindrangen, blieb dies von den Menschen unbemerkt. Erst beim Angriff auf das Schloss, schlug der Adel Alarm und die Feen stürmten aus um ihr Reich zu verteidigen.
„Zielt auf ihre Flügel! Holt sie runter! Auf dem Boden haben sie keine Chance!“, befahl Anne ihren Truppen.
Schon nach kurzer Zeit lagen unzählige verletzte Körper auf dem Boden, blaues und rotes Blut vermischten sich. Die tapferen Feenkämpfer versuchten alles um das Eindringen der Nereiden zu verhindern, war es aussichtslos. Nicht nur physisch, auch an der Zahl waren die Bewohner des Wassers überlegen. Der Schmetterling meinte, man solle skrupellos mit den Feen umgehen, aber Anne befahl ihren Leuten möglichst nicht zu töten. Sie wollte die Freiheit nicht mit Mord bezahlen. Gerade als sie an das bezaubernde Lächeln ihrer Fee dachte, traf sie ein Pfeil und sie stürzte zu Boden. Mit letzter Kraft robbte sie aus der Kampfzone und versteckte sich hinter einem Busch.
Lea beobachtete, geflogen von einem Schmetterlingsschwarm, die Schlacht aus sicherer Entfernung. Als der Pfeil Anne's Schulter durchbohrte, spürte sie einen Stich in ihrer Brust.
„Lasst mich auf der Stelle runter!“, befahl Lea den Schmetterlingen.
„Der Boss hat gesagt, wir dürfen dich nicht in die Gefahrenzone bringen. Befehl ist Befehl.“, erwiderte einer der Schmetterlinge gelassen.
„Wenn ihr mich nicht sofort zum Schloss fliegt, zermatsche ich euch mit meinen Händen, verstanden!?“, schrie Lea außer sich.
„Ähm.“, bekam sie von dem Schwarm im Chor als Antwort.
„Aber flott!“
In der Nähe des Kampfgeschehens setzten die Schmetterlinge die Fee ab. Sie folgte ihrem Gefühl und stolperte über Anne's Beine.
„Anne!“, sagte sie laut. „Anne, wach auf!“
Die Flussprinzessin regte sich nicht.
„Verflucht Anne, mach die Augen auf!“, schrie Lea und verpasste Anne eine Ohrfeige.
„Kannst du eigentlich auch zärtlich sein?“, fragte Anne benommen.
„Du lebst.“ Lea stöhnte erleichtert auf und schloss Anne in ihre Arme.
„Wasser, bitte Lea, Fluss.“, bat Anne, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor.
Die Fee sammelte all ihre Kraft und hob die muskulöse Flussprinzessin hoch. Hoffentlich würde sie unterwegs kein weiterer Pfeil treffen.
Endlich am Wasser ließ sie Anne fallen. Es platschte, die Fee wartete und wartete und fragte sich ob Flussbewohner ertrinken könnten. Plötzlich tauchte Anne's Kopf auf der Wasseroberfläche auf.
„Zärtlichkeit ist dir ein Fremdwort, oder?“, sagte sie vorwurfsvoll, lächelte aber schon nach zwei Sekunden.
„Gehts dir besser?“, fragte Lea besorgt.
„Ja, im Wasser schließen sich meine Wunden ganz schnell.“, antwortete sie und Lea atmete erleichtert aus. Beide lächelten sich glücklich an.
Nachdem Anne aus dem Wasser gestiegen war, steuerte sie gezielt auf ihre Lebensretterin zu. Diese wich zum wiederholten Male einem Kuss aus.
„Ich kann nicht.“, entschuldigte sich Lea und schaute zu Boden.
„Wegen dem Schmetterling?“, fragte Anne vorsichtig nach.
„Ich will dir deinen Traum nicht stehlen.“, sprach Lea mit Tränen in den Augen.
„Was ist ein Traum?“, fragte Anne verwirrt und lehnte ihren Kopf in den Nacken.
„Was?“, Lea fragte ungläubig nach.
„Sterb ich ohne Traum?“
Lea überlegte kurz und erklärte schließlich: „Schöne Träume schenken dir Energie für den Tag indem sie deine Gedanken, zum Beispiel, mit Wolken aus Zuckerwatte, Gummibärchenregen und den Personen die du lieb hast füllen. Wenn du schön träumst, denkst du an etwas, das dich extrem glücklich macht.“
„Also habe ich jahrelang von dir geträumt?“
„Du hast nachts immer von mir geträumt?“, fragte Lea gerührt nach.
„Nein, nachts, wenn ich schlafe, ist nichts. Aber jeden Tag habe ich an dich gedacht und es hat mich glücklich gemacht.“, antwortete Anne.
„Du kannst nicht träumen?“, hakte Lea erneut nach.
„Wenn Träume glücklich machen, bist du mein Traum.“
Diese Worte hörend, stürzte Lea in Anne's Arme und gab ihr den Kuss nach dem sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit gesehnt hatte.

Unterdessen war das gesamte Feenreich im Krankenhaus, der Feenkönig stand hinter Gittern dem Schmetterling und dem König der Nereiden, Mavi, gegenüber. Endlich konnten sie den in ihren Augen bösen Feenkönig zur Rede stellen und in Erfahrung bringen, weshalb er sie und ihre Völker vor Jahren aus seinem Reich verbannt hatte.
Fairen blickte nur angewidert den Nereidenkönig an und dann den Schmetterling.
„Deine Viecher haben die Menschen zu sehr verwirrt. Wegen ihren widerlichen Düften haben die Menschen ihre Arbeit vergessen.“, sagte der Feenkönig kalt.
„Schmetterlinge sind friedlich. Solange man sie nicht provoziert, wehren sie sich nicht. Als König hättest du die Schwächeren beschützen müssen, stattdessen hast du uns verbannt.“, entgegnete der Schmetterling.
Fairen grinste nur spöttisch.
„Was war mit uns?“, fragte Mavi wütend. „Wir haben für dich gearbeitet, wir haben die Brücken gebaut, die Dämme gebaut und das Wasserversorgungssystem installiert. Wir haben alles getan um uns in dein Gesellschaftssystem zu integrieren. Und hast du uns verbannt! Warum? Konntest du unsere blaue Haut nicht mehr ertragen? Warst du, oberflächliches Arschloch, derart von unserer Andersartigkeit angewidert?“
Hasserfüllt schaute der Feenkönig den Flusskönig an und sprach: „Tu nicht so scheinheilig. Du weißt genau was du verbrochen hast. Ich hab euch gesehen! Ihr habt euch heimlich getroffen und als Lea auf die Welt gekommen war hatte ich die Bestätigung. Azula hat mich mit dir betrogen! Deshalb ist Lea blau! Sie ist nicht meine Tochter, sie lebt nur hier weil ich Azula trotz allem geliebt habe.“
Schockiert und sprachlos stand der König der Flüsse da. Auch der Schmetterling war perplex. Nun ergab alles einen Sinn.
„Lea ist eine Fee.“, sagte der Schmetterling nur.
„Ja, so wie ihre Mutter. Und sie ist eine Nereidin wie ihr Vater.“, ergänzte Fairen.
Mavi und der Schmetterling schauten sich ungläubig an. Der Feenkönig hatte also nie von dem Geheimnis seiner Frau erfahren.

Damals, als die Anwesenden Anfang zwanzig waren, suchte Fairen eifrig nach einer Frau. Jede Woche gab er einen Ball aber die Richtige war nicht dabei. Die Feen waren ihm zu abgehoben, die Menschen zu festgefahren.
Mavi's Schwester, Azula, war heillos in Fairen verliebt. Doch dieser, oberflächlich und blind für die Blaublüter, bemerkte sie nicht.
Der Schmetterling, dessen Herz heimlich für Azula schlug, erzählte ihr von einem Trank, der sie von ihrer blauen Haut befreien würde. Allerdings brauchten sie für diesen Trank schöne Träume. Sie beschloss ihre eigenen zu verwenden und so braute sie, zusammen mit dem Schmetterling, einen Jahresvorrat des Schönheitstranks.
Nachdem sie, verzaubert, auf dem nächsten Ball auftauchte, bemerkte Fairen sie sofort. Er forderte sie zum Tanzen auf und ließ sie nie wieder gehen. Ihre falsche Schönheit fesselte ihn. Aber Tage später verschönerte Azula sich für ihn noch mehr, denn er lernte ihre innere, wahre Schönheit kennen und verliebte sich in sie.
Während der Hochzeitsvorbereitungen war Azula längst schwanger.
Der Schmetterling, den die zukünftige Königen regelmässig wegen dem Trank besuchte, kochte vor Eifersucht. Sie sollte zu ihm gehören und nicht zu dem Feentyp! Die Flügel des Schmetterlings waren viel größer! Weshalb wollte Azula nicht ihn? Er beschloss, sie mit seiner Macht an sich zu binden, wenn sie nicht freiwillig ihm gehören wollte. Den Trank wollte er ihr nur noch dann geben, wenn sie sich ihm hingab. Sie weigerte sich, schrie den Schmetterling verzweifelt an. Dieser blieb kühl und bewarf einige seiner Schmetterlinge mit Kirschen. Wütend strömten sie ihren aphrodisierenden Duft aus, Azula atmete diesen tief ein und erlag nun den Flügeln des Schmetterlings.
Sie schämte sich sehr für ihren Treuebruch und suchte ein offenes Ohr bei ihrem Bruder, der ihr dazu riet endlich ehrlich zu Fairen zu sein. Doch sie hatte Angst. Sie fürchtete, er würde die Hochzeit absagen, sobald er ihr wahres Gesicht sehen würde. Sie hatte Angst ihn zu verlieren. Deshalb ließ sie sich weiterhin vom Schmetterling verführen und spielte ihrem Verlobten die glückliche Braut vor. Nachts quälten sie Albträume, am Tag ihre Gedanken. Wie sollte sie ihm das erklären, falls ihr gemeinsames Kind tatsächlich ihre Hautfarbe haben würde?
Kurze Zeit nach der Hochzeit bekam Azula die Wehen und war außer Stande ihrem Mann von ihrem wahren Geschlecht zu erzählen. Monatelang hatte sie in angelogen und behauptet, mit nur einem Flügel auf die Welt gekommen zu sein. Sie sich diesen entfernen lassen, damit niemand Spuren dieses Geburtsfehlers sah.
Einen Augenblick nachdem Lea das Licht der Welt erblickt hatte, sah Azula zum letzen Mal ihren Mann und seinen schockierten Ausdruck als ihm die Hebamme ein blaues Baby in die Arme legte.
Fairen sperrte sich in seinem Zimmer ein. Nur manchmal ging er zur kleinen Lea, sah sie an und weinte. Er fühlte sich hintergangen und gleichzeitig traurig seine Frau nie wiederzusehen. In der Nacht, bevor es zur Verbannung aller Zauberwesen und Nereiden aus dem Feenreich kam, öffnete Fairen in dem Moment die Tür zum Babyzimmer, als der Schmetterling Lea durch das Fenster entführen wollte. In seiner Obsession wollte dieser das einzige besitzen, dass Azula zurückgelassen hatte. Fairen vertrieb ihn.
In seiner Wut verfasste er ein neues Gesetz, welches bei Morgengrauen in Kraft treten sollte.
Der Feenkönig nahm den Nereiden und den Zauberwesen das Schönste, das er kannte. Die Fähigkeit zu träumen. Fortan sollten sie die dunklen Nächte ausharren und nichts schönes haben, das sie fröhlich stimmte.

Mavi erzählte dem Feenkönig, dass Azula seine Schwester war und von der Täuschung des Trankes. Auch von der Angst, die seine Schwester davor hatte, ihm die Wahrheit zu sagen.
Traurig schaute Fairen an Mavi vorbei zur Wand: „Sie dachte, ich hätte sie nie geliebt? Ja, ich habe zuerst ihre Erscheinung bemerkt aber Azula war das wunderbarste Wesen, welches ich je kennengelernt habe. Ich habe sie geliebt.“
Der Schmetterling verpasste dem Feenkönig einen Flügelschlag und schrie ihn an: „Hör auf zu heulen! Du bist hier nicht das Opfer! Was ist mit Lea? Sie ist deine Tochter! Hast du ihr das je gezeigt? Nein, du hast sie behandelt wie eine Krankheit. Was die Verbannten betrifft. In deinem Hass hast du dich an uns für etwas gerächt, für das unsere Völker nichts können. Der Einzige, den du hättest bestrafen dürfen, war ich. Ich liebte deine Frau und nun liebe ich deine Tochter. Ich werde Lea heiraten.“
„Wer wird mich heiraten?“, Lea und Anne kamen gerade durch die Tür, Hand in Hand.
Als der Schmetterling das neue Liebespaar erblickte wurde er eifersüchtig und wütend. Wie ein Tornado drehte er sich im Kreis und verströmte seinen Duft im gesamten Raum.
„Halt die Luft an.“, sagt Lea schnell zu Anne.
Die Könige konnten nicht so schnell reagieren. Beide atmeten eine Wolke des berauschenden Duftes ein, sahen sich an und stürzten sich notgeil aufeinander. Der Schmetterling drängte sich zwischen das Liebespaar, schnappte nach Anne und flog mit ihr durch das Fenster. Mit weit aufgerissenen Augen sah Lea ihrer Liebsten nach.
Im Schloss war keine Fee mehr in der Lage zu fliegen. Ihre eigenen Flügel befanden sich im dunklen Wald. Sie fühlte sich hilflos. Dem Schmetterling war alles zuzutrauen. Hoffentlich würde sie es rechtzeitig schaffen. Lea rannte über die Brücke in Richtung Wald. Auf dem Weg holte sie ein Schwarm Schmetterlinge ein.
„Helft mir!“, hechelte sie verzweifelt.
„Der Boss klatscht uns an die Wand.“, gab einer der Schmetterlinge zurück.
„Ich werde euch beschützen, versprochen. Ihr werdet für immer einen Ehrenplatz im Schlossgarten haben.“, versprach Lea und bat: „Bitte, beschützt Anne.“
Der Schwarm löste sich auf und verschwand. Sobald Lea, außer Atem, ihre Flügeln anlegte, fühlte sie sich wie neu geboren. In Windeseile stieg sie in die Lüfte. Hoch über den Bäumen schaute sie sich um und fand den Schmetterling mit Anne, tausend Meter über dem Boden, eine für die Flussprinzessin lebensgefährliche Höhe. So schnell sie konnte, flitzte Lea zu ihnen. Sowie der Schmetterling sie bemerkte, verlangsamte er seinen Flügelschlag. Anne, die die Höhe nicht gewohnt war, verlor aus Angst ihr Bewusstsein.
„Willst du zusehen wie deine Liebste zu Matsch wird?“, fragte der Schmetterling die herbeieilende Fee.
„Lass sie los! Ich meine, setz sie unten ab!“, befahl Lea.
„Damit du sie wachküssen kannst? Vergiss es!“, sagte der Schmetterling scharf und fügte vorwurfsvoll hinzu: „Ich habe dir alles gegeben. Und du?“
„Lass sie leben, bitte.“, flehte ihn Lea an.
„Wenn du meine Frau wirst, vielleicht.“, schlug der Schmetterling vor.
„Alles was du willst.“, antwortete Lea weinend.
Durch Lea's Gefühle für Anne verletzt, ließ er die Flussprinzessin fallen und stürzte sich auf die Fee um die Rettung des Blaubluts zu verhindern. Lea versuchte sich aus den Fängen des Schmetterlings zu befreien. Mit Erfolg. Doch als sie endlich, verfolgt vom Schmetterling, am Boden ankam, lag Anne bereits da. Heulend kniete sich die Fee zu ihrer Freundin, er flatterte zufrieden neben ihr.
„Wenn du willst, werfe ich sie wie einen toten Fisch zurück ins Wasser.“, schlug er grinsend vor und lag auch schon auf dem Boden. Anne war über ihm und hatte zwei Stöcke in seine Flügel gebohrt.
„Wiederhol das!“, forderte sie den Schmetterling auf.
„Hast du Blauschimmelkäse noch nicht genug?“, fragte er sie grinsend.
„Du gemeiner, böser Schmetterling!“, schrie die Flussprinzessin.
Er lachte nur: „Mehr fällt dir nicht ein?“
Sie bohrte das Holz tiefer in seine Flügel und sprach weiter: „Ich gebe dir fünf Minuten um das Land zu verlassen. Lässt du dich je wieder im bayerischen Venedig oder Umgebung blicken, werde ich es nicht bei zwei Löchern belassen. Flieg davon und komm nie mehr zurück.“
In Anne's eiskalten Augen erkannte er den Ernst seiner Lage und verschwand wortlos.

Die Prinzessinnen lagen sich glücklich in den Armen, während der Schmetterlingsschwarm, der sich vor ihrem Anführer versteckt hatte, sie zurück ins Schloss flog. Im Feenschloss bat Fairen seine Tochter um Verzeihung. Zum ersten Mal schloss er Lea in die Arme und von da an täglich mehrmals.
Trotz aller Verletzungen herrschte im gesamten Reich eine fröhliche Stimmung. Alle feierten die Wiedervereinigung der Völker.
Fairen und Mavi fühlten sich auch ohne die magischen Düfte der Schmetterlinge zueinander hingezogen und regierten fortan gemeinsam über das bayerische Venedig und verteilten schöne Träume an alle Bewohner.
Die Schmetterlinge lebten, wie versprochen für die Rettung von Anne, in den Schlossgärten und wurden nur noch selten von jemandem geärgert. Immer nur dann, wenn jemand seine Libido wiederbeleben wollte. Listig wie die Schmetterlinge nunmal sind, produzierten sie aus ihren Düften ein Parfüm und verkauften ihr Aphrodisiakum gewinnbringend.
Lea und Anne bauten sich eine Hütte an ihrem Flussufer, gründeten eine Familie und lebten glücklich und zufrieden zusammen.



copyright © by Soñadora90. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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