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Plus Minus Null

von machuca


Aus einer Laune heraus spreche ich sie an, aus diffuser Neugier, die intentionslos dem alkoholgebahnten Weg folgt. Eine verbale Ohrfeige erwartend haue ich irgendeine Belanglosigkeit heraus, trotz der in den Taschen vergrabenen Händen sprungbereit. In irgendeinem Winkel ihres alkoholgetränkten Hirns resoniert die Bemerkung- sie antwortet. Satzfetzen um Satzfetzen, der kaum die wummende Musik zu übertönen vermag und dennoch mehr als genug erzählt. Aufgesetzte Fröhlichkeit, zu viel Alk, zu viel Frust, auf Kollisionskurs. Willkommen im Club. Mehrfach will ich mich abwenden, aber der fatalistische Magnetismus aus vermeintlich solidarischem Schmerz und Alkohol erweist sich als ebenso starker Kleber wie der scherbenbedeckte, pappig unter den Füßen schmatzende Boden. Um diese Zeit hat sich die Tanzfläche bis auf ein paar traurige Restzombies gelichtet und dennoch steht sie auf einmal dicht vor mir. Schaut mich an und kommt näher, jegliche rüde Kumpelhaftigkeit auf einmal verschwunden. Sogar mein naiver, beduselter Kopf bemerkt, dass der Wind sich gedreht hat. Verwirrung, animalischer Instinkt und ein letzter Funken empört "Lass es" schreiender Rationalität vermischen sich, als ich sie berühre. Wie tief man wohl sinken kann, muss es uns beiden durch den Kopf gehen, während wir tanzen und sie mich immer wieder ansieht, meine flüchtenden Augen zum Blickkontakt zwingt. Ich weiche nicht mehr, ich warte. Während sie, mich immer noch ansehend, einem noch viel besoffenerem Freund die Schuld am Imminenten gibt. Immer und immer wieder. Muss wohl der Alk sein, der mir diese wunderbare Isolierung vom Affekt schenkt, denn obwohl die scharfkantige Realität ihrer Worte bestechend klar zu mir durchdringt, könnte mir die Beleidigung nicht weniger egal sein. Fingerzeig auf mich- das. Das. DAS. Ein Artikel, der mir die Zugehörigkeit nimmt, die jeder als selbstverständlich in Anspruch nimmt.
Ihr Frust muss tierisch sein, denn sie wendet sich mir wieder zu, klebt fast an mir. Und wieder ihre Augen, als ob sie mich röntgen wolle. Wieder das leicht spöttische Lächeln, das mir zeigt, dass ihr Ähnliches durch den Kopf geht. Wieder kommt sie näher- nur um dann auf Abstand zu gehen.
Wieder und wieder wiederholt sie, anfangs noch leicht nuschelnd, dann auf einmal laut und klar, warum, sorry es nicht geht.
Du bist ein Es. Ein Es. EIN ES.
Auf dem Heimweg danke ich dem Alk, der mich vor einer Reaktion auf diese zwei Buchstaben bewahrte, die mir sowohl das eine als auch das andere absprechen und mich ins Niemandsland dazwischen verweisen.



copyright © by machuca. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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