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Stories » Detail

Roof Stories - Story 2 (Part 1)

von cappuccino007


Roof Stories - Story 2

Hinter dem Vorhang
Behind the Curtain

Es war eine von den unzähligen Übernachtungen bei Miri gewesen, als Hanna sich bei ihr outete. Die orangefarbenen Ziffern auf dem Wecker zeigten Zwei Uhr morgens, doch die beiden Mädchen waren kein bisschen müde, ganz im Gegenteil. Sie lagen immer noch quatschend wach, Miri in ihrem Bett und Hanna auf einer Matratze am Boden. Miri beschwerte sich über einen Jungen aus ihrer Klasse, in den sie verknallt war und genau wusste, dass er auch auf sie stand, sich aber nicht traute den ersten Schritt zu wagen. Hanna hörte ihr jedoch gar nicht wirklich zu.
Die Arme unter dem Kopf verschränkt, starrte diese zur Decke hoch und rang mit dem Gedanken Miri ihr Geheimnis anzuvertrauen. Früher oder später würde sie es ihr sagen müssen, immerhin war Miri ihre beste Freundin. Und in dieser Nacht schien der passende Moment dafür gekommen zu sein. Andererseits hatte sie Angst vor Miris Reaktion, da sie keine Ahnung hatte, wie diese zum Thema Homosexualität eingestellt war.
„Ich meine früher sind die Männer doch auch auf die Mädchen zugegangen, und nicht anders herum! Also wenn er etwas von mir möchte, muss er mich ansprechen, Basta! Oder wie siehst du das Hanna?“, fragte Miri auf einmal, die in ihrem Bett mehr oder weniger einen Monolog geführt und dazu wild gestikuliert hatte.
„Ja… ja doch das würde ich auch sagen.“, antwortete Hanna, die gedanklich immer noch abwesend war.
„Eben! Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass Alexander dich seit Neuestem immer beobachtet?“, fragte Miri auf einmal verschmitzt grinsend.
„Was? Nein…“
„Doch, doch! Das habe ich jetzt schon ein paar Mal mitbekommen. Der guckt dich immer ganz schüchtern von der Seite an. Ich glaube der hat ein Auge auf dich geworfen! Wäre der nicht was für dich?“
„Was, Alex? Nein, bloß nicht!“, erwiderte Hanna abgeneigt.
„Wieso nicht? Er sieht gut aus, ist einigermaßen intelligent und er hat im Vergleich zu vielen anderen Jungs aus der Klasse Anstand. Also ich finde ihr würdet super zusammen passen!“
„Würden wir nicht!“, erwiderte Hanna gereizt.
„Warum nicht?“, fragte Miri ungläubig.
Nun war der Moment gekommen. Eine bessere Einleitung hätte Miri ihr gar nicht geben können, „Weil… weil er ein Junge ist.“
Miri lachte, „Haha, ja ich weiß, dass er ein ziemlich jungenhaftes Gesicht hat, aber keine Sorge, der wächst schon noch zu einem stattlichen Mann heran!“
„Nein so meine ich das nicht!“, begann Hanna und schluckte schwer, „Ich… ich steh nicht auf Jungs. Ich stehe auf Mädchen.“
Hanna spürte wie ihre Schläfen pochten und wie trocken ihr Mund geworden war. Einige Sekunden herrschte Stille, dann erst kam von Miri ein überraschtes, „Oh… okay…“
Auf einmal konnte Hanna die Umrisse von Miris Kopf über sich erkennen, als diese sich aus ihrem Bett lehnte und interessiert fragte, „Stehst du so richtig auf Mädchen oder nur so halb?“
Das war wieder typisch Miri und obwohl ihr gerade gar nicht dazu zu Mute war, musste Hanna grinsen „So richtig.“
„Also bist du… lesbisch?“
„Ja. Ich bin lesbisch.“
„Okay.“, war die knappe Antwort von Miri, die sich wieder zurück ins Kissen fallen ließ und grübelte, „Zugegeben, damit habe ich nicht gerechnet. Wow, das ist wirklich… wow! Wie lange weißt du denn schon, dass du dich eher für das weibliche Geschlecht interessierst?“
„Seit etwa einem Jahr.“
„So lange schon? Warum hast du mir das denn nicht gesagt?“, fragte Miri verwundert.
„Weil ich nicht wusste wie du reagierst. Ich hatte Angst, dass du mich danach vielleicht mit anderen Augen siehst.“
„Pff!“, machte Miri nur und sprach dann zur Matratze runter, „Klar wird es am Anfang ein bisschen ungewohnt sein, dass unsere Mädchengespräche ab nun auch zum Teil wirklich um Mädchen handeln werden, aber das ist nur eine Gewöhnungssache. Hanna, du bist meine beste Freundin. Und egal ob du lesbisch bist, plötzlich vegan leben möchtest oder irgendwann zum Buddhismus konvertierst, das wirst du auch für immer bleiben.“
Der Stein, der Hanna in diesem Moment vom Herzen fiel wog bestimmt ein paar Tonnen. Und das Gefühl der Erleichterung und der Freude, es endlich jemandem gesagt zu haben, war schier unendlich.
Diese Nacht war nun etwa ein halbes Jahr her. Das Hanna sich eingestanden hatte, lesbisch zu sein, ein bisschen mehr als eins. Sie und Miri waren schon seit gut sieben Jahren beste Freundinnen. Unbiologische Schwestern. Kennengelernt hatten sie sich in der fünften Klasse. Damals war Miri noch ein pummeliges, quirliges Mädchen mit fester Zahnspange und hellblonden Bobb gewesen, das gerne allmöglichen Quatsch anstellte. Heute hingegen hatte sie ein paar Kilos weniger auf den Hüften und auch ihr Gesicht war deutlich schmäler geworden. Ihre Zähne standen mittlerweile in einer Reihe und das hellblonde Haar, das nun glatt über die Schulter reichte, war noch einen Ticken heller geworden. Eine Quacksalberin war sie aber nach wie vor. Die gemeinsamen Campingurlaube während der siebten und achten Klasse, die alljährlichen Besuche auf dem Weihnachtsmarkt sowie die Sommernächte auf Miris Balkon mochte Hanna nicht missen.
Letzten Freitag hatte sie Miri von ihrem Besuch im LLoft erzählt und diese hatte sich unglaublich gefreut, dass Hanna nun endlich eine Anlaufstelle gefunden hatte. Doch obwohl sie kein Problem damit hatte, dass ihre beste Freundin auf Mädchen stand, merkte Hanna doch, dass es für Miri manchmal noch ein wenig ungewohnt oder gar seltsam war über dieses Thema zu reden. Aber mit der Zeit würde das hoffentlich besser werden.
All diese Erinnerungen schwirrten Hanna auf ihrem Heimweg von der Schule im Kopf umher. Nachdem sie ihrer kleinen Schwester Luisa noch beim Geschirreinräumen geholfen hatte, schlüpfte Hanna um viertel nach fünf nochmal in ihre Sneakers und nahm ihren Schlüssel vom Haken, „Ich bin nochmal weg!“
Herr Reiser, der gerade das Geschirr abspülte, streckte seinen Kopf aus der Küche, „Wo willst du hin?“
Hanna hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Vater nachfragen würde. Eigentlich war ihre Mutter der neugierige Elternteil und da diese noch in der Arbeit war, hatte sie sich keine Ausrede überlegt, also musste sie improvisieren
„Zu Miri. Wir wollen zusammen Mathe lernen, für die Kurzarbeit nächste Woche,“ log Hanna und presste den Schlüssel, den sie sich in die Jackentasche gesteckt hatte, in ihrer Faust zusammen. Sie spürte wie das Metall heiß wurde.
„Ah okay. Na dann viel Erfolg! Komm aber nicht zu spät nach Hause!“, antwortete der gemütliche Brillenträger und nickte seiner Tochter zu.
„Mach ich! Bis später!“, sagte Hanna und zog eilig die Tür hinter sich zu.

Sobald das Publikum verstummte und sich alle Blicke nach vorne wandten, sobald der Vorhang aufging und die Schweinwerfer die Bühne beleuchteten, war es für Hanna so, als würde sie eine unbekannte Welt betreten. Wie würden die Schauspieler das Stück herüberbringen? Wie gut würde den Zuschauern das Stück gefallen? Wie würde es ihr selbst gefallen?
Hanna liebte das Theater. Diese Form der künstlerischen Darstellung war die Schönste und Unterhaltsamste, die sie kannte. Bei einem Theaterstück war es nicht wie beim Film oder Fernsehen. Wenn man dort eine Szene vermasselte, dann rief man einfach "Schnitt" und drehte ganze noch einmal. Während einer Theatervorstellung konnte man das nicht. Da hatte man für jede Szene, jeden Satz nur einen Versuch. Auch deshalb war das Theater für Hanna die wohl ehrlichste Form der Schauspielerei.
Bereits im Kindergartenalter war sie von Büchern fasziniert gewesen. Da Hanna zu dieser Zeit noch nicht lesen konnte, bat sie ihre Erzieherinnen oder ihre Eltern zuhause, ihr diese seltsamen Zeichen, die so viele schöne Geschichten ergaben, laut vorzulesen. Als Hanna in die Grundschule kam, war es daher kein großes Wundern, dass sie sich als eine wahre Leseratte entpuppte. Sie verschlang Bücher, wie andere ihre tägliche Packung Cola-Kracher. Ihre Leidenschaft fürs Lesen behielt Hanna auch als sie aufs Gymnasium wechselte und die Bücher dicker und die Literatur anspruchsvoller wurde.
Mit der Zeit fing Hanna damit an eigene Geschichten zu schreiben. Anfangs waren es nur Gedichte oder kleine Texte, doch nach und nach wagte sie sich auch an längere Stücke. Miri war eine der ersten Personen der Hanna eines ihrer noch amateurhaften Werke zu Lesen gab und diese war von Anfang an überzeugt, dass ihre beste Freundin ein Talent fürs Schreiben hätte.
Hanna wollte ihre Texte aber nicht nur für sich schreiben, sondern auch für andere. Deshalb trat sie in der achten Klasse der Theater AG bei. Dort agierte sie und hin wieder als Komparsin, doch viel lieber arbeitete sie hinter der Bühne. Sie bastelte mit an den Requisiten, half beim Erstellen des Bühnenbildes oder bei den Schauspielproben. Die leitende Lehrkraft, Frau Kleber, erkannte relativ bald Hannas Kreativität und als diese ihr erzählte, dass sie in ihrer Freizeit selbst eigene kleine Stücke schrieb, bat sie um eine Leseprobe. Und Hannas Lehrerin war begeistert von dem was sie da las. Ab da schrieb Hanna immer mal wieder kleine Szenen für das Schultheater. Für sie war es das Schönste, wenn diese dann aufgeführt wurden und die Zuschauer wie erhofft begeisterten. Das war ein Grund warum sie Bücher und Theaterstücke so liebte. Weil sie die Fantasie der Menschen für eine kurze Zeit auf Reisen schicken konnten.
Ein anderer Grund aber war, dass man als ihr Autor den Verlauf der Geschichten bestimmen konnte. Wer war der Held der des Stücks, wer der Bösewicht? Sollten sich die Träume der Protagonisten erfüllen oder in Rauch aufgehen? Das alles konnte man selbst in die Hand nehmen, wenn man Geschichten schrieb. In der Realität hingegen war man selbst ein Protagonist in einem Buch namens Leben. Alles in allem war Hanna sehr zufrieden mit sich und dem ihren. Doch es gab eine Sache, die sie gerne umgeschrieben hätte.
Wenn es um das Thema Liebe ging merkte sie schon früh, dass sie anders war als ihre Freundinnen. Während diese immer mal wieder für einen Jungen schwärmten oder sogar schon ihren ersten oder zweiten Freund hatten, konnte Hanna sich hingegen nicht daran erinnern, sich auch nur ein einziges Mal ansatzweise für einen Jungen interessiert zu haben. Zwar fand sie den Ein oder Anderen vom Aussehen her hübsch und vom Charakter her angenehm, doch das war es auch schon. Für Hanna waren die Herren der Schöpfung einfach nur das andere Geschlecht, das ebenfalls dort draußen in der Welt umher lief.
Bei ihr war es nie so wie bei Miri. Deren Augen fingen stets an zu funkeln, wenn sie von einem neuen Objekt der Begierde sprach. Und bei Miri wechselte dieses gefühlt alle zwei Wochen. Wie sehr wünschte sich Hanna, sie würde sich nur ein einziges Mal verlieben. Es war ja nicht so, dass sie mit Scheuklappen durch die Gegend lief.
Ihre Blicke aber blieben auffällig oft an Mädchen hängen. Die Art wie sie sich bewegten oder gestikulierten, die zarten Gesichtszüge oder einfach die Person an sich sprachen Hanna mehr an. Wenn Hanna ein Mädchen auf diese Art bewunderte, so war sie sich sicher, dass das nur daran lag, weil ihr deren Frisur oder Kleidungsstil gefiel. Immerhin kam es ja manchmal vor, dass ein Mädchen ein anderes Mädchen toll fand.
Hanna empfand das als ein wenig verwirrend, doch sie hatte auch Niemanden mit dem sie darüber hätte reden können. Denn sie war sich sicher, dass dies ihre Freundinnen rund um Miri kein bisschen interessiert hätte. Ganz im Gegensatz zu Jungs natürlich. Bei diesen Gesprächen hielt sich Hanna immer raus. Nur wenn die Anderen explizit nach ihrer Meinung fragten, gab sie diese Kund und erzählte irgendetwas, das sie in Wirklichkeit gar nicht so empfand. Sie kam sich vor, wie ein Viereck unter Kreisen. Aber sie wollte nicht anders sein. Sie wollte dazu gehören.
Deshalb hatte sie in der Siebten auch behauptet, in einen Typen aus der Parallelklasse verknallt zu sein. Tatsächlich war er ihr ganz sympathisch, deswegen ergriff sie im Schullandheim die Möglichkeit und küsste ihn am gemeinsamen Karaoke-Abend. Es war Hannas erster Kuss gewesen und eigentlich halbwegs akzeptabel. Gefühlsmäßig änderte er aber rein gar nichts bei ihr. Jungs waren nach wie vor nicht spannend. Mit der Zeit gab sie sich damit ab, ein Spätzünder zu sein was Jungs betraf. Irgendwann würde sie schon ihren ersten Freund haben.

Als Hanna diesmal in der Gebäudeanlage ankam, wartete kein Begrüßungskomitee in Form von Charly auf sie. Sie ging zügig über den Innenhof, der heute mit Menschengeplapper und Hundegebell erfüllt war. Der Springbrunnen war nach wie vor still gelegt und die späte Nachmittagssonne tauchte ihn in glänzendes Gold.
Ihr kam es so vor, als würden die Leute, die hier einkauften genau wissen wohin Hanna ging. Immerhin war sie ein junges Mädchen und in dieser Anlage gab es einen Treffpunkt für lesbische und bisexuelle Mädchen. Aber nein, so ein Quatsch, sie dachte schon wieder viel zu viel nach. Die meisten, die hier unterwegs waren, wussten bestimmt nicht einmal von der Wohnung im hinteren linken Gebäude.
Als sie im Treppenhaus ankam wurde ihr wieder flau im Magen, aber diesmal vor Freude. Etwas aus der Puste erreichte sie schließlich die Regenbogenpforte und trat ein. Im Vergleich zu der vorherigen Woche war es ziemlich leer. Im Hintergrund spielte leise die Musik und nur an einem Tisch saßen vier Damen, die auch letztes Mal da gewesen waren. An der Bar erkannte Hanna jedoch sofort die vertraute Person von Rosalie, die über ein Buch gebeugt war. Heute trug sie ein schwarz-weiß kariertes Minikleid und ihr weinrotes Haar wurde von einer schwarzen Rose verziert.
„Hi!“, begrüßte Hanna sie, während sie aus ihrem Parka schlüpfte. Rosalie blickte von ihrem mindestens fünf Kilo schweren Roman auf und ein warmes Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit, „Hanna! Hi! Schön, dass du wieder da bist! Lass dich drücken!“
Etwas überrascht trat Hanna auf die flippige Barkeeper zu und umarmte sie. Sie war erst einmal hier gewesen, aber trotzdem kam es ihr so vor, als hätten die anderen sie schon zu Hundertprozent aufgenommen. „Also hat es dir letzten Donnerstag gefallen?“, fragte Rosalie fröhlich.
„Und wie!“, antwortete Hanna und vernahm von der linken Seite des Raumes auf einmal Schritte und drehte sich um. Eine große Nerdbrille, die von orangerotem Haar umgeben war stand auf einmal neben ihr.
„Charly!“, brüllte Hanna los.
„Hanna! Da bist du ja!”, brüllte die Brillenträgerin zurück und beide umarmten sich herzlich.
„Wo sind die Anderen? Ist heute keiner da?“, wollte Hanna wissen.
Charly trat zur Bar und spähte in den Kühlschrank, „Doch doch! Die sind im Gaming Zimmer, komm einfach mit mir mit. Aber davor hätte ich gern ein Bier!“
Rosalie holte eine gekühlte Flasche Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie rustikal und schob es elegant über die Theke zu Charly, „Prost!“
Hanna verzichtete erst mal auf ein Getränk und folgte Charly unauffällig zum Gaming Raum, der in der gleichen Richtung lag wie die Toiletten. Sie traten durch einen Türrahmen und direkt gegenüber befand sich eine rote Tür, die einen Spalt weit geöffnet war. Charly trat ein und Hanna folgte. Im ersten Moment hatte sie den Eindruck, sie wäre in einer Spielhölle gelandet.
Mitten im Raum standen ein Kicker, ein Billardtisch sowie eine Airhockeyplatte. Etwas weiter hinten hatte man mehrere Regale aneinandergereiht, die nun von der Wand bis zur Mitte des Zimmers eine Art Raumtrenner darstellten. Vollgestopft waren sie mit diversen Brettspielen wie Twister, Mensch ärgere dich nicht oder Activity. Während sie sich nach wie vor begeistert umschaute, ging Charly an den Regalen vorbei.
Hinter diesen befand sich eine riesige Eckcouch, zwei Sessel, mehrere Sitzsäcke sowie duzende Kissen. Auf der dunkelroten Couch hatte sich Pia genüsslich ausgebreitet und einen Laptop auf ihrem Bauch abgestellt. In einem smaragdgrünen Ohrensessel daneben saß Vanny, die sich angeregt mit Pia unterhielt. Charly setzte sich auf einem Sitzkissen nieder und zückte ihr Handy, „Guckt mal wen ich mitgebracht habe!“
Die beiden kurzhaarigen Mädchen blickten gleichzeitig auf und fingen das Grinsen an.
„Ja, da ist ja die Hanna!“, rief Pia während Hanna auf sie zutrat und sie umarmte.
„Du bist wieder da!“, freute sich auch Vanny und umarmte sie als Nächstes.
„Ja klar, das habe ich doch letztes Mal gesagt oder?“, erwiderte Hanna lächelnd.
„Okay gleichmal eine Frage! Findest du Anna Kendrick heiß?“, fragte Vanny und griff Hanna an der Hand.
„Anna Kendrick? Das ist doch die aus Pitch Perfect nicht? Ja schon!“
„Ha!“, rief Vanny aus und streckte Pia die Zunge raus.
„Das ist nicht wahr! Anna Kendrick ist nicht heiß, die ist süß und knuffig, aber nicht heiß!“, erwiderte Pia mit schriller Stimme.
„Kätzchen und Häschen sind süß und knuffig, aber Anna Kendrick…“, begann Vanny zu schwärmen, „Da würde ich nicht nein sagen!“
Solche Gespräche hatte Hanna noch nicht geführt. Es war ein wenig seltsam, darüber zu diskutieren welche Promidamen heiß waren und welche nicht. Aber vielleicht war es auch genau dieses Ungewohnte und doch so Natürliche, das ihr die Mundwinkel nach oben trieb.
Pia rümpfte die Nase, „Pff! Du hast einfach keine Ahnung! Kristen Stewart, die ist heiß!“
„Boah ne Pia! Dieses emotionslose blasse Etwas ist doch nicht heiß! Also ich finde die Kendrick auch nicht grad ansprechend, aber die noch mehr als die Stewart!“, schaltete sich jetzt auch Charly ein.
„Wer richtig heiß ist, ist Cara Delevingne!“, sagte Vanny überzeugt und verschränkte die Arme.
„Ja die ist echt heiß!“, stimmte Pia ausnahmsweise zu und fing schon fast das Sabbern an, „Und Megan Fox!“
„Oh ja!“, schwärmten Charly und Vanny wie aus einem Munde. Die drei Mädels wandten sich augenblicklich zu Hanna um. Diese blickte zwischen ihnen hin und her und schüttelte dann langsam den Kopf, „Hmm… Nein, tut mir leid, aber, die find ich überhaupt nicht heiß.“
Pia setzte sich augenblicklich mit entsetzter Miene auf, „Bitte? Wie kann man die nicht heiß finden?“
Hanna zuckte die Schultern, „Weiß nicht. Ich finde die viel zu übertrieben.“
Der tätowierten Schwarzhaarigen klappte der Mund auf, „Du bist glaub ich die Erste hier im LLoft, die Megan Fox nicht heiß findet. Hanna, darüber müssen wir irgendwann nochmal reden.“
„Aber, aber Vanny!“, sagte Charly auf einmal, „Über Geschmäcker lässt sich nicht streiten!“
„Bla bla!“, erwiderte Vanny genervt. Hanna lächelte nur. Ihr Blick wanderte zufällig die Wand hoch, und ihre Augen wurden groß. Diese Wand war nicht nur eine Wand. Vollgesprüht mit allmöglichem buntem Graffiti glich sie vielmehr einem modernen Kunstwerk. Hannas grüne Augen wanderten über Sprüche wie „Love knows no gender“, „Keep your head up high“ oder „I like Chicks who like Chicks“ die ihr in Pink, Neongrün, Eisblau oder sonstigen verrückten Farben, die das Universum zu bieten hatte, entgegen strahlten. Vor ein paar Sekunden dachte sie noch, die Airhockyplatte wäre das Highlight im Zimmer, doch diese Wand stellte alles andere in den Schatten.
„Wieso hast du denn deinen Laptop dabei?“, fragte Hanna Pia neugierig, und ließ sich auf einem Himbeerfarbenen Sitzkissen neben Charly nieder, in dem sie aber sofort wie in Grube voll Treibsand einsank.
Pia knackste mit den Fingern, „Ich muss ein Referat für Sozialkunde vorbereiten. Und da ich heute nach der Schule gleich weiter zur Theorie Stunde musste und danach nicht mehr nach Hause gekommen bin, schleppe ich den Laptop schon den ganzen Tag mit mir rum.“
„Wann musst du das Referat denn halten?“, fragte Hanna.
„Morgen!“, grinste Pia und zum ersten Mal fiel Hanna auf, dass diese eine Zahnspange hatte.
„Im Vergleich zu letzter Woche ist heute ziemlich wenig los oder bilde ich mir das ein?“, wollte Hanna wissen und versuchte sich in dem Sitzkissen, das anscheinend ein Eigenleben besaß, zu Recht zu finden. Charly blickte auf ihr Handy, „Es ist gerade mal viertel nach sechs. Die meisten kommen immer so ab halb Sieben. Da fängt dann wahrscheinlich auch das Kickertunier an.“
„Kickertunier?“, fragte Hanna.
„Ja man, Kickertunier! Endlich wieder!“, brüllte Pia wie ein Proll los und riss die rechte Faust in die Höhe.
„Oh, habe ich dir das gar nicht erzählt?“, fragte Charly ihre Chatfreundin und begann zu erklären, „Wie du letzte Woche gesehen hast, hängen wir hier meistens einfach nur ab. Aber damit es im LLoft nicht zu eintönig wird, aber wir alle zwei bis drei Wochen irgendeinen Themenabend, beziehungsweise irgendeine Veranstaltung. Zum Beispiel einen Spieleabend, Filmeabend, mal ziehen wir durch die Bars im Viertel oder veranstalten so wie heute ein Kickertunier.“
Hanna machte eine begeisterte Miene, „Das ist ja cool! Und wer organsiert das immer?“
„Die, die in der LLoft-Orga sind. Das sind eigentlich nur welche von den, in Anführungszeichen, älteren Mädels wie zum Beispiel Rosalie, Thea oder Nadine. Die treffen sich jeden Monat und planen was man hier so Alles machen könnte.“
„Ich finde das so super, dass die das machen. Ich meine, die opfern ja mehr oder weniger für die ganze LLoft Gemeinschaft einen gewissen Teil ihrer Freizeit. Und das ehrenamtlich!“, fügte Vanny mit ernster Miene hinzu, „Dafür schenken wir ihnen zu Weihnachten immer eine Kleinigkeit.“
„Ja, das ist wohl das Mindeste“, sagte Hanna, die mittlerweile eine halbwegs bequeme Position in ihrem Sitz gefunden hatte.

In der neunten Klasse hatte Hanna für zwei Wochen etwas mit einem Jungen am Laufen, den sie über Miri kannte. Keine Ahnung warum sie sich darauf einließ, sonderlich attraktiv war er nämlich nicht, von seiner Art zu küssen ganz zu schweigen. Auf mehr als das, lief es bei ihren wenigen Treffen aber auch nicht hinaus.
Vermutlich hoffte Hanna, dass sie endlich die Gefühle verspürte wie all ihre Freundinnen, doch dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Warum konnte sie nicht so fühlen, wie all die holden Damen in den Werken, die sie las? Luise Miller liebte ihren Ferdinand, Emilia Galotti ihren Grafen. Aber Hanna? Oh weh!
Im selben Schuljahr trat ein Mädchen namens Pauline der Theater-AG bei. Sie war wahrlich ein Talent was die Schauspielerei anging. Egal welche Rolle sie spielte, ob wütend, traurig, lustig oder verliebt, Pauline brachte sie jedes Mal mehr als überzeugend rüber. Selbst die so anspruchsvolle Frau Kleber war von ihren schauspielerischen Fähigkeiten begeistert und das mochte schon was heißen.
Noch nie davor hatte jemand anderer aus der Gruppe Hanna so beeindruckt wie dieses Mädchen. Manchmal bekam sie sogar eine Gänsehaut wenn Pauline bei den Proben ihr Können zeigte. Dann vergaß Hanna total sich auf das Skript zu konzentrieren und auf mögliche Fehler aufmerksam zu machen. Aber selbst wenn Pauline nicht auf der Bühne stand, sondern jemand anderes amateurhaft seine Rolle zum Besten gab, so schielte Hanna doch die ganze Zeit zu dem Mädchen herüber.
Jede Woche seit ihrem Breitritt freute Hanna sich auf das Theater-Seminar, doch seitdem Pauline dabei war freute sie sich noch mehr. So etwas hatte sie davor noch nie erlebt. Auch verstand sie nicht, warum es ihr so schwer fiel Pauline anzusprechen. Selbst wenn es sich nur um eine kleine Frage handelte, bekam Hanna Herzklopfen und sie hatte das Gefühl, nicht mehr richtig gestikulieren zu können.
War das das Gefühl, von dem Miri und die Anderen immer erzählten? Konnte es sein, dass sie Pauline nicht nur wegen ihrem schauspielerischen Können so toll fand? Schon länger hatte Hanna eine Vermutung, warum das mit den Jungs bei ihr nicht funktionieren wollte. Ein möglicher Grund, den sie unbewusst vielleicht schon länger wusste, sich aber aus Angst davor, dass er sich bewahrheiten könnte, nie traute zu Ende zu denken. Stand sie möglicherweise auf Mädchen?

Die Zimmertür wurde aufgerissen und der weinrote Schopf von Rosalie blickte herein, „Will von euch auch irgendwer beim Kickertunier mitmachen?“
„Ja!“, riefen alle im Chor.
„Dann kommt mal mit zur Bar, damit wir die Teams auslosen können!“
Die vier Mädchen erhoben sich mühsam und folgten Rosalie zur Bar. Dort tummelten sich mittlerweile ziemlich viele Personen, unter anderem auch Becky, die ihren Mantel über die Arme gelegt hatte und sich angeregt mit einem Mädchen mit Dreadlocks unterhielt. Auch Emma und Nicki, das süße Pärchen war anscheinend gerade zur Tür hereingeschneit. Eine kleinere sympathisch wirkende Dame mit kurzen schwarzen Haaren ergriff das Wort, „Alle die mitmachen wollen heben mal bitte die Hand!“
Die Schwarzhaarige mit dem unauffälligen Gesicht zählte leise die Anzahl der Hände und schnitt ein Blatt Papier in mehrere Stücke, auf die sie verschiedene Zahlen schrieb. Danach warf sie diese in einen kleinen Karton und ließ die Teilnehmer jeweils einen daraus ziehen. Hanna zog einen Zettel von ganz unten aus dem Karton, eine Zwei. Charly lurrte Hanna über die Schulter, „Ach schade, ich habe eine Vier!“
„Wer hat noch eine Zwei?“, fragte das Mädchen, das das mit der Auslösung in die Hand genommen hatte.
„Hier Hanna hat die zweite Zwei!“, rief ihr Charly zu und streckte Hannas Arm nach oben. Die Dame trat auf die beiden zu, „Aha, Hanna. Du bist ein neues Gesicht, kann das sein?“
„Ja, ich bin zum zweiten Mal da.“
„Schöne Sache!“, erwiderte das Mädchen und streckte ihr die Hand entgegen, „Ich bin Nadine. Ich habe heute gemeinsam mit Rosalie die Leitung. Hoffentlich bist du gut im Kickern, ich bin es nämlich nicht!“ Nadine wirkte unscheinbar und speziell zugleich. Ihre Kleidung, eine edle Strickweste kombiniert mit einer olivfarbenen Jeggins und vor allem ihre Federohrringe machten sie zu einem echten Hingucker.
Die gesamte Gruppe bewegte sich gut gelaunt in das Gaming-Zimmer. Rosalie schaltete den Song „Waka Waka“ ein und Nadine holte aus dem kleinen Besprechungszimmer, das sich neben dem Gaming-Zimmer befand eine kleine Stelltafel. Diese positionierte sie neben dem Kicker und schrieb den Turnierplan auf.
Rosalie klatschte in die Hände, „Also Leute, damit für jedes Team die Chancen gleich sind, spielt jeder gegen jeden. Das Team, das am Ende die meisten Spiele gewonnen hat ist Turniersieger und darf sich auf ein kleines Preisgeschenk freuen!“
„Eine Stripperin?“, scherzte Vanny.
Nadine runzelte nur die Stirn, „Netter Vorschlag Vanny, aber nein, keine Stripperin. Lass dich überraschen!“
Das erste Match bestritten Vanny und Nicki, gegen Hanna und Nadine. Vanny trat entschlossen an die zwei vorderen Arme des Kickers, „Also Hanna, ich zeig dir jetzt mal wer hier im LLoft der absolute Kicker-Profi ist!“
„Das wollen wir ja erst mal sehen!“
Zu Vannys Entsetzen behielt Hanna Recht. Gleich nach dem Anstoß katapultierte Hanna den Ball blitzschnell in das gegnerische Tor. Diese Situation wiederholte sich noch gut drei Mal und Vanny wurde Zusehens nervös. Nadine und die Neue gewannen mit Zehn zu Sieben. Vanny, der selbsternannte Kicker-Profi, tat diesen Sieg nur mit einem spöttischem „Anfängerglück“ ab.
Als nächstes hieß es Team Drei gegen Team Vier. Vanny klatschte motiviert in die Hände, „Auf geht’s Charly, gegen Becky kann man nur gewinnen!“
Das Mädchen mit der Mäuschennase warf Vanny einen giftigen Blick zu, „Halt die Klappe, du Arsch!“
Beckys Teamkollegin war Romana, die Dame mit den Dreadlocks, mit der sich Becky auch vorhin unterhalten hatte. Ihre hellblauen Augen schienen zu glitzern und verstärkten so den Eindruck ihres markanten Gesichts. Ihrem Dialekt zufolge, kam sie wahrscheinlich aus Österreich. Becky übernahm die Offensive, Romana die Defensive und dann flipperten die Kicker-Arme auch schon wieder umher. Nadine, die sich mittlerweile hingesetzt und die Beine übereinander geschlagen hatte fragte, „Hey, kommt von euch irgendwer am Samstag auf Giselle?“
„Ach ja stimmt, das ist ja schon wieder!“, freute sich Vanny überglücklich und ihre hellgrünen Augen wandten sich an Hanna, „Warst du schon mal auf Giselle?“
Das Mädchen mit dem chaotischen Dutt schüttelte ratlos den Kopf, „Nein. Wer oder was ist das?“
„Du kennst Giselle nicht?“, meldete sich auf einmal Pia aufgebracht aus den Tiefen ihres Sitzkissens, „Oh Gott Charly, zum Glück hast du sie hierher gebracht!“
Hanna blickte verwirrt zwischen allen hin und her, dann spürte sie, wie Vanny ihr die Hand aufs Knie legte, „Giselle ist die coolste Lesbenparty, die es in dieser Stadt gibt!“
„Sie findet jeden dritten Samstag im Monat statt. Die Getränke sind richtig gut und die Musik ist meistens auch genial!“, fügte Nadine hinzu und für eine Sekunde hörte man nur das Flippern des Kickers.
„Hm, ja doch ich würde schon mitkommen! Wann und wo ist es denn?“, fragte Hanna.
„Gib mir einfach deine Handynummer, dann sag ich dir rechtzeitig Bescheid wann genau wir uns treffen!“, instruierte Vanny sie.
„Ja geht klar!“, freute sich Hanna und zückte ihr Handy. Sie wusste zwar noch nicht so ganz, was sie von dieser Lesbenparty halten sollte, aber bis dahin waren es ja auch noch zwei Tage. Becky, die die ganze Zeit mürrisch umher schaute, ließ einen genervten Seufzer von sich, „Man das ist so unfair! Ich will auch mit!“
„Was hindert dich daran?“, fragte Hanna, die Vanny ihr Handy hingehalten hatte, damit diese ihre Nummer einspeichern konnte. Das Mädchen mit dem krassen Lidstrich blickte fies auf, „Die Altersbegrenzung. Man muss mindestens achtzehn sein um rein zu kommen!“
„Ja!“, quietschte Becky und schoss beiläufig ein weiteres Tor, „Aber egal, ich komm schon rein. Ich brauch halt wieder einen falschen Perso, aber das hat ja schon öfter geklappt.“
„Du traust dich aber!“, ermahnte sie Emma.
Becky zuckte überheblich die Schulter, „Wenn ich Party machen will, dann mach ich das auch. Scheiß auf Altersbeschränkungen!“
Vanny verdrehte nur die Augen und gab Hanna ihr Handy zurück, „Ich find es echt cool, dass du mit willst Hanna, ich brauche nämlich ein Winggirl um ein paar Chicks aufzureißen!“
„Und dafür willst du ausgerechnet die arme Hanna missbrauchen?“, fragte Nadine.
„Wen sonst? Pia und Becky dürfen noch nicht rein und da Charly wieder eine Ische hat, wird sie wohl kaum eine aufreißen beziehungsweise jemand anderem dabei helfen wollen.“
Beckys Kopf schnellte hoch, „Echt Charly? Du hast wieder jemanden?“
„Nein!“, entgegnete diese sofort, „Erzähl doch nicht so einen Müll Vanny!“
Die Butch verschränkte mit besserwisserischer Miene die Arme, „Ja ne ist klar! Und deswegen hängst du heute auch schon die ganze Zeit am Handy und schreibst mit einer gewissen Verena!“
Charly seufzte, „Ja okay, ich schreibe mit einem Mädchen, aber da steckt nichts Besonderes dahinter!“
„Ja, ja und deshalb grinst du bei jeder neuen Nachricht von ihr wie ein Honigkuchenpferd!“, setzte Vanny nach. Charly merkte, dass man ihr auf die Schliche gekommen war, also senkte sie den Kopf und versuchte sich hinter ihren großen Brillengläsern zu verstecken. Über Vannys Gesicht machte sich ein siegendes Grinsen breit, „Siehst du Hanna, du bist die Einzige die übrig bleibt! Im Gegenzug bin ich natürlich auch dein Winggirl! Wenn dir eine gefällt, sag mir einfach Bescheid!“
In ihrer Hosentasche vibrierte plötzlich Hannas Handy und sie zuckte zusammen. Sie kramte es eilig heraus und blickte auf den Display, darauf war die Nummer von Zuhause angezeigt. War das ihr Vater? Dem hatte sie doch Bescheid gegeben, dass sie nochmal weg war. Wahrscheinlich war es ihre Mutter, aber der hatte er bestimmt gesagt wo Hanna angeblich war und das sie dort angeblich Mathe lernte. Hier konnte sie jedenfalls nicht rangehen, denn die Geräuschkulisse aus Kicker Geflipper und Mädchengelache, hätte sofort verraten, dass sie nicht bei Miri war. Leicht angespannt steckte sie das Handy wieder zurück in ihre Hosentasche und hoffte darauf, dass das Vibrieren bald aufhörte. Dem war zu ihrer Erleichterung auch so. Das Match ging knapp mit 10:9 für Becky und Romi aus. Charly zückte sofort wieder ihr Mobiltelefon und ließ sich damit auf den Stuhl von Hanna sinken, die nun mit Nadine gegen die Siegerinnen von gerade eben ran mussten.
„Jaja, ist klar, dass da nichts Besonderes dahinter steckt!“, flüsterte Vanny Charly zu und diese zeigte ihr nur den Stinkefinger.
Nur wenige Minuten nach Spielbeginn fühlte Hanna erneut ein Vibrieren in ihrer rechten Gesäßtasche. Als Romi nach einem weiteren Gegentreffer den Ball vom Boden aufhob, spähte Hanna nervös auf das Display. Wieder leuchtete ihr die Nummer von Zuhause entgegen. Romi ließ den Ball auf das Spielfeld fallen und wieder steckte Hanna das Handy zurück in die Hosentasche. Diesmal verstrich jedoch fast eine ganze Minute, ehe das permanente Vibrieren aufhörte. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, denn sie wollte nicht, dass sich ihre Eltern womöglich noch unbegründet Sorgen machten. Zeitgleich wie ein weiteres Gegentor durch Romi, fühlte Hanna in ihrer Jeans eine einzelne Vibration. Jemand hatte ihr eine SMS geschickt:
„Ruf mich bitte zurück, Kuss Mama“
Hanna schluckte, „Hey Leute, tut mir leid, aber ich muss ganz kurz telefonieren, es ist wichtig!“

...Fortsetzung Part 2



copyright © by cappuccino007. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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