"Alltagshilfe für Trans- und Intersexuelle
Piraten erfolgreich: Berliner Bezirk bekommt Unisex-Toiletten
In Friedrichshain-Kreuzberg zeigt die Partei, wie Diskriminierung auch im Kleinen bekämpft wird.
"Obwohl Toiletten auf den ersten Blick nicht nach dem Gegenstand eines drängenden politischen Problems aussehen, haben sie eine große Bedeutung für den Alltag der Betroffenen." So heißt es in einem Antrag der Piraten, der am Mittwoch von der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen wurde. Durch ihn werden Schülen, Ämter und Büchereien Unisex-Toiletten bekommen.
Das Bezirksamt muss nun zunächst prüfen, "in welchen öffentlichen Gebäuden zusätzlich zu Damen- und Herrentoiletten auch Unisextoiletten eingerichtet werden können". Denn nur nach Männern und Frauen getrennte Toiletten benachteiligten "Menschen, die sich entweder keinem dieser beiden Geschlechter zuordnen können oder wollen oder aber einem Geschlecht [angehören], das sichtbar nicht ihrem biologischen Geschlecht entspricht."
Durch "Umwidmung mindestens einer bereits vorhandenen geschlechtergetrennten Toilette pro geeignetem Gebäude" existiere "eine sehr kostengünstige Umsetzungsmöglichkeit". Es müsse lediglich die Beschilderung ausgetauscht werden.
Abbau von Hürden
Nur die CDU war gegen den Antrag, sie spielt in dem Bezirk des grünen Bürgermeisters Franz Schulz allerdings eh keine Rolle. Der Deutsche Ethikrat nennt die "tägliche Entscheidung zwischen den Geschlechtern (zum Beispiel auf öffentlichen Toiletten)" als eine der von Intersexuellen meistgenannten Hürden in ihrem Alltag. Unisextoiletten hingegen erforderten "keine Selbstkategorisierung in das binäre Geschlechtersystem", erklärt der Antrag der Piraten.
Weiter heißt es darin: "Transsexuelle, deren Geschlecht sichtbar nicht ihrem biologischen Geschlecht entspricht, müssen sich bei jedem Gang zur Toilette entweder dem Geschlecht ihres Körpers zuordnen oder sich dem Risiko aussetzen, auf der anderen Toilette als fremder Eindringling wahrgenommen und konfrontiert zu werden."
Vorteile auch für Väter
Es gebe drängerende Probleme gerade auch für Intersexuelle, sagt die Piratenpartei. Aber hier gehe es darum, auf lokaler Ebene ein Zeichen zu setzen. "Gerade an Schulen sind Unisextoiletten wichtig", begrüßte Michael Bandt vom Jugendnetzwerk Lambda gegenüber der "taz" die Entscheidung. "Denn die Schule ist ein Zwangskontext, aus dem man nicht ausbrechen kann."
Man löst so nebenbei auch weiteres Problem, das die Moderne stellt: Dass der Wickeltische. "Die sind bisher prinzipiell in Frauentoiletten angesiedelt. Wenn sie in die Unisextoiletten kommen, dann können auch Väter dort ihr Kind wickeln", so der Pirat Ralf Gerlich in der "taz".
In der Landesgeschäftsstelle der Partei gibt es bereits keine beschriftenen Toiletten mehr. Einer der beiden Räume bietet Urinale. Sollten Männertoiletten umgewandelt werden, so müsste ein ausreichender Sichtschutz vorhanden sein, fordern die Piraten. (nb)"
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