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Biofrau liebt Transfrau, geht das? Fortsetzun

29.09.2012 13:55

HiddenNickname

Es geht!

Vor drei Wochen habe ich eine Frau über Lesarion kennengelernt. Sie schrieb mir wundervolle Gedichte und ich schrieb ihr im gleichen Stil zurück. Dabei entwickelte sich eine große Spannung und das Bedürfnis bei uns beiden, uns kennenzulernen.

Ich hatte ein Bild im Kopf von ihr: weich, weiblich, romantisch, auch sportlich (Profilbild) und kulturliebend- ja und praktisch, weil sie eine Handwerkerhomepage hat. Tolle Mischung, wie ich fand.

Wir verabredeten uns für eine Motorradtour- und dann gestand sie mir, sie sei eine Transfrau.
Das Bild, das ich von ihr hatte, brach plötzlich vollkommen zusammen und wich einem Gefühl der Enttäuschung: Shit, jetzt bist du schon bei lesarion und gerätst wieder an einen Kerl! Und zog meine Gefühle tief in mich zurück, versuchte sie zu ignorieren.
Ich schloß mein Notebook und stieg aufs Rad, um mich freizufahren.

In dieser Nacht, als ich stundenlang in der Gegend umherfuhr, passierte es, dass dieses Bild sich plötzich drehte. Warum soll sie ein Kerl sein, wenn sie doch so, wei sie mir gegenübertritt, so ganz normal weiblich ist? Hat sie nicht ihr ganzes Vorleben aufgegeben für ihre Entscheidung, den Schritt der operativen Angleichung zu wagen? Und ist es nicht wahnsinnig mutiig, sich zu outen? Und ist es nicht eigentlich vollkommen egal, ob sie Mann oder Frau ist und nicht vielmehr entscheidend, was sich hier in in meinem Herzen abspielt?

Irgendwann spürte ich meine eigenen Ängste: Ich habe Angst davor, mich auf sie einzulassen, weil ich als Kind missbraucht worden bin, weil ich selbst eine negative Einstellung zu meinem Körper habe und in der OP eine Selbstverletzung gesehen habe. Aber ich habe mich auch selbst verletzt: seelisch sowie körperlich- und das mein Leben lang.

Am nächsten Morgen war klar, ich will sie kennenlernen. Wir fuhren durch die Nacht und redeten und redeten. Sie zeigte mir die Gegend ihrer Herkunft und erzählte mir ihre Geschichte.
Es war die meine. Die Parallelen waren nahezu vollständig. Die Verletzungen tief. Wir hielten uns fest und stellten uns zurück auf Los.

Jetzt, drei Wochen später, fallen meine Vorurteile täglich in sich zusammen und immer freier werden wir im Umgang mit uns. Die Vorsicht weicht allmählich der Freiheit, zu sagen und zu tun, was wir wirklich empfinden. In aller Ehrlichkeit und Offenheit, auch wenn s oftmals schwierig ist.
Zuweilen passiert es, dass ich sie mit männlichem Artikel anspreche. Sie ist einfach manchmal beide Geschlechter zugleich und der Geist kann dem Körper nicht so schnell folgen- also ist es ausgesprochen. Ich hatte Angst, dass es sie verletzt, sprach es an und siehe da: sie hatte Verständnis.

Wir lernen uns beide gegenseitig und selbst neu kennen und es ist eine wunderbare und wertvolle Erfahrung, die keine von uns missen will. So wächst unsere Liebe täglich mit den neuen Facetten, die wir aneinander kennenlernen und an der Freiheit und dem Halt, den wir uns gegenseitig geben. Es ist eine Liebe, die an ihren Prüfungen wächst und darum die stillen Momente, in denen in unseren Herzen Frieden ist, besonders achtet und pflegt.

Ich wünsche allen Frauen eine solch befreiende Liebe, egal in welcher Paarung der Geschlechter und Rollen und unserer Liebe eine gute Zukunft.

Liebe Grüße
Freo

editiert am 29.09.2012 14:24 melden