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Forum » Coming Out » ThreadDer Coming Out - Frust
26.09.2012 22:21
HiddenNickname
0 Ok, hier ein grundsätzliches Problem meinerseits, vielleicht gehts irgendwem genauso, vielleicht auch nicht, aber ich muss es einfach mal loswerden. Als mir noch nicht bewusst war, dass ich lesbisch bin, hielt ich diese ganze Coming Out - Geschichte für eine Nebensache (das heißt, ich hab nicht wirklich drüber nachgedacht, und wenn, dann dachte ich, man setzt sich mal so stereotyp -mäßig hin und sagt: "Mama, Papa, ich bin lesbisch" und meine achso - toleranten Eltern werden da auch kein Problem mit haben. Mehr noch: die werden sowas von kein Problem haben, dass das noch nichtmal erwähnenswert ist). So, ich bin einfach nicht jemand, der gerne nochmal was zur Sprache bringt, was für ihn selbst eindeutig ist und für alle anderen (an sich ) nicht relevant, da nicht änderbar. So sagte ich dann ein paar Jahre später: " Liebe Eltern, ich bin jetzt mit der *Name der Freundin* zusammen." Das war ok, leider scheint das Coming out der Freundin nicht ganz so glatt verlaufen zu sein (ich kann nur mutmaßen, den genauen Grund kenn ich bis heute nicht) jedenfalls war die Beziehung relativ bald zuende. Besagte Freundin war Teil eines größeren Freundeskreises. Denen erzählte ich im Nebensatz: "Ich hab festgestellt, ich bin lesbisch". Damalige Freundin sagte nichts. Das Coming Out war in der Runde zunächst okay, d.h. es wurde geflissentlich ignoriert . Ein paar Monate später erzählte ich sowohl meinen Eltern als auch meinen Freunden, ich sei verliebt. Von beiden Seiten kam die Frage: "Wie heißt ER denn?" Als ich dann auf SIE verbesserte, kamen meiner Mutter fast die Tränen und sie wandte sich ab, sagte aber nichts (weil es intolerant gewesen wäre und ihr eigenes Selbstbild zerstört hätte, so mein bissiger Kommentar zu der Situation. Tatsache ist aber, dass man nicht die Ursache für die Traurigkeit der Mutter sein will, deshalb sag ich seit dem nichts mehr.) Meine Freunde meldeten sich nicht mehr von sich aus bei mir; und ich hatte das Gefühl, dass sie mich schnitten, also verlief sich das auch relativ bald. Eine leicht -vielleicht besorgte, vielleicht vorwurfsvolle- Mail bekam ich von einer Freundin mit dem wunderschönen Inhalt: "Was sagen denn deine Eltern dazu?!" (Meine Gedanken zu dem Text spontan und auch immer noch waren:Kann das nicht EGAL sein? Ist meine sexuelle Orientierung etwa vom Wohlwollen meiner Eltern abhängig?!) Aber es kann wohl nicht egal sein und mittlerweile habe ich weitere solche Erfahrungen gemacht, dass ich eigentlich nur zwei Schlussfolgerungen daraus ziehen kann: Entweder ich freunde mich konsequent mit intoleranten Menschen an oder ich mach was grundlegend falsch. Da es einfacher ist, an Letzterem was zu ändern, frage ich euch mal: Wann erklärt ihr euren Bekannten /Freunden , dass ihr auf Frauen steht? Macht ihr das bei der Begrüßung: "Hallo ich bin *Name*, die Lesbe?"(ok, man merkt schon an der Darstellung, das ist nicht so meins ) oder erst später? Bei "später" hab ich die Erfahrung gemacht, dass das entweder als mangelndes Vertrauen gewertet wurde (das wurde mir einer Freundin gesagt, mit der ich echt noch befreundet bin. Ich danke (fast) für die offenen Worte und kann sie ein Stück weit nachvollziehen) oder als Witz ("Du doch nicht, du bist doch so ein braves Mädchen" - Bevor jemand fragt: Ich weiß auch nicht, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat!) oder (gerade bei Frauen) das Verhältnis differenzierter wurde, weil (manchmal ausgesprochen, manchmal nur geahnt) man Sorge hatte, ich könnte was falsch verstehen; in besagte Freundin verliebt sein. Die dritte Variante waren Andeutungen meinerseits (vorsichtig herantasten, dann klarer werden). Der Höhepunkt des Ganzen war, dass ich zweimal zu einem Freund sagte : "Du, ich versuchs schon die ganze Zeit subtil, aber da dus nicht mitkriegst: Ich bin lesbisch". Jedes Mal eine Antwort bekam: "Dann bist dus halt" (wörtlich), nur dass dieses Coming-Out binnen zwei Wochen wieder in Vergessenheit geriet. Ich : "Bitte keine Homo-Witze in meiner Gegenwart. Erstens ist es geschmacklos, zweitens trifft es mich persönlich". Er: "Hä? Warum trifft sich das denn persönlich?" Tja, nachdem wir das Spielchen ein paar mal gespielt hatten: vorbei wars mit der Freundschaft! Da diese Erfahrung allerdings noch recht frisch ist, stell ich mir seither die Frage: Liegts an mir oder meiner Umwelt? Soll ich mit Regenbogenfahne durch die Uni rennen? Soll ich eine Rundmail an alle Menschen schreiben, an die ich je eine Mail verschickt habe und ihnen erklären, dass ich lesbisch bin? In verschiedenen Sprachen?Soll ich meine Orientierung öffentlich auf Facebook posten mit sämtlichen Synonymen dazu, damit niemand mehr sagen kann, er hätte nicht verstanden, was genau mit dem Posting gemeint war?! (Und ja, es klingt gefrustet; aber was sagt denn die Themenheadline??! ) Und eine -für mich- wichtige Frage (s. ehemals guter Freund), diesmal total ohne Ironie und Zynismus : Sollte ich weiterhin versuchen, Leuten Dinge begreiflich zu machen, die sich mit aller Macht gegen dieses Wissen zu sträuben versuchen? Zuletzt noch die relativierende Erkenntnis: Es gibt tatsächlich noch Freunde, die ich nach meinem Coming - Out nicht verloren habe. Sie sind in der Minderzahl aber es gibt sie. Und obwohl ich auch das schon absurd finde, bin ich dankbar für ihre Toleranz
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