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Forum » Coming Out » ThreadEin Jahr nach Coming Out: passt lesbisch noch
05.09.2018 17:27
HiddenNickname
0 Hallo zusammen, Seit längerem habe ich die Beiträge hier im Stillen mitverfolgt, doch zur Zeit stellen sich mir einige Fragen in Bezug auf mein Coming Out und ob ich mich als lesbisch ansehen kann: Ich entschuldige mich vorab für einen etwas ausholenden Text. Zusammengefasst kann ich sagen, dass mein inneres Coming Out etwas länger war, da ich erst mit 27 für mich eindeutig herausgefunden habe, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle. Schon mit 12 fand ich Frauen irgendwie körperlich anziehend, wusste aber nicht woran das lag. Ich schrieb als Jugendliche oft Geschichten in denen der Hauptdarsteller (mit dem ich mich identifizierte) Frauen liebte. Als ich 13 war kam ein neues Mädchen in meine Klasse, die ich sehr schön fand und von der ich sehr fasziniert war. Ich glaube ich war in sie verliebt. Ich erlebte mit ihr eine Freundschaft mit Höhen und Tiefen. Sie wusste es, mich eifersüchtig zu machen und dennoch habe ich mich nie getraut, ihr von meinen Gefühlen zu erzählen. Als wir zwei Jahre später auf Klassenfahrt fuhren saß sie im Bus neben mir und lehnte sich an mich, was ich sehr schön fand. Sie erzählte mir von ihrem ersten Kuss mit einem Jungen und dass das nicht so toll war, wozu mir sofort der Gedanke kam, warum sie kein Mädchen / junge Frau geküsst hat, das wäre hundert pro schön gewesen. Da ich während meiner Schulzeit eher zu den Outsidern gehörte, und sowieso schon "immer anders" war, hoffte ich, dass niemand etwas davon merkt, dass ich Frauen anziehend finde ich versuchte mich "anzupassen" und versuchte, es meinen damaligen Schulfreundinnen gleich zu tun und eine Beziehung mit einem Jungen anzustreben. Mit 17 habe ich mich tatsächlich in einen neuen Klassenkameraden verliebt, weil wir uns menschlich sehr nahe waren - man kann sagen "Seelenverwandte". Sexualität mit ihm bedeutete für mich eher etwas emotionales, wo zwei Menschen sich gegenseitig blind vertrauen und nahe sind. In Gedanken stellte ich mir aber immer vor mit einer Frau Sexualität zu leben. Diese Beziehung endete bald, weil wir merkten, dass eine Freundschaft passender für uns war. Die darauf folgenden Beziehungen mit Männern waren nicht sehr erfreulich, weshalb ich dachte dass der Grund, weshalb ich mich insgeheim nach Frauen sehne ist, dass ich "den richtigen" einfach noch nicht gefunden habe (im Nachhinein betrachtet stimmt das natürlich nicht, aber als Jugendlicher hatte ich da noch nicht so den Durchblick). Nach diesen eher unguten Beziehungen wollte ich erst mal meine Ruhe und genoss es, solo zu sein. Dann begann ich mein Studium und lernte einen jungen Mann kennen, mit dem ich bis vor kurzem als Paar zusammen war. Die Beziehung mit ihm war erfüllend glücklich und unterstützend und ich habe ihn als Menschen sehr lieb gewonnen bzw. bin mit ihm sehr verbunden. Auch hier war Sexualität für mich vor allem emotional von Bedeutung, da es mir um Vertrauen und Nähe ging.Trotzdem sehnte ich mich nach Frauen auch nach Sexualität mit Frauen. Manchmal dachte ich sogar sehnsüchtig an meine damalige Klassenkameradin, in die ich verliebt war. Nach fast 4 jähriger glücklicher Beziehung habe ich diese beendet, weil ich mich verstärkt zu Frauen hingezogen fühlte (wie ich es körperlich noch nie für Männer so empfunden habe) und mich in eine enge Freundin verliebt hatte. Ich konnte ihm körperlich auch nie das geben, was er vielleicht gewünscht hätte, weil ich Frauen immer anziehender fand, obwohl ich ihn als Menschen sehr schön finde. Mein Outing vor ihm und das darauf folgende Beziehungsende hat er mit Fassung getragen. Wir sind gute Freunde geblieben. Nun bin ich mir einer Sache gewiss: ich stehe ausschließlich auf Frauen und verliebe mich auch in Frauen (wäre ich bi hätte ich niemals meine menschlich erfüllende Beziehung aufgegeben sondern mit meinem damaligen Partner geschaut, wie es zusammen als Paar auch in Bezug auf Sexualität weitergeht) Nun kommt der Knackpunkt: ich fühle mich mit Männern irgendwie wohler und vor allem oft geistig mehr verbunden, weil mir Frauen manchmal fremd sind und ich manchmal ihnen gegenüber echt gehemmt bin. Sogar bei engen Freundinnen merke ich, dass ich manchmal "nicht so locker bin", wie sonst bei zb. genauso eng befreundeten Jungs. Mit Männern komme ich viel leichter ins Gespräch und, wenn ich mit meinem Bruder und seinen Kumpels unterwegs war bzw. bin fühlte ich mich als würde ich dazugehören, quasi als wär ich "einer von ihnen". Ich dachte früher immer, dass Lesbisch-sein auch bedeuet, dass die Frau sich dann auch emotional in andere Frauen hineinversetzen kann und spüren, was sich Frauen wünschen und sich mit andern Frauen verbunden fühlen. Aber eben diese Verbundenheit die Fähigkeit des Hineinversetzens und die Vertrautheit fehlt mir, wenn ich mich unter Frauen bewege (selbst, wenn sie meine Gefühle für andere Frauen teilen). Ich fühle mich einfach so, als wäre ich anders als viele anderen Frauen, als würde ich irgendwie nicht dazugehören und das nicht, weil ich von anderen ausgeschlossen werde, sondern dieses Gefühl kommt von mir selbst. Kennt solche Gefühle und Unsicherheiten noch jemand anderes außer mir, bin ich trotzdem lesbisch, auch wenn ich mich in andere Frauen schlecht hineinversetzen kann? Vielen Dank im Voraus für Antworten und Anregungen und noch einen schönen Abend allerseits Jascha
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17.09.2018 16:54
HiddenNickname
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17.09.2018 07:26
16.09.2018 14:33
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