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Fress-Sucht! Wie kann man helfen?

06.01.2013 22:09

HiddenNickname

Bonjour allerseits,

auf diesem Wege erhoffe ich mir vielleicht ein paar Ratschläge oder Tipps für meine Schwester

Sie ist 16 Jahre alt und im Alter von 1 Jahr aus dem Kinderheim zu uns gekommen. Sie war schon immer sehr aufs Essen fixiert, jedoch hat dies in den letzten 3 Jahren ein extremes und stark bedenkliches Ausmaß angenommen.

Wir sind beide ca. 1,60m groß, jedoch wiegt sie fast das doppelte von mir. Gut, ich habe mit meinen 46kg natürlich etwas Untergewicht, jedoch hat sie mit ihrem doppelten Gewicht mehr als nur extremes Übergewicht.

Essen scheint mittlerweile zu ihrem absoluten Lebensmittelpunkt geworden zu sein. Ich esse selber auch sehr gerne (auch wenn ich das Glück habe dabei nicht zuzunehmen

), aber bei ihr gleicht es mittlerweile ehr einem unkontrolliertem Fressen. Dazu sollte man vielleicht noch sagen, dass sie zwar 16 ist, jedoch geistig mit ca. 10 jährigen zu vergleichen ist, und auch auf eine Schule für körperlich-und-geistig behinderte geht - obwohl ich persönlich sie ehr als geistig eingeschränkt und nicht unbedingt als geistig behindert bezeichnen würde, da sie doch noch sehr viel selbstständig hin bekommt.

Mittlerweile ist es so, dass sie überall heimlich in ihrem Zimmer Süßigkeiten und andere Fressalien hortet. Als meine Mum letztens in ihre Schultasche geguckt hat, war diese komplett gefüllt mit Süßigkeiten Papier. Meine Eltern haben mittlerweile im Vorrat schon einen abschließbaren Schrank, wo die Süßigkeiten für die Allgemeinheit aufbewahrt werden, einfach um sie auch etwas vor sich selber zu schützen, da sie auch zugibt, dass sie sich nicht kontrollieren kann.

Zurzeit wird es auch immer schwieriger sie zur Bewegung zu motivieren. Meine Eltern machen regelmäßig Radtouren oder gehen walken oder einfach nur mit den Hunden spazieren, doch es ist unmöglich sie zu überreden mitzukommen. Und Zwang ist auf Dauer ja auch keine Lösung. Doch es bereitet uns wirklich Sorgen, dass sie in ihrem jungen Alter schon nach kurzen Strecken bei ganz normalen Gangtempo total aus der Puste ist. Abgesehen von den ganzen Krankheiten wie Diabetes etc., die natürlich alle vorprogrammiert sind.

Als es noch nicht ganz so extrem war vor ein paar Jahren, haben wir auch versucht Sportvereine für sie zu finden, jedoch ist dies ziemlich schwierig, da sie durch ihren geistigen Rückstand von anderen Kindern und Jugendlichen viel gemobbt wurde und es leider in erreichbarer Nähe (meine Eltern wohnen in Ahlen) kaum Gruppenangebote für Kinder mit Behinderungen gibt.

Ich denke, dass dieser Fresszwang zum Teil auch noch auf Traumatisierungen aus der Kindheit beruht, da sie bei ihrer leiblichen Mutter oft tagelang alleine gelassen wurde in der Wohnung (im Alter von 1 Jahr!), und somit auch viel gehungert hat und nur überlebt hat, weil ihre ältere Schwester (3 Jahre) sie versorgt hat. Somit kann ich gut nachvollziehen, dass in ihr immer noch die Angst schlummert, dass sie irgendwann plötzlich wieder nichts zu essen bekommen könnte.

Sie war auch jahrelang in einer Therapie, jedoch ohne wirkliche Erfolge bei der Aufarbeitung.

Ein zweiter Aspekt ist sicherlich noch, dass Essen im Leben von behinderten Menschen generell eine große Rolle spielt. Ich habe selber 1 Jahr lang in einem Fachkrankenhaus für mehrfach schwerstbehinderte gearbeitet, und dort war es sehr auffällig, dass alle Klienten sehr auf die Mahlzeiten fixiert waren, sicherlich auch weil es die Struktur des Alltags ausgemacht hat.

Mittlerweile sehen wir jedoch kaum noch andere Möglichkeiten, als sie in eine Klinik zu schicken, jedoch ist das keine erfreuliche Option, und die Erfolgsaussichten sind auch fraglich.

Kennt jemand vielleicht ähnliche Fälle oder hat Ideen, was man noch probieren könnte, um ihr zu helfen?

editiert am 06.01.2013 22:35 melden