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Forum » Transgender/Intersexuell » ThreadIch - ein Tomboy
24.05.2012 08:30
HiddenNickname
0 Angeregt durch eine Filmkritik hier bei Lesarion zum Film "Tomboy", wäre es mir eine Ehre, Eure Tomboy-Erfahrungen zu teilen. Auch ich war/bin ein Tomboy, was sich schon sehr früh herauskristallisierte: so ab 4 oder 5 wollte ich keine Kleidchen mehr tragen, weil sie sich für mich nicht (mehr) gut anfühlten. Unbewusst hatte ich damals wohl schon geschnallt, dass es plötzlich einen Unterschied zwischen Mann & Frau gibt, der von der Gesellschaft auferlegt wurde (siehe Simone de Beauvoir "Man wird nicht als Mädchen geboren, sondern zum Mädchen gemacht/erzogen" ). Ich wollte Hosen (siehe auch gleichnamiger Film). Ich wollte keine langen Haare mehr. Cool waren Helden wie He-Man, Sindbad, Niklas der Junge aus Flandern, Nils Holgerssohn etc. Mit den Kindern der jährlich wieder ins Dorf kommenden Fahrgeschäfte zum Heimatfest wäre ich am liebsten durchgebrannt, weil es schien, als könnten sie den ganzen lieben langen Tag ohne Konventionen toben & so sein, wie sie eben waren. Meine Eltern zwangen mich aber später nie, Kleider anziehen zu müssen, bis auf ein Mal: Heilige Kommunion, für mich ganz schrecklich - ein hellblau-weiß gestreiftes Kleid mit Rüschenkragen & Puffärmeln. Dagegen habe ich heute noch starke Abneigungen. Aber ich musste es anziehen mit der Begründung, dass es alle Mädchen müssten. Punkt. Aus. Eines aber bewunderte ich, dass es schaffte, eine halbe Stunde vor der Kommunion in einer grasgrünen Cordhose aufzukreuzen. Wurde gnadenlos heimgeschickt - auch sie musste. Ab diesem Zeitpunkt begann ich dieses System zu hinterfragen (die Kirche sowieso). Ich kleidete mich fast schon absichtlich mit zerrissenen Hosen, war immer die dreckigste, die abends vom Spielen heimkam, wollte schließlich einen blauen Schulranzen & keinen roten oder helleren, kämmte mich morgens nicht mehr - ich war einfach ANTI. Neue Klamottenkaufengehenmüssen war für mich fast schon quälend, weil meine Mutter wollte, dass ich halt eben "nett" aussehen sollte. Ich wollte aber nicht "nett" aussehen. Ich wollte nur "ich" sein. In der Schule spielten die Jungs im Sportunterricht nebenan Fußball, wir Mädchen mussten uns mit Schwebebalken & Bodenturnen abgeben. Ätzend. Ich hätte was drum gegeben, dass man mir zeigt, wie man wie ein "richtiger" Junge wirft (viel, viel weiter). Das Ätzendste ever war aber das Einsetzen der "Körperreife", als ich "unten" rausblutete, Schmerzen deswegen hatte - da wurde mir schlagartig bewusst, dass ein "biologisches" Mädchensein unumkehrbar war (dachte ich zumindest damals so). & ich trauerte meinem kindlichen Körper hinterher, der sich von dem eines Jungen gar nicht allzu sehr unterschied. Als mir auch noch Brüste wuchsen, war mir klar: ich sollte Frau sein. Tampons waren Ende der 1980er Jahre noch nicht so bei jungen Frauen verbreitet, zumindest trugen meine Schulkameradinnen alle Binden, was man v. a. im Sportunterricht durch die damals aufkommenden Leggings voll durchsah. & es fühlte sich so eklig an, wenn man blutete. Niemand hat uns damals erklärt, dass Frauen durchaus auf diese Entwicklung stolz sein können, dass es etwas Positives sein könnte. Vor allem hochnotpeinlich, wenn die Binden ausliefen - mitten in der Schule & man im wahrsten Sinne des Wortes "befleckt" durch die Straßen heimlaufen musste. Damals rannte ich sämtliche Abkürzungen, um so ja nicht gesehen zu werden. Manchmal denke ich schon drüber nach, wie es wäre, einen etwas "männlicheren" Körper zu haben. Andererseits mag ich meine "frauliche" Figur auch, v. a. wenn sie in die "richtigen" Hände kommt ![]() Wie ist/war das bei Euch so? Was denkt Ihr, wenn Ihr kleine Tomboys irgendwo seht?
editiert am 24.05.2012 08:45
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