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Forum » Coming Out » Thread"Ich möchte euch etwas erzählen..."
12.01.2007 23:35
HiddenNickname
0 Langer Text, doch ich hoffe trotzdem auf ein paar Anmerkungen, Gedanken oder Tipps... Nun, mein Coming out ist eigentlich schon lange her (im Bekannten- und Freundeskreis). Doch meine Familie wusste davon bis vor kurzem nichts. Bei mir ist alles etwas kompliziert... Kurz gesagt bin ich bei meinen Großeltern aufgewachsen. Sehr behütet. Wie vermutlich jede hier Konflikte mit ihren Eltern hatte, hatte ich Konflikte mit meinen Großeltern. Und ich denke, der gravierende Altersunterschied war ein Verstärker. Die meiste Angst hatte ich also, mich vor ihnen zu outen. Bei der restlichen Familie hatte ich mich schon geoutet (Onkel, Tanten) und die waren unglaublich locker und haben sich für mich gefreut. Seit Februar letzten Jahres habe ich eine Beziehung. Meine Großeltern hatten meine Freundin auch schonmal als "eine" Freundin kennengelernt, und leider nicht positiv auf sie reagiert. Weiß der Geier, warum (vermutlich hatten sie eine kleine Antenne, wussten aber nicht genau, was sie damit anfangen sollen). Als Anmerkung: Ich wohne LEIDER noch zuhause. Genauer gesagt habe ich bis letzten Sommer ein Jahr lang in Düsseldorf gewohnt, wo ich meine Freundin auch kennengelernt habe. Allerdings musste ich wegen meiner Ausbildung zurück nach Hause ziehen. Im letzten November sind dann die Streitereien zwischen meinen Großeltern und mir eskaliert. Ich wusste, dass es etwas mit meiner Freundin zu tun hat, obwohl sie es nie explizit gesagt haben. Jedenfalls habe ich es nach einigen Wochen Streit nicht mehr ausgehalten und hatte beschlossen, mich zu outen. Ich habe mir dazu den Text, den ich sagen wollte, vorgeschrieben, damit ich nichts vergesse und es auch so formulieren kann, dass es so rüberkommt, wie ich es möchte. Ich bin nämlich bei sowas ein sehr nervöser Mensch und ohne Anhaltspunkte hätte ich wohl nur Müll gelabert. Ich habe mich dann abends zu meinen Großeltern gesetzt und ihnen den folgenden Text vorgelesen: "Ich möchte euch etwas erzählen. Ich möchte, dass ihr mir zuhört und mich nicht unterbrecht. Wir hatten in der letzten Zeit ein paar Auseinandersetzungen, und ich freue mich, dass wir jetzt wieder besser miteinander klar kommen. Ich freue mich, dass ihr mich spüren lasst, dass ihr an mir und meiner Ausbildung interessiert seid. Mit Sicherheit seid ihr auch am Rest meines Lebens interessiert und möchtet, dass ich glücklich bin. Dass es momentan in meiner Ausbildung gut läuft und wir uns ebenfalls wieder gut verstehen, trägt natürlich dazu bei, dass es mir gut geht. Doch es gibt auch noch einen anderen Punkt in meinem Leben, an dem ich euch gerne teilhaben lassen möchte. Leider ist dies nicht ganz einfach für mich, denn ich habe Angst davor, wie ihr reagiert. Ihr seid mir sehr wichtig und ich möchte euch nichts mehr verschweigen oder euch belügen. Vielleicht klären sich dadurch auch noch andere Missverständnisse, die wir hatten. Ich hoffe ihr versteht meine Entscheidung und respektiert diese, denn was ich tue, ist mir vollkommen klar. Es ist mir sehr wichtig, dass ihr versteht, was ich fühle, denn es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe seit Februar eine Beziehung mit *****. Dies ist der Grund, warum es mich so verletzt, wenn ihr etwas Negatives über sie sagt, und warum ich sie daher so verteidige. Auch, wenn ihr es vielleicht nicht direkt nachvollziehen könnt, bin ich sehr froh, ***** zu haben. Wie euch wahrscheinlich aufgefallen ist, hatte ich noch nie eine Beziehung mit einem Mann. Das liegt daran, dass ich mich nicht zu ihnen hingezogen fühle. Mit ***** erlebe ich es erstmals, was es heißt, verliebt zu sein und geliebt zu werden. Als ihr ***** kennengelernt habt, konnte sie sich nicht so geben, wie sie ist, und wir haben versucht, uns so "normal" wie möglich zu verhalten. Doch genau das war der Fehler. Wir haben uns verstellt und uns alles andere als normal verhalten. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ihr ***** gegenüber dieses unwohle Gefühl hattet. Doch ich möchte mich nicht mehr verstecken. Besonders nicht vor euch. Das ist nicht gut für mich und auch gegenüber euch unfair. Ich möchte die Menschen, denen ich wichtig bin und die mir wichtig sind, an meinem Leben beteiligen. Und da seid ihr an oberster Stelle. Eure Meinung ist mir wichtig, doch benötige ich auch euer Verständnis und eure Toleranz. Diese Toleranz erfahre ich bereits von vielen Seiten, und ich würde mich freuen, wenn ihr mich und meine Entscheidungen ebenso akzeptiert. Ich verstehe es, wenn ihr jetzt Zeit braucht um darüber nachzudenken und es zu verarbeiten. Diese Zeit möchte ich euch gerne geben. Es ist aber auch ok, wenn ihr Fragen habt oder darüber reden möchtet." Ich habe während dessen geheult wie ein Schlosshund. Beide waren ersteinmal total baff. Meine Oma, die in der Familie "die Hosen anhat", meinte sofort, dann wären ihre negativen Gedanken ja gerechtfertigt gewesen. Sie meinte, sie fände es absolut nicht okay, und meine Freundin wäre ja alles Schuld. Sie hätte mich dazu getrieben. Außerdem könnte ich das alles ja noch gar nicht wissen, denn ich wäre ja erst 20 und hatte noch nie eine Beziehung mit einem Mann. Wie solle ich dann wissen, ob es mir gefällt oder nicht. Ich hab sie dann erstmal gefragt, ob sie mit einer Frau geschlafen hat um zu wissen, dass sie es nicht mag. Darauf hat sie nicht geantwortet. Das macht sie immer. Sie lenkt entweder vom Thema ab, wiederholt etwas längst besprochenes oder versucht, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Mein Opa dagegen (was ich gar nicht erwartet hätte) war auf meiner Seite und hat mich verteidigt. Er meinte, wenn nicht mit *****, dann eben mit einer anderen. Und wenn ich "diese Neigung" hätte, dann wär das eben so und sie müssten das akzeptieren. Ich wäre schließlich alt genug, das selbst zu entscheiden. Das fand ich wirklich toll. Doch meine Oma hat sich total dagegen gestellt. Sie meinte sogar, dass meine Freundin nicht ins Haus kommen dürfte. Als ich meinte, es wäre aber meine Wohnung (denn ich bezahle Miete für meine Zimmer), meinte sie, dann dürfte sie eben den Hausflur nicht benutzen. Und wenn ich nun freitags erzähle, dass ich zu meiner Freundin fahre, verdreht sie sofort wieder die Augen und versucht, es mir schlecht zu machen. Mein Opa sagt nichts dazu. Seit Weihnachten gab es keine Eskalation mehr, doch ich befürchte, das ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich bin momentan auf Wohnungssuche, denn unter den Umständen halte ich es nicht aus. Meine Freundin möchte natürlich nicht zu mir nach Hause, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Meine Großeltern sind ca 73 Jahre alt und ich befürchte, sie (bzw hauptsächlich meine Oma) wird ihre Einstellung einfach nie mehr ändern, dafür ist es zu spät. Ich finde es nur so unglaublich traurig, dass sie es nicht akzeptieren wollen/können. Denn ich will doch einfach nur glücklich sein. Und sie möchten an meinem Glück nicht teilhaben.
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