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Forum » Coming Out » ThreadIm Kopf ein Flipperautomat
03.03.2024 09:53
HiddenNickname
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Liebe Leute, da ich aktuell niemanden habe, mit dem ich mich austauschen kann (liegt an meiner Feigheit), schreibe ich hier einfach mal meine Gedanken nieder. Ich bin 45 Jahre alt und lebe seit fast bald 30 Jahren in einer heteronormativen Beziehung. Seit längerem weiß ich jedoch, dass ich mich nur verstecke, vermutlich schon immer. Als wir uns kennenlernten war ich persönlich in einer schwierigen Lebenssituation. Ich war sehr jung, er um einiges älter. Ich stand aus mehrerlei Gründen vor neuen Lebensabschnitten und fühlte mich allein bzw. hatte große Verluste erlebt, da meine Mutter gestorben ist und mein Vater schnell eine neue Familie gefunden hat. Ich wechselte gerade von der Schule in die Ausbildung, welche mir aufgrund meines Versprechens an meine Mama ein sehr wichtiges Anliegen war. Er war da und gab mir ein Zuhause, ein stabiles Umfeld und die Zeit mich beruflich zu entwickeln. Hierfür empfinde ich große Dankbarkeit, da er mich auffing. Wir haben viele Höhen und Tiefen zusammen erlebt, aber aus heutiger Sicht meine ich, dass wir eigentlich nur eine WG sind. Wir leben zusammen, aber dennoch sind wir allein. Zumindest empfinde ich es so. Ein super Versteck, wenn man nicht mehr erwartet. Wir haben uns unterschiedlich entwickelt, haben eigentlich keine gemeinsamen Ziele oder gemeinsame Hobbies. Wir essen abends zusammen und schlafen im Bett nebeneinander. Mehr nicht. Mir fehlt so viel! Geborgenheit, Zweisamkeit, Nähe, Abenteuer, Rückhalt, Austausch... Nach unserem letzten Urlaub im Sommer hatte ich viel Zeit nachzudenken und habe mich entschieden, zu mir zu stehen, also ich wünschte mir, das zu können. Und hier spielen die Gedanken Flipper. Wie, wann, mit wem soll es geschehen? Am liebsten sofort an alle und dann wegrennen. Offen und ehrlich, entschieden und mit Plan. Zur Zeit vergrabe ich mich in die diversen queeren Podcasts, die mir alle aus der Seele sprechen, aber mehr hab ich noch nicht geschafft. Ich bin wieder allein, allerdings 30 Jahre älter. Ich bin eigentlich ein fröhlicher Mensch, leider aber auch schüchtern. Ich weiß nicht, wie ich neue Leute der Community in Berlin kennenlernen kann. Bis 45 war ich leider noch nicht in queeren Clubs unterwegs und alleine ist es sowieso irgendwie schwierig. Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber am Ende sind es eh alles nur Rechtfertigungen oder Selbstmitleid. Dennoch ist es schon mal ein kleiner Schritt nach draußen. Vielleicht hat die eine oder andere einen Tipp für mich. Ein Austausch zu euren Erfahrungen täte mir gut. Vielen Dank im Voraus.
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03.03.2024 15:20
HiddenNickname
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03.03.2024 14:18
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