In einen Mann verliebt Teil III
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08.12.2010 11:49
HiddenNickname
Habe es gestern nicht mehr geschafft, zu schreiben, der Thread ist bereits voll, daher erlaube ich mir, einen dritter Teil zu eroeffen.Wollte gestern noch etwas hinzufuegen:
Gewiss ist es wichtig, und ein natuerlicher Vorgang, sich, wenn man Veraenderungen in seiner sexuellen Orientierung wahrnimmt, Gedanken zu machen, zu reflektieren, oder auch spontan irgendwas in die Welt hinauszuschreien. Dabei ist es auch wichtig, selbstkritisch zu sein, und selbstverstaendlich holt man sich auch Meinungen von Aussen.
Moechte aber zu bedenken geben, dass Einwaende ueber die Gruende des ploetzlichen Verliebtseins in einen Mann, wie jene von Salznuss:
Zitat Tehejekuetrheed
schrieb, nicht bewusst war, dass noch gar nichts geschehen war. Wie hier jemand ganz richtig bemerkte, gibt es Menschen, die ersteinmal abwarten. Dabei weiss ich aber nicht einmal, wie lange du schon in ihn verliebt bist, und es steht mir im Grunde nicht einmal zu, darueber zu urteilen. Ich nehme diese Bemerkung also zurueck, und kann verstehen, dass sie provokant angekommen sein koennte.
Eigentlich ist es voellig nebensaechlich, aber dies erwaehnte ich bereits, wer dieser Mann ist und ob er nun bescheid weiss oder nicht, und auch finde ich es letzlich irrelevant, was sich aus der Geschichte entwickelt. Einzig wichtig ist wohl der Fakt, und ich vermute mal, dass genau dieser dich beschaeftigt, weshalb du dich nun ploetzlich, nach 2 Dekaden lesbischen Lebens, zu einem Mann hingezogen fuehlst und gar von "Verliebtheit" redest. Und noch etwas finde ich wichtig: Es ist sogar egal, ob es sich tatsaechlich um "Verliebtheit" oder nur dem Wunsch, einer Sehnsucht nach Verliebtheit handelt.
Auch reagiert darauf ein jeder anders, nicht jeder ist in der Verfassung, so interessante Fragen wie jene von sutcliff zu formulieren, um die lesarische Gemeinde bei Laune zu halten und eine Diskussion in eine konstruktiven Weise zu lenken, besonders dann nicht, wenn selbst betroffen. Dass es somit ein wenig, wie hier jemand schrieb, nach "aetschi-baetsch, ich bin jetzt anders" klingt und entsprechende Reaktionen provoziert, ist nachvollziehbar, wobei ich die unterschwellige Gehaessigkeit und den durchklingenden Neid besonders spannend finde, voellig wertfrei.
Auch ist es ein natuerlicher Vorgang, sicherlich zwar bedenkenswert und fuer Diskussionen problematisch, aber notwendig, eventuell mal mit einem "aetschi-baetsch" anzukommen und dieses der lesbischen Gemeinde vor die Fuesse zu knallen. Taktlos, ja, aber es ist eine Form der neuen Identitaetsbildung, sich erstmal sehr deutlich und offensiv abzugrenzen. Manchesmal ist es fuer Menschen notwendig, Provokationen zu erzeugen, damit ein Feindbild gegeben ist, gegen welches man rebellieren kann. Im Grunde spielt sich alles in der eigenen Psyche ab, es ist reine Projektion.
Ich brauchte ein volles Jahr und einen langen Sommer der Reflexion und des Rueckzugs sowie phasenweiser Konfrontation, um zu erkennen, dass ich im Grunde immer schon heterosexuell war, trotz mehr als einer Dekade lesbischen Lebens, inklusive langjaehriger lesbischer Ehe, die desuebrigen nicht enttaeuschend verlief, und von der ich sehr ueberzeugt war, dass sie bis an mein Lebensende andauern wuerde. Meine Ehefrau, eine goldstarlesbe, war in jener Zeit, und ist es auch noch heute, einer meiner treusten Unterstuetzerinnen, sie war, neben meinem Partner, der Mensch, der mich ermahnte, ehrlich zu mir selbst und mutig genug zu sein, "meinen Weg zu gehen", wie man so sagt.
Damals suchte ich, recht verzweifelt, nach Antworten, ich ging sehr tief, und selbst die absurdesten possiblen Ursachen nahm ich ernst und begutachtete sie kritisch, und was ich am Ende vorfand, die Konklusion, die ich hatte, war keine angenehme. Aber sie war zumindest sauber und simpel und kam einer Revelation sehr nahe.
Kalinichta schrieb:
Zitat Tehejekuetrheed
schrieb, so erscheint mir das heterosexuelle Leben, insbesondere in der heutigen Zeit, fuer eine Frau schwieriger, speziell dann, wenn sie eine homosexuelle Vergangenheit hat. Fuer mich zumindest war es ein enormer Bruch. Irgendjemand schrieb von "heiler Welt", und dem Wunsch nach Normalitaet. Das ist nur eine rein subjektive Empfindung und Observation meinerseits die ich im Laufe der Jahre machte, aber nirgends habe ich soviel Sehnsucht nach Normalitaet erlebt wie unter Lesben. Ich kenne auch sehr wenige Menschen, die sich keine "heile Welt" wuenschen, und ich finde einige Punkte auch sehr wichtig: Ist ein solcher Wunsch, eine solche Sehnsucht ueberhaupt kritikwuerdig? Ist Flucht per se etwas negatives? Ist das "einfachere" Leben per se auch zwingend das schlechtere?
Und was genau steckt hinter dem Vorwurf, sich ein "einfacheres" Leben machen zu wollen? Schwingt da nicht ein wenig Zorn und das Gefuehl des Verrats mit, man selbst habe ein so hartes Leben und goenne es dem anderen nicht, es sich "leicht" zu machen? Was sagt uns das, wenn Lesben tatsaechlich davon ueberzeugt sind, ein heterosexuelles Leben sei "einfacher"?
Das sind Fragen, die ein jeder mit sich selbst, am besten im Stillen und teetrinkend, ausmachen muss. Es schadet nicht, sich auszutauschen, Meinungen einzuholen, wobei es auch ganz wichtig ist, diese von einem moeglichst breiten Spektrum unterschiedlicher Menschen, und nicht nur aus den eigenen Reihen, einzuholen.
Ironischerweise hatte ich frueher eine aehnlich intolerante Haltung gegenueber "Exlesben", ich hielt sie fuer einen sehr schlechten Witz, eine similar radikale Einstellung hatte ich auch Bisexuellen gegenuener, ich denke es ist unnoetig, noch zu erwaehnen, dass mir natuerlich auch Maenner nicht sonderlich sympathisch erschienen, und ueberhaupt erscheint es mir manchesmal fast unglaublich, mit welcher Vehemenz und Aggression ich ein jedesmal reagierte, wenn ich meine sexuelle Orientierung irgendwie in Zweifel gezogen sah, und sei es auch nur durch eine Lesbe, die ploetzlich romantische Gefuehle fuer einen Mann entwickelte und zudem noch meinte, mir das mitteilen zu muessen. In Retrospektive ergibt das natuerlich alles Sinn, aber wie gesagt, in Retrospektive.
Mehr kann ich dazu momentan nicht sagen, mich ermuedet das Schreiben gerade auch sehr.Wuenschenswert waere es aber, wuerde sich aus diesem Thread eine konstruktive, wenn auch gern kontroverse Diskussion entwickeln.
Dazu, dass hier mehrfach, auch von meiner Seite, eingewandt wurde, dass diese Thematik hier bei Lesarion deplaziert sei, vielleicht eroeffnet man hierfuer einen separaten Thread, der sich mit ebendieser Thematik befasst.