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Forum » Kummerkasten » ThreadIst sie wirklich verliebt in mich?
03.06.2025 12:43
HiddenNickname
0 Hallo zusammen, ich befinde mich gerade in einer emotional sehr aufwühlenden Situation, die ich mit jemandem teilen möchte, der vielleicht mit einer gewissen Distanz draufschauen kann. Es geht um eine Frau (fast 40), in die ich mich verliebt habe – oder besser gesagt: in die ich längst tief verliebt bin. Ich selbst bin ca. 7 Jahre jünger und führe ein ganz anderes Leben als sie. Wir kennen uns seit knapp einem Jahr, haben uns über ein gemeinsames Schreibprojekt kennengelernt, in dem wir täglich (oft stundenlang) an einer Liebesgeschichte schreiben. Unsere Nachrichten waren immer sehr vertraut, verspielt, oft flirtend, und ehrlich gesagt hat sich unsere Kommunikation oft wie eine Beziehung angefühlt – emotional intensiv, verbunden, voller Zwischenzeilen. Ich war damals noch in einer siebenjährigen Beziehung, die sich aber schon lange mehr nach Freundschaft als nach Partnerschaft angefühlt hat. Erst durch meine Gefühle für diese Frau wurde mir klar, dass ich meine Beziehung nicht mehr retten kann – sie hat mir die Augen geöffnet. Ich beendete meine Beziehung. Trotz der emotionalen Nähe zwischen uns hatte sie mir ganz am Anfang unseres Kontakts gesagt: „Ich bin definitiv hetero.“ Das blieb immer in meinem Hinterkopf, auch wenn unsere Verbindung mit der Zeit immer enger wurde. Ich habe mich oft gefragt, ob sie wirklich nichts spürt, habe mich in den Schlaf geweint vor Verunsicherung, aber gleichzeitig gespürt: Diese Intensität zwischen uns kann nicht einseitig sein. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und gestand ihr meine Liebe – mit dem Zusatz, dass ich den Kontakt abbrechen muss, wenn sie diese nicht erwidert. Daraufhin kam zuerst: „Du weißt, dass ich nicht so fühle.“ Das tat weh. Ich zog mich zurück. Doch am nächsten Morgen kam eine Sprachnachricht über 30 Minuten, in der sie mir ihre Gefühle gestand. Dass sie sich das lange nicht eingestehen konnte, dass sie sich selbst verwirrt und überfordert fühlt. Dass sie viel auf der Arbeit geweint hat (sie ist Lehrerin), sich Kolleg*innen anvertraut hat. Ihre beste Freundin riet ihr, sie müsse „springen“. Und ein guter Freund sagte zu ihr: „Na endlich hast du’s kapiert.“ Als ich dann das nächste Mal bei ihr war, sagte sie direkt, sie wolle diesmal, dass ich bei ihr im Bett schlafe (vorher hatte ich immer im Gästezimmer geschlafen). Das war für mich ein großer Schritt – und ich fand es mutig von ihr. Wir waren dann fünf Tage zusammen, schliefen jede Nacht eingekuschelt ein, wachten eng umschlungen wieder auf. Sie war zärtlich, wir kamen uns auch intim näher (kein Sex, aber deutliches Begehren, leichtes Petting). Ich konnte spüren, dass sie erregt war, aber von ihr aus kam körperlich eher zaghafte Initiative. Am Bahnhof zum Abschied ließ sie öffentliche Körpernähe zu, wir hielten uns, es gab einen Kuss – auch das hätte ich nie erwartet, gerade bei jemandem, der sich als "definitiv hetero" gesehen hat. Und dennoch: Genau da beginnt meine Unsicherheit. Ich frage mich, ob sie wirklich mich begehrt – oder ob sie sich vor allem in das Gefühl verliebt hat, dass jemand wie ich sich in sie verliebt hat. Vielleicht hat sie Angst vor dem Kontaktabbruch gehabt und ist deshalb gesprungen. Vielleicht liebt sie mich emotional – aber körperlich fühlt sie sich doch eher zu Männern hingezogen? Vielleicht ist sie überwältigt von der Liebe, aber nicht vom Verlangen? Sie selbst sagte einmal, dass sie nie gelernt hat, Gefühle transparent zu kommunizieren. Und das merke ich. Ich hingegen bin jemand, der viel redet, schreibt, mitteilt. Ich brauche viel Sicherheit, viel verbale Rückversicherung, dass ich gewollt und begehrt werde. Nicht nur emotional, sondern auch physisch. Gerade weil sie zehn Jahre allein war, frage ich mich manchmal, ob sie vielleicht einfach dankbar ist für jede Berührung – ob sie also eher das Gefühl der Nähe liebt als mich als Frau wirklich begehrt. Gleichzeitig habe ich Angst, sie mit all meinen Gedanken, Sorgen und meinem hohen Kommunikationsbedürfnis zu überfordern. Sie hat mir einmal gesagt, ich solle meinen Kopf abschalten, so wie sie es gerade versucht, und einfach genießen. Aber ich bin eine Overthinkerin, und ich brauche Klarheit, um mich wirklich öffnen zu können – emotional und körperlich. Ein weiterer Punkt: Wir leben weit auseinander, und diese Distanz erschwert alles. Ich bin aber ab Samstagabend wieder für eine Woche bei ihr. Ich freue mich sehr darauf, aber ich merke auch, wie sehr meine Angst mitfährt. Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit, und eigentlich kam es für mich nie in Frage, mit einer bisexuellen Frau zusammen zu sein – nicht aus Vorurteil, sondern aus Selbstschutz. Ich weiß auch gar nicht, ob sie sich inzwischen als bi sieht oder ob sie mich einfach als "goldene Ausnahme" empfindet. Als ich damals den Kontaktabbruch ankündigte, sagte sie, das habe sich für sie wie ein Beziehungsende angefühlt – und sie hätte dabei denselben Schmerz empfunden wie damals bei der Trennung von ihrem langjährigen Freund. Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber ich belasse es erst einmal dabei. Kennt jemand dieses Gefühl? Oder so eine Dynamik? Ich wäre sehr dankbar für eure Gedanken.
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03.06.2025 20:50
03.06.2025 17:35
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