Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Forum » News, Politik & Wissenschaft » Thread

'Sozial Schwache'?


22.06.2016 01:05
HiddenNickname
0

"Sozial Schwache: Gemeint sind Menschen mit wenig Geld. Es handelt sich um einen Stellvertreterbegriff, um Arme nicht als arm bezeichnen zu müssen, ganz ähnlich wie Reiche häufig als Vermögende bezeichnet werden. Das legt einen angenehmen Schleier über die extreme finanzielle Ungleichheit in Deutschland. Für die Armen ist es allerdings alles andere als angenehm, als sozial schwach bezeichnet zu werden. Nicht, dass sie nur mit wenig Geld zurechtkommen müssen. Nein, ihnen wird auch noch ein menschlicher Mangel unterstellt. Denn als sozial gelten gemeinhin Bürger, die sich in eine Gemeinschaft einbringen, gute Umgangsformen pflegen und sich für andere einsetzen. Sozial Schwache wären folglich Menschen, die für ihre Mitbürger Plagen sind, Asoziale und Sozialschmarotzer. Wenn dem so wäre, müssten hierzulande furchtbare menschliche Zustände herrschen. Schließlich lebt in Deutschland fast jeder sechste Bürger an oder unter der Armutsgrenze und wäre folglich „sozial schwach“.
Die Nationale Armutskonferenz hält den Begriff für das „Unwort unter den Unwörtern innerhalb des sozialpolitischen Diskurses“. Sie betont entschieden: „Wer kein/wenig Geld hat, ist ökonomisch schwach, aber nicht sozial schwach.“ Das zeigt zum Beispiel auch die Tatsache, dass Menschen mit wenig Geld einen besonders großen Teil davon spenden. Ob jemand sozial schwach ist, hängt folglich nicht vom Einkommen ab, sondern von der Sozialisation. Auch Reiche können sozial schwach sein, etwa wenn sie ohne Rücksicht auf andere ihre Geschäfte betreiben.
Dem zum Trotz ist der Begriff inzwischen weithin akzeptiert. Vom Himmel gefallen ist er allerdings nicht. Er rührt daher, dass Armut natürlich soziale Folgen hat. Eine davon kann der Rückzug aus der Gemeinschaft sein, zum Beispiel weil es sich arme Menschen seltener leisten können, mit Arbeitskollegen in einer Kneipe ein Feierabendbier zu trinken, mit der Familie im Kino einen Film zu schauen oder mit Freunden Bowling zu spielen. Diese Form der finanziell erzwungenen Ausgrenzung sagt allerdings mehr über die soziale Schwäche der Gesellschaft und des Staates aus als über die der Armen."

(Aus Baumann/Hebel: Gute-Macht-Geschichten. Politische Propaganda und wie wir sie durchschauen können, 2016)



0

Seite: 1 | 2 | 3 |

29.06.2016 14:43
editiert am 29.06.2016 15:27 melden kommentieren
29.06.2016 09:08
28.06.2016 04:01
27.06.2016 16:21
editiert am 28.06.2016 23:19 melden kommentieren
27.06.2016 12:27
27.06.2016 09:19
27.06.2016 09:15
27.06.2016 09:03
27.06.2016 08:12
27.06.2016 08:09
27.06.2016 07:57
27.06.2016 02:08
editiert am 27.06.2016 12:24 melden kommentieren
25.06.2016 16:34
25.06.2016 16:21
25.06.2016 16:14
25.06.2016 15:54
editiert am 25.06.2016 15:59 melden kommentieren
25.06.2016 13:48
25.06.2016 10:28
25.06.2016 07:37

0

Seite: 1 | 2 | 3 |








>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<