|
|
Forum » Kummerkasten » ThreadUmgang mit... Deprimierten?
29.01.2012 13:02
HiddenNickname
0 Hallo die Damen, ich wende mich an euch, in der Hoffnung auf ein paar hilfreiche Tipps. Werde versuchen, mich möglichst kurz zu halten... Nachtrag: Sorry, wirklich kurz ist das nicht. Würde mich dennoch freuen, wenn sich jemand die Zeit nimmt. Also. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einen eigentlich sehr netten, liebenswerten Herren. Dieser ist gute 24 Jahre älter als ich, dennoch haben wir eine ziemlich perfekte Wellenlänge, den gleichen Humor und irgendwie einen sehr vertraulichen Draht zueinander. Leider hat der gute Mann ganz gewaltige Probleme mit sich selbst. Nach der Trennung von seiner Familie ist er wohl ziemlich tief gefallen, das ist 2 Jahre her. Vor gut 9 Monaten lernten wir uns dann kennen und haben seit etwa 3 Monaten intensiveren Kontakt. Das Problem ist, dass er immer und immer wieder ganz gewaltig an sich selbst zweifelt. Sein Sohn (8) wohnt bei der Mutter und er leidet wie ein geprügelter Hund darunter. Er scheint mit den kleinsten Dingen des Alltags überfordert – im Job funktioniert er einigermaßen, aber ansonsten ist da so eine Art Lethargie. Um vieles wird sich einfach gar nicht gekümmert, Kleinigkeiten kriegt er nicht auf die Reihe und versinkt eher im Selbstmitleid. Keine Ahnung, vielleicht eine Art Depression? Er betonte schon mehrere Male, dass er sehr froh sei mich zu haben, weil ich ihm öfter mal sanft in den Hintern trete und ihn auch gerne an die Hand nehme, viel mit ihm rede und versuche ihn zu motivieren. Hat auch an vielen Stellen schon Früchte getragen. Tagsüber ist er lustig, wir haben viel Spaß und albern rum. Abends fällt er immer wieder in Löcher, jammert ganz schrecklich rum, macht sich vor mir runter („ich bin zu schwierig“, „ich will nicht belasten“, oder auch Dinge getreu dem Motto „mein Leben ist sinnlos“). Ich hab immer wieder versucht ihn etwas aufzufangen. Mal wird es mir ganz herzlich gedankt, mal stößt er mich weg. Ich hab selber solche Phasen schon gehabt und weiß, dass man es mit Vorwürfen in der Regel nur noch schlimmer macht. Also habe ich versucht, ihm zu erklären, dass ich hinter ihm stehe und er auch jeder Zeit mit mir reden kann, aber bitte versuchen soll, meine Hilfe dann auch einfach anzunehmen, anstatt mich immer wieder wegzutreten um dann doch wieder zu kommen. Weil ich selber im nächsten Monat sehr wichtige Prüfungen habe und nicht die Energie für dieses Hin und Her habe. Seine Reaktion darauf war die Ankündigung, er würde mich ab jetzt in Ruhe lassen. Um mich kurz danach ganz herzzerreißend zu bitten, mir das mit dem Kontaktabbruch nochmal zu überlegen (der ja nicht von mir, sondern von ihm kam!!!) Ich suchte also wieder das Gespräch, versicherte ihm, für ihn da zu sein und ihn zu unterstützen wo ich kann, erklärte nochmal genau was ich meinte, er verstand es und wir einigten uns auf „lockeren“ Kontakt. Das war vorgestern. Gestern meldete er sich, ich war gerade selber sehr schlecht drauf und schrieb ihm, dass es mir gerade nicht so gut ginge und ich mich bei ihm melden würde. Ich hatte eine Art Flashback bezüglich Ereignissen, von denen er nichts weiß. Er bot mir seine Hilfe an und ich sagte ihm, dass ich nicht glaube, dass er mir da helfen könne, ihm aber dennoch danke. Und dann ging das Theater wieder los. Er knallte mir an den Kopf „mal was Unkompliziertes“ zu wollen, was mich doch sehr hart traf. Ich habe immer versucht ihm eine starke Schulter zu sein und kaum funktionier ich mal nicht so wie er das möchte, kommt so ein Spruch. Ich sagte ihm auch, dass mich das verletzt hat und anstatt darauf zu reagieren kam das übliche Chaos. Er sei doch eh zu schwierig, ich würde ja seine Stärken nicht kennen, er würde nie wieder seine Hilfe anbieten, er würde sein Leben aufgeben. Es ist okay für mich, dass er sich nicht groß für meine Gefühle interessiert. Generell tut er das schon und ist auch sehr fürsorglich und bemüht, aber dadurch dass er oft vor sich hin leidet, wird er dann völlig blind dafür. Ich selbst kenne die Egozentrik eines Leidenden nur zu gut und mache ihm das auch nicht zum Vorwurf. Tatsache ist, ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll. Ich bin doch auch nur ein Mensch und ich habe auch meine Schwächen. Ich kann doch nicht jeden Abend damit verbringen, seine Probleme anzuhören, ihm meine Hand hinzuhalten und dabei selbst null Beachtung zu kriegen wenn es mir gerade richtig dreckig geht. Mit ihm zu reden hat ja wohl keinen Sinn, weil er gar nicht stabil genug ist, um mich zu stützen. Wenn ich seine Hilfe nicht annehme, ist das auch ein Drama. Verstellen kann ich mich aber auch nicht. Ich denke, dass der Kontakt abbrechen wird, sobald er sich wieder gefangen hat. Ich bin mir bewusst, in erster Linie „die helfende Hand“ für ihn zu sein weil sich sonst keiner kümmert. Damit komme ich klar und das ist es mir auch wert, weil wir ansonsten wirklich sehr viel Spaß miteinander haben und er mir auch verdammt gut tut, wenn er nicht gerade in Selbstmitleid versinkt. Und die Möglichkeit, dass wir auch später noch Kontakt haben ist schon gegeben, weil wir ansonsten voll auf einer Wellenlänge sind. Insofern sehe ich das nicht als „Ausnutzung“ von seiner Seite. Er ist seit gut einem Jahr in psychologischer Behandlung. Ich will ihn nicht einfach fallen lassen. Dafür mag ich ihn wirklich zu sehr. Aber ich weiß nicht mehr, wie ich damit umgehen soll... was ich machen soll um ihm klar zu machen, dass ich ihn respektiere, mag, sehr schätze und ihm zur Seite stehe, aber nunmal auch ab und zu ein wenig Abstand brauche um wieder Energie zu tanken. Das legt er dann ja sofort wieder als Vorwurf und Ablehnung aus. Ich hab ihn für heute auf die IgnoreListe im Festnetz, Handy und für Emails gesetzt. Weil ich einfach nicht mehr kann. Wenn er versucht mich zu erreichen, ist das nächste Drama schon vorprogrammiert... Habt ihr irgendwelche Tipps, was ich machen kann um die Situation erträglicher zu machen? Vielleicht noch zur Info: Es handelt sich um meinen Arbeitgeber. Ich bin als freie Mitarbeiterin für ihn tätig, der private Kontakt ist jedoch sehr intensiv. Ich habe diesen privaten Kontakt aber nicht um des Arbeitsplatzes Willen, sondern weil meine Absichten ihm zu helfen wirklich aufrichtig und ehrlich sind. Ich mag ihn sehr. Ich würde den Kontakt auch halten wollen, wenn ich einen anderen Job hätte (nach dem ich auch schon suche um das Ganze etwas einfacher zu machen). Über ernst gemeinte Ratschläge und Erfahrungen würde ich mich freuen. Danke im Voraus.
0
![]()
30.01.2012 06:26
29.01.2012 17:55
29.01.2012 15:00
29.01.2012 14:27
29.01.2012 14:18
29.01.2012 13:57
HiddenNickname
0
29.01.2012 13:57
29.01.2012 13:52
29.01.2012 13:51
29.01.2012 13:33
29.01.2012 13:27
29.01.2012 13:17
0
![]() |
|