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Forum » Coming Out » Thread

Von Frauenmomenten erschlagen - trotzdem ewig

13.03.2020 15:00
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Hey.

Da ich keinen Vorstellungsthread gefunden habe, allerdings denke, dass es sich einfach gehört, sich in einem Forum auch vorzustellen, schreibe ich einfach mal ein wenig zu dem, wie das so war, dass mein Herz nun bei Frauen und nicht mehr bei Männern klopft.

Ich bin 44 Jahre alt und glasklar, dass ich etwas für Frauen empfinde, wurde es mir erst im Wechsel 2015/2016.

Schon als Kind/Jugendliche/junge Erwachsene hatte ich unglaublich viele Frauenmomente.
Schwärmerei für Lehrerinnen.
Liste an Schauspielerinnen, die ich toll fand, während meine Freundinnen alle diese Listen für Schauspieler hatten.
Tagträume mit Frauen, die ich mochte (aber nie sexuell, nur nah)
Immer Interesse, wenn ich heraus fand, dass eine Frau lesbisch ist (im Sinne von "uiiii...mal genauer auf den Zahn fühlen"
Viel Geplänkel mit lesbischen Frauen, aber ohne Anspruch auf mehr.


Durch meine Familie sehr stark "hetero geprägt" (sehr enges Familienband mit männlichem Oberhaupt), kam es mir null in den Sinn, dass dies bei mir anders sein könnte.

Seit ich 14 war, hatte ich männliche Partner - und dies auch gar nicht so arg wechselnd, da ich nicht sofort vor Schwierigkeiten weglaufe. Mit einem Partner war ich elf Jahre zusammen und 8 verheiratet.
Doch immer trieb mich irgendetwas...ich fühlte mich innerhalb der Beziehungen nicht auf Dauer wohl und wusste nicht, woran das lag. Wenn ich mich getrennt habe, kam der nächste Partner.

Seit 2010 hatte ich eine gute Freundin, von der ich seit 2013 wusste, dass sie lesbisch ist. Und auch hier wieder wurde sie für mich gleich interessanter. Unsere Freundschaft wurde enger...und ich stellte mir immer wieder die Frage, was mich an ihr so faszinierte. Irgendwann merkte ich, dass ich mehr wollte.
Ich wollte ihr eine gute Freundin sein.
Ich wollte die Freundin sein, die sie für sich als wichtigste erkennt.
Ich wollte die Freundin sein, die sie umarmt und der sie nah ist.
Ich wollte nicht nur nah sein...


So entwickelte sich das, bis ich ihr im März 2016 einen elfseitenlangen Brief schrieb, in dem ich mich komplett outete, dass ich mich stark verliebt hatte. Ihr ging es genauso und somit begann ein höchst schwieriger Übergang von meiner hetero-Partnerschaft in meine lesbische Zukunft. Eine Zeitlang versuchten wir es "zu dritt"...Mann und Frau sagten mir aus Liebe den Versuch zu...aber es war deutlich zu spüren, dass sie beide nur darauf warteten, dass ich mich entschied. Die Frau wartete darauf, dass ich endlich den Schritt tat, der für sie unausweichlich schien, der Mann hoffte darauf, dass meine "bescheuerte Phase" bald vorbei sei.

Also gab es dann doch einen schmerzvollen klaren Schnitt und die Entscheidung für die Partnerin.

Meine Eltern wussten es recht früh...und waren unglaublich niedlich. Meine Mutter dachte sich das bereits und als ich sagte, ich müsse mit ihnen sprechen, fragte sie mich bei Küchenarbeiten, wo ich ihr zur Hand ging, sanft:
"Kann es sein...dass du....lesbisch bist?"
Gut, dass Augen fest in Höhlen sitzen...sonst wären sie rausgekullert.

Sie sicherte mir Unterstützung zu, auch mein Vater, der es kurz später erfuhr, war nur erleichtert, dass es mir jetzt besser ging. Ich habe es in kurzer Zeit meinem kompletten Umfeld erzählt, da ich keine halben Sachen mache.

Bis heute gab es keinerlei Unverständnis, Rückzug oder Anfeindungen, obwohl ich völlig offen damit umgehe.

Meine erste Beziehung hielt nicht, weil wir so unglaublich verschieden waren, ich trennte mich im Oktober letzten Jahres, aber wir sind noch nah und gut befreundet, auch wenn es meiner ehemaligen Partnerin immer wieder schwer fällt, die Tränen zurück zu halten. Ich hatte mich stark verbogen, damit es ihr gut geht...und dann ging es eben MIR nicht mehr gut. Alles Drüberreden half nicht, Muster sind schneller eingeschliffen als man denkt...doch ich bin froh, dass alles so gekommen ist.

Hätte es sie nicht gegeben, hätte ich sicher noch ewig gebraucht, endlich zu kapieren, was in mir los ist.
Endlich laufe ich rund. Endlich stimmt es.

Und darüber bin ich SEHR froh.

Ja...viel geschrieben...aber ich denke, wenn man sich einem solchen Forum anschließt, dann ist es auch ok, das zu schreiben.

Gruß und auf eine gute Zeit.

Isa.


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