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A conjuring of light

von Aurorafalter


"Hey Süße, ist hier noch ein Platz frei?"

Sie blickte bei diesen Worten auf und nickte nur wortlos.

Ein Zeichen für die Dunkelhaarige sich auf dem SItzplatz ihr gegenüber niederzulassen.

Ein scheues Lächeln legte sich auf die Züge der jungen Frau, die zuvor aus dem Fenster in den noch dunklen Himmel geblickt hatte. Sie war wie immer früh morgens mit dem Zug zur Arbeit unterwegs. Im Spätherbst war es zu diesem Zeit leider noch immer dunkel.

"Ist das Buch spannend?"

Die andere Frau ihr gegenüber deutete mit einem Fingerzeig auf das Buch das in ihrer Hand lag.

Auch ihr Blick fiel wieder auf das Buch, dessen zuvor gelesene Seiten sie zwischen den Fingern hielt, da sie ihr Lesezeichen in eine der vielen Taschen in ihrem Rucksack verstaut hatte, damit es nicht verloren ging. Sie hatte ohnehin gleich weiterlesen wollen und nur kurz beim letzten Halt aus dem Fenster geschaut, um vielleicht einen Kollegen zu entdecken. Ab und zu nahmen sie den gleichen Zug.

"A conjuring of light? Das klingt nach einem englischen Buch."

Wieder ein freundliches Lächeln ihres Gegenübers.

Und endlich fand sie ihre Sprache wieder. Es wäre auch unhöflich gewesen, die andere Frau nur stumm weiterhin zu betrachten.

"Das ist der letzte Teil einer Fantasy-Trilogie über verschiedene London. Ich lese eigentlich hauptsächlich englische Literatur."

Ihr Gegenüber beugte sich interessiert vor und sie war fast versucht ein wenig zurückzuzucken. Sie war es nicht gewohnt, dass Fremde ihr derart nah kamen. Der Griff um ihre Stöcke festigte sich etwas, die sie in ihrer anderen Hand hielt.

"Verschiedene London?"

Sie summte leise bevor sie zögerlich antwortete. Sie war eine ausgesprochene Leseratte und hatte eigentlich immer ein Buch im Rucksack. Wenn sie schon so lange im Zug saß, wollte sie auch etwas zur Beschäftigung haben. Die Game of Thrones-Bücher hatte sie gerade beendet und war zu einer völlig neuen Fantasy-Reihe gewechselt.

"Es gibt das weiße, graue und rote London. Eigentlich sogar noch ein schwarzes, aber der Weg dorthin ist für die Magier versperrt. Sie benötigen einen Talisman um in die anderen London reisen zu können. Der Hauptcharakter ist Kell, ein Antari aus dem roten London in dem die Magie pulsiert. Dort soll ein magisches Turnier abgehalten werden. Weiter bin ich leider noch nicht."

Umriss sie kurz und lächelte wieder scheu.

"Das klingt interessant."

Die Dunkelhaarige lehnte sich entspannt in ihren Sitz zurück und nippte an dem noch warmen Kaffee in ihrem Mug. Der einen wunderbaren Duft verströmte.
Kurz fanden sich ihre Blicke, ehe sie wieder die Augen auf das Buch in ihren Händen lenkte und leise seufzte. Es würde keinen SInn mehr machen weiter zu lesen. Ihre Augen schmerzten von der vergangenen Nacht. Sie war früh wach geworden und nicht wieder eingeschlafen, bis ihr Wecker geklingelt hatte. Das kam häufig in letzter Zeit vor. Sie fischte also das Lesezeichen aus ihrem Rucksack und verstaute das Buch sorgfältig. Ihr Blick wanderte wieder hinaus in die Dunkelheit.

Die Dunkelhaarige folgte ihrem Blick aus dem Fenster, nur um dann wieder ihr Gegenüber anzublicken. WIe sie ihr da so gegenüber saß, so still und in sich gekehrt. Dieses leicht melancholische Lächeln auf den Lippen, aber dennoch dieses Funkeln in den Augen, das von echtem Kampfgeist zeugte. Einem Impuls folgend beugte sie sich erneut vor, die jüngere Frau ihr gegenüber schien die Bewegung in der Scheibe bemerkt zu haben, denn sie drehte sich in fast demselben Augenblick in ihre Richtung.

Ihre Lippen kollidierten und die Augen der jüngeren Frau weiteten sich verwirrt. So schnell wie der Augenblick gekommen war, war er auch schon wieder vorbei.

"Weil du so traurig gewirkt hast."

Ihr Gegenüber schien noch nicht ihre Fassung wiedererlangt zu haben, denn sie hob nur ihre rechte Hand zu den Lippen, um sie ungläubig zu berühren. Diese Geste ließ sie leicht schmunzeln.

"Nächster Halt Stuttgart Hauptbahnhof. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts."

Sie blinzelte verwirrt und hob den Kopf von der Scheibe gegen die sie ganz offensichtlich gelehnt hatte. War sie etwa eingenickt? Und wo war die unbekannte, dunkelhaarige Frau, die ihr gegenüber Platz genommen hatte. Der Sitz war leer.

Sie richtete sich vollständig auf und zog den Rucksack halb auf ihren Schoß. Die Stöcke noch immer in der linken Hand. Sie griff routiniert nach ihren Handschuhen und öffnete noch einmal das Haargummi, das ihre fast taillenlangen roten Haare zusammenhielt, denn es hatten sich zahlreiche Strähnen aus diesem gelöst und sie mochte es nicht, wenn sie diese in den Riemen ihres Rucksackes einklemmte.

Hatte sie das alles nur geträumt? Aber ihre Lippen prickelten noch immer von der Berührung eines zweiten Paares und der leichte Duft nach Kaffee war noch nicht verflogen. Nein, das konnte kein Traum gewesen sein.

- tHE eND -





copyright © by Aurorafalter. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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