von keksWillow
5. Kapitel
Als ich wieder Aufwache ist es schon fast hell. Es ist halb sechs. Ich habe noch keine Lust aufzustehen, also drehe ich mich um und schlafe noch ein wenig, bis mich meine Mom weckt.
„Los du Schlafmütze aufstehen! Du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen!“
„Warum denn nicht?“, antworte ich ihr grummelig.
„Denkst du ich meine deine Arbeiten auch noch? Los jetzt raus aus den Federn und ran an die Arbeit.“
Missmutig stehe ich auf und erledige alles. Es dauert rund zwei Stunden bis ich mit allem fertig bin.
Eigentlich sollte ich endlich mal mit meinem Schulzeug anfangen, doch ich habe überhaupt keine Lust dafür, also lasse ich mich in meine Sessel sinken und mich vom Fernseher etwas berieseln. Es klopft jemand an der Tür.
„Was gibt’s?“, will ich wissen und meine Mom kommt rein.
„Sag mal hast du nichts zu tun, dass du schon wieder vor der Glotze hängst?“
„Hab doch alles gemacht was ist denn schon wieder? Was soll ich denn noch alles machen?!“
„Na wenn du das von selber nicht siehst,“ bekomme ich als Antwort - wie jedes Mal. Sie verlässt mein Zimmer. Wie ich es hasse, kann sie nicht einfach sagen, was ich tun soll!
Einige Minuten später klopft es wieder.
„Was ist denn nun schon wieder?“, frage ich einwenig gereizt und schaue gar nicht erst zur Tür.
„Kann ich rein kommen?“
Schlagartig drehe ich mich um, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört habe. Tatsächlich sehe ich Karens Kopf der durch den Türspalt schaut.
„Ja klar, ist zwar unordentlich. Aber immer hinein in die gute Stube.
„Was machst du hier und was hast meiner Mom gesagt?“ Meine schlechte Laune ist schlagartig verschwunden.
„Na ja ich habe ihr gesagt, dass du etwas bei mir vergessen hast und das ich dir noch etwas wegen deinem Gedicht sagen muss.“
„Achso??? Was habe ich denn bei dir vergessen“, will ich wissen, da mir nicht aufgefallen ist, dass mir etwas fehlt.
„Nun ja, mich???“, antwortet sie mir lachend: „Nein Spaß bei Seite. Ich hab dir was mitgebracht. Mach mal die Augen zu.“
Ich schließe meine Augen und merke, dass mir Karen etwas um den Hals legt.
„Kannst sie wieder aufmachen!“
Ich schaue mir die Kette an. Sie hat ein chinesisches Zeichen als Anhänger.
„Es steht für Liebe.“
Ich schaue Karen sprachlos an.
„Mach den Mund zu. Und sag endlich was.“
„Danke, sie ist wirklich wunderschön!“, ich falle ihr um den Hals. „Ich liebe dich!“
„Ja ja, aber bitte erdrück mich nicht gleich!“, sagt Karen mit gequetschter Stimme. Ich löse mich von ihr und schaue sie erwartungsvoll an.
„So und jetzt zum zweiten Teil. Warum ich eigentlich hier bin. Die Lesung wurde verschoben. Sie ist erst in rund fünf Wochen, also noch genug Zeit zum üben!“
„Wollen Sie etwas trinken?“, platzt plötzlich meine Mom ins Zimmer. Karen dreht sich zu ihr um. „Nein, Danke. Im Moment nicht“, antwortet sie höflich.
Ich schaue meine Mom böse an, daraufhin verschwindet sie genauso schnell aus meinem Zimmer wie sie hereingekommen ist.
„Man hat die mich erschreckt,“ seufze ich.
„Willst du dich nicht setzen?“
„Nein, ich muss leider gleich wieder los. Hab gleich noch eine Verabredung.“
Fragend schaue ich sie an.
„Keine Bange, Kleines. Ich treffe mich nur mit Jenny.“
„Na ganz toll, ist ja ‚NUR’ Jenny. Was lässt sie sich denn diesmal einfallen, macht sie dir in aller Öffentlichkeit einen Heiratsantrag oder knutscht dich zu Boden?!“, antworte ich ihr beleidigt. Ich merke, dass ich Eifersüchtig werde, obwohl ich ganz genau weiß das ich dazu keinen Grund habe.
„Jetzt mach bitte keinen Aufstand! Ich habe dir doch gesagt, dass sie noch einmal mit mir reden will und ich möchte hören, was sie mir zu sagen hat!“
„Ist schon in Ordnung. Es ist nur...“
Ich senke meinen Kopf „Keine Angst, ich habe nicht die Absicht mit ihr etwas Neues anzufangen. Mach dir nicht so viele Gedanken!“
Das sagt sie so einfach, es fällt mir nun mal sehr schwer, jemanden zu vertrauen, dafür wurde ich schon zu oft enttäuscht.
„Ich muss jetzt los. Sie sitzt unten und gar zu lange kann ich sie nicht warten lassen! Mach`s gut, wir schreiben uns“, sie drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und geht zur Tür.
„Ach und die hier ist für dich. Sie es als Geschenk an. Tschau!“ Sie legt mir eine Handykarte auf den Tisch und geht hinaus.
Ich schaue ihr noch kurz nach, dann lege ich mich auf mein Bett. Was ist nur mit dir los, du weißt doch das du ihr vertrauen kannst, aber weiß ich das wirklich? Ich hasse mich dafür, dass ich niemandem voll und ganz vertrauen kann. Ich verliere mich in meinen Gedanken, bis mein Handy mich herausreißt. Es ist eine SMS von Karen. Sie schreibt, dass ich mir keine Gedanken wegen Jenny machen brauch und dass sie nicht weiß, dass ich ihre Schülerin bin. Wenigstens was Gutes.
Den Rest des Tages verbringe ich damit mich mit meiner Mom zu streiten, ein wenig zu lesen und mich dann schließlich mit einer Tafel Schokolade vor den Fernseher zu hauen und meinen Lieblingsfilm anzuschauen.
Da ich total müde und erschöpft bin, weil ich die letzten Nächte nicht wirklich viel geschlafen habe, gehe ich zeitig ins Bett. Ich kann nicht gut schlafen.
Voller Angst wache ich auf. Da waren sie wieder, diese Bilder von damals. Ich setze mich auf. Warum kann ich es nicht vergessen? Warum hört es nicht endlich auf? Immer wieder die Bilder, wie dieser Mann mich gegen die Wand schmeißt, sich gegen mich lehnt und versucht mir die Klamotten auszuziehen.
Ich halte es nicht mehr aus, ich muss endlich mit jemandem darüber reden, sonst hört es nie auf. Ich greife mir mein Telefon und rufe Karen an. Es dauert eine ganze Weile bis sie rangeht. Verschlafen meldet sie sich: „Ja?“
„Ich bin es, kann ich mit dir reden? Ich muss dringend mit jemand reden!“
„Weißt du wie spät es ist? Halb Zwei, ich hoffe es ist wichtig.“
„Ja.....“ Unter Tränen erzähle ich ihr alles, was passiert ist. Sie hört geduldig zu.
„Das war es, was dich letztens so zusammenschrecken ließ. Süße, ich bin für dich da, das weißt du und ich finde es sehr gut, dass du endlich darüber geredet hast.“
Wir telefonieren noch rund eine Stunde, bis es mir einigermaßen wieder gut geht. Ich fühle mich befreit. Eine Zeit lang liege ich noch da und denke über das gesagte nach, dann schlafe ich ein.
6. Kapitel
Der Duft von frischen Brötchen lässt mich aufwachen. Ich gehe Frühstücken und verbringe den Rest des Tages damit ein wenig für die Schule zu machen, da wir ja schon Montag haben und es Mittwoch wieder losgeht.
Doch sehr lange beschäftige ich mich nicht damit, da ich ganz schnell gar keine Lust mehr dazu habe. Zum Glück klingelt mein Telefon. Es ist Karen, wir verabreden uns um gemeinsam Mittag essen zu gehen.
Ich freue mich, sie wiederzusehen und falle ihr gleich um den Hals. Sie lacht.
„Nicht so stürmisch, sonst falle ich um.“
Sie gibt mir einen flüchtigen Kuss, dann gehen wir ins ‚Pitz’. Ich würde gerne wissen, was gestern mit Jenny passiert ist, das heißt ob da überhaupt etwas passiert ist. Ich hoffe ja nicht!
„Hey, bist du noch anwesend? Hast du mir überhaupt zugehört?“ reißt mich Karen aus diesen Gedanken wieder heraus.
„Hab nur grad an etwas gedacht.“
„Das muss etwas nicht gerade Schönes gewesen sein, so wie sich deine Laune geändert hat.“
Wir sitzen noch eine Weile schweigend da, bis wir uns dazu entscheiden zu gehen. Draußen hält sie mich am Arm fest.
„Was ist los mit dir, nun sag es doch“, will sie wissen: „Ist es wegen Jenny? Oder wegen dem, was du mir erzählt hast?“
Nervös trete ich auf der Stelle: „Ja, es ist wegen Jenny.“
„Und was genau ist da?“
„Ich weiß nicht, ich hab Angst.“
„Wovor? Das ich wieder etwas mit ihr anfange? Davor brauchst du keine Angst haben, denn das ist Quatsch!“
„Woher willst du das wissen? Was ist wenn du merkst, dass du mit ihr einfach glücklicher warst? Was ist, wenn ich dir nicht all das geben kann, was sie dir geben konnte?“
„Wie könnte ich mit ihr glücklicher gewesen sein, als mit dir? Warum denkst du so etwas? Wie kommt du überhaupt auf so was?“
Ich bringe es einfach nicht fertig, es ihr zu sagen.
„Verdammt! Komm steig ein“, sagt sie und ich merke an ihrer Stimme, dass sie ein wenig gekränkt ist.
Während der ganzen Fahrt zu ihr, flucht sie herum, und regt sich über die chaotischen Autofahrer auf. Sonst hat sie so was nie gestört.
Gerade als sie sich wieder über einen Chaoten aufregt, sage ich ihr: „Ich Liebe dich, und habe einfach Zweifel das ich dir das geben kann was du brauchst beziehungsweise willst.“
Schlagartig hört sie auf zu fluchen.
„Es ist wegen dem was Jenny zu dir gesagt hat, stimmt’s? Sie hat so etwas gestern schon zu mir gesagt. Ich finde, dass es Schwachsinn ist. Man muss in jeder Beziehung wieder neu rausfinden was man will und was nicht.“
Ihre Stimme klingt ruhig und einfühlsam, so wie ich es von ihr kenne. Ihr Worte bringen mein innerliches Chaos ein wenig zur Ruhe. An einer roten Ampel gebe ich ihr einen Kuss als Zustimmung.
„Und was machen wir bei mir?“, fragt sie mich.
„Was weiß ich denn, wohn ich dort oder du?“
„Stimmt auch wieder, ich mach mir erst mal einen Cappuccino.“
Ich verdrehe die Augen.
„Du und dein Cappuccino, warum heiratet ihr denn nicht gleich?“
Sie stößt mich leicht in die Seite. Es ist schön mit ihr unterwegs zu sein, denn bei ihr kann ich der Mensch sein, der ich wirklich bin.
„Spaß bei seite, ich habe eine Kleinigkeit vorbereitet.“
Ich schaue sie neugierig an.
„Aha, was denn?“
„DAS, wird nicht verraten. Da musst schon noch fünf Minuten warten.“
Ihr scheint es zu gefallen, mich im Dunkeln tappen zu lassen. Als wir dann endlich bei ihr angekommen sind, verbindet sie mir die Augen mit einem Tuch.
„Du musst noch ein kleinwenig hier warten, ich hole dich dann rein.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, lässt sie mich im Wagen sitzen und geht ins Haus. Wenigstens hat sie das Radio angelassen. Was sie wohl vorhat? Es dauert eine ganze Zeit, bis sie wiederkommt.
„Komm mit.“
Sie führt mich ins Haus, zieht mir meine Jacke aus und dann weiter geht es weiter. Ich kenne mich in ihrem Haus noch nicht so gut aus, dass ich weiß, wo sie mit mir hin will. Es riecht nach Lavendel und noch irgendwas anderes, was ich nicht identifizieren kann.
„Bitte vertrau mir jetzt“, sagt sie sanft und fängt an mich auszuziehen, erst denn Pulli, dann die Hose, bis ich nur noch in Unterwäsche da stehe. Ich fühle mich ein wenig Unwohl, doch ich versuche ihr zu vertrauen. Sie muss einen Moment in das Wohnzimmer gehuscht sein, denn ich höre, dass jemand Musik anschaltet. Sie kommt wieder herein.
„Du kannst das Tuch jetzt abnehmen.“
Um mich herum sind überall Rosenblätter und Kerzen. Karen steht in einem wunderschönen Satinbademantel vor der Badewanne. Das Wasser ist von einer dicken Schicht Schaum bedeckt.
„Wie sieht’s aus, magst du ein wenig Baden? Ich mach auch die Augen zu.“
Ich nehme ihr Angebot an, ziehe, während sie sich die Auge zuhält, schnell den Rest aus und steige dann in das warme Badewasser. Karen geht zum Lichtschalter und dämmt ein wenig das Licht. Dann kommt sie an die Wanne und lässt, ohne Scham, ihren Bademantel fallen. Ich kann meinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie steigt zu mir in die Wanne und wir machen es uns gemütlich. Aus einer Ecke holt sie eine Schale mit Erdbeeren und wir füttern uns gegenseitig.
„Warum hast du mich eigentlich nicht gleich, an unserem ersten Abend, heimgefahren? Warum wolltest du, dass ich bei dir schlafe?“
„Ich wollte dich einfach noch bei mir haben. Ich habe deine Gesellschaft sehr genossen.“
Ich spritze ihr einwenig Wasser ins Gesicht
„Hey!!! Na warte.“ Wir kampeln uns ein wenig. Dann küsst sie mich so leidenschaftlich, dass ich meine Hände nicht zurückhalten kann. Ich lasse sie über ihren Körper wandern und sie ihre über meinen. Ich fühle mich so schwerelos. Alles um uns herum scheint unwichtig zu sein. Nur wir, wir sind da.
„Lass uns hoch gehen,“ flüstert sie mir leise ins Ohr. Wir stehen auf, sie greift sich ein Handtuch und trocknet mich ab. Ich schaue ihr die ganze Zeit in die Augen, da ich ein bisschen Angst habe. Schnell trocknet sie sich noch ab und steigt aus der Wanne.
„Darf ich bitten.“
Sie reicht mir zum Ausstieg ihre Hand.
Sie hebt mich hoch und trägt mich auf Händen ins Schlafzimmer. Auf dem ganzen Weg und auch oben sind überall Blütenblätter verstreut. Sie legt mich vorsichtig auf das Bett und setzt sich neben mich. Ihre Augen haben so ein verführerisches Leuchten. Ich denke nicht mehr nach, ziehe sie zu mir und küsse sie. Ihre Lippen sind so weich. Ich spüre ihre Hände, die über meinen Körper gleiten, so, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Zaghaft streiche ich über ihren Körpern, massiere ihre Brüste und fahre die Innenseite ihrer Schenkel lang. Ihre Küsse werden immer intensiver und ihr Körper schmiegt sich mehr und mehr an meinen.
„Wenn du irgendwas nicht willst, sag es einfach! Ich möchte dich zu nichts zwingen“, haucht sie mir entgegen.
Ich schließe meine Augen und denke nicht mehr nach. Meine Hände machen was sie wollen. Sie wollen herausfinden was ihr gefällt. Einmal gleiten sie wie eine Feder über ihren Bauch, dann fahren sie etwas intensiver ihren Körper entlang. Karens Atem wird immer schneller. Sie bedeckt meinen Körper mit Küssen und wandert immer weiter nach unten. Ihre Zunge ist so zärtlich. Ich fühle mich schwerelos und genieße jede Sekunde, auch wenn ich all dies nicht für real halten kann, da es viel zu schön ist.
Eine Stunde später liegen wir eng aneinandergekuschelt da und schauen uns an.
„Solltest du dich nicht mal zu Hause melden?“
„Ja sollt ich, aber muss das jetzt sein?“
„Mach`s lieber gleich, Süße.“
Wenn sie mich so anschaut, kann ich ihr einfach nichts abschlagen. Ich binde mir eine der beiden Bettdecken um und tapse zum Telefon. Meine Mom ist etwas angesäuert, doch sie lässt sich sehr schnell breit schlagen. Ich gehe wieder zurück und lege mich zu ihr.
„Über was habt ihr eigentlich so geredet? Also du und Jenny.“
„Ach, Mausi“, sie setzt sich auf und lächelt mich lieb an: „Wir haben über die Zeit geredet, die wir zusammen waren und sie möchte es wieder. Ich jedoch nicht mehr. Zuerst hat sie das nicht verstanden, doch als ich ihr alles aufgezählt habe, was bei uns schief gelaufen ist und wie glücklich ich jetzt mit dir bin, hat sie es akzeptiert.“
Erleichtert schaue ich sie an. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mir ein Mensch mal so wichtig sein kann, ich könnte es nicht ertragen sie jetzt zu verlieren.
„Ich kann bis morgen bleiben, wenn du magst.“
Wir verbringen den Abend zusammen vor dem Fernseher und reden über Gott und die Welt.
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keksWillow. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.