von silly1967
Es klingelte. Christina saß auf dem Sofa vor dem Fernseher, ein Tatort mit ihrer Lieblingskommissarin Lena Odenthal, in der einen Hand ein Glas Rotwein, in der anderen das Telefon, auch wenn sie gehofft hatte, dass es klingeln würde, so erschrak sie jetzt doch. Sie nahm nicht sofort ab. 'Sonst merkt sie vielleicht, dass ich nur auf ihren Anruf warte', nach dem siebten Klingelton nahm sie ab, meldete sich mit Lüdke. „Hallo Christina, hier ist Stephanie, wir sind aus dem Krankenhaus zurück". „Und, war die Diagnose richtig, Frau Doktor?“, fragte sie Stephanie. „Tja, leider, Britta sitzt jetzt hier wie ein Häufchen Elend und muss getröstet werden. Sind zwar irre Schmerzen, aber sie wird es überstehen, nur arbeiten und renovieren fällt leider aus". „Ich habe Dir gesagt, Du kannst jeder Zeit anrufen, ich helfe, wo ich kann". „Das weiß ich doch und bin auch ganz froh darüber, wie sieht es bei Dir aus, mit der Wohnung"? „Noch nicht gut, aber ich werde schon was finden, bin ich Optimist", 'schön wär´s', fügte sie im Stillen hinzu. Die Zeit lief ihr auch davon. 'Nicht mehr ganz vier Wochen, wenn ich bis dahin nichts habe, sieht es wohl doch so aus, als ob ich erst mal wieder zu meinen Eltern muss'. Und das war nicht wirklich das, was sie wollte. Aber das wollte sie Stephanie nicht auf die Nase binden.
„Danke, dass Du mir Bescheid gegeben hast, und wenn Du Hilfe brauchst, dann werde ich es sicher einrichten können. Bis achtzehn Uhr haben wir unser Geschäft auf, ich denke, dass ich spätestens um sieben zu Hause sein werde. Und mein Handy ist auch an, Du kannst Dich auch drauf melden". „Das ist lieb, Danke, da komme ich sicher drauf zurück. Dann wünsch ich Dir noch einen schönen Abend, und grüß unbekannterweise Deinen Anhang". „Vielen Dank, den schönen Abend werde ich haben". Aber wen sollte sie grüßen?
Stephanie schlief unruhig. Die dritte Nacht jetzt schon. Um halb vier stand sie auf, einmal um auf die Toilette zu gehen, zum anderen, um sich etwas zu trinken zu holen. Mit der Flasche Wasser saß sie am Küchentisch. Für den Rest, der noch in der Flasche war, brauchte sie kein Glas, in einem Zug hatte sie diese ausgetrunken. 'Das gibt es doch alles gar nicht, was ist an Christina so besonderes, das sie mir nicht mehr aus dem Kopf geht'? Sie versuchte sich zu erinnern, ob es bei Monika auch so angefangen hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wegen ihr schlaflose Nächte gehabt zu haben. Doch was soll das werden? Sie kannte sich nicht mit Hetero Frauen aus, und in eine Beziehung war sie auch noch nie eingebrochen. 'Und das werde ich auch nicht tun', sie stand auf und ging wieder ins Bett.
Doch sie konnte einfach nicht einschlafen, hörte dem Geräusch des Weckers zu.'TICK, TICK, TICK', machte es in ihrem Kopf. Und dann 'Warum frag ich sie nicht, ob sie bei mir einziehen will, nur vorübergehend natürlich, bis sie was gefunden hat'. Sie wusste, dieser Gedanke war absurd. Machte es ihr Gefühlschaos nicht noch schlimmer damit? Doch davon wollte sie jetzt absolut nichts wissen. Mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht schlief sie ein
„Verdammter Mist, warum muss das immer mir passieren", Britta schimpfte gerade wieder mal wie ein Rohrspatz, riss Stephanie aus ihren Gedanken. Welche? Über eine Woche hatte sie Christina schon nicht mehr gesehen, welches aber wiederum auch nicht so ganz stimmte. Als Stephanie am Dienstag aus dem Büro kam und zur Bahn ging, hielt Christina mit dem Taxi gerade auf der gegenüber liegenden Straßenseite und half einer älteren Frau beim Aussteigen. Stephanie schaute kurz auf ihre Uhr, die Bahn fuhr gleich. `Egal, nehme ich halt die nächste`, fand sie und lief über die Straße zu ihr.
„Ich ruf Sie wieder an“, sagte die Dame gerade zu Christina, „und hier, ist für Sie", sie steckte Christina einen Geldschein zu. „Danke, ist doch aber nicht nötig, habe ich doch gern gemacht. Machen Sie es gut, und vorsichtig bei den Treppen", ermahnte Christina freundlich, dabei lächelte die Dame zurück. „Ach Ihr jungen Leute heutzutage, zu meiner Zeit…." Sie sprach nicht weiter, denn ihre Aufmerksamkeit galt jetzt einer anderen jungen Frau, die in der Nähe zu warten schien. „Wie es scheint, haben Sie schon einen nächsten Fahrgast", meinte sie. Christina drehte sich in die Richtung, in die die Frau zeigte. "Bis nächste Woche", sagte sie noch und verabschiedete sich von Christina.
„Na Hallo Stephanie, wo kommst Du so plötzlich her"? Christina ging auf Stephanie zu und begrüßte sie. „Ich habe gerade Feierabend, dort drüben ist die Kanzlei in der ich arbeite. Und dort“, sie zeigte in die entgegen gesetzte Richtung, „fährt mir die Bahn gerade davon". ‚Aber egal, ich wollte Dich wieder sehen` hätte sie gern noch hinzu gefügt. Warum sagte sie es dann nicht? „Na dann steig ein", meinte Christina jetzt zu ihr, „ich fahr Dich schnell. Hab noch keine neue Tour". `Fährt sie nicht ab Donnerstag Taxi?,‘ schien sich Stephanie an ein Gespräch zu erinnern. „Ein Kollege ist krank geworden und da hat mein Chef heute Morgen angerufen und gefragt, ob ich einspringen kann", beantwortete Christina ihre nicht ausgesprochene Frage. Sie unterhielten sich kurz über die vergangenen Tage und schon hielt Christina mit dem Taxi vor Stephanie´s Wohnung. Kurze Stille trat ein.
„Sag mal", begann Christina, „wie wäre es die Tage mit einem Besuch bei Rob, hast Du Lust"? „Lust?", fragte Stephanie zurück. Christina schien sie genau zu beobachten. „Lust hätte ich schon, aber keine Zeit, tut mir echt leid, Christina". Wie gern hätte sie ja gesagt, aber sie musste sich auf Prüfungen in der Kanzlei vorbereiten. „Und deshalb muss auch die Renovierung zurzeit hinten anstehen, mein Chef hat mir erst gestern die Unterlagen gegeben", beendete Stephanie ihren Satz. „Dann vielleicht nächste Woche?", hakte Christina noch mal nach. „Ja gern Christina, ich melde mich. Was macht das"? dabei schaute sie auf den Tachometer, den Christina nicht angemacht hatte. „Lass stecken, können wir ja dann mit einem Bierchen verrechnen", dabei lächelte Christina Stephanie an. `Du irritierst mich´, fand Stephanie nicht das erste Mal. Dieses Lächeln war magisch. Wie gern würde sie…
„Hast Du etwas von ihr gehört"? fragte Britta sie nun. „Von wem redest Du"? Stephanie konnte sich nicht konzentrieren. Britta trat durch die geöffnete Zimmertür. „Du weißt genau, von wem ich rede", sie legte ihre gesunde Hand auf Stephanie´s Schulter. Stephanie drehte ihren Stuhl nun in Britta´s Richtung. „Ja, stimmt, ich weiß es. Und Ja, ich hab von ihr gehört", sie vermied allerdings anzufügen, dass sie sich gesehen hatten, „Christina wollte mich in die Kneipe entführen, aber wie Du unschwer an diesem Chaos erkennen kannst", sie bereitete ihre Arme aus und zeigte auf den übervollen Schreibtisch, „musste ich absagen, muss spätestens in zwei Tagen die Sachen abgeben. Wer irgendwann mal Anwältin werden will, muss das Private hinten anstellen". Von welchem privaten sprach sie eigentlich? Sie dachte schon wieder an Christina. „Aber ich muss hier mal wieder raus und außerdem…." sie beendete den Satz nicht, sondern kümmerte sie wieder um ihre Arbeitsblätter, die sie hämisch anzugrinsen schienen. Britta verließ das Zimmer.
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silly1967. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.