von silly1967
Es klingelte. Es dauerte einige Zeit, bis Stephanie begriff, dass es der Wecker war. „Verdammt nochmal", sie donnerte mit der Faust auf den Ausschaltknopf, „konntest Du nicht noch fünf Minuten warten"? Sie weigerte sich, ihre Augen zu öffnen, als ob sie so den Traum festhalten konnte. Es hörte einfach nicht auf, sie träumte fast jede Nacht von Chris. 'Das kann nur in einem Chaos enden', war sie sicher. Sie war sich auch nicht mehr ganz so sicher, dass es richtig und gut war, Christina zu fragen, ob sie bei ihr einziehen wollte. „Und doch muss ich mit ihr reden, egal was dabei heraus kommt", sagte sie jetzt laut und schwang sich aus dem Bett. Was war heute zu erledigen? Stephanie musste zusehen, dass sie pünktlich aus dem Büro kam, so dass sie Rob den Schlüssel geben und vielleicht noch einiges besprechen konnten. Ob sie allerdings Lust hatte, weiter zu streichen, wusste sie nicht. Ihr fehlte einfach die Motivation. 'Vielleicht fahre ich auch zu IKEA, bisschen stöbern und einkaufen'? Dann bräuchte sie allerdings auch Freddy, musste sie gleich mal Britta fragen. „Oder fahre ich zu Chris"?
'Werde ich wohl heute bei Felix anrufen', Christina fühlte sich keinen Deut besser, war die Nacht mehr als einmal auf, morgen hatte sie frei, abrufbereit zum Taxifahren. Aber das ging auf gar keinen Fall. Sie fühlte sich noch viel zu wackelig, ihr war schlecht, der Magen grummelte und ihr Darm meldete sich auch schon wieder. Wann ging es ihr das letzte Mal so schlecht? Sicherlich, als Anke und Phillip mit den Koffern aus der Tür waren. Da hatte sie auch tagelang gelitten, in Erinnerungen gekramt. Was war jetzt? Neue Gefühle, dasselbe in Grün. Eine Hetero Frau, war es das was sie wollte? Doch es war zu spät, sie hatte sich schon verliebt und keine Ahnung, wie sie daraus kommen sollte. "Ich werde mit ihr reden müssen, so oder so". Nachdem sie ihre Mutter angerufen hatte, klingelte sie bei Susi durch, hoffentlich war sie nicht mit zur Einkaufstour. War sie nicht.
„Hallo Christina, wie geht es Dir heute Morgen"? erkundigte sich diese. „Na, so la la". „Also nicht so gut, versteh schon. Liegt es mehr an der Magen und Darm-Geschichte, oder an Stephanie"? „Jetzt fängst Du auch noch an, sag mal, hast Du Dich mit Rob verbündet"? „Okay, wir haben über Euch gesprochen, zum Beispiel, was ihr für ein schönes Paar abgebt, hatte mich schon für Dich gefreut, doch als ich von Rob erfahren habe, dass sie hetero ist, habe ich an Dich und Anke gedacht. Hast Du Dich in sie verliebt"? „Ich denke ja", Christina legte sich wieder ins Bett, sie konnte nicht mal eine halbe Stunde auf den Beinen bleiben. „Ich denke ja, was ist das denn für eine Aussage"? , hakte Susi nach.
„Okay, ja, ich habe mich in sie verliebt, obwohl ich sie erst seit kurzem kenne. Es hat mich ziemlich erwischt". 'Noch schlimmer als bei Anke', fügte sie im Stillen hinzu. „Was willst Du jetzt unternehmen? Wirst Du ihr sagen, was Du für sie fühlst"? „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, manchmal denke ich, sie spürt es, am Montag, als ich ihr in der Wohnung geholfen habe, wollte sie mir was sagen, aber dann wurden wir gestört und dann sieht sie mich so seltsam an, was ich nicht deuten kann. Sie hat mir sogar über die Wange gestreichelt, so dass ich im ersten Moment dachte, sie wollte mich küssen". „Oha", machte Susi, "und Du bist Dir wirklich sicher, dass sie hetero ist?"
„Ja, Nein, ach ich weiß nicht", Christina war schon wieder am Grübeln. „Du musst mit ihr sprechen, so geht das doch nicht weiter, auch wenn es so sein sollte, dass sie auf Männer steht, dann weißt Du wenigstens woran Du bist. Doch wenn ich mir ein Urteil erlauben darf, auch für mich sah es so aus, als ob Du uns Deine neue Freundin vorstellen wolltest. Und dann hatte ich auch das Gefühl, dass sich Stephanie wohl in Deiner Nähe gefühlt hat". „Da kannten wir uns grade mal ein paar Stunden. Da konnte ich doch noch gar nicht wissen, dass ich mich in sie verliebe". „Klär das so schnell wie möglich, ich weiß noch, wie Du beim letzten Mal gelitten hast, Tagelang, Wochenlang. Du bist eine Frau, die es verdient, endlich glücklich zu werden. Mit einer Frau, die Dich wirklich auch von Herzen liebt, die nicht zu ihrem Mann zurückgeht, auch wenn sie es angeblich nur für ihren Sohn getan hat. Das habe ich Anke übrigens nie abgenommen, sonst hätte sie sich nicht so verhalten. Wie oft hattet ihr denn nachher noch Kontakt"? „Sie wollte erst mal zur Ruhe kommen, haben vielleicht zweimal telefoniert, hat dann aber auf meine Nachrichten nicht mehr geantwortet.
Dann habe ich nochmal angerufen, war ihr Mann dran, wollte sie verleugnen, doch ich hab sie im Hintergrund gehört. Hab ihr nur noch gesagt, dass ich ihr viel Glück mit ihrer Familie wünsche und den Kontakt ganz abgebrochen, war das Beste, was ich machen konnte. Sie hat mir dann noch eine Whatsapp geschrieben, die ich gelöscht habe, ohne sie zu lesen. Das ist so lange her. Ich bin drüber weg". „Na dann, auf ins Leben meine Liebe. Es ist nie zu spät, die richtige zu finden, nur Mut. Rede mit Stephanie, dann geht´s Dir besser. Sorry, muss erst mal Schluss machen, hab noch jede Menge vorzubereiten". „Ich werde Dich auf dem Laufenden halten, versprochen und Danke, dass Du mir zugehört hast". „Sollte selbstverständlich sein unter Freunden, oder Chris"? Diese hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Etwas, das Susi gesagt hatte, machte sie hellhörig. 'Rede mit Stephanie, dann geht es Dir besser'. Konnte es sein, dass sie sich deshalb so elend fühlte, nicht zu wissen, wie es weiter gehen sollte, mit ihr und Stephanie? Das wäre das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich wegen ihrem Gefühlsleben die Seele aus dem Leib kotzte.
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silly1967. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.