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Der unvergessliche Tag

von Dreamin


Es war ein Tag, der wie jeder andere zu beginnen schien.
Ich schalte meinen nervtötenden Wecker aus, mache ein kleines Licht an und schiebe die Decke beiseite. Mein Körper wird von einem kalten Windzug überzogen. Ich fröstele. Ich schließe rasch mein Fenster und drehe die Heizung auf die gewöhnliche 3, wie jeden Morgen. Nachdem ich mich im Bad ausgiebig zurecht gemacht hatte, gehe ich in die Küche, um schnell etwas zu essen bevor ich in die Schule gehe.
Meine Mutter ist nicht da, weil sie in Schichten arbeitet. Mein jüngerer Bruder Philipp ist auch schon weg. So sitze ich also alleine in der Küche in meinen Gedanken versunken und esse mein Brot. Ich merke nicht wie schnell die Zeit vergangen ist und springe auf, ziehe mich fix an, steige auf mein Fahrrad und fahre zur Schule.
In der Schule ist wie immer nichts Außergewöhnliches geschehen. Die üblichen Stunden abgesessen, kleine Zickerein mit meinen Mitschülerinnen, die mich nicht sehr gut leiden können.
So fahr ich also wieder um 14:40 alleine nach Hause und verkrieche mich in meinem Zimmer mit meinen Gedanken.
Es ist Freitag, also Wochenende…Ich beschließe in die Stadt zu fahren, um mir vielleicht etwas zu kaufen. Ich habe dabei aber keine richtigen Vorstellungen. Vielleicht tue ich es ja nur, um etwas mit meiner Zeit anzufangen. Denn nur zu Hause rum sitzen ist nicht das Schönste.
So sitze ich also in der Bahn und warte darauf am Ziel anzukommen. Doch dann passiert es. Ich beobachtete wie eine junge Frau, vielleicht Anfang 20 die Bahn betritt. Sie hat wundervolle lange dunkle Haare und eine schlanke Figur, fast schon sehr sportlich. Keiner außer mir scheint sie weiter anzugucken, dabei schaut sie so umwerfend aus. Meine Augen wandern hinter ihr her, bis sie sich direkt mir gegenüber hinsetzt. Ich zucke zusammen und gucke schnell aus dem Fenster. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und tue so als würde ich sie nicht gesehen haben. Doch im Augenwinkel kann ich ihre Augen sehen, wie sie mich ansehen, so forschend und neugierig und doch sehr vorsichtig. Mein Herz beginnt langsam schneller zu schlagen, Wärme steigt in mir auf. Ich schaue auf die Anzeigentafel. Noch eine Station, dann bin ich da. „Wo sie wohl hin will“, frage ich mich dann selbst. Der Zug beginnt langsamer zu werden, ich erhebe mich mit einem großen Schwung aus meinem Sitz und hebe meinen Rucksack auf die rechte Schulter. Sie bleibt sitzen und scheint nicht den Anschein zu machen, dass sie aufstehen wollen würde. Also begebe ich mich zur Tür und gehe hinaus, in Richtung meines Zieles.
Nach einiger Zeit beginne ich über diese Frau nachzudenken. „Hat sie mich wirklich angesehen?“. Mich durchfährt ein Kribbeln an den Gedanken ihr gegenüber zu sitzen, aber ich mache mir nichts weiter daraus und trete in die Einkaufspassage ein.
Ich besuche viele Geschäfte, doch irgendwie scheint nirgends etwas Tolles zu sein, was mich total fasziniert. Ich setze mich also in ein Café, um mich etwas zu entspannen und bestelle mir einen Milchkaffee. Puren Kaffee mag ich nämlich nicht.
So sitze ich also nun hier und grüble vor mich hin. Plötzlich werde ich aus meinen Träumen gerissen. Es scheint etwas passiert zu sein. Denn auf der gegenüberliegenden Seite bildet sich eine Menschenmasse. So neugierig wie ich bin luke ich hinüber, aber es ist nichts zu erkennen. So raffe ich mich also auf und tapse langsam hinüber. Es scheint einen Diebstahl gegeben zu haben. Ich kann nur Bruchstücke der Menschenmengen verstehen. Alle stehen sie um eine Frau herum, die bestohlen worden ist. Ich versuche mich langsam durch die Massen durchzuquetschen bis ich erkenne, um wen es sich handelt. Ich fahre zusammen, als ich dieses wunderschöne Gesicht wieder erkenne. Diese schönen langen dunklen Haare, die einen rötlichen Schimmer haben. Ihr Kleidungsstil ist meinem sehr ähnlich. Sie scheint nicht so viel wert darauf zu legen, was sie trägt. Denn ihre Hose scheint etwas ausgewaschen zu sein und sie trägt einen normalen Mantel, wie ihn jeder so im Winter trägt. Sie schaut etwas schüchtern auf den Boden, weil ihr die ganze Situation wohl unangenehm ist. „Sie steht wohl nicht gerne im Mittelpunkt“, denke ich mir da. Nach einigen Minuten gesellt sich ein Polizist zu dieser Menschenmasse. Er guckt etwas ratlos der jungen Frau zu, aber mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck, denn er hält triumphierend ihre Tasche in der Hand. Er muss zur Enttäuschung sagen, dass er den Dieb nicht fassen konnte. Plötzlich spricht mich der Polizist an. „Haben Sie vielleicht etwas gesehen, weil Sie hier so mitten drin stehen?“. Ich schaue ihn erschrocken an, weil ich damit jetzt überhaupt nicht gerechnet hätte. Ich bringe nur ein „Ich habe nur in dem Café da drüben gesessen“ hervor. Die junge Frau schaut mit einem Lächeln zu mir herüber, als wollte sie mir damit Mut machen. Denn ich stehe immer noch etwas schockiert und peinlich gerührt da. Denn immerhin bin ich nur herüber gekommen, weil ich so neugierig war. „Vielleicht findet er den Dieb noch“, sagt die junge Frau in einem ermunterndem Tonfall zu mir. Dabei hat ihre Hand meine Schulter berührt, wo sich gerade ein warmes Gefühl ausbreitet, was ich bisher noch nicht kannte. „Ich hätte wirklich gerne geholfen, aber leider habe ich nichts gesehen“, kommt es dann sofort aus meinem Mund. Ich schaue die junge Frau nochmals an. Wie sie so dasteht. Als könnte ihr niemand was anhaben. Nicht einmal ein Dieb. Nach einem kurzen Schweigemoment werde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich mit zu dir in das Café setze? Ich habe noch einen kleinen Schock“, ertönt ihre leise, etwas unruhige Stimme. “Ja, kannst du gerne tun.“, höre ich mich dann sagen. Komisch, dabei wollte ich doch gerade gehen.
So sitzen wir beiden also in dem Café und reden über vieles. Ihren heutigen Tag, wie ihr der Dieb die Tasche gestohlen hat und noch einiges mehr. An manchen Stellen kann ich gar nicht so richtig zuhören, weil ich wieder in Gedanken verfalle und viel zu viel nachdenke. Es scheint ihr gut zu tun, etwas zu reden. Ihre Augen haben ein Funkeln und sie hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen, auch wenn es nur zaghaft ist. Soll ich sie fragen, ob sie sich an mich erinnern kann? Immerhin saßen wir uns in der Bahn genau gegenüber. Aber vielleicht habe ich mich ja getäuscht und sie hat mich gar nicht angesehen. Noch bevor ich irgendetwas sagen kann, beginnt sie zu sagen. „Kann es sein, dass wir uns vorhin in der Bahn begegnet sind? Du kommst mir irgendwie bekannt vor.“. „Wir saßen uns gegenüber“, sprudelt es nur so aus mir heraus. „Ach wirklich, daran erinnerst du dich so genau?“. Natürlich erinnere ich mich, wie sie in die Bahn eingestiegen ist mit ihren langen dunklen Haare und ihrer schönen, sportlichen Figur. Wie könnte ich das nur vergessen?...
Ja wie könnte ich das nur vergessen. Diese Frage ruht noch eine ganze Weile in meinem Kopf. Sogar auf dem Heimweg in der Bahn denke ich pausenlos über diese junge Frau mit dem schönen Namen Emma nach. E m m a, der Name spukt in meinem Kopf. Was hatte sie gesagt? „Du kannst dich gern bei mir melden. Immerhin hatten wir doch noch viel zu bequatschen. Es würde mich freuen von dir zu hören.“. Mit diesem Satz hat sie mir ihre Nummer gegeben und ich starrte sie nur verwirrt an. Ich bin so ein Idiot. Ich hätte doch etwas sagen können. Aber ich bringe nur ein „Bis bald“ heraus. Das ist doch total kindisch. Sie muss ja sonst was von mir denken. Immerhin ist sie 3 Jahre älter als ich. Was sind 3 Jahre? Ist das Leben da so anders, die Denkweise total verschieden? Immerhin konnten wir total gut miteinander reden. Sie hat mir so viel anvertraut. So viele persönliche Dinge. Dabei kennt sie mich nicht. Es war ein Zufall, dass wir uns das zweite Mal getroffen haben. Was mache ich mir überhaupt solche Gedanken? Ich werde sie bestimmt nicht wieder sehen. Sie hat doch sicherlich andere Dinge zu tun und außerdem muss ich mich jetzt auf meine Schule konzentrieren. Ich habe nur noch ein Semester zu absolvieren, bis ich mein Abitur haben würde. Somit lasse ich den Gedanken schnell aus meinem Kopf verschwinden.

Am nächsten Morgen wache ich auf. Ich habe ihr Gesicht vor meinen Augen. Habe ich von ihr geträumt? Durch ein Klopfen an der Tür werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich rappel mich auf und ziehe mich an. Heute ist also Samstag. Was soll ich mit diesem Tag anfangen. Es scheint die Sonne draußen, aber es ist bitterkalt und ich bin total erschöpft vom gestrigen Tag.
So sitze ich also in Gedanken am Tisch und löffele in meiner Cornflakesschüssel herum. Mir ist der Appetit irgendwie vergangen. Mir fällt schlagartig der Zettel mit Emmas Nummer ein. Mit einem Lächeln im Gesicht spaziere ich in meinem Zimmer umher und suche verzweifelt diesen Zettel. „Scheiße, wo ist der nur“, höre ich zu mir selbst sagen. Langsam steigt eine Unruhe in mir auf, denn er ist unauffindbar. Trauer übermannt mich. Ich gebe es auf und lege mich enttäuscht in mein Bett. Wo um Himmels Willen ist dieser Zettel? Ich spüre, wie eine Träne mein Gesicht runter fließt. Was ist nur mit mir los? Ich fühle mich so schlecht wegen einer Frau, die ich nicht kenne, die ich bisher nur einmal gesehen habe. Ich entschließe mich etwas zu tun, um mich abzulenken. Ich gehe nach unten und ziehe meine Jacke an, während ein Zettel aus ihr heraus fällt. Ich bemerke es erst gar nicht. Meine Mutter macht mich darauf aufmerksam. Ich hebe ihn auf und was sehe ich da? Emmas Nummer. Ich bin total verblüfft, glücklich und verwundert zugleich. Ein Gefühl steigt in mir hoch. Es ist so warm und angenehm, so unbekannt und neu…
Ich verabschiede mich bei meiner Mutter und fahre mit ihrem Auto in die Stadt. Heute hat sie mir es mal gegeben, weil sie es nicht braucht. Ein Glück habe ich heute. Ich fahre lässig die Straßen meiner Stadt entlang und beobachte die anderen Autofahrer. Es ist immer so interessant, wie andere Menschen sich beim Fahren anstellen. Amüsiert sitze ich hinter meinem Steuer und versuche in einer Parklücke einzuparken, denn ich bin nun an meinem Ziel angekommen. Die Zeit vergeht immer so schnell, wenn man selber fährt. Das ist mir früher nie so richtig aufgefallen. Ich stehe in der Parklücke und starre auf den Zettel mit der schönen Handschrift von Emma. Sie hat einen geschwungenen Schreibstil. Die Zahlen sind nicht leicht zu erkennen. Doch im nächsten Moment tippe ich sie in mein Telefon ein. Ich zögere, bevor ich auf die Anruftaste drücke. Dann klingelt es in meinem Ohr. Einmal, zweimal, dreimal…Ich bin enttäuscht. Wieso geht sie nicht ran. Ich wollte gerade auflegen, als sich eine vertraute Stimme meldet. „Ja?“, höre ich sie sagen. „Ich bin es, Steffi.“. Ihre Stimme macht einen freudigen Sprung. Ich spüre förmlich wie sich ihr Lippen zu einem Lächeln formen. „Schön, dass du anrufst. Wie geht es dir?“. „Ganz gut. Ich bin gerade auf dem Weg in die Stadt, weil mir die Decke zu Hause auf den Kopf fällt.“. „Wo bist du denn?“. „Ähm…ich sitze in meinem Auto“, sage ich zögerlich. Ich fühle ihre Wärme in der Stimme. Sie wirkt so betäubend. Ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Ich würde sie so gern fragen, ob wir uns treffen können. Doch ich bringe keinen Ton heraus. „Und ist es da schön bequem?“, fragt sie schmunzelnd. Ich bin total verwirrt und bringe keinen richtigen Ton heraus. Es fühlt sich an als würde eine Hand meinen Hals zu drücken. Nur ein „Hm.“ entfährt meinen Lippen. „Wo bist du denn gerade? Ich sitze nämlich alleine zu Hause und weiß nichts mit meiner Zeit anzufangen. Lyssi schaut auch etwas trübe drein. Ich glaube sie will mal raus.“. Lyssi ist ihr Hund. Sie hat mir nicht viel von ihr erzählt. Nur das sie sie seit kurzem hat, weil sie ausgesetzt wurde. Um ehrlich zu sein, weiß ich gerade gar nicht, wo ich bin. Was sage ich jetzt ganz spontan? „Ich bin am Ringcenter“, bringe ich nun doch hervor. „Hey, das ist ja toll. Ich wohne nicht weit weg davon. Magst du denn rüber kommen? Dann können wir zusammen mit Lyssi in den Park gehen. Sie schaut mich so ungeduldig an.“. Mein Herz schlägt höher, nachdem sie aufgehört hat zu sprechen. Hat sie mich jetzt wirklich zu sich eingeladen? Ich kann es nicht glauben. „Wenn du mir sagst, wo du wohnst, mache ich mich sofort auf den Weg.“, sage ich fix zurück, damit wir uns nicht anschweigen. Sie schildert mir kurz den Weg zu ihr und ich starte den Wagen. Ich biege in die Straße ein, die sie mir gesagt hat und halte vor ihrer Haustür. Ich finde keinen Parkplatz. „Nie ist hier eine Parkmöglichkeit“, fluche ich dann. Ich setze meinen Wagen wieder in Gang und kreise um den Block herum. Nach einigen Runden finde ich endlich einen freien Parkplatz. Erleichterung breitet sich in mir aus. Was sie wohl von mir denkt, wenn ich ewig brauche, um zu ihr zu fahren? Ich schließe mein Auto ab und bewege mich in Richtung ihre Haustür. Ich klingele bei ihrem Namen und ihre vertraute Stimme ertönt in dem Lautsprecher. „Warte ruhig unten. Wir sind gleich da.“. Ich warte also ungeduldig vor der Haustür. Minuten vergehen und dann öffnet sich die Tür. „Da sind wir. Kann es losgehen?“. Emmas Hund, Lyssi, schaut mich freudestrahlend an und wedelt mit dem Schwanz. So spazieren wir also durch den nahe gelegenen Park. Es ist immer noch wunderschöner Sonnenschein und es ist genauso kalt wie heut Morgen. Wir reden über all mögliches Zeug. Ich verfalle langsam in Trance, denn ihre Stimme ist so sanft und beruhigend. Ich fühle förmlich, wie sich meine Muskeln entspannen und mein Atem ruhiger wird. Doch es überkommt mir eine Kälte. Ich habe nicht gerade geeignete Sachen für diese Jahreszeit an, was mir natürlich erst jetzt auffällt. Emma läuft ruhig neben mir her und beobachtet ihren Hund. „Emma??“, entfährt es mir dann. „Ist irgendwas? Du siehst so blass aus.“. „Nein ist schon in Ordnung“, murmele ich in mich rein. Sie zuckt nur ihre Schultern und ihre Augen wandern wieder zu ihrem Hund. So laufe ich also frierend neben ihr her. Wäre es so schlimm gewesen, sie zu fragen, ob wir zu ihr gehen können? Ich bin doch so ein Idiot.
Die Zeit verging viel schneller als ich gedacht hätte. Die Laternelichter gingen an und es wurde allmählich dunkel. Sie ist immer noch in ihrem Erzählwahn und plaudert über alles mögliche. Doch dann kam eine Frage, die mich total aus meinen Gedanken riss. „Hättest du Lust noch mit zu mir hochzukommen und einen Kaffee zu trinken? Du schaust mir halb erfroren aus, wenn ich deine blauen Lippen so deuten kann.“ Es liegt ein Lächeln auf meinem Gesicht und ich nicke ihr nur zu, weil ich kein einziges Wort herausbekommen. So spazieren wir also in Richtung ihr Haustür, die mir wohl für ewig im Gedächtnis bleiben wird…




copyright © by Dreamin. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Schöne Story
Aber die Geschichte hab ich irgendwo schon mal gelesen.... *grübel*
LaraPerkinsII - 23.01.2009 14:34
Daumen hoch
kim-live - 19.01.2009 16:31

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