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Deutschland - Eine Parodie - 2. Teil

von bluee


Ladies First?

Die Engländer stellen sich ja so furchtbar gerne irgendwo an. Sagt man so allgemein. Die Deutschen haben das noch lange nicht verinnerlicht. Dabei wäre das doch ganz prima. Ich stehe zuerst an der Bushaltestelle, also darf ich auch zuerst in den rammelvollen Bus einsteigen. Logisch, oder? Gut, ich stehe dann irgendwo im Mittelgang, eingeschlossen zwischen Menschen, die gerade erst eine geraucht haben und Menschen, die die Bedeutung des Wortes Dusche, Waschlappen oder gar täglicher Körperhygiene nicht verstanden haben.
Auf die Raucher gehe ich hierbei nicht näher ein, die wurden durch das Nichtraucherschutzgesetz schon genug eingeschränkt. Draußen sollen sie gerne rauchen, dass ich persönlich den Geruch von kaltem Rauch nicht mag ist mein Problem.
Aber ein wenig waschen könnte die Menschheit sich doch, oder? Wenigstens einmal am Tag? Wobei ich viele Menschen kennengelernt habe, die sich einparfümieren für waschen halten. Gut, liebe Damen und Herren, aber dann bitte nicht jeden Tag einen anderen Duft, wer soll denn da noch durchsteigen? Ist das jetzt Kanal Nummer 5 oder Eau de Kadavre?
Immerhin stehen wir jetzt im Bus. Nehmen Sie einfach mal an, sie wären mit eingestiegen. Weil Sie ja als erstes rein durften, anstellen sei Dank. Da wird von hinten gedrückt und geschoben und irgendwer will noch an einem vorbei, obwohl da auch kein Platz mehr ist.
Ein höfliches „darf ich da mal durch, dankeschön“ wäre in diesem Fall angebracht. Erleben tun wir aber höchstens: „Aus dem Weg, du fette Sau.“ Männer haben in diesem Falle Glück. Da traut sich das keiner.
Weil ich nun aber ungern als fette Sau beschimpft werde, und normalerweise auch nicht auf der Flucht bin, steige ich nicht auf Teufel komm raus als erstes in den Bus.
Da wir in Deutschland uns nicht mehr anstellen, bildet sich vor der Bustür (oder auch Tram, S-oder U-Bahn-Tür) eine Traube von Menschen die alle nur das eine Ziel haben: Rein, aber schnell!
Alle die raus wollen, haben keine Chance! Dabei würde es doch viel besser gehen, wenn wir erst mal alle aussteigen lassen würden. Aber gut, soviel vorerst dazu.
Wie gesagt, wir versuchen in den Bus einzusteigen. Und jetzt komme ich auf das Wesentliche zu sprechen: Wann war der Mann zuletzt ein Gentleman und hat die Dame vorgelassen? Wenn er ihr schon nicht die Tür aufhält, was schließlich im Bus niemand erwarten würde? Nein, er quetscht sich dazu. Pardon, dazwischen.
An alle Damen dieser Runde: Machen Sie es einfach mal wie ich: Was die können, können wir schon lange! Sollte ein Mann sich an Ihnen vorbeidrängeln wollen setzen Sie ruhig mal zärtlich Ihren Ellenbogen ein (nur zum Abstandhalten, nicht zum boxen) und steigen Sie vor den Herren in den Bus. Die dummen Blicke lohnen sich auf jeden Fall!
Im Übrigen gebe ich bei solchen Aktionen auch gerne mal „Ladies first“ oder „Ich wäre gerne im London des 18. Jahrhunderts, da wussten die Herren sich noch zu benehmen“ von mir.
Zugeben, das erfordert ein wenig Mut und der letzte Satz ist auch dann angebrachter, wenn Sie eine Freundin dabei haben, die Ihnen zuhört. Sonst werden Sie am Ende noch für plemplem gehalten und das wollen wir schließlich auch nicht.
Liebe Männer! Gebt den Damen doch bitte wenigstens eine Chance in den Bus einzusteigen! Voll ist er sowieso!
Und liebe Busfahrer, auch an euch habe ich eine Bitte: Wenn der Bus voll ist, fahrt doch los und wartet nicht auf den letzten Deppen der noch rennt, weil der nächste Bus erst in 3 Minuten fährt!
(Es sei denn, Sie sind ein Busfahrer auf dem platten Land, dann kommt das mit den 3 Minuten natürlich nicht hin, dann seien Sie doch bitte so nett und warten...)


Anderer Schauplatz, aber wieder ein Mann-Frau-Problem.
Es ist halb acht, ich muss meinen Dienstwagen tanken, was ich sowieso nicht gerne tue, und nach dem Tanken tigere ich zur Kasse. Prima, außer mir nur einer an der Brötchentheke der Tankstelle! Der Kassierer, Tankwart oder wie auch immer die richtige Bezeichnung wäre, nimmt noch das Geld fürs belegte Brötchen an und kommt dann zu mir an die Kasse.
Klar, jetzt kommt das allseits beliebte „einmal die 4 und ich zahle mit Karte“, denkste!
Ein Mann in den 50ern kommt mit einer Zeitung bewaffnet an die Kasse, drängelt sich neben mich und knallt die BILD auf den Verkaufstresen.
Richtig wäre gewesen: „Entschuldigen Sie, ich hab nur schnell die Zeitung, das ist doch okay, oder?“
Natürlich wäre das okay gewesen.
Aber nein, der feine Herr traut sich nicht eine hübsche junge Dame zu bitten, ob er wohl zuerst zahlen könnte. Also tut eine Frau das, was eine Frau eben tun muss. (Das Geld für die Zeitung hat der Kassierer schon genommen, also noch mal anstellen wäre Blödsinn gewesen.)
„Natürlich lasse ich Sie vor. Ein so schöner Mann wie Sie muss nicht fragen, ob das okay ist.“
Meinen Willen habe ich so zwar nicht bekommen, aber ein besseres Gefühl. Und vielleicht habe ich sogar ein kleines schlechtes Gewissen ausgelöst. Dieser Mann wird sich hoffentlich nie wieder ungefragt vordrängeln!


Wieder eine Tankstelle, aber andere Situation. (Tankstellen scheinen sehr offen für solche Spielereien zwischen Männern und Frauen zu sein).
Es ist der 2. Weihnachtstag, meine Exfrau und ich fahren mit dem Auto von Hamburg ins Allgäu, Familienbesuch. Ungefähr halb Deutschland hat das Gleiche vor und entsprechend lange sind wir mit warten an der Zapfsäule beschäftigt. Okay, das an sich ist noch gar nicht schlimm.
Vor uns steht ein teurer Mercedes, eine elegant gekleidete Dame auf dem Beifahrersitz. Oh je, alter Mann mit Hut denke ich noch, aber versuche mein Vorurteil für mich zu behalten.
Nach einer kleinen Ewigkeit kommt der Herr auch nach dem Bezahlen zurück zum Auto (natürlich ein älterer Mann mit Hut) und öffnet die Fahrertür. Juhu, denke ich, und starte den Wagen.
Können Sie sich denken, was genau der Mann tut? Umständlich verstaut er sein Portmonee im Auto, reicht Frauchen zwei Becher Kaffee auf den Schoß und – steigt NICHT ein.
Stattdessen biegt er seine Scheibenwischer nach außen, vorne und hinten natürlich und befreit diese erst mal vom groben Schmutz. Die Schlange hinter mir wird immer länger und mein Geduldsfaden immer kürzer.
Also steige ich aus und bitte den Mann höflich, seine Scheiben doch wo anders zu säubern, da inzwischen immer mehr Menschen tanken möchten.
„Warum sollte ich das denn tun?“, fragt der Herr mich.
„Dort drüben stehen auch Wassereimer, dort putzen noch andere Ihre Scheiben. Wären Sie bitte so nett und machen das auch? Die Schlange wird immer länger, wenn Sie wegfahren würden wäre das schon eine Erleichterung.“
„Ich musste aber auch so lange warten“
Ja ist das denn eine Entschuldigung? Wenn ich warten muss, dann sollen alle anderen das auch?
Arme Menschheit.





copyright © by bluee. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


sehr aussagekräftig,
interessante beobachtungen und schlußfolgerungen.
mal etwas anderes. dein querdenken gefällt mir sehr.
solsken - 24.03.2012 21:32

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