von nightingale_
Ich erinnere mich daran, wie du mir das erste Mal sagtest, dass du mich liebst.
Es war mitten in einem Streit und wir schrien uns an. Ich fragte dich, warum zum Teufel du dich so verhalten würdest, was los sei – es wäre doch immer alles gut gewesen zwischen uns. Es war so einfach, so leicht.
Und seit Tagen war es so kompliziert.
„Was zum Teufel ist los mit dir?!“, fragte ich wieder, aber wir beide wollten uns nicht beruhigen. „Was soll das alles?!“
„Kannst du es dir nicht denken?!“, schriest du zurück und für einen Moment beschlich mich ein ungutes Gefühl. Doch, ich konnte es mir denken, aber ich wollte es nicht hören. Es durfte nicht so sein.
„Nein“, antwortete ich deswegen abweisend. „Und das kann ich auch nicht wissen, wenn du es mir nicht sagst!“
Du antwortetest nicht. Und für einen Moment betete ich, dass du es nicht aussprechen würdest. Die Luft zwischen uns beiden war zum Zerreißen gespannt und ich wollte nicht, dass die Worte fallen, die zwischen uns alles infrage stellen würden.
„Weil ich dich liebe“, sagtest du irgendwann und ich schloss die Augen.
Bitte nicht.
Ich wusste, dass du irgendeine Reaktion erwartetest, ich wusste, dass du wusstest, dass ich dir nicht das Gleiche sagen konnte.
„Keine Beziehung“, hatte ich dir gleich zu Anfang unseres Kennenlernens irgendwann einmal erzählt. Ich wollte allein bleiben, fühlte mich mit mir allein wohl. Ich wollte nicht wieder diese Verantwortung haben, diese Abhängigkeit, und zum Ende diesen Schmerz.
Ich öffnete die Augen und ich sah, dass du weintest. Still und verletzlich blicktest du mich an, als könnte jedes Wort von mir dich in den Abgrund stoßen, der sich so tief vor dir auftat. Vor uns auftat.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also sagte ich lieber nichts.
Ich nahm dich einfach in den Arm und du weintest und ich merkte, wie weh dir die Situation zwischen uns tat.
Wie lange ist das jetzt her? Es fühlt sich an wie Monate, Jahre, aber es sind gerade einmal zwölf, vielleicht vierzehn Wochen.
Ich sehe es, wie du mich anblickst, wie du noch immer darauf hoffst, dass ich dir sage, was ich dir nicht sagen kann.
Ist es falsch, denjenigen gehen zu lassen, von dem man weiß, es ist die Person, die einem wirklich gut tut? Dass es keine Person gibt, die besser zu einem passen würde?
Ich würde es dir so sehr wünschen, eine Person, die dich auf Händen trägt.
Ich sehe auf all die kleinen Geschenke, die du mir gemacht hast. Die Kuchenform, die Tasse, die DVD und die CD und ich wünschte, ich könnte all das rückgängig machen und könnte es dir geben für die Person, die es wirklich verdient.
Für die Person, die dir sagen kann, dass sie dich liebt.
Für die Person, die auch dich so behandeln kann wie du im Moment mich behandelst.
Und ich wünschte mir so sehr, du würdest deine Liebe finden und sie würde dich mitnehmen, weg von mir, damit du atmest und sagst, wie wunderbar das Leben sein kann.
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nightingale_. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.