Die neue Chefin (Teil 1)

von Shy19


Es gibt genau 2 Möglichkeiten, man kann sie lieben oder hassen, schwarz oder weiß, Grauzonen sind in ihrer Sphäre nicht existent. Saskia. Sie wirkt unmenschlich, kühl und extrem distanziert. Zudem ist sie ernst, sehr korrekt und verlangt absolute Perfektion in vielen Arbeitsabläufen, was erforderlich ist, damit stößt sie aber grundsätzlich auf Ablehnug. In der Firma ist sie als diejenige verschrieen, welche zum Lachen in den Keller geht. Das traditionsreiche Unternehmen steht für gesellschaftliche Normen und Werte aus dem vorherigen Jahrhundert, so dass viele Kollegen ein Problem damit haben, ihren Lebenswandel zu akzeptieren. Nach der Scheidung von ihrem Ex-Mann gingen viele Gerüchte durch die Abteilungen. Eine Kollegin hat plötzlich die selbe Meldeadresse, man habe gesehen, wie sie sie, eine Frau!, geküsst habe. Alle redeten über sie, aber keiner sprach sie darauf an. Als sie den Psychoterror nichtmehr ertragen konnte, ging sie bei einer Betriebsversammlung auf die Bühne und outete sich. Das war sie, Saskia, und sie sollte nach dem Abteilungswechsel meine zukünftige Chefin werden. All das wusste ich zu diesem Zeitpunkt nocht nicht. Ich war neu in der Firma, nun hatte ich endlich erfahren in welche Abteilung ich in 2 Wochen, nach dem Ende der Einarbeitung, wechseln würde und habe mich total über die Auswahl gefreut, denn es war meine Traumabteilung und von meiner neuen Chefin kannte ich bisher nur ihren Namen. In der Pause saß ich mit einer Kollegin zusammen. "Hej Anja, ich weiß jetzt endlich wo es hingeht. Ich komme in Saskias Abteilung." Anja hob langsam den Kopf und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich dachte zunächst, sie wäre erstaunt über den großen Sprung in die nächste Abteilung, denn ich würde aus der aktuell eher kuscheligen kleinen Familie in ein großes Haifischbecken wechseln, das war mir schon bewusst, aber die Worte, die dann ihren Mund verließen, liesen mich sehr erschrecken. "Die ist ein echter Drache, absolut kalt und unmenschlich UND sie schläft mit einer Frau. Pass' da auf, dass du nicht in ihr Beuteschema fällst." - Wow, das hat gesessen. Meine erste Reaktion auf diese Aussage "Anja, bist du ekelhaft! Das hätte ich von dir wirklich nicht erwartet." Und meine damalige Kollegin fing sofort an sich zu verteidigen: "Warum ich? Ich bin verheiratet und habe Kinder." Meine Erklärung, dass das damit nichts zu tun hat, sondern, dass ich es absolut unverschämt finde, mir so einen ersten Eindruck von meiner zukünftigen Chefin zu vermitteln, mit der ich vermutlich die nächsten Jahre zusammen arbeiten soll, stieß auf absolutes Unverständnis bei Anja. "Davon abgesehen, dass Saskias Privatleben bei der Arbeit nichts zu suchen hat, wenn sie ihren Job vernünftig erledigt ist es mir egal, mit wem sie sich privat wohlfühlt und wenn sie sich abends bei ihrer Frau fallen lassen und nach einem stressigen Tag entspannen kann, dann wünsche ich ihr eine lange Zeit der Zweisamkeit. Kein Wunder, dass sie so kalt und abweisend ist. Wie soll sie sich denn je sicher sein akzeptiert zu werden wie sie ist, wenn sogar die neuen Kollegen schon so von euch geimpft werden. Ein absolut ekelhaftes und unkollegiales Verhalten ist das." Ich wechselte die Abteilung, der Kontakt zu Anja brach total ab, was mich aber weniger störte. Viel mehr begann ich mich für Saskia, meine neue Chefin, zu interessieren. Mich ziehen Menschen mit Mauern und Geschichten dahinter magisch an, ich liebe es, sie zu "knacken", ihr wahres Ich hinter ihrer Mauer zu sehen. Saskia sollte ihre Chance bekommen.......