von Kiwiina
Erstens kommt es anders, … (Teil 10)
Alex:
Die Tür fiel hinter Noemi ins Schloss. Noch immer spürte ich meinen rasenden Herzschlag gegen meine Brust hämmern … noch immer sah ich ihren durchdringenden Blick vor meinen Augen … noch immer spürte ich ihren gehauchten Atem an meinem Mund zwischen den letzten Küssen, von denen meine Lippen noch immer leicht brannten… Noch immer klang ihr leises Stöhnen in meinen Ohren …
Konnte es etwa sein, dass das Gefühl das sie mir gab … auf Gegenseitigkeit beruhte? …
Ich hatte vieles erwartet oder besser gesagt gehofft, seit dem Moment an dem ich wusste, dass ich Noemi Heute endlich wieder sehen würde. Hatte mir so viele Gedanken darüber gemacht, wie ich ihr am besten begegnen würde, ohne sie zu überfordern oder sie zu verschrecken, gerade als ich vor erst einer guten Stunde gemerkt hatte, wie wenig sie mit Konfrontationen der Außenwelt umzugehen wusste.
Als Thommi wissen wollte ob wir zusammen waren, war mir mein Herz doch tatsächlich kurz in die Hose gerutscht. Ein kleiner Teil von mir hatte so sehr gehofft, dass Noemi diese Frage vielleicht ohne meine Beihilfe beantworten konnte… ich musste mir selbst in diesem Moment eingestehen, wie sehr ich gehofft hatte, dass sie Ja sagen würde. Dass der Gedanke an mich … an uns vielleicht schon ein wenig Wurzeln in ihrem Kopf geschlagen haben könnte…
Ich selbst für meinen Teil war mir so sicher, wie ich mir mit wenig anderen Dingen in meinem Leben war … ich wollte Noemi so sehr wie noch niemand anderen vor ihr. Wollte alles über sie erfahren, wollte sie jeden Tag sehen, denn wenn sie nicht bei mir war, konnte ich ohnehin an nichts anderes denken … wollte sie küssen, sie spüren … wollte noch so viel mehr...
Wie sehr es mich erwischt hatte, wurde mir in Momenten wie diesen nur allzu schmerzlich bewusst.
Als ich langsam vom Bett aufstand, merkte ich, dass meine Beine immer noch leicht zitterten und auch wenn es mir peinlich war, spürte ich außerdem ohne Zweifel wie erregt ich immer noch war.
Wie weit wäre Noemi gegangen? Mein Kopf, der die letzten Sekunden wie in Dauerschleife immer wieder in meinem Kopf abspielte, gab mir nicht das Gefühl, dass Noemi abgeneigt gewesen wäre, wäre ich einen Schritt weiter gegangen … was wäre passiert, hätte ich sie … berührt?
Ihre weiche Haut … ihre Brüste … ihre Taille …. Ihren Bauch … ihre innere Hüfte … Oberschenkel … und dann …
„Hey Alex!?“ Wie bei einer Schandtat ertappt schreckte ich aus meinen fantasieversunkenen Gedankenwelt auf.
„Alex?“ wiederholte Thommi von unten aus dem Wohnzimmer.
„Was gibt’s?“, brachte ich nur weiterhin verlegen heraus nachdem ich mich erst ein paar Male räuspern musste.
„Wir würden so langsam los? Wie siehts bei euch beiden aus?“
„Ähm …“ überhastet riss ich erneut meinen Kleiderschrank auf und kramte ein schwarzes Tanktop aus einer der Schubladen. „Sind gleich bei euch“, rief ich die Treppen herunter, als ich meine Zimmertür öffnete.
Ich drehte mich auf dem Absatz um, zog meinen Pullover mitsamt dem T-Shirt darunter aus und warf alles auf mein Bett. Ich versuchte die zerknitterten Laken zu ignorieren, die mir erneut die Bilder der letzten Momente mit Noemi darauf durch den Kopf jagten und griff stattdessen nach einer Kette auf meinem Nachttisch, die ich mir um den Hals legte.
Kurz musterte ich mich in dem Spiegel neben dem Kleiderschrank.
Ich hatte für den heutigen Tag einen schwarzen Spitzen-BH ausgesucht… nicht zwangsläufig mit anstößigen Hintergedanken … aber sagen wir … um für den Ernstfall vorbereitet zu sein? Die kleine goldene Kette funkelte zwischen meinen Fingern während meine Gedanken abermals abzudriften drohten.
Ich riss mich aus meiner Fantasie und dem Anblick meines Spiegelbildes los und drehte mich um, als mein Körper für einen kurzen Bruchteil erstarrte.
Noemi stand in der, immer noch weit geöffneten Tür und sah mich unbeirrt aus ihren tiefblauen Augen an. Ich realisierte, dass ich lediglich mit meinem BH und einer schwarzen Jeans bekleidet in meinem Zimmer stand…
Bevor ich irgendetwas sagen konnte spürte ich meine Wangen erneut erröten.
Hastig griff ich nach dem schwarzen Top und zog es mir über den Kopf, bevor ich es erneut wagte zur Tür zu blicken. Noch einen Moment lang, konnte ich Noemis Silhouette erhaschen, die sich bereits von mir abgewendet hatte und zurück ins Bad gegangen war.
Oh Gott … schon wieder stolperte mein Herz in meiner Brust. Wieso konnte mein Kopf vor diesem Mädchen auch wirklich gar nichts verbergen? Meine Wangen und mein Blick hatten ihr förmlich „PEEIIINLIIICH“ entgegen geschrien. Ich schüttelte den Kopf und versuchte das unwohle Gefühl das mich überkam daraus zu verdrängen.
„Alex, das ist nicht die Zeit für Körperkomplexe“ flüsterte ich zu mir selbst … Trotzdem hätte ich mir das erste Mal, dass mich Noemi ´Oben ohne` sieht irgendwie … anders vorgestellt? Mit immer noch leicht rotem Kopf ging ich zu Noemi ins Bad. Einfach so tun als ob nichts passiert wäre, dachte ich mir … ist ja auch nichts passiert… Hose und BH .. nichts dabei, nichts vollständig entblößt .. alles gut.
Ich erhaschte Noemis Blick indirekt im Spiegel … Ihre tiefblauen, strahlenden Augen, die mich schelmisch anfunkelten. Täuschte ich mich etwa? Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich schwören können so etwas wie … Lust in ihren Augen zu sehen… Ich konnte ihrem Blick nicht standhalten und musste mich abwenden.
„Alex…?“ Ich erstarrte, als ich Noemis Flüstern hörte. Erneut drohte mein Kopf rot anzulaufen.. was denn jetzt? Ich hörte mich selbst tief einatmen und konnte mich gerade noch davon abhalten irgendetwas merkwürdiges zu sagen oder Sinnloses vor mich hinzustammeln. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig als sie beifällig anzusehen und zu tun als wäre nichts passiert, das mir Sorgen bereiten würde …
Als ich Noemis Blick erhaschte, sah ich wie mich ihre Augen unverhohlen anfunkelten.
Sie sah so schön aus. Sie hatte frisches Makeup aufgetragen. Ihre blonden Haare waren zu einem lockeren Dutt zusammengebunden und sie hatte ihren Pullover ebenfalls ausgezogen. Nun trug sie nur noch ein bauchfreies weißes Tshirt über ihrer dunkelblauen Jeans … Ich musste kurz schwer schlucken …
Noemi kam einen Schritt auf mich zu. Legte ihre Hände auf meine Hüften, mit denen sie meine Hüftknochen umfasste und zog mich sanft zu sich heran.
„Ich hätte nicht gedacht … dass dir irgendetwas peinlich sein könnte. Du bist sonst immer so … selbstbewusst“, hauchte sie in mein Ohr.
Ihr Atemhauch jagte mir ein Kribbeln durch den Körper und überzog meinen Nacken mit einer zarten Gänsehaut. Ich schien völlig machtlos, als sich mein Kopf wie automatisch in die Richtung ihrer Stimme, ihrer Worte .. ihres Atems drehte.
Schon wieder glühten meine Wangen miteinander um die Wette. Das schlimmste daran war, dass Noemi recht hatte… ich hatte kein Problem mit meinem Körper und normalerweise konnte auch nichts mein Selbstbewusstsein einfach so erschüttern. Mir war nicht wichtig was `Leute` über mich dachten … aber mir war wichtig was Noemi von mir hielt.
Ich wusste nicht ob Noemi jemals mit einer Frau zusammen war und ob sie Frauenkörper auch wirklich attraktiv fand… ach was … ob sie MICH attraktiv fand.
„Ich ähm … naja peinlich vielleicht nicht … ich …“ stammelte ich nun doch. Oh man … was machte Noemi da gerade schon wieder mit mir?
„Alex …“ hauchte Noemi erneut in mein Ohr.
Sie war SO Nah. Ich konnte jeden ihrer Atemzüge hören, als ob es meine eigenen wären und jeder einzelne von ihnen jagte mir wohlige Schauer über den Rücken bevor sich die Schauer auf meinen gesamten Körper auszubreiten schienen.
Endlich trafen sich unsere Blicke. Aus halb geschlossenen Augen konnte ich nicht anders als Noemi einen schmachtenden Blick zuzuwerfen. Wenn das so weiter gehen würde, sah ich für uns beide keine Chance mehr in den nächsten Stunden das Haus zu verlassen. Aber was sollte ich tun? Jedes Mal wenn ich Noemi ansah, wollte mein ganzer Körper nichts anderes mehr und mein Kopf schien an nichts anderes als an sie denken zu können.
“Du bist wunderschön ....” Ich konnte meinen Ohren kaum glauben ... war das hier Realität? Machte sie sich über meine Verlegenheit lustig oder ... meinte sie das tatsächlich ernst?
Ich spürte in warmes Kribbeln an meiner linken Wange, als mir Noemi einen sehr weichen, beinahe nur gehauchten Kuss auf die Wange gab. Es fühlte sich wie eine Art abschließende Geste der Diskussion an, die mein Kopf gegen meinen Willen gegen mich selbst führte.
Mit weit aufgerissenen Augen, hochrotem Kopf und ungläubig ließ mich Noemi mit den letzten Worten im Bad stehen, bevor ich ihre Schritte auf der Holztreppe nach unten gehen hörte.
Oh ... fuck! Wie um Himmels Willen sollte ich diesen Abend nur überstehen???
Es gab keinen Weg zurück ... ich hatte mich Hals über Kopf in Noemi verliebt.
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Kiwiina. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.