von DreiKaeseHoch90
Hallo, mein Name ist Isa, also eigentlich Isabell. Ich bin ich.
Ich bin 1,70m groß, sportlich und habe blonde oder braune Haare. Darüber streiten sich die Geister. Jedenfalls sind sie kurz, das ist eindeutig.
Ich bin in einem kleinen Dorf mit 300 Einwohnern aufgewachsen. Um es kurz verständlich zu beschreiben: Es war ein bisschen wie Ferien auf Lönneberga, nur 19 Jahre lang.
Es gibt dort sehr viel Grün. Wald, Wiesen, Gärten, die wiederum sehr bunt sind. Es gibt aber auch Äcker, Hügel und Felsen, die nicht so bunt sind.
Und es gibt nicht so viele Menschen.
Im Kindergarten war ich im Nachbardorf. Ich war mit 10 anderen Kindern und Kinderinnen in der „Königskinder-Gruppe“. Darauf waren wir „Königskinder“ manchmal sehr stolz. Ich mochte aber auch die „Blumenkinder“ ich ging dort oft zum Spielen hin, weil ein paar meiner Freunde da waren.
Ich hatte 4 Kindergärtnerinnen, an die ich mich noch erinnern kann. Eine davon war Schwester Eltraude, ich glaube sie war sowas wie die Chefin der Gärtnerinnen. Gärtnerinnen, weil Kinder zu gärtnern eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe ist. Man muss sie viel und regelmäßig gießen, damit sie groß und stark werden und zu einer schönen Blume heranwachsen können.
Jedenfalls war Schwester Eltraude immer sehr adrett in ihrer schwarz-weißen Schwester Uniform gekleidet. Sie war streng, aber herzlich. Eine richtige Obergärtnerin.
Meine Lieblingsgärtnerin war Elke, die war nicht so streng, lachte viel und machte alles mit. Sie musste sehr viel mit mir spielen. Vor allem in der Bauecke. Ab und zu ließ ich mich von anderen Königskinderinnen dazu überreden in die Puppenecke zu kommen, weil sie nett waren.
Aber viel lieber baggerte ich draußen im Sand, spielte mit den Spielgeräten am Spielplatz oder im Winter baute ich mit meinen Freunden hauptsächlich Dinge zusammen, die fahren oder sich irgendwie bewegen konnten.
Besonders genoss ich es, wenn ein Kind Geburtstag hatte und sich alle am Tisch zusammenfanden um diesen mit Saft und selbstgebackenem Kuchen gebührend zu feiern. Alle hielten sich an den Händen und sangen Geburtstagslieder zusammen und waren sehr fröhlich.
Als ich schon groß war, band ich den kleineren Gartenkindern die Schnursenkel. Ich zeigte ihnen gerne wie das geht, manche wollten das aber auch gar nicht lernen, weil es so ja viel bequemer war. Und dann war ich auf einmal zu groß…
Mit 7 wurde ich eingeschult. Ich hatte natürlich eine Riesenschultüte in meiner Lieblingsfarbe blau. Schule war aufregend. Sport, malen, basteln, schreiben lernen und dann noch Mathe… meine Schulgärtnerin sagte, das brauche ich zum Erwachsenwerden.
In den Pausen rannte ich mit meinen Freunden draußen auf dem Schulhof herum, spielte Spiele, tauschte Pokémon Karten und auch öfter mal mein Pausenbrot.
Und dann hatte ich Kommunion und sollte wie alle anderen Kinderinnen ein weißes Kleid tragen, ich mochte aber keine weißen Kleider. Ich musste aber. Das wäre ja sonst peinlich gewesen. Also gab es keine freundlichen Kommunionsbilder von mir, denn die Strumpfhose kratzte zu sehr und engte mich stark ein, was nicht gut ist, wenn man so bewegungsfreudig ist.
Und dann wurden alle um mich herum langsam erwachsen und ich gab mir auch Mühe. Ich fand Puppen immer noch langweilig, genau wie Schminken und Kleider tragen. Ich wollte lieber Abenteuer erleben, darüber lesen und draußen mein Lönneberga-Leben genießen. Aber Kleider waren trotzdem schön, wenn andere Kinderinnen sie trugen. Ich hatte auch ein paar, die wirklich hübsche Kleider trugen und dabei sehr fröhlich wirkten. Das war dann schön.
Und dann wurde mein Körper langsam erwachsen und mein Kopf sollte das auch. Schule war ein bisschen anstrengend, aber es gab viele Kinder und Kinderinnen, mit denen ich mich gut verstand. Die wohnten aber alle sehr weit weg.
Ich war fast 16 und machte meinen Rollerführerschein, ich wollte nicht mehr so viel Lönneberga, sondern mehr Menschen und da konnte ich einen fahrbahren Untersatz gut gebrauchen. Ich ging auf viele Geburtstage, die sich nun von denen im Kindergarten sehr unterschieden, aber das war ok so. Man machte immer noch sehr viel Unsinn, nur fühlte man sich dabei erwachsener. Man fing jetzt auch an auf Parties zu gehen und beliebt zu sein, wenn man diese Festivitäten veranstaltete. Für mich war das toll. Ich lernte neue Menschen kennen.
Und dann wollte ich meine Haare abschneiden, was meine Oma sehr traurig fand, weil ich ja so schöne „dicke“, lange Haare hatte. Meine Mama fand das glaub ich auch nicht so toll. Aber meine Mama ließ mich machen.
Ich wollte einfach wissen, ob mir das steht und ich dachte, dass es viel praktischer ist. Und dann hatte ich kurze Haare und es stand mir und es war sehr praktisch, vor allem beim Sport und beim Duschen. Und deswegen habe ich bis heute kurze Haare. Auf dem Land ist das eine große Sache.
Und dann machte ich meinen Autoführerschein und mein Abitur – plötzlich war ich mittendrin und auf dem Papier sogar erwachsen! Ich ging weiterhin auf Parties, wie alle anderen auch. Hatte feste Freunde, wie alle anderen auch. Feierte weiterhin Geburtstage, aber irgendwas fehlte.
Und dann fand ich tolle Frauen, die tolle Kleider trugen, sich schminkten und fröhlich dabei waren. Das faszinierte mich. Sie fanden meine Haare toll, die nun zwar kurz, aber entgegen den Erwartungen meiner Oma immer noch sehr dick waren. Sie waren fasziniert davon, dass ich keine Kleider trug, mich nicht schminkte und als Kind keine Puppen mochte. Sie nahmen mich wie ich bin.
Das bestärkte mich. Jetzt weiß ich wer ich bin. Ein Mensch mit großem Herzen. Ich bin jetzt 25 Jahre alt, auf dem Papier erwachsen. Meine Lieblingsfarbe ist immer noch blau. Wie das Wasser. Ich mag aber auch alle anderen Farben, bunt ist meine zweite Lieblingsfarbe. Ich mag Kleider, wenn sie andere tragen, ich mag lange Haare, wenn sie andere haben und ich mag Frauen mit Kleidern und langen Haaren.
Ich liebe das Leben, die Liebe und Gegensätze!
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DreiKaeseHoch90. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.