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Leuchtende Menschen (2)

von EimoH


Inaya stöhnte genervt auf. „Boah, dieses Argument, dass Polizist*innen auch Menschen sind, kann ich einfach nicht mehr hören. Ja, es sind Menschen, die sich aber dazu entschieden haben, sich im Töten ausbilden zu lassen.“ „Ja, niemand muss Bulle sein, Karla.“, setzte Hannes träge hinzu. Karlas Röte im Gesicht ließ ihre Aufgebrachtheit über diese Diskussion erkennen. „Ihr wollt mich nicht verstehen, oder? Wir sind doch gegen verallgemeinernde Urteile über Menschen. Wie können wir dann vertreten, an dieser Stelle so viele unterschiedliche Menschen in eine Schublade zu stecken?“ Luk lag zwischen ihnen auf der Decke und brummte: „Die Diskussion nervt. Und es ist nicht das erste Mal, dass ihr sie führt, Leute.“ Inaya ließ sich aber nicht von Luk beirren und fauchte nun wütend Karla entgegen, dass es eben nicht viele unterschiedliche Menschen in der Polizei gab, sondern dass Studien belegten, dass die Polizei ganz bestimmte Menschen anzog und diese dann in ganz bestimmte Richtungen formte. Inaya konnte es nicht leiden, wenn sie den Eindruck bekam, jemand aus ihrer Gruppe verteidigte die Polizei, weil sie selbst schon so viel Polizeigewalt und rassistische Diskriminierungen erleben hatte müssen. „Ja, ich weiß.“, lenkte Karla nun beschwichtigend ein. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jeder Bulle ein Arschloch ist und unseren Hass gleichermaßen verdient hat.“ Inaya schnaubte. „Ich kann mir das sehr gut vorstellen.“ Luk setzte sich auf und sah eindringlich zwischen Inaya und Karla hin und her. Ey (1, s.u.) mochte es nicht, wenn sie stritten. „Fahrt mal wieder runter! Bitte.“ Ey lächelte in die Runde. „Wir sind doch hier, um uns zu auszuruhen und ein bisschen zu entspannen. Das Wetter ist toll, wir haben geile Snacks und weit und breit ist keine Polizei. Wie wär’s mit einer Pause?“ Alle nickten und es herrschte kurz Ruhe. Dann stand Inaya auf und verkündete, dass sie nun baden gehen wolle. Karla und Hannes schlossen sich ihr an und kurz darauf waren sie Richtung Wasser verwunden. Luk seufzte zufrieden und schloss die Augen. Luzi lag neben emm und genoss ebenfalls die Ruhe, die nach diesem Streit eingekehrt war. Meistens hielt sie sich raus aus diesen Diskussionen, weil sie mit dem Tempo, wie sich die Argumente gegenseitig zugeworfen wurden, nicht mithalten konnte. Auch wenn es unangenehm war, wenn ihre Freund*innen so aufbrausend wurden, fand sie Gefallen an den Diskussionen, weil sie die Themen immer spannend fand und oft noch länger über die Argumente nachdachte. Außerdem bewunderte sie ihre Freund*innen für ihre Intelligenz und Leidenschaft. Sie drehte sich auf den Bauch und stütze sich auf den Ellenbogen ab. In ihrer Hand hielt sie den Zettel, den sie vorhin von Lola bekommen hatte. Sie dachte an Lolas Rede und wie sie dabei geleuchtet hatte, obwohl sie nicht auf einer Bühne, sondern fast versteckt neben dem Transporter gestanden hatte. „Luk, meinst du, ich kann Lola jetzt schon schreiben?“ Luk öffnete ein Auge und sah zu ihr hinüber. Ey lächelte sie an und nickte dann einfach nur. Luzi zog ihr Handy hervor und speicherte Lolas Nummer ein. Kurzer Hand verfasste sie eine Nachricht, in der nur „Hey, ich habe Lust, was mit dir trinken zu gehen. Gruß Luzi“ stand und schickte sie ab. Dann legte sie sich wieder neben Luk und döste, in Gedanken zwischen der Diskussion von Karla und Inaya, Lolas Redebeitrag und immer wieder Lolas Zwinkern hin- und herhüpfend. Kurz darauf kamen die Anderen lachend vom Baden zurück und bespritzten sie mit kühlen Seewasser. Die Stimmung war wieder entspannt. Mittlerweile redeten sie über queere Zeichentrickserien und was an der letzten Staffel ‚She-Ra‘ besonders toll gewesen war, ein Thema, bei dem sie alle giggelten und sich wie fernsehbegeisterte Kinder benahmen. Luzis Handy summte und als sie raufschaute, lautete Lolas Antworte lediglich: „Wie wäre es mit Samstag?“ Nun war es an Luzi, ganz aufgeregt zu sein und sich erstmal im See abzukühlen. Das Wasser war kalt und nur der Umstand, allein schwimmen zu gehen, trieb sie schnell in diese kühle Masse. Sie tauchte ein paar Meter und durchstieß die Wasseroberfläche mit einem inneren Gejohle der Freude über den Sommer, der endlich anzubrechen schien und sog die Luft tief in ihre Lungen. Was so ein kleiner Flirt auslösen konnte, Luzi fühlte sich richtig gut. Als sie sich zu den Anderen auf die Decken auf der Wiese fallen ließ, fühlte sie sich frisch und frei. Bierflaschen wurden gerade geöffnet. „Wow, du bist sogar mit dem Kopf untergetaucht, Luzi! Hammer hart!“, staunte Inaya. „Luzi hat ja auch so kurze Haare, die schnell wieder trocknen.“, relativierte Luk sofort. Luzi grinste überheblich und schüttelte ihren Kopf, um die anderen nass zu spritzen. Sie lachten schreiend und stießen dann auf den Sommeranfang an.

(1) „Ey“ ist ein nicht-binäres Pronomen. (Nominativ: ey. Genetiv: eys. Dativ: emm. Akkusativ: emm.)



copyright © by EimoH. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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