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Sommerliebe (3)

von mlabelle


Beim gemeinsamen Abendessen saßen sie weit voneinander entfernt, getrennt durch die Familien von Sarah und von Jonas. Leonie versuchte Blickkontakt mit Zoe aufzubauen. Doch nur Zoes Mutter sah mit angespannter Wachsamkeit zu Leonie hinüber. Jennifer neben ihr kaute nachdenklich an ihren Fingernägeln. Ihr Vater daneben hatte eine Miene aus Stein. Zoe saß ganz am Tischende, sah nur auf ihren Teller, auf dem am Ende eine halbe Pizza liegen blieb. Nicht ein einziges mal sah sie zu Leonie auf. Leonie schnürte es die Brust ein. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte.
Nach dem Essen verabschiedete sich die Familie von Jonas herzlich. Jennifers Familie verhielt sich steif, als ob sie schnell verschwinden wollte. Endlich kam Zoe zu Leonie, um sich von ihr zu verabschieden. „Du hast deine Haare aufgemacht.“, sagte Zoe und klang enttäuscht. Leonie wusste nicht, was sie sagen sollte. Schon stand Zoes Mutter neben ihr. Leonie gab Zoe die Hand. Zoe drückte sie leicht. Dann drehten sie sich um, gingen, stiegen in ihre Mietautos, fuhren vom Restaurant zurück zu den Ferienhäusern.

Sarah hatte sich auf den Rücksitz neben Leonie gesetzt. „Was ist los?“, zischte sie leise, das die Erwachsenen auf den Frontsitzen durch die Musik im Radio nichts hören konnten. Leonie antwortete nicht. „Leo, was ist los? Warum seid Zoe und du die ganze Zeit aneinandergeklebt und jetzt tut ihr so, als ob ihr euch nicht kennt?“ Leonie konnte es ihr nicht sagen. Sarah redete weiter und weiter auf sie ein, dann verstummte sie urplötzlich, als ob ihr ein Gedanke gekommen war. Leonie konnte die Mühlen hinter ihrer Stirn mahlen sehen. Sie hoffte inständig, dass Sarah nicht das dachte, was sie dachte. Und dann sah auch noch ihre Mutter über den Rückspiegel ständig zu ihr, wie eine besorgte Glucke. Leonie war fertig mit den Nerven, verbarrikadierte sich, sobald sie in der Ferienwohnung waren, in ihrem Zimmer. Es war schon spät, alle gingen schlafen und Leonie tat die ganze Nacht keines ihrer Augen zu, aus denen leise Rinnsale in ihr Kissen flossen.

Am nächsten Morgen sah sie als erstes nach, ob der Mietwagen von Zoes Familie noch dort stand. Er war fort, Zoe war abgereist. Ein taubes Gefühl machte sich in Leonie breit. Sie wankte umher wie eine Schlafwandlerin, packte die letzten Sachen in ihre Reisetasche, lehnte ein letztes Frühstück auf der Veranda ab. Sie blockte auch Sarah ab, die um sie herum scharwenzelte, aufgeregt, und offensichtlich mit ihr reden wollte. Leonie fürchtete sich vor ihren Fragen. Die Fahrt zum Flughafen waren sie getrennt, dann am Terminal konnte Leonie Sarah nicht mehr weglaufen. Sie saßen in der Abflughalle auf harten schwarzen Bänken und mussten die Zeit totschlagen. Bis zum Boarding waren es noch fünfundvierzig Minuten. „Ich hab was für dich“, sagte Sarah und nahm Leonie etwas beiseite. Dann zückte sie ihr Smartphone, entsperrte es mit einem eleganten Wisch, öffnete ihre Kontaktliste und scrollte nach unten und noch weiter nach unten, bis sie bei Z angelangt war. Und da stand … „Zoe“ und dahinter eine Nummer. Leonie war sprachlos. „Ist das…?“ „... ihre Nummer! Ich schick dir den Kontakt.“ Sarah tippte auf dem Display herum und Leonie hörte ihr Handy einmal summen. Sarah grinste. „Ich dachte, du möchtest ihr vielleicht schreiben.“ „Woher hast du ihre Nummer?“ „Ich bin gestern Abend noch zu ihrer Ferienwohnung rüber und hab sie gefragt, und sie hat sie mir gegeben.“
Leonie war immer noch sprachlos. „Ich habe Jonas nach zwei Sätzen meine Nummer gegeben und er schreibt mir alle fünf Minuten.“ Wie zu Bestätigung surrte ihr Handy. Eifrig begann sie darauf rumzutippen. „Ich muss ihm noch schnell antworten, bevor wir im Flugzeug alles aus machen müssen.“ Leonie war Sarah unendlich dankbar. Sie wusste nicht, was sie von ihrer Freundin erwartet hatte, aber das sicherlich nicht. Leonie griff nach ihrem eigenen Handy. Sie sah den Kontakt, den Sarah ihr geschickt hatte und speicherte ihn ein. Dann tippte sie auf ‚Nachricht schreiben‘. Ihr Herz schlug wild gegen ihre Rippen. Ihre Finger zitterten, als sie einige Worte schrieb, dann wieder löschte. Es war Boardingtime und Leonie hatte immer noch keine Nachricht verschickt. „Ich werde im Flugzeug überlegen, was ich schreiben soll.“, dachte sie sich und machte das Handy aus. Sobald sie über den Wolken waren, befiel Leonie eine lähmende Mattigkeit, die von der durchwachten Nacht herrührte. Sie starrte auf das Wolkenmeer unter ihr und dachte an Zoe. Sie wollte sie so gerne wiedersehen und wenn das nicht ging, wenigstens wissen, ob es ihr gut ging. Dabei konnte sie nicht einmal wissen, ob sie ihr antworten würde. Während sie fieberhaft nachdachte, was sie schreiben sollte, fielen ihr immer wieder die Lider zu und schließlich sie döste ein.

Sie schlenderten durch den Olivenhain, in dem Zikaden zirpten. Alles war ruhig und friedlich. Zoe hielt ihre Hand. Kleine Mücken tanzten auf den Wegen zwischen den Bäumen, Libellen schwirrten durch die Luft. Sie liefen den Hang hinauf bis zur Platane. Darunter breiteten sie die Decke aus und legten sich Seite an Seite. Leonie neigte ihren Kopf zu Zoe und sie zog Leonie näher zu sich und küsste ihre Haare. Sie küsste ihre Wangen und dann küsste sie ihren Mund.

Leonie wachte auf aus ihrem Traum. Sie war immer noch hoch über den Wolken. Ein Flugbegleiter mit Gel im Haar stand vor ihr und fragte sie, welches Getränk sie wollte. Sarah saß neben ihr und bestellte. „Hast du ihr schon geschrieben?“, fragte sie, während ihr Orangensaft serviert wurde. „Nein.“ „Willst du ihr nicht schreiben?“ „Doch.“ „Wann?“ „Wenn wir aus diesem Flugzeug raus sind.“ Sarah sah zufrieden aus.

Also schrieb ich dir. Auf dem Weg vom Flughafen nach Hause. Und dann wartete ich. Und wartete. Mein Herz pulsierte und meine Ohren rauschten und ich konnte das Handy nicht weglegen, auch als meine Mutter sagte, leg doch mal das Handy weg, setz dich hin und erzähl mir, was mit dir los ist. Ich habe es ihr erzählt, aber nicht an diesem Tag. Ich hoffte nur, bangte, kaute an meinen Nägeln, raufte mir die Haare, stellte mir vor, wie du durch meine Haare gestrichen hast, wie nah du mir warst ... Dann endlich surrte das Telefon. Doch es war nur eine Nachricht von Sarah, die mich fragte, ob ich dir nun endlich geschrieben hatte. Ich fluchte und verwünschte die Welt und starrte an die Wand und wartete und wartete.

Und dann kam endlich deine Antwort:
„Hey.
Danke, mir geht‘s gut.“


Und deine zweite Nachricht:
„Außer, dass ich Dich vermisse. <3“


Liebe ist schrecklich, stellte ich fest. Sobald man von der geliebten Person getrennt ist, kommt einem alles fade und grau vor.
Aber sie ist auch schön.

Wenn man weiß, das der andere an einen denkt.


ENDE.



copyright © by mlabelle. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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