von BeastsWife
Die nächsten Tage verliefen so trostlos wie der Samstag. Anna ging zur Arbeit, konnte sie aber vor Kummer kaum konzentrieren. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben, Sandra jemals wieder zu sehen. Am Mittwoch ging dann auch noch Annas Auto kaputt. Jeder Versuch das Auto zu starten war zum scheitern verurteilt und der letzte Versuch endete mit einem großen Knall „Nie wieder ein japanisches Auto“ schrie sie und lief zur Haltestelle der Straßenbahn. In die Bahn eingestiegen schaute Anna sich zwar um, es war aber keine Sandra zu sehen. Auf der Arbeit war mal wieder viel los, aber Anna konnte sich einfach nicht konzentrieren. Auf einmal kam ein Arbeitskollege zu ihr ins Büro. „Hey Anna, wie geht’s dir?“ „Bescheiden, aber das ist doch nicht der Grund, warum du vorbei kommst, oder Enrico?“ Enrico lacht „Nein, der Grund ist unsere neue Praktikantin. Ich wollte fragen, ob sie erst mal die nächsten 2 Tage bei dir im Verkauf arbeiten kann? Ich habe Stefan schon gefragt, aber der hat zu viel zu tun“ „Klar, schick ihn her, ich habe Arbeit genug für ihn!“ „Genauer gesagt ist es kein Praktikant, sondern eine Praktikantin, aber ich denke ihr werdet euch super verstehen! Ich schicke sie dann gleich hoch zu dir. Und danke im Voraus!“ „Kein Thema“ Und schon war Enrico auch schon wieder verschwunden. Anna bearbeitete noch ein paar Bestellungen und schon klopfte es auch schon an der Tür. „Herein“. Anna traute ihren Augen nicht. „Ähm... w... w.. Was machst du denn hier???“ Vor ihr stand Sandra, schöner wie nie zuvor!! „Nunja, ich bin die neue Praktikantin“ Sandra grinste über beide Ohren. „Aber dass ich dich hier treffe hätte ich nie gedacht. Ich dachte du hättest kein Interesse an mir, da du dich nicht gemeldet hast“ Anna stockte der Atem. „Doch, ich wollte mich melden, aber Passfoto.. war in Brieftasche.... Handtasche geklaut..“ Anna brachte nur noch Brocken heraus und Sandra verfiel in lautes Lachen. Anna bot ihr den Bürostuhl neben sich an, konnte aber immer noch nicht glauben, dass Sandra vor ihr stand. Mit einem mal war ihr Kummer wie weggezaubert und ihre Stimmung von Null auf Hundert hochgegangen. Sandra setzte sich, ohne den Augenkontakt zu Anna zu verlieren. ‚Sie ist wunderschön, doch ist sie bestimmt hetero und definiert ihre Interesse in einer Freundschaft’ dachte sich Sandra. Anna schossen auch tausend Gedanken in den Kopf. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr an ihre Arbeit fassen, zwang sich aber, sich das nicht anmerken zu lassen. „Okay, dann will ich dir mal zeigen, womit du die nächsten zwei Tage verbringen kannst.“ Sie holte ein paar Bestellungen hervor. „Also, du öffnest hier das Computerprogramm und gibst jeweils die Artikelnummer ein. Dann kontrollierst du, ob die Daten auch übereinander stimmen und dann auf F10 drücken und die nächste Artikelnummer eingeben. Wenn du damit fertig bist, zwei mal auf F10 drücken, Kundenanschrift hinzufügen, und abschicken. Meinst du, du kriegst das hin?“ „Ich denke schon.“ „Alles klar, bei den ersten Bestellungen schau ich dir noch zu, aber du wirst den Dreh schnell raushaben.“ Anna rückte näher zu Sandra, um ihr über die Schulter schauen zu können. Doch konnte sich Anna nicht wirklich auf das konzentrieren, was Sandra in den PC eingab. Ihr kam Sandras Geruch in die Nase. Er strahlte so viel Geborgenheit aus. Am Liebsten hätte sie Sandra sofort zu sich gedreht und geküsst. ‚Reiß dich zusammen, Anna, du weißt gar nicht, ob sie genauso fühlt wie du. Du benimmst dich ja schon wie ein 15-jährige Teenager!’
„Ist das richtig so?“ Sandra zog Anna total aus ihren Gedanken heraus. „Ähm was? Achso.. Ähm ja, ist richtig! Kommst du damit alleine klar?“ „Ich denke schon.“ Also nahm Anna wieder ihre Arbeit auf, auf die sie sich zwar sowieso keinen Meter mehr konzentrieren konnte, aber man kann ja wenigstens so tun, als würde man arbeiten. „Du bist wirklich .. süß!“ Anna stockte. Sie konnte nicht fassen, was ihr da gerade rausgerutscht ist. Sie wäre am Liebsten im Boden versunken vor Scham. Sandra schaute sie nur verdutzt an ‚Ist sie doch lesbisch? Was soll ich davon jetzt halten? Sandra sag was!!’ „Ähm.. danke, du aber auch!“ Anna sah Sandras verdutztes Gesicht und schon war sie wieder versunken in eine nicht enden wollende Gedankenkette ‚Warum hat sie mich so schockiert angeschaut? Sie will ganz bestimmt nicht mehr als Freundschaft von mir, sonst hätte sie doch anders reagiert, oder? Anna, du bist so dumm, warum hast du auch gesagt, sie sei süß? Verdammt!’ Anna versuchte die peinliche Stille zu brechen und vom Thema abzulenken. „Wie kommt es eigentlich dazu, dass du hier ein Praktikum machst?“ fragte sie Sandra. „Nunja, ich mache momentan an der Fachoberstufe mein Fachabitur, das besteht aus 4 Tagen Praktikum die Woche und einem Tag Schule. Und das Ganze geht dann ein Jahr lang.“ Anna war innerlich außer sich vor Freude. Sandra würde ein Jahr lang ihre Arbeitskollegin sein!
„Über was lachst du denn so?“ Und wieder war es Sandra die Anna aus ihren Gedanken riss. Anscheinend hat Anna sich nicht nur innerlich über das Praktikum von Sandra gefreut. Da sie sich aber nicht wieder mit der Wahrheit peinlich machen wollte, sagte sie nur „Ach nichts, habe nur gerade an etwas gedacht.“ Damit gab sich Sandra dann auch zufrieden und gab weiterhin Bestellungen in den Computer ein.
Die beiden arbeiteten dann einige Zeit vor sich hin, ohne zu wissen dass die eine der anderen heimliche Blicke zuwirft. Doch allmählich wurde die Stille unangenehm und erdrückend. Um die Stille zu verdrängen vertieften sich beide in ihre Arbeit und die Zeit verging rasant schnell, so dass es schnell 17 Uhr wurde und die beiden Feierabend hatten. Als Sandra ihre Unterlagen zusammenpackte und abheftete, fasste sie den Mut und fragte Anna ob sie sich mit ihr treffen wollen würde. „Sag mal, hast du heute Abend schon was vor?“ „Ähm, nein“ „Wie wäre es um 20 Uhr beim Italiener? Ich lade dich ein.“ Anna war außer sich vor Glück und willigte ein. Mit einer kurzen aber innigen Umarmung verabschiedeten sie sich von einander.
Zu Hause angekommen rief Anna sofort Mareike an, um ihr die Neuigkeiten zu erzählen. Dann kam die Frage aller Fragen. ‚Was ziehe ich bloß an?’ Anna durchwühlte ihren Kleiderschrank und entschied sich für eine enge Blue-Jeans und ein weißes enganliegendes Hemd. Sie rannte ins Bad um sich zu stylen, doch heute wollte ihre Frisur beim besten Willen nicht halten. Sie war tierisch nervös, weil sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Auch Sandra rannte in ihrer Wohnung herum, nicht wissend was sie anziehen soll. Sie entschied sich ebenfalls für eine Jeans und einem engen Oberteil. Um viertel vor acht verließ Anna ihre Wohnung und lief Richtung Italiener. Ihre Hände zitterten und ihre Knie waren so weich, dass sie Schwierigkeiten hatte vorwärts zu kommen. Als sie um die Ecke zum Italiener ging, sah sie schon Sandra an der Eingangstür warten. Mit einem Grinsen ging sie auf sie zu und wurde freundlich von Sandra empfangen „Wow, du siehst unglaublich aus!“ Anna errötete „Du aber auch!“ Und nach einer Begrüßungsumarmung gingen sie in das Restaurant. Sie saßen sich am Tisch gegenüber und wiedermal herrschte Stille. Um die Stille zu unterbinden versuchte Sandra einen Flirtversuch. Sie zückte ihren Eyeliner hervor und nahm Annas Arm. In Anna machte sich ein warmes, schönes Kribbeln breit. Sie hätte platzen können vor Freude. Am Liebsten wäre sie Sandra um den Hals gefallen und hätte sie geküsst, doch riss sie sich zusammen. Sandra schob den Ärmer von Annas Hemd etwas hoch und schrieb ihre Handynummer und ihre Festnetznummer auf Annas Arm. „Damit du sie nicht wieder stehlen lassen kannst. Nur waschen solltest du dich jetzt nicht, bevor du dir die Nummer woanders notiert hast.“ Wieder war es Anna die errötete. „Du bist ja diejenige, die mit mir zusammen arbeitet und meinen Gestank dann ertragen musst“ Beide lachten, die Stimmung lockerte sich endlich auf und die beiden kamen ins Gespräch über Sandras Werdegang, über Annas Privatleben. Beide empfanden so eine starke Zuneigung für den anderen, dass sich beide zusammen reißen mussten, nichts zu überstürzen. Der Abend nahm seinen Lauf und zumindest geistig kamen die beiden sich näher, dann hatte Sandra eine tolle Idee „Wie wäre es, wenn wir uns eine Flasche Rotwein mitnehmen und bei mir noch ein Glas trinken?“ Anna wurde es mulmig, aber andererseits flogen auch mind. Eine Million Schmetterlinge in ihrem Bauch herum, also willigte sie ein. Nachdem Sandra also bezahlt hat, liefen die beiden Richtung Sandras Wohnung. Sie liefen einfach nebeneinander her und redeten. Bis Anna die Initiative ergriff. Sie griff nach Sandras Hand. Diese gab sie ihr und lächelte sie so verführerisch an, dass es Anna ganz anders wurde. Die beiden liefen ca. 15 Minuten bis sie an Sandras Wohnung ankamen. Die Zeit verging wie im Flug, so betäubt waren die Beiden von ihren Gefühlen. Sandra schloss die Haustür auf und ging voran. Auf dem Flur blieb sie stehen und zog Anna an sich heran. „Es tut mir leid, dass ich so stürmisch bin, aber das hier wollte ich schon den ganzen Tag machen!“ Sie zog Anna näher an sich heran und gab ihr einen leidenschaftlichen und zärtlichen Kuss, der nicht enden wollte. Küssend gingen sie ins Wohnzimmer und legten sich aufs Sofa. Als die beiden von einander abließen konnte Anna ihr Glück gar nicht mehr in Worte fassen oder gar begreifen. Sie lag da und schaute Sandra einfach nur an. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal so fühlen würde und das auch noch für eine Frau!
„Was denkst du gerade?“ Anna erschrak und sah Sandra an. „Ich konnte gerade gar nicht glauben, was für ein Glück ich habe, dich getroffen zu haben.“ Sandras Gesicht erhellte sich und sie beugte sich zu Anna um ihr einen leidenschaftlichen Kuss zu geben. Annas Körper vibrierte fast vor Schmetterlingen...
Im Hintergrund lief Nelly Furtado mit „What I wanted“, Anna und Sandra waren immer noch küssend in einander verschlungen. Sandra hielt Anna im Arm, küsste sie und streichelte ihr zärtlich über die Wange, streichelte Annas Körper. Auf einmal machte sich ihre Hand selbstständig und glitt unter Annas Shirt. In Anna machte sich ein komisches Gefühl breit. „Nein, bitte noch nicht, dafür bin ich noch nicht bereit.“ Anna hatte Angst vor der Reaktion ihrer Freundin. „Ist schon okay, Süße, du hast alle Zeit der Welt“ und mit einem so zärtlichen Kuss wie ihn noch keiner gesehen hat, machte sie es Anna deutlich. Die beiden kuschelten und Küssten noch ca. eine Stunde, bis beide dann Arm in Arm einschliefen.
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