Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Verlangen (22)

von Any1217


Mittlerweile waren einige Wochen verstrichen und ich hatte noch nicht den Mut dazu aufgebracht, mit Thomas zu reden.

Marie und ich waren in dieser Zeit sehr oft zusammen. Immer, wenn sich die Möglichkeit bot, konnten wir unsere Finger nicht voneinander lassen. Zwar gab es nur wenige Momente, in denen wir völlig ungestört und ganz ohne Zeitdruck waren, jedoch nutzen wir diese dann ausgiebig.


Der Sex mit Marie war ein ums andere mal atemberaubend und ließ mich immer aufs Neue in eine mir noch nahezu unbekannte Welt abtauchen. Wenn sie in meiner Nähe war, dachte ich nicht an Thomas, an eine Trennung oder andere Schwierigkeiten, die mit der heimlichen Beziehung zwischen Marie und mir einhergingen.

Ich genoss die Zeit mit Marie und die neuen Gefühle, denen ich jetzt freien Lauf ließ. Mein schlechtes Gewissen schob ich immer mehr in den Hintergrund und bald fühlte es sich an, als wäre es in Ordnung, so wie es war. Das war es natürlich nicht, was mich eines Nachmittags dann unsanft einholte.

Zusammen mit Mia waren Marie und ich auf dem Spielplatz, wie so oft in letzter Zeit. Als Mia mit anderen Kindern zum Klettergerüst aufbrach, setzte sich Marie ganz dicht neben mich. Ich sah sie von der Seite an und legte meine Hand auf ihre. Marie starrte geradeaus vor sich hin.

„Was ist denn los?", fragte ich sie nach einer Weile sanft. Sie sah bedrückt aus und blickte mir nach wie vor nicht in die Augen, obwohl ich sie schon mehrere Minuten von der Seite musterte. „Du sagtest, du bräuchtest Zeit", erwiderte sie und ich brauchte einen Moment um zu begreifen, was sie meinte.

Jetzt sah sie mich an und in ihrem Blick lag Enttäuschung. Ich wusste genau, warum. Schuldbewusst sah ich auf den Boden und erwiderte: „Ich weiß. Es.. hat sich nur irgendwie noch nicht so recht ergeben. Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir auch alles andere als leicht. Ich weiß einfach nicht, wie ich es Thomas beibringen soll". Marie hob mein Kinn sanft an und sah mir tief in die Augen. „Ich möchte doch einfach nur mit dir zusammen sein. Nur wir zwei. Nicht wir drei. Zwar hatte ich dir gesagt, dass sich das alles schon ergeben wird, aber es belastet mich. Schlaft ihr noch miteinander?", fragte sie plötzlich und wandte ihren Blick nicht ab.

Erschrocken riss ich die Augen auf und antwortete sofort mit einem energischen: „Nein, natürlich nicht. Ich würde das überhaupt nicht wollen, er macht momentan auch zum Glück keine Anstalten". „Und was, wenn er Anstalten macht? Was sagst du ihm dann? Oder würdest du doch darauf eingehen um unsere Beziehung geheim halten zu können?", fragte Marie mit vorwurfsvollem Ton.

Ich sah weg. Konnte ich diese Frage beantworten? Würde sich Thomas abspeisen lassen, mit irgendwelchen Ausreden? Würde er Verdacht schöpfen, wenn ich nicht auf seine Annäherungsversuche eingehe? Ich sah im Augenwinkel, wie Tränen in Maries Augen glitzerten und eine einzelne Träne ihre Wange hinunter lief. Es bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. „Es tut mir so leid Marie. Ich weiß, ich muss dringend mit Thomas reden. Nicht nur dir gegenüber ist es nicht fair. Auch Thomas gegenüber. Versteh mich nicht falsch, aber er ist mir schon wichtig – vor allem als Vater von Mia. Aber dich, dich liebe ich. Dich damit zu verletzen ist noch schlimmer, als die Tatsache, dass ich Thomas hintergehe. Ich werde heute Abend mit ihm reden, versprochen", sagte ich fest entschlossen.

Marie lächelte matt und ich wischte ihr die Träne sanft von der Wange. Da wir in der Öffentlichkeit waren und es ziemlich voll auf dem Spielplatz war, gab ich ihr lediglich einen Kuss auf die Wange. In diesem Moment fragte ich mich, ob ich mich trauen würde, sie in der Öffentlichkeit zu küssen, wenn ich nicht mehr mit Thomas zusammen war. Bei dem Gedanken, sie überall küssen zu können, wenn mir der Sinn danach stand, musste ich grinsen.

Der Nachmittag verging viel zu schnell und wir gingen zurück nach Hause. Mia war total platt und ich musste sie die letzten 100 Meter tragen. Marie verabschiedete sich mit einer Umarmung und wir verzogen uns nach drin. Es war höchste Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Doch als ich die Tür aufschloss, empfing mich schon der Duft von frischen Ofenkartoffeln.

Thomas war schon früher von der Arbeit zurück, er hatte – ganz entgegen seiner üblichen Gewohnheiten – ein Abendessen auf den Tisch gezaubert, dass einem nur das Wasser im Mund zusammen laufen konnte. Es gab Ofenkartoffeln mit selbst gemachter Sour Cream, dazu einen Gurkensalat und gegrillte Würstchen. Es roch fantastisch und genau so schmeckte es auch. Zum krönenden Abschluss kümmerte sich Thomas dann auch noch liebevoll um Mia und brachte sie ins Bett.

Womit hatte ich das nur verdient? Langsam aber sicher beschlich mich ein ungutes Gefühl. Was hatte Thomas vor? Gab es einen Grund, warum er uns erst bekochte und dann auch noch Mia ins Bett brachte? Sonst war er oft viel zu geschafft von der Arbeit um sich überhaupt vom Sofa aufzuraffen und Mia zumindest gute Nacht zu sagen. Was, wenn er tatsächlich heute Abend Annäherungsversuche unternehmen würde? Fieberhaft versuchte ich mir Ausreden einfallen zu lassen.

Als er mit einer geöffneten Flasche Wein und zwei Gläsern in der Hand ins Wohnzimmer kam, drohte ich in Panik zu verfallen. Doch meine Befürchtungen bestätigten sich nicht. Es kam ganz anders und doch viel schlimmer, als ich dachte.

Thomas stieß mit mir an und ich rang mir ein gequältes Lächeln ab. „Was gibt es denn zu feiern?", fragte ich ihn und hoffte, er würde meine Nervosität nicht bemerken. „Lena, ich habe heute einen großen Job angeboten bekommen. Wenn ich ihn annehme, werde ich befördert und kann viel öfter von Zuhause aus arbeiten. Mir wären sehr viele Leute unterstellt und ich bräuchte mich nicht mehr selbst um alles kümmern", strahlte er mich an.

Verdutzt sah ich ihn an. Er würde öfter Zuhause sein. Würde ich Marie dann noch so oft sehen können? Für Mia wäre es toll, ihren Vater öfter sehen zu können. Vielleicht wäre eine Trennung von ihm sogar leichter, wenn er insgesamt mehr Zeit hätte und sich dadurch auch mehr um Mia kümmern könnte. Mein Kopf begann zu arbeiten, je mehr ich darüber nachdachte, desto günstiger schien mir der Zeitpunkt mit der Sprache raus zu rücken. Andererseits würde ich ihm damit seine gute Laune verderben. Sollte ich vielleicht doch noch ein paar Tage warten?

Noch bevor ich weiter überlegen konnte, setzte er fort: „Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken. Naja, klein ist untertrieben. Für den Job, der mir angeboten wurde, müsste ich sehr weit fahren. Zwar kann ich vieles von Zuhause aus erledigen, aber es wird sich nicht vermeiden lassen, dass ich zumindest 3 bis 4 mal die Woche vor Ort bin. Manchmal vielleicht sogar öfter". „Wie weit ist es denn?", fragte ich ungeduldig. An sich hätte ich damit absolut kein Problem. „Naja. 6 Stunden von hier aus", sagte er fast flüsternd.

Ich riss die Augen auf. „Was? Wie soll das denn bitte gehen?", fragte ich schockiert. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Er räusperte sich und antwortete: „Also die Stadt, in der ich meine Firma aufbauen könnte, wäre wirklich sehr schön. Es gibt dort eine ganz tolle Schule für Mia, du wärst sicher begeistert. Sie läge außerdem direkt um die Ecke zu einem Grundstück, das mir mein Boss zugesichert hat – sollte ich mich für die Stelle entscheiden".

In mir zerbrach etwas. Ich starrte Thomas mit leeren Augen an, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hatte seine Worte gehört und versuchte sie zu realisieren. Mein Kopf war völlig leer gefegt und ich konnte mich nicht bewegen.

„Ich weiß, dass wir hier erst seit ein paar Jahren wohnen. Wir haben hier Freunde gefunden und uns eingerichtet. Aber es ist eine einmalige Chance. Du ahnst ja nicht, was ich verdienen würde. Ich habe den Job noch nicht angenommen, habe meinem Chef aber zu verstehen gegeben, dass ich definitiv großes Interesse daran habe. Kannst du bitte darüber nachdenken, bevor du es völlig ablehnst? Ich weiß, es wäre verdammt viel verlangt – aber wir hätten wieder mehr Zeit für uns. Wie es aussieht, hätten wir das auch sehr dringend nötig", sagte er und sah mich traurig lächelnd an.

Immer noch starrte ich ihn ungläubig an. Nur sehr langsam und schwerfällig setzten sich meine Gedanken in Gang. Ein Umzug kam für mich überhaupt nicht in Frage. Vor allem nicht, wenn es bedeuten würde, dass mich 6 Stunden von Marie trennen würden. Pendeln käme für Thomas auch nicht in Frage, dann würde er überhaupt nicht mehr zu Hause sein. Wenn nur er umzog, würde Mia ihn kaum noch sehen. Er musste diesen Job einfach ablehnen.

„Überleg es dir bitte, Lena. Lass es etwas sacken und wäge alle Vor- und Nachteile ab. Ich werde dich zu nichts drängen und lege die Entscheidung in deine Hände. Mir würde der neue Job wirklich sehr viel bedeuten". Mit diesen Worten stand er auf und verließ das Wohnzimmer.

Ich blieb verwirrt und sprachlos zurück. Meine Entscheidung war längst gefallen. Nie im Leben würde ich einem Umzug zustimmen. Dachte ich zumindest.



copyright © by Any1217. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Verlangen
echt spannend
maeggiline - 28.03.2019 21:07
endlich geht es weiter :) vielen Dank
justme785 - 27.03.2019 08:25

>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<