Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Verlangen (23)

von Any1217


Als ich später am Abend im Bett lag, konnte ich nicht einschlafen. Mir ging das Jobangebot von Thomas einfach nicht mehr aus dem Sinn. Ich spielte alle Möglichkeiten durch, mein Entschluss änderte sich jedoch nicht. Ein Umzug kam für keinen in Frage. Weder für Thomas alleine, noch für mich. Auch Pendeln war völlig ausgeschlossen.


Ich wusste, wie viel Thomas dieser neue Job bedeuten würde. Aber diesen Gefallen konnte ich ihm einfach nicht tun. Wenn er pendelte, würde Mia ihn kaum noch sehen. Wenn er alleine umziehen würde, wäre es sogar noch schlimmer. Ich wollte diese Stadt nicht verlassen. Der Hauptgrund, sich gegen einen Umzug zu entscheiden, war Marie.

Wenn schon die Zeit, in der ich sie wenig sah und in der wir kaum miteinander sprachen, so schlimm für mich war, wie würde es sein, wenn uns eine so große Entfernung trennen würde?

Ich war unheimlich froh, dass Thomas mir die Entscheidung überließ. Denn hätte er sich ohne mich für diesen Job entschieden, wäre ich wahrscheinlich mit ihm weg gezogen. Selbst nach einer Trennung. Ich wollte, dass Mia ihren Vater sieht. Nicht nur alle paar Monate, in den Ferien. Für Mia war es schon schlimm, dass Thomas so viel arbeiten musste. Nicht auszudenken, wie es für sie wäre, wenn sie ihn kaum noch sieht. Das hätte ich nie im Leben übers Herz gebracht.

Ich schloss die Augen und dämmerte in eine Traumwelt, halb wach, halb schlafend. Ich lief Thomas hinterher, der sich viel schneller weg bewegte, als ich ihm mit Mia an der Hand folgen konnte. Mia fiel hin und weinte. Nachdem ich ihr aufhalf, war Thomas verschwunden und ich konnte Mia überhaupt nicht mehr beruhigen. Sie weinte und schrie, bis mir das Trommelfell zu platzen schien und ich aus dem Schlaf hoch fuhr. Verwirrt blickte ich mich um. Ein Traum, zum Glück war es nur ein Traum. Doch mir war bewusst, dass dieser Traum nicht allzu weit von der Realität entfernt lag.

Thomas schlief völlig entspannt neben mir. Ich saß im Bett und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Was, wenn er den Job annahm, wenn ich ihm von mir und Marie erzählte? Dann hätte ich alles verloren. Er würde weg ziehen und ich zwangsläufig hinterher. Mia zu liebe. Marie müsste ich hier zurück lassen. Wäre eine Fernbeziehung möglich? Oder würde sie vielleicht sogar mit mir umziehen?

Als ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wie sehr Marie hier verwurzelt war. Ob sie es überhaupt war. Wo wohnten ihre Eltern? Gab es noch weitere Freunde, vielleicht Verwandte? In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Wir hatten uns so oft unterhalten, über alle möglichen Dinge. Belangloses. Aber diese Dinge kamen nie wirklich zur Sprache. Ich zweifelte daran, ob Marie mit mir kommen würde, müsste ich Thomas folgen. Ich musste unbedingt vorher mit ihr sprechen, bevor ich Thomas etwas erzählte.

Müde und erschöpft legte ich mich wieder hin und versuchte zu schlafen. Irgendwann gelang es mir und ich glitt in einen unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen wachte ich erst spät auf. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet mir, dass ich total verschlafen hatte. Mist, Mia hätte doch schon längst im Kindergarten sein müssen. Ich hatte wohl mein Handy im Wohnzimmer liegen lassen. Klar, dass ich den Wecker dann nicht hören konnte. Aber warum hatte Thomas mich nicht geweckt?

Ich sprang aus dem Bett und eilte ins Bad. Nach einer kurzen Dusche, ging ich mit noch nassen Haaren in Mias Zimmer um sie zu wecken. Doch das Bett war ordentlich gemacht, Mia war nicht da. Ich geriet in Panik und stürmte ins Wohnzimmer. Doch auch hier konnte ich niemanden finden.

Dann fiel mein Blick auf einen Zettel auf dem Wohnzimmertisch. Thomas hatte mir eine Nachricht hinterlassen. Als ich den Zettel in die Hand nahm, fiel ein zweiter auf den Boden. Eilig überflog ich die Zeilen der Nachricht, die ich in der Hand hielt. Thomas hatte mich schlafen lassen, sich um Mia gekümmert und sie im Kindergarten abgeliefert, bevor er ins Büro fuhr. Augenblicklich entspannte ich mich und atmete tief durch.

Dann sah ich auf den am Boden liegenden Zettel. Die Handschrift von Thomas war etwas krakeliger und es stand lediglich „Wir müssen reden, heute Mittag gegen 13:30 Uhr im Café neben meinem Büro" darauf. Komisch, hatte das denn nicht Zeit bis heute Abend? Es ging vermutlich um den Job, den er so gerne annehmen würde. Aber was war auf einmal so dringend daran? Ich zuckte mit den Schultern und ging zurück ins Bad, um mich fertig zu machen.

Als ich gefrühstückt hatte, sah ich auf mein Handy, welches ich tatsächlich auf dem Wohnzimmertisch hatte liegen lassen. Es war bereits kurz nach 10 Uhr. Ich verließ das Haus, um einkaufen zu gehen. Als ich das Gartentor hinter mir schloss, sah ich Marie ebenfalls das Haus verlassen. Freudig winkte ich ihr zu.

Als ich näher kam, sah sie ausdruckslos zu mir. Fragend blickte ich zurück. Ich ging zu ihr und umarmte sie, was sie etwas steif erwiderte. „Was ist los?", fragte ich gerade heraus. „Warum antwortest du mir denn nicht?", kam sofort die Gegenfrage. „Antworten worauf? Ich verstehe nicht ganz", gab ich verwirrt zurück. „Ich habe dir geschrieben, wie es denn gestern Abend gelaufen ist. Aber du hast mir nicht geantwortet", sagte sie leicht eingeschnappt. Verwirrt zog ich mein Handy aus der Tasche. Es blinkte keine neue Nachricht auf, also öffnete ich den Nachrichtendienst.

Alle Nachrichten waren als gelesen markiert. Ich ging in den Verlauf mit Marie und las: „Hey Süsse. Wie ist das Gespräch gestern Abend mit Thomas gelaufen? Ich hoffe er hat das mit uns gut aufgenommen. Du kannst jederzeit zu mir rüber, bin heute den ganzen Tag zu Hause. Ich denke an dich, Kuss". Ich blickte sie entschuldigend an: „Die Nachricht war schon als gelesen markiert, ich habe sie jetzt zum ersten Mal gelesen", sagte ich.

Warum war die Nachricht bereits als gelesen markiert? Marie hatte sie heute, sehr früh am Morgen geschickt. Da ich das Handy im Wohnzimmer liegen hatte, konnte ich sie ja auch nicht im Halbschlaf geöffnet haben. War es ein Systemfehler oder hatte sie Thomas gelesen? Thomas. Er wollte dringend mit mir reden.

Mir wurde schwindlig und ich griff nach Maries Hand. „Ich.. Thomas..", stotterte ich. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Ich spürte noch, wie Marie mich – als ich vornüber kippte – auffing.

Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich auf Maries Couch. Benommen sah ich mich um, war ich tatsächlich umgekippt? Vielleicht hätte ich heute Morgen doch lieber etwas essen sollen. Besorgt sah Marie mich an.

Verdammt. Was, wenn Thomas die Nachricht gelesen hatte? Ich hätte es ihm schon gestern Abend sagen sollen. Zudem hatte ich Marie enttäuscht und mein Versprechen gebrochen. Mein Kopf drohte zu platzen. Ich hoffte inständig, dass ich mich irrte und Thomas mich wegen des neuen Jobs sprechen wollte.



copyright © by Any1217. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Wann geht es denn endlich weiter 😍😍😍
Bitte bitte schreib weiter 😍😍
Michixx26 - 21.05.2019 17:19
Super :D ...wie geht´s weiter :)...bin schon sehr gespannt
justme785 - 27.03.2019 08:34

>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<