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Was hätte sein können (3)

von Alicejb90


Sofort war die Nervosität wieder da. Mein erster Blick ging aufs Handy, doch es war keine neue Nachricht gekommen. Der Chatverlauf mit Alex war noch da, dass hatte ich mir somit nicht eingebildet oder geträumt.
Ich frühstückte schnell und zog mich dann an. Meine Haare waren mal wieder eine Katastrophe, deshalb versuchte ich sie mit dem Glätteisen etwas glatt zu formen. Es war zwar noch früh, aber ich machte mich trotzdem auf den Weg. Ich war immer lieber früher da. Am Freizeitpark angekommen, stellte ich mich noch kurz zu meinen bereits anwesenden Kollegen. Heute konnte ich jedoch den Gesprächen nicht folgen. Meine Nervosität machte mich ruhelos. Was war nur los, so kannte ich mich gar nicht?
Nach nur zehn Minuten machte ich mich auf den Weg zu der Achterbahn, bei der ich heute eingeteilt war. Den Kollegen wünschte ich nur kurz einen schönen Tag. Meine Kollegin, mit der ich zusammenarbeiten würde, war schon da. Sie wunderte sich über mein Erscheinen, da ich eigentlich erst in einer Viertelstunde anfangen sollte. Ich sagte ihr nur, dass ich ihr helfen wollte.
Eine halbe Stunde später standen wir auf unseren Positionen. "Gleich würden die ersten Gäste kommen, ob sie schon dabei ist?", fragte ich mich. Doch in den ganzen ersten zwei Stunden tauchte sie nicht auf. Meine Nervosität hatte sich in der Zeit etwas gelegt, doch trotzdem blickte ich immer wieder über den Anstellweg um sie evtl. zu entdecken.
Plötzlich entdeckte ich ihre blauen Augen. Sie lächelte mich an. Ich wandte schnell den Blick ab und ging zurück zu meinem Startknopf. Die Aufregung sie wieder zu treffen, war sofort wieder da. Mein Herz begann zu rasen. Noch zwei Fahrten, dann war sie an der Reihe. Eine Mädchenstimme erregte meine Aufmerksamkeit. "Opa?", sagte ein circa zehnjähriges Mädchen aus dem Achterbahnwagen, aus dem gerade die anderen Gäste ausstiegen. Ich blickte in die letzte Reihe des Wagens. Ein Mädchen stand neben einem älteren Mann, der noch auf dem Sitz saß und die Augen geschlossen hatte. "Opa, wach auf! Wir müssen aussteigen.", sagte sie. Der Opa jedoch reagierte nicht. Sofort ging ich hin und schüttelte ihn an der Schulter während ich fragte: " Hallo? Können sie mich hören?" Keine Reaktion. Ich tastete zu seinem Hals. Einen Puls konnte ich nicht spüren. Sein Brustkorb hob und senkte sich auch nicht. Meine Nervosität wegen der jungen Frau im Anstellweg war plötzlich wie weggeblasen; Ich handelte einfach nur.
Meiner Kollegin am Hauptbedienpult rief ich zu, dass sie sofort den Sanitäter rufen soll: "Herz-Kreislauf-Stillstand. Keine Atmung. Kein Puls." Sie griff sofort zum Telefon. Ich schnappte mir in der Zwischenzeit den Unterarm des Mannes, drehte ihn mir im Sitz zurecht und zog ihn aus dem Sitz, wie man es beim Erste-Hilfe-Kurs bei der Rettung aus einem Auto gelernt hatte. Das Mädchen fing mittlerweile an zu weinen, denn auch sie hatte jetzt verstanden, dass ihr Opa nicht spielte oder schlief. Ich fragte sie: "Bist du mit deinem Opa alleine hier?" Sie schluchzte und sagte: "Nein ... Meine Eltern warten draußen." "Würdest du sie schnell holen gehen? Ihr könnt über den Ausgang wieder hochkommen." Sie nickte und rannte los. Während des Gesprächs hatte ich schon die Jacke von dem Mann geöffnet und die Rippenbögen unter dem T-Shirt ertastet. Als das Mädchen weg war, blickte ich zu meiner Kollegin. Sie sagte: "Sanitäter ist auf dem Weg." Ich nickte ihr zu und antwortete: " Ich beginne mit der Reanimation." und fing an auf den Brustkorb zu drücken. Nachdem ich mit einem Zyklus von 30 Mal drücken und zwei Mal beatmen fertig war und gerade mit dem zweiten Zyklus anfing, kamen die Eltern mit dem Mädchen zum Ausgang herein. Während des Drückens wies ich sie an Abstand zu halten. Das Mädchen fragte ich: "Hast du oder dein Opa etwas in die Regale gelegt?" Sie sagte mit trauriger Stimme: "Ja, Opa hat seine Brille und seinen Autoschlüssel reingelegt." Ich bat sie, diese zu holen und sie ihren Eltern zu geben. Diese standen sprachlos und aufgelöst daneben. In der Zwischenzeit drückte und beatmete ich weiter, deshalb bekam ich auch nicht mit, wie meine Kollegin die anderen Gäste im Anstellweg und im zweiten Achterbahnwagen infomierte.
Als das Mädchen die Sachen an ihre Eltern übergeben hatte, bat ich sie wieder nach unten zu gehen und nach unserem Sanitäter Ausschau zu halten. Kaum war sie weg, war bei meinem Zyklus die Beatmung wieder dran, doch ich hielt erstaunt inne. Er atmete. Ich hielt den Kopf über sein Gesicht und blickte zu seiner Brust. Tatsächlich sie hob und senkte sich, zudem spürte ich seinen Atem an meinem Ohr. Sofort tastete ich an seinen Hals. Puls war wieder da. An seinem Handgelenk auch, aber nur ganz schwach spürbar. Ich blickte zu dem Ehepaar und sagte: "Puls und Atmung sind wieder vorhanden.
In dem Moment kam das Mädchen mit dem Sanitäter angelaufen. Ich sagte ihn: "Älterer Mann, nach der Fahrt bewusstlos im Sitz, keine Atmung, kein Puls, mit Reanimation begonnen. Nach vier Zyklen hat die Eigenatmung wieder eingesetzt, Puls zentral vorhanden, peripher kaum tastbar." Er blickte mich verwirrt an: "Bist du im Rettungsdienst?" lautete seine Frage. Ich grinste nur und antwortete: "Nein, ich habe nur eine Freundin als Notfallsanitäterin. Ich habe ihr bei der Prüfung assistiert." Er sagte nichts dazu, sondern wandte sich an den Patienten. Er prüfte noch einmal Atmung, Puls und auch die Pupillenreaktion, dann sagte er: "Er muss sofort ins Krankenhaus. Ich hole die Trage." Während er die Trage holte, fragte ich die Angehörigen nach Vorerkrankungen. Die Frau sagte dann, dass er vor ein paar Monaten einen Herzinfarkt hatte. Ich schaute sie mit ungläubig aufgerissenen Augen an und meinte: "Und dann fährt er Achterbahn?" Das Mädchen fing plötzlich lauter an zu weinen und sagte: "Das ist meine Schuld. Ich wollte nicht alleine fahren, da hat er gesagt, dass er mitkommt." Die Eltern versuchten sie zu trösten, als auch schon der Sani mit der Trage wieder kam. Ich sagte ihm das mit dem Herzinfarkt und gemeinsam hoben wir den Mann auf die Trage. Dann ging ich ans Fußende und hob gleichzeitig mit dem Sanitäter die Trage an. Am Golfkart befestigten wir diese und bevor er wegfuhr, klopfte mir der Sanitäter auf die Schulter und sagte: " Das hast du super gemacht." Ich ging wieder den Ausgang hoch und wurde von einem lauten Applaus überrascht. Meine Kollegin, alle Gäste im Anstellweg und im zweiten Wagen sahen mich an und klatschten. Mir war das so peinlich und ich senkte den Blick. Ich hatte doch nur geholfen, was jeder in so einer Situation tun sollte. Doch mir war klar, dass nicht jeder geholfen hätte.



copyright © by Alicejb90. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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