von Alicejb90
Um den Applaus zu beenden, fragte ich laut: "So ... Wer ohne Herzprobleme möchte jetzt Achterbahn fahren?" Das Klatschen erstarb und dafür lachten einige Gäste auf. Meine Kollegin öffnete die Tore und ließ die ersten sechs Gäste einsteigen. Der Wagen fuhr ab und der zweite fuhr auf den Platz vor. Ich entschuldigte mich für die Wartezeit, doch die Gäste meinten nur, dass das doch kein Problem sei, ich könne ja nichts dafür. Wir schickten die nächsten Personen auf die Fahrt. Da kam auch schon der erste Wagen wieder. Die Gäste stiegen aus und die nächsten stiegen ein.
Erst als mich eine angenehme Shampoowolke traf, fiel es mir wieder ein. Alex war gerade an mir vorbeigegangen und hatte ihre Tasche ins Regal gestellt. Dabei flüsterte sie: "Die schüchternde Retterin ... süß." Ich spürte wie ich rot anlief, sie grinste und stieg in den Wagen. Gemeinsam mit meiner Kollegin führte ich die Bügelprüfung durch. Sie saß auf meiner Seite. Als ich am Bügel zog um zu prüfen, ob er fest war, spürte ich eine Berührung an der Hand. Erschrocken zog ich die Hand weg und blickte in ein paar neckisch blinkende Augen. Während ich zum Startknopf ging, beobachtete sie mich die ganze Zeit, sogar als der Wagen losfuhr. Erst als sie aus dem Bahnhof fuhr, trennten sich unsere Blicke. Als die nächsten Gäste ausstiegen, kam meine Pausenablöse. Das war mal unpassendes Timing. Gerade als Alex` Wagen angefahren kam. Ich ging hinter die Ausgangstore und trödelte mit Absicht beim Einpacken meiner Flasche.
Als die junge Frau ausstieg, ging ich langsam los. Nach ein paar Sekunden hatte sie mich eingeholt. Ich war total nervös, über was sollte ich mit ihr reden? In der Sache war sie viel mutiger als ich. Ohne Umschweife sagte sie: "Wenn du Feierabend hast, warte ich am Mitarbeitertor auf dich." Erstaunt blickte ich zu ihr. Sie lächelte mich an. Nach ein paar Sekunden sagte ich: "Ich bin ungefähr halb sechs da. Ich beeile mich." Ihr Lächeln wurde noch breiter. Verlegen senkte ich lächelnd den Blick. Ich spürte eine Berührung am Arm und schaute wieder zu ihr. Sie sagte: "Ich freue mich schon ... Eine schöne Pause dir." Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir schon an meinem Pausenraum angekommen waren. Mit ihrem schönen Lächeln auf den Lippen wandte sie sich ab und ging davon. Erst nachdem ich ihr noch kurz hinterhergeschaut hatte, begab ich mich in den Pausenraum.
Während der Pause versuchte ich zu verstehen, warum ich bei ihr einfach keinen sinnvollen Satz herausbrachte. Sie machte mich so nervös, dass ich sprachlos dastand, wie ein Trottel. Ich versuchte mir Sätze zurechtzulegen um nicht wieder doof dazustehen, doch alles klang irgendwie dämlich. Als meine Pause zu Ende war, begab ich mich wieder auf den Weg zur Achterbahn. Ich hatte es aufgegeben und hoffte einfach, dass sich die Nervosität legte, sodass ich mich nicht wieder so anstellte. Unterwegs hielt ich Ausschau nach ihr, doch ich konnte sie nirgends entdecken. Auch den ganzen Nachmittag tauchte sie an der Achterbahn nicht mehr auf. Dafür kam kurz vor Feierabend der Sanitäter vorbei und teilte mir mit, dass es dem Mann, den ich reanimiert hatte gut ging. Er müsse noch ein paar Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, bekomme neue Medikamente und dürfe dann wieder nach Hause. Von der Familie richtete er mir ein ganz herzliches Danke aus und sie würden demnächst nochmal herkommen und sich bei mir persönlich bedanken.
Während der Feierabend immer näher rückte, wurde ich zunehmend nervöser. In meinem ganzen Körper kribbelte es. Die letzte Fahrt hatten wir um kurz nach 17 Uhr, dann machten wir uns die Nachbereitung. Zwanzig Minuten später begab ich mich zum Mitarbeiterausgang. Ich hatte jetzt noch zehn Minuten für den Weg und zum Umziehen. Ich zog mir eine Jeans und ein grünes T-Shirt an, die Jacke ließ ich im Rucksack, dafür war es zu warm bei knapp 20 Grad. Schnell noch auf Toilette, Deo und nichts wie raus. Den Kollegen wünschte ich noch schnell im Vorbeigehen einen schönen Feierabend. Pünktlich um eine Minute vor halb trat ich aus dem Tor und hielt Ausschau nach der dunkelhaarigen Frau. Kurz darauf entdeckte ich sie.
Lässig an einen blauen VW Polo gelehnt, blickte sie mir entgegen. Nervös ging ich auf sie zu. Sie lächelte mich an, ich lächelte zurück und sagte: "Hi." Sehr einfallsreich, aber immerhin etwas. Sie sagte: "Hi. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich sagen du fährst mir nach. Ich hab da schon was vorbereitet." Erstaunt hob ich meine Augenbrauen und meinte: "Echt?" Wieder sehr einfallsreich. "Klar, kein Problem ... Können wir so machen.", stotterte ich. Sie strich mir über den Unterarm und stieg hinter das Lenkrad von dem VW Polo. Ich warf einen Blick auf das Kennzeichen L-AS 2407 und ging zu meinem grünen Skoda Fabia. Sie fuhr vor mir aus der Parklücke, wartete aber bis ich auch ausgeparkt hatte. Ich war sehr gespannt, was sie geplant hatte, auf jeden Fall fuhren wir Richtung Stadt. Sie führte mich durch Straßen, in denen ich noch nie war und schien nach Parkplätzen zu suchen. Nach ein paar Minuten hatten wir Glück, denn es fuhren genau zwei Autos kurz hintereinander aus ihren Parklücken. Schnell fuhren wir hinein, damit sie uns niemand wegnehmen konnten, da von der anderen Seite auch ein Auto angefahren kam.
Wir standen nicht weit von der Innenstadt entfernt auf einem kleinen kostenlosen Parkplatz. Ich atmete noch einmal tief durch, um meine Nervosität einigermaßen in den Griff zu kriegen - sinnlos zu sagen, dass es nichts brachte - und stieg dann aus. Zeitgleich öffnete sich auch die Tür des Nebenautos. Ich schloss ab und ging zu ihr. Sie lächelte wieder ihr bezauberndes Lächeln und sagte: "Komm mit! Ich weiß einen Ort an dem wir ganz in Ruhe reden können." Nervös folgte ich ihr in Richtung Stadt.
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Alicejb90. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.