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Was hätte sein können (5)

von Alicejb90


Nach einer Weile brach sie das Schweigen: "Ist dir nicht kalt?" Ich antwortete: "Nein, ich finde es angenehm. Sind ja ca 20 Grad." Während ich nur im T-Shirt ging, hatte sie sich eine schwarze Jeansjacke übergezogen. Sie lachte kurz und meinte: "Wenn ich nach deinem Gesicht gehe, muss dir sehr warm sein." Darauf folgte ein verschmitztes Lächeln. Ich blickte sie eine Sekunde verwirrt an, ehe ich begriff was sie meinte und bestimmt noch roter anlief. "Wir sind gleich da.", sagte sie und wandte den Blick wieder auf den Weg. Verlegen tat ich so als würde ich meine Brille zurechtrücken und berührte dabei beiläufig meine Wange. Sie fühle sich wirklich sehr heiß an im Vergleich zu meiner kalten Hand, was hieß, dass ich ungefähr so rot war wie eine Tomate. Wie peinlich ...
Nach ein bis zwei Minuten steuerte Alex eine Tür von einem kleinen Restaurant an. Als sie die Tür öffnete drang Musik heraus, es war nicht ganz mein Musikgeschmack, aber es war schon ok. Ich ging an ihr vorbei nach drinnen, blieb jedoch stehen, da ich nicht wusste, ob sie etwas reserviert hatte oder wo sie sitzen wollte. Sie ließ die Tür zufallen und sagte: "Einfach nach oben, ich habe reserviert." Ich steuerte die einzige Treppe an und stieg die Stufen hoch, Alex folgte mir. Oben blieb ich verwundert stehen, unten hatte ich auf jedem Tisch eine Kerze und eine Karte in einem Kartenständer gesehen, doch hier oben waren alle Tische leer. Die dunkelhaarige Frau harkte sich bei mir ein und zog mich zu einem Tisch in einer hinteren Ecke, er hatte als einziger eine Kerze und eine Karte. Er stand in einer Ecke des Raumes und hatte eine Eckbank und zwei Stühle. Alex ließ mich los und setzte sich auf die eine Seite der Eckbank. Da die Kerze und die Karte jeweils vor den Stühlen standen, deswegen entschied ich mich auch für die Bank.
Bevor wir auch nur ein Wort sagen konnten, stand eine Kellnerin an unserem Tisch und fragte: "Kann ich den Damen schon etwas zu Trinken bringen?" Ich blickte zu Alex um ihr den Vortritt zu lassen, doch sie nickte mir zu, um mir zu sagen, dass ich zuerst bestellen sollte. "Ich nehme eine Cola.", sagte ich. "Für mich auch.", ergänzte Alex. "Ok, dann komme ich später wieder für die Essensbestellung." Damit drehte sie sich um und verschwand. Alex griff nach der Karte und legte sie zwischen uns. "Hast du eher kleinen, mittleren oder großen Hunger.", fragte sie. Ich war so nervös, dass ich mir sicher war überhaupt keinen Bissen herunter zu bekommen, sagte jedoch: "Eher mittel." Ich beugte mich mehr über die Karte und somit auch näher zu ihr. Wieder wehte ihr Shampoogeruch in meine Nase. Ich atmete tief ein. Mein Blick schweifte über die Karte und blieb bei den Tagliatelle mit Championsoße hängen. Das würde ich nehmen und lehnte mich zurück. "Du weißt wohl schon was du möchtest?", fragte Alex. Ich antwortete: "Ja, und teilte ihr meine Wahl mit. Sie zog eine Schnute, beugte sich näher zu mir und flüsterte: "Wenn ich dir einen Rat geben darf ... Pilze würde ich hier nicht nehmen. Ich empfehle die mit Lachs und Spinat." "Was ist mit den Pilzen hier?", fragte ich leise und lehnte mich auch wieder vor. Sie sagte nur: "Dose." Da verstand ich, dass es hier wohl keine frischen Pilze gab und sie mir deshalb davon abriet. "Ok.", sagte ich. "Dann nehme ich deine Empfehlung." "Ich auch.", sagte Alex und steckte die Karte weg.
Als wäre das ein Signal gewesen, kam die Kellnerin mit den Colas und fragte nach dem Essen. Wir sagten ihr was wir wollten und sie verschwand wieder. "Hast du die ganze Etage reserviert?", fragte ich. Sie zuckte mit den Schultern und meinte: "Ich wollte es etwas ruhiger." "Oh ...", war meine schlaue Antwort. "Aber nun erzähl mir mal ein bisschen von dir.", sagte sie lächelnd. Bestimmt lief ich wieder rot an und senkte deshalb den Blick, ehe ich zögernd sagte: "Nunja ... viel gibt es da nicht zu erzählen. Das ich Alice heiße, weißt du ja schon. Ich bin 30. Eigentlich gelernte Bürokauffrau, brauchte aber mal Abwechslung. Das ständige Sitzen elf Jahre lang war echt nervig, deshalb arbeite ich jetzt vorübergehend im Freizeitpark. An der Luft und mit Bewegung." Nervös hob ich den Blick, sie blickte mich interessiert an. "Und Hobbies?", fragte sie. "Lesen, zeichnen und in der Natur spazieren. Meine Lieblingstiere sind die Vögel, weil sie in meinen Augen die freisten Tiere sind. Wenn es ihnen auf der Erde zu viel wird, können sie einfach die Flügel ausbreiten und davonfliegen." Sie schien kurz zu überlegen und meinte, dann: "Stimmt eigentlich. So habe ich das noch gar nicht gesehen." "Und wie sieht es bei dir aus? Ist Alex eine Abkürzung für Alexandra?", traute ich mich zu fragen. Sie rümpfte kurz die Nase - das sah so süß aus - und erklärte dann: "Nicht wirklich. Eigentlich heiße ich Alexa, aber wie du dir sicher denken kannst, hat der Name auch gewisse Nachteile, deshalb lasse ich das letzte a lieber weg." Sie holte kurz Luft und fuhr dann fort: "Ansonsten bin ich 28 und arbeite im Einzelhandel in einem großen Kaufhaus. Ist nichts Besonderes. Meine Hobbies sind auch lesen und die Natur, zudem reite ich gerne." "Reiten würde ich auch gerne mal.", sagte ich dazu. Sie lächelte mich an und meinte: "Dann wissen wir ja was wir beim nächsten Treffen machen können." Ich senkte wieder schüchtern den Blick. Sie wollte mich auf jeden Fall wiedersehen und ich schaffte es noch nicht mal ihr für längere Zeit in die Augen zu sehen.
Plötzlich nahm sie meine linke Hand mit ihrer rechten und legte sie auf den Tisch. Mit einem schrägen Grinsen sagte sie: "Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und vermute, dass das hier dein erstes Treffen mit einer Frau ist." Nachdem sie meine Hand genommen hatte, hatte ich zu ihr geblickt, deshalb war mir das Grinsen aufgefallen, doch nach ihrer Vermutung konnte ich sie nur verwundert anstarren. Fiel das so auf. Nach ein paar Sekunden Schweigen, brachte ich ein: "Und ich würde sagen, das trifft den Nagel auf den Kopf. Fällt das so sehr auf?" Sie fing laut an zu lachen. "Du müsstest mal dein Gesicht sehen. Entweder du läufst rot an oder blickst schüchtern weg. Das ist so süß." "Das ist so peinlich.", sagte ich und versteckte mich in meiner freien Hand. Zumindest wollte ich es, doch dafür war meine Hand zu klein, deshalb versuchte ich zumindest mein Gesicht in der rechten Ellenbeuge zu vergraben. Dabei spürte ich die ganze Zeit, wie sie mit ihrem Daumen sanft über meine linke Hand fuhr.
Lange blieb ich nicht so auf den Tisch gesunken liegen, weil ich hörte wie sich Schritte dem Tisch näherten. Ich richtete mich wieder auf und sah wie die Kellnerin mit zwei Tellern auf uns zu kam. Als ich meine linke Hand wieder zu mir nehmen wollte, hielt Alex diese noch fest. Ich schaute ihr zu, sie lächelte und ließ dann los. Wir bekamen unsere Teller hingestellt und aßen erstmal schweigend. Schon nach kurzer Zeit brach Alex das Schweigen: "Ich würde mal das unangenehme Schweigen durchbrechen. Schließlich sind wir hier um uns besser kennen zu lernen. Also ... Warum ist es dir peinlich, hier mit mir zu sitzen? Und nur keine falsche Scheu, ich verkrafte die Wahrheit schon." Ich atmete einmal tief durch, insgeheim bewunderte ich sie für ihre Selbstsicherheit. Weil ich es mit ihr nicht verscherzen wollte, nahm ich das bisschen Mut zusammen, dass ich hatte und antwortete ehrlich: "Nunja ... wie du schon festgestellt hast, ist das mein erstes ... Treffen mit einer Frau, bzw. generell mit jemanden. Dazu kommt, dass ich nicht wirklich weiß über was ich reden soll." Ich stockte kurz und blickte zu ihr. Sie nickte mir zu und legte wieder ihre rechte Hand mit der Handfläche nach oben auf den Tisch. Diesmal ließ sie mir die Wahl, ob ich ihre Hand nehmen wollte, oder nicht.



copyright © by Alicejb90. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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