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Was hätte sein können (6)

von Alicejb90


Ich zögerte kurz, dann legte ich meine Hand in ihre, was ihr Lächeln noch mehr strahlen ließ. Ich lächelte zurück und fuhr ermutigt fort: „Ich bin total nervös, da ich auch noch nicht weiß, wie ich meine Gefühle einordnen soll. Ich kenne so was nicht. Jede Berührung von dir schickt mir ein Kribbeln durch den Körper.“ Von mir selbst erstaunt, stoppte ich verwirrt. So viel hatte ich gar nicht sagen wollen. Alex wiederum schien sich darüber zu freuen, sie rückte ein Stück näher an mich heran und strich mir mit den Fingern ihrer linken Hand zart über die Wange. „Was findest du nur an mir?“, sprach ich meine Gedanken aus. Was machte diese Frau nur mit mir? Das hatte ich überhaupt nicht laut aussprechen wollen. Sie lächelte etwas breiter und sagte anschließend: „Du scheinst nicht zu wissen, wie süß du bist. Ich finde dich faszinierend.“ Zart streichelte sie mit dem Daumen über meine Hand und erzeugte eine Gänsehaut in mir. Das Essen hatten wir ganz vergessen, bis ich mit der rechten Hand gegen den Teller stieß, als ich nach meinem Glas greifen wollte. Den Blick konnte ich jetzt nicht mehr von ihr wenden.
„Wollen wir noch etwas essen?“, fragte sie. Ich nickte und wandte mich doch von ihr ab. Dieses Mal entzog sie mir ihre Hand, damit sie die Gabel nehmen konnte. Als mein Teller leer war, lehnte ich mich zurück und beobachtete sie bei ihren letzten Bissen. Sie blickte zu mir und fragte:“Na satt oder noch einen Nachtisch?“ Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Für mich nicht. Ich bin voll.“ Sie lächelte und legte nun auch ihre Gabel weg. Mit der Serviette reinigte sie sich den Mund und lehnte sich ebenfalls zurück: „ Ich auch.“, sagte sie.
Eine Weile blickten wir uns nur in die Augen, jeder versunken in die des anderen. Schließlich fragte sie: „Hast du Lust noch etwas Spazieren zu gehen?“ „Von mir aus gerne.“, antwortete ich lächelnd. Ich trank noch den Rest meiner Cola aus und meinte dann: „Ich würde vorher nur noch mal kurz verschwinden.“ Sie nickte und sagte: „Die Treppe runter, nach links und dann wieder links die andere Treppe herunter.“ Ich stand auf und machte mich auf den Weg. Sie schien öfter hier zu sein oder war zumindest schon einmal hier, ging mir durch den Kopf. Auf dem Weg zur Treppe kam mir die Kellnerin entgegen, lächelte mich an und ging auf Alex zu. Mir fiel ein, dass ich mit ihr noch gar nicht besprochen hatte, wie wir das mit der Bezahlung machen. „Naja.“, dachte ich mir. „Wenn sie jetzt die Rechnung anfordert, bin ich zurück, wenn sie diese bringt, das dauert ja eh immer etwas.“
Als ich von der Toilette wieder hoch kam, sah ich die Kellnerin immer noch oder schon wieder an unserem Tisch stehen. Ich wollte erst zügig zu den beiden gehen um meinen Teil der Rechnung zu bezahlen, doch etwas ließ mich langsamer werden. Alex schien sich gut mit der Kellnerin zu verstehen, beide lachten und scherzten. In dem Moment blickte Alex zu mir und ihr Lachen verschwand. Sie wirkte wie ertappt. Machten sich die zwei über mich lustig? Die Kellnerin schaute kurz zu mir, nickte der dunkelhaarigen Frau zu und ging mit den Tellern und einem kleinen Lächeln an mir vorbei. Als ich am Tisch ankam, stand Alex auf und sagte: „Ich würde auch kurz verschwinden, dann können wir los.“ Ich blickte ihr verwirrt nach. So ganz wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Während sie weg war, kam die Kellnerin zurück um noch die Gläser abzuräumen. Ich fragte sie nach der Rechnung. Verwundert schaute sie mich an und sagte: „Die ist schon bezahlt.“ Dann verschwand sie.
Als ich sah, dass Alex wieder die Treppe hoch kam, stand ich auf. Sie lächelte mich an und nahm ihre Jacke. Hintereinander verließen wir das Restaurant. Draußen liefen wir dann nebeneinander die Fußgängerzone entlang. Damit das Schweigen nicht zu lange anhielt und um auch einmal ein Thema anzufangen, sagte ich: „Danke übrigens … für die Einladung zum Essen und das Bezahlen. Das wäre nicht nötig gewesen.“ Sie schaute zu mir: „Keine Ursache, aber zu dem Bezahlen. Das macht man doch so bei einem Date.“ Sie grinste und ich konnte mir auch ein Lächeln nicht verkneifen. Doch die Szene mit der Kellnerin ließ mir keine Ruhe. Ich überlegte kurz wie ich darauf zu sprechen kommen sollte und fragte schließlich: „Isst du dort öfter?“ Sie meinte: „Nicht ganz so oft, aber meine beste Freundin arbeitet dort.“ Sie schien zu ahnen, was der Hintergrund meiner Frage war. „Sie war heute Abend unsere Kellnerin, extra für uns. Sie war es auch, die es arrangiert hat, dass wir die ganze obere Etage für uns haben.“, ergänzte sie und wurde leicht rot. „Oh!“, entgegnete ich. „Das war aber sehr nett von ihr.“
Hier war ich jetzt voll ins sogenannte „Fettnäpfchen“ getreten, wie peinlich. Deshalb hatten sie sich so gut verstanden. Zögernd fing ich an: „Ich dachte nur ...“ Sie unterbrach mich sogleich: „Es tut mir Leid. Ich hätte es dir sagen sollen, spätestens als du von unten kamst und uns hast lachen sehen. Ich kann mir schon denken, was du dir gedacht hast, es stand dir förmlich ins Gesicht geschrieben.“ Als ich beschämt den Blick senken wollte, trat sie vor mich und sah mich mit einem um-Verzeihung-bittenden-Blick an. Ich lächelte und nickte, um ihr zu zeigen, dass ich ihre Entschuldigung annahm. Daraufhin kam ihr Lächeln wieder und sie nahm meine Hand. Während wir so durch die Straßen schlenderten, sagte sie plötzlich: „Sie findet dich übrigens auch süß. Ich habe ihr aber gleich gesagt, dass sie es nicht wagen soll, dich mir wegzunehmen. Deshalb haben wir gelacht. Sie ist hetero.“
Geschmeichelt und wieder nervös senkte ich den Blick. Die restliche Zeit redeten wir über Musik. Was wir mochten und was nicht. Wir stellten fest, dass wir fast den gleichen Musikgeschmack hatten, im Allgemeinen aber für fast alles offen waren. Rap und Jazz mochten wir aber beide nicht.
Nach über einer Stunde begaben wir uns langsam Richtung Autos. Die ganze Zeit sind wir Hand in Hand gegangen und man merkte, dass keine von uns Lust hatte nach Hause zu gehen. Doch es wurde langsam dunkel, was darauf hindeutete, dass es auf 21 Uhr zuging. Trotzdem wurden unsere Schritte immer langsamer, damit wir noch möglichst viel Zeit miteinander hatten. Während des Spaziergangs war ich immer lockerer geworden, doch als es auf die Verabschiedung zuging, wurde ich wieder nervös. Wie sollten wir uns verabschieden? Hände schütteln, umarmen oder gar küssen? Als wir schließlich doch vor den Autos standen, fragte mich Alex: „Wann hast du eigentlich mal frei?“ Ich antwortete: „Immer Sonntags und Montags.“ „Hast du Sonntag schon was vor?“, folgte die nächste Frage. „Bisher noch nicht.“, antwortete ich. „Wieso?“ Sie lächelte mich nur verschmitzt an und sagte: „ Mal schauen, ob ich da was organisieren kann.“ Ich grinste zurück und traute mich zu sagen: „Was geht nun wieder in deinem hübschen Köpfchen herum?“ Sie kam ein Stück näher, nahm beide Hände in ihre und flüsterte, als sie ganz nah vor mir stand: „Du findest mich wohl hübsch?“ Mir stockte der Atem über ihre plötzliche Nähe und mein Herz fing an zu rasen. „Traumhaft.“, entschlüpfte mir. Ihr Lächeln wurde breiter und sie kam mir noch näher.
Sie ließ meine Hände los und umarmte mich. Überrascht stand ich erst stocksteif da, ehe ich auch meine Arme um sie legte. Wir waren beide fast gleich groß. Sie war vielleicht zwei, drei Zentimeter kleiner. Für mein Gefühl viel zu schnell, löste sie sich wieder von mir, gab mir jedoch einen Kuss auf die Wange. Wahrscheinlich lief ich wieder rot an, aber das war mir im Moment egal. Sie sagte: „Wir schreiben.“ Ich konnte nur nicken. Ein paar Sekunden blieben wir noch so stehen, ihre Hände lagen wieder in meinen, ehe sie zu ihrem Auto ging, einstieg und davonfuhr. Erst als sie außer Sichtweite war, konnte ich mich wieder bewegen. Wie mechanisch stieg ich in mein Auto und fuhr nach Hause. Was für ein Nachmittag.



copyright © by Alicejb90. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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