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What's about us

von jucami


What’s about us? Wieder schießt mir der Gedanke durch mein Gehirn, während ich mich eigentlich glücklich mit meinem Mann vereinige. What’s about us? Hast du mich gefragt, nachdem ich dich fluchtartig verlassen hatte. What’s about us? Wie an einem Bindfaden ziehe ich die Worte aus meiner Scheide, während mir mein Mann mit seinem Glied das Herz durchstößt. What‘s about us? Plötzlich steht es wieder im Raum. Dein Gesicht ist meinem ganz nahe und das Liebesspiel verkommt zur Farce. What’s about us? Die Frage hat von mir Besitz genommen und jeder, der sich zwischen uns drängt, wird verstoßen. Nein, nicht zu tief, nicht zu fest, der Höhepunkt, wo ist der Höhepunkt? Nicht ihn zurückstoßen, ihn, der doch da ist, siehst du nicht, wie sehr er sich an dich schmiegt? Wie groß ist doch seine Hoffnung, von dir geliebt zu werden. Sei ruhig, beruhige dich. Du kannst dir die Frage später stellen, später, wenn es vorbei ist, wenn du dann neben ihm liegst und er sich deiner Liebe wieder sicher ist. Er kann sich doch deiner Liebe sicher sein. Du hast sie ihm doch versprochen. Erinnerst du dich nicht? Erinnerst du dich denn an gar nichts mehr? Er war dein Prinz, der dich erlöste, das Ohr, das dich erhörte, die Hand, die dich erhob. Erinnere dich doch. Wie stolz hast du doch von ihm geschwärmt, wie selbstverständlich hast du dich ihm hingegeben. Er war doch dein. Er war dein.
Denk‘ nicht mehr an sie, ihr Lachen. Hörst du noch manchmal ihr Lachen? Siehst du, so vergänglich ist die Welt. Sie lacht nicht mehr für dich. Sie streichelt dir auch nicht mehr über den Kopf. Sie antwortet dir nicht mehr auf deine Zeilen. Vergiss die Frage, die sie dir hingeworfen hat. Sie wartet schon längst nicht mehr auf deine Antwort. Sie wartet nicht mehr darauf. Und du bist zu feige, sie auszusprechen. Nicht einmal daran zu denken, wagst du. Also lass es doch einfach. Es ist nur ein Lied, das sie dir geschickt hat, es ist nur ein Lied. Nie zuvor hat dir jemand ein Lied geschickt. Nie zuvor hat dir jemand ein so passendes Lied geschickt. What’s about us? Quäl dich nicht. Gib dich hin. Gib dich ihm hin. Er ist dein, er ist dein für immer. Spürst du nicht, wie er so ganz dein sein will? Alles, alles gibt er hin. Er weiß, was du willst, er weiß, wer du bist. Lass ihn ran. Lass ihn nur machen. What’s about us?
Es ist kein Verrat. Es ist keiner. Denn du hast ihm vieles erzählt. Aber du erzählst ihm nicht alles. Du erzählst es ihm nicht. Du bist feige. Lächerlich deine Feigheit. Du bist lächerlich in deiner Feigheit. Und dieser Frage nachzuhängen ist lächerlich. Du wirst keine Antwort darauf finden, denn euch gibt es nicht mehr. Euch hat es nie gegeben. Eine Begegnung nur ward ihr, ein flüchtiger Moment. Ein Ausnahmezustand. Du warst in jedem Fall in einem Ausnahmezustand. Schon allein, wie du dich ihr genähert hast – ein Ausnahmezustand. Du wusstest von Anfang an, worauf es hinauslief. Doch du hast dich benommen, als würdest du einfach nur einen Spaziergang mit ihr unternehmen. Du dummes Kind. Ja, sie hatte dich eingeladen auf diesen Spaziergang. Wie zufällig wollte sie deine Hand streifen und abwarten, was passiert. Sie wollte nur wie zufällig dich berühren, um sicher zu sein, ob du offen bist für sie. Du aber, du warst zu anfangs enttäuscht. Nichts anderes als ihr Busen geisterte dir im Kopf, ihn wolltest du berühren, ihn wolltest du begreifen, ertasten. Diesen wunderschönen, einmaligen wohlgeformten Busen. Er spukte in deinem Hirn von dem Augenblick an, da du ihn zum ersten mal gesehen hast. Fest, groß und schwer, aber doch auch zart und anschmiegsam zugleich. So wohl proportioniert schien er dir, so passend zu ihrem Bauch. Der Nabel, welch tiefe Geheimnisse wohl darin verborgen liegen mochten? Sie gefiel dir vom ersten Augenblick an, doch in dem Moment, an dem du ihren wohlgeformten Körper erblicktest, konntest du es auch nicht mehr leugnen. Bis dahin beschränktest du dich auf hübsch, nett, wenn man dich aufgefordert hätte, sie zu beschreiben, aber als sich ihr Busen zum ersten Mal vor dir entblößte, da war es um dich geschehen.
Und du wusstest das. Du wusstest es, als du sie anriefst und um ein Wiedersehen gebeten hast, du wusstest es, als ihr euch so Aug in Aug gegenüberstandet. Nichts und niemand war mehr zwischen euch. Keiner, der euch beurteilt, keiner der euch verurteilt hätte. Du wusstest es und die Tatsache, dass sie dich zu einem Spaziergang eingeladen hatte, konnte nur verhindern, dass du nicht gleich über sie hergefallen bist wie eine hungrige Hyäne. Gierig, ausgehungert, verschlungen hättest du sie bereits beim ersten Wiedersehen. So aber habt ihr euch zart angenähert. Leise und sanft seid ihr einander nähergekommen, bis zu dem Augenblick, da ihr euch ganz ganz nahe ward. Da hast du sie berührt, so ganz innig und sehnsüchtig hast du sie berührt und deine Vulva fing Feuer, dein Muttermund öffnete sich, und deine Schamlippen haben gebebt und gezittert vor lauter Freude. Endlich da. Endlich verstanden, endlich erkannt und wahrgenommen haben sie gejubelt.
Es war unglaublich, es war unerwartet, es war nie gekannt und erschrocken, aus Angst sich aufzulösen in dieser gegenseitigen Annahme, aus Angst zu versinken, in dieser bedingungslosen Liebe bist du abgehauen. Du hast deine Sachen gepackt und bist abgehauen. Tschüss, baba und ich muss leider schon. Winke, winke und auf Wiedersehen. So hast du die Flucht ergriffen vor diesem Wahnsinn, Flucht bevor dich diese Schönheit erdrücken konnte, Flucht vor dieser Zweisamkeit, die zur totalen Verschmelzung wurde. Du bist nach Hause zurückgekehrt. Zurück zum Alltag, zurück zu deinen Illusionen, zurück ins Hier und Jetzt. Jetzt sitzt du wieder zu Hause, du erfüllst deine Pflichten, wieder gehst du mit deinem Manne zu Bett, du gehst mit ihm, du öffnest dich ihm, du nimmst ihn. Ganz selbstverständlich gibst du dich ihm hin. Und dann, plötzlich, taucht da wieder diese Frage auf. What’s about us? Plötzlich steht sie wieder da, wieder steht sie zwischen euch und obwohl sie schon lange fort gegangen ist, weißt du, was Lüge ist. Und es hämmert und dröhnt in meinen Kopf. Und der Kopf verlangt nach einer klaren Antwort. Der Kopf verlangt nach einer Entscheidung. Der Kopf will wissen, woran er ist.
What‘s about us? Wochenlang, monatelang schon habe ich diese Frage hin und hergedreht. Ich hab nach vorne geschaut und zurück. Was war das nur, was mir passiert ist? Was war das nur, dass meine Ehe aus der Bahn geworfen hat? Was ist das nur, dass sich zwischen uns drängt, derweil wir ganz zärtlich, mit einer nur minder abgenützten Leidenschaft uns lieben? Wir lieben uns doch. Immer schon lieben wir uns. Seit wir uns kennen, lieben wir uns. Und wir achten und ehren einander, wir nehmen Rücksicht und respektieren die Bedürfnisse und Besonderheiten des einzelnen. Jeder, der uns kennt, sieht, dass wir uns lieben. Wir sind doch eine Einheit. Wir sind doch eine perfekte Einheit. Er Mann, vom Scheitel bis zur Sohle und ich, bin ich nicht Frau? Bin ich nicht Weibs genug für seine Liebe? Hat er nicht schon mehrmals meinen Schoß gewärmt mit seiner Liebe, mit seiner Hingabe? Habe ich ihm nicht voller Überzeugung unsere Kinder geschenkt, mein Innerstes nach außen gekehrt vor ihm? Mann und Frau, Topf und Deckel, Kopf und Hut. Das weiß doch jeder, dass das zusammengehört. Das ist doch das einzige das zählt. Das ist doch das, worauf es ankommt. Und ist es nicht auch das, was einem am Ende vom Leben bleibt? Freud und Leid, Henne und Hahn, so denk‘ doch nach! Die Liebe ist’s. Die Liebe doch nur, die euch verbindet. Nicht die gemeinsamen Verpflichtungen, das Haus, die Raten. Die Liebe geht doch bei euch ein und aus! Hast du ihn nicht gerade an dein Herz gelassen? War er, als du zu ihm gingst, nicht gerade der Quell deiner Begierde? Was zweifelst du an deiner Liebe? Was zweifelst du am Fortbestand eurer Beziehung? Lass ihn, lass ihn immer wieder andocken an jenem Ort, der dein Geheimnis birgt. Lass ihn ziehen an dieser Schnur, lass ihn herausziehen diese Sehnsucht nach ihr, dein Verlangen ihm herausreißen, lass ihn nur. Halte dich still. Halte dich ruhig. Verrate dich nicht. Verrate ihm nicht, woran du denkst, worüber du grübelst, dass dein Kopf fern ist vom Augenblick des Gescheh‘ns. Was ist nur mit mir, was ist mit mir?!




copyright © by jucami. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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