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Lovestories » Detail

Sirion (Gestern Nacht,Teil 2)

von atayari


„Ich würde dich auch gerne wieder sehen. Was hältst du von Kaffee trinken am Dienstagnachmittag? Lia“

Die Nachricht kam spät. Ich hatte ihr etwa um 17 Uhr geschrieben. Mein Handy meldete sich erst um viertel vor zwölf in der Nacht. Ich hatte schon Sorge, sie würde mir gar nicht schreiben.

Kaffee trinken also. Na gut. Ich war noch nie so nervös vor einem Date.

Wir trafen uns dann am verabredeten Nachmittag in einem hübschen Cafe. Ich wollte sie eigentlich küssen zur Begrüßung, habe mich aber dann nicht so richtig getraut und sie doch nur umarmt. Allein schon diese Berührung schickte heiße Schauer durch meinen Körper, und ich spürte, dass es ihr genauso ging. Dann habe ich sie doch noch sanft auf den Hals geküsst, und irgendwie hatte ich auf einmal so gar keine Lust mehr auf Kaffee. Wir sind dann trotzdem irgendwann rein gegangen.

Sie hat sich einen Chai Latte bestellt, und der roch so gut. Süß und nach Zimt oder so. Ich glaube, ich werde diesen Geruch nie wieder riechen können, ohne an Lia zu denken. Ihre Augen, ihre Hände, ihr Lachen… Milchschaum auf meiner Seele.

Sie hat unter dem Tisch mit ihrem Fuß mein Bein berührt, mit Absicht, das habe ich genau gemerkt. Ich habe bedauert, dass wir einander gegenüber saßen… Irgendwann bin ich aufgestanden, habe sie hochgezogen. „Komm mit!“ Auf der Toilette habe ich sie in eine Kabine gezogen, gegen die Wand gedrängt und endlich, endlich geküsst. Erst kicherte sie und fand es komisch, aber dann haben wir vergessen, dass wir uns aufführten wie Teenager, und es einfach genossen, einander zu fühlen, zu berühren.... Es war zwar vielleicht nicht romantisch, aber es war wunderschön, und wir haben es beide genau so gewollt in dem Moment.

„Lass uns gehen, Lia. Bitte!“ Sie öffnet mühsam die Augen, ihr Atem noch keuchend. Ich spüre die Hitze, die ihr Körper abstrahlt, und es erregt mich, und ich will sie, aber doch nicht hier, nicht so. Ich will sie ganz, will sie genießen, will sie sehen… Sie nickt nur. „Wohin gehen wir?“, fragt sie. „Möchtest du mit zu mir kommen?“, höre ich mich fragen. Sie nickt wieder.

Ich bezahle unsere Getränke an der Theke, während sie ihre Jacke anzieht und meine mitbringt. Ich rieche den Sex an ihr, als sie sich auf den Beifahrersitz meines Autos fallen lässt, und ich schaffe es fast nicht, mich so weit zu konzentrieren, dass wir heute noch zu mir nach Hause kommen. Aber irgendwie schaffe ich es dann doch. Sie schaut sich staunend um in meiner Wohnung, aber ich lasse ihr keine Zeit, ich will nicht, dass sie sich wundert, ich will nicht warten. Wir verschwinden beide nacheinander kurz im Bad, dann ziehe ich sie Richtung Schlafzimmer. Hastig reißen wir uns gegenseitig die Kleider vom Leib. Ich fühle mich zerfließen vor Lust, und es ist mir schon fast peinlich, aber ändern kann ich es nicht, und gemerkt hat sie es ohnehin schon lange, wie es um mich steht.
Dann hören wir beide auf zu denken für eine lange, lange Zeit. Es ist so schön! Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so glücklich war.

Wäre Sommer, wäre sicher die Sonne schon aufgegangen, als wir uns endlich müde aneinander kuscheln. Sie schmiegt sich in meine Arme und seufzt wohlig. „Schlaf gut.“, murmele ich. „Du auch.“, erwidert sie, und dann ist sie tatsächlich ruckzuck eingeschlafen. Ich kann noch nicht schlafen. Ich genieße das Gefühl, sie in meinen Armen zu halten, sie zu spüren, sie atmen zu hören, ihren Geruch wahrzunehmen und ihre weiche, warme Haut… „Ich liebe dich!“, denke ich.

Und genau da drängen sich Gedanken und Bilder in meinen Kopf, die ich vergessen wollte. Dahin ist der schöne Moment.
Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, befreie ich meine Arme und Beine und flüchte aus dem Bett. Und dann stehe ich auf dem Balkon, starre in die Dunkelheit und versuche zu verdrängen, was ich nicht denken will. Aber wann hat das schon geholfen?? Keine Sterne.

Da liegt sie nun. In meinem Haus, in das ich seit 3 Jahren niemanden mehr mitgenommen habe. In meinem Schlafzimmer. In meinem Bett. Was habe ich getan???

Das Déjà-vu trifft mich mit voller Wucht. Ich liebe dich. Nie wieder wollte ich diese Worte sagen. Ich habe sie nicht gesagt. Ich habe sie gedacht, das ist dasselbe. Ein anderes Gesicht. Lachende Momente. Böse Worte. Eine Tür, die ins Schloss fiel. Ein Anruf, den ich niemals hätte bekommen wollen.

Ich merke, dass ich unkontrolliert zittere und mir Tränen übers Gesicht laufen. Ich kann das nicht.

Es dauert lange, bis ich zurück ins Schlafzimmer gehen kann. Ich nehme meine Decke vom Bett und schleiche mich ins Wohnzimmer. Rolle mich auf dem Sofa zusammen. Dort falle ich irgendwann endlich in einen unruhigen Schlaf, immer wieder hochschreckend aus wirren Träumen.

Schon gegen sieben wache ich auf. Panik überrollt mich, sobald mein Gehirn wieder zu arbeiten beginnt. Ich kann das nicht!!!

Kurz vor acht höre ich, dass Lia aufwacht. Schon wieder in einem leeren Bett. Es tut mir leid.
Noch ganz zerknautscht und nur im T-Shirt kommt sie aus dem Schlafzimmer. Sieht mich auf der anderen Seite des Flurs in der Küche hocken, am Tisch, vor einer Tasse Kaffee. Sie kommt auf mich zu, strahlend, möchte mich umarmen. Ich stehe auf.

„Ich möchte, dass du gehst.“ Verwirrt starrt sie mich an. Die Freude weicht Ratlosigkeit, dann sehe ich die Verletzung in ihren Augen. „Was?“ „Bitte geh. Frag nicht, geh einfach.“ Ich kann die Panik nicht niederkämpfen. Sie überrollt mich. Ich wende mich ab, damit sie es nicht sieht.

Einige Minuten später höre ich, wie die Haustür zu fest ins Schloss fällt.

Heulend breche ich an meinem Küchentisch zusammen. Ich will das doch alles nicht!!! Ich will, dass sie bleibt. Ich will, dass sie mich in den Arm nimmt. Ich will, dass alles wieder gut ist!!!
Aber ich kann das nicht. Es ist nicht gut.

Andere Augen. Wutsprühend. Harte Worte. Der Anruf, den ich niemals bekommen wollte. Ich werde nie mehr mit ihr sprechen können.

Ich wünschte, Lia wäre mir nie begegnet. Mein Herz zerbricht in tausend Scherben. Ich kann nicht mehr.

Ich rufe auf der Arbeit an und melde mich krank. Niemand stellt Fragen.

Ein paar Stunden und etliche Liter Tränen und Selbstmitleid später rufe ich Lia an. Sie geht nicht ran.

Meine Welt, die ich mir so mühsam wieder zurechtgebastelt hatte, zerfällt vor meinen Augen. All diese Illusionen… Ich kann einfach nicht mehr.

Und das einzige, was ich will, ist, ihre Stimme hören. Mit ihr sprechen. Ihr alles erklären. Ich versuche noch mal, sie anzurufen, aber nur die Mailbox geht ran. Ich lege auf.





copyright © by atayari. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Fortsetzung ist unterwegs!!
atayari - 13.12.2013 23:22
und...
AloeRed - 13.12.2013 22:50
Nicht schlecht...
... um nicht zu sagen: Richtig gut

Dein Talent wünsche ich manchen Autoren der Bücher, die ich lese.
Wirklich großartig, leicht, fließend und interessant zu lesen

Weiter so!
nightingale_ - 11.12.2013 13:18
gefällt mir sehr gut
mascha82 - 10.12.2013 23:27
Sooo traurig
Gurkenguste - 10.12.2013 10:24

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