Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Chili_1

von LGn18


Chili

„Hast Du jetzt etwa ne’ Allergie im Hirn!?“
Valeska durchdringt ihren Nachbarn am Steuer mit bösen Blicken. Der muss nun lautstark niesen. Die Pollen. Und die Milben im Stoff. Und Valeskas Parfüm. Und vermutlich – nach dem nächsten Pustel-Test – mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Statik ihrer Mietswohnung. Christian lässt keine Allergie aus – Valeska hat Christian im Verdacht, dass sie sein heimliches Hobby sind. Seine Nase fängt sofort an zu Laufen. Sie dreht sich in ihrem knarrenden Rostlaubensitz in seine Richtung, sofern das möglich ist, ohne gleich den nächsten TÜV zu gefährden.
„Plötzlich soll’s ne 4-5 -Zimmerwohnung sein! Weißt Du, wieviel das kostet?“ Er schnieft.
„Ich habe keine Lust mehr auf die Enge! Ich erhole mich nicht optimal, wenn ich nach einem nervigen Bürotag in unsere Bude kommen muss!“
„Du bist ja auch kein Maßstab! Nur wenn Du im All wohnen würdest, müsstest Du wahrscheinlich nicht niesen, nein, warte, Du würdest sicher auch auf Schwerelosigkeit allergisch reagieren!“
„Einen Vorteil hätte es – Du würdest mich nicht Niesen hören können!“, gibt er gekonnt zurück, während er sich beim Parken des Wagens nach hinten wendet und ständig in den Spiegel zurückblickt.
Valeska beobachtet sein Manöver unauffällig im Seitenspiegel.
„Wie denkst Du Dir das?! Wo war das? Eschersheim? Warum nicht gleich Bad Soden?! Ich habe jedenfalls keine Lust auf den Stress! Weißt Du noch? Ich war froh, als sich Deine Blutwerte nach unserem Umzug in unsere jetzige Wohnung halbwegs normalisiert hatten!“
Christian zieht seine Entenschnute.
„Man kann einen Witz auch tot reiten!?“
Valeska tätschelt ihm die Wange.
„Ja, für den Herrn Künstler vielleicht noch ein eigenes Studio?!“ Christian reagiert nicht auf Valeskas Provokation. Sie fängt sich.
„Wann siehst Du ein, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung Deiner Idee keinesfalls positiv ausfällt. Und ganz nebenbei: Meine Nervenzellen, die bei so ner’ Sache wie Umzug – und ausgerechnet auch noch mit Dir – draufgehen, kann kein Geld der Welt ersetzen! Wir werden uns richtig zoffen, davon kannst Du ausgehen!“
„Ich rede von unserer gemeinsamen Zukunft und Dir fällt nichts mehr als Kosten-Nutzen-Rechnung dazu ein!?“, er scheint verstört. Valeska rutsch mit ihrem angelehnten Ellenbogen ab.
“Uaaa! Ich bin in dieser Rostlaube abgerutscht und hab’ mich verletzt! Ich brauch’ gleich ne’ Tetanol Auffrischung. Guck mal…!“, sagt sie ihren kaum sichtbaren Kratzer zu Christian deutend.
„Also, was ist jetzt – Besichtigung der Wohnung oder nicht?“, Christian bleibt stur beim Thema. Valeska wirft einen hastigen Blick auf die Uhr.
„Ich muß los, verpasse sonst meine Bahn...!“
Die Stimmung ist im Keller aber zum Nasereiben reicht es noch. Christian verweigert den Kuss, daher gibt ihm Valeska einen Schmatzer auf die Wange.
„Kosten-Nutzen...!“, meint er mürrisch hinter ihr her.
„Ich muß los, bin schon spät...wenn ich zurück bin!“, ruft sie ihm entgegen.
Dann fällt ihre Wagentür zu und sie eilt zur U-Bahn, um ins Krankenhaus zu fahren.
Als Valeska abends nach Christian eintrifft, geht es gleich weiter. Warum denn nicht mal schauen, einfach mal träumen und dann gucken, wie sich das finanziell machen lässt. Die beiden geraten in lauten Disput. Valeska ist die Freundlichkeit vergangen und zerschießt jede von Christians Vorschlägen mit eiskalten Kontraargumenten. Dass der ab heute eine saftige Gehaltserhöhung mit nach Hause bringt verfliegt schnell bei so viel angestauter Energie und Aggression, die raus will. Valeska sieht nichts Gutes in seinen Worten. Christian merkt verstimmt, dass er heute nicht weiter kommt mit dem Thema und verfällt in Schweigen. Ok, die Zusage zur Besichtigung der Wohnung kann er knicken. Weitersuchen. Valeska verschwindet und haut sich aufs Bett. Ihre Bockig-Tour beginnt, wenn es nicht in ihrem Sinne gelaufen ist. Christian macht das Abendbrot.
„Und? Gab’s ne’ Spritze?“, lugt er vorsichtig durch den Türspalt ins Schlafzimmer. Valeska schaut von ihrem Buch auf.
“Hat ganz schön weh getan diesmal. Weil die die einem auch immer in den Arm geben…“, lügt sie versöhnungsbereit. Sie steht auf und folgt ihm an den gedeckten Tisch.

Valeska steigt aus dem Wagen und ihr Blick bleibt an etwas am Türinnenrahmen hängen.
“Was ist das?“, fragt sie Christian und deutet auf eine Stelle.
„Was?“, Christian denkt, sie will einen neuen Witz machen.
„Guck mal hier…“, meint sie nur, die Stelle in Begutachtung nehmend.
“Na los, zick’ Deine Meinung rüber und gut is’…!“, er ist heute nicht auf Witze aus.
“Klar, die Frau hat mal wieder keine Ahnung, was?“, pampt sie zurück.
“Dann sag mir doch mal, wie man Starterprobleme ganz ganz einfach lösen kann?“, motzt er.
“Indem man einen Bleistift in den Vergaser steckt!“, weiß Valeska sachlich und ruhig.
Christian ist beeindruckt und macht eine entsprechende Geste.
„Guck doch mal hiaaaaa…“, betont Valeska absichtlich falsch, um Gut-Wetter-Laune anzudeuten.
Er kommt um den Wagen rum und quittiert Valeskas Entdeckung mit einem milden ‚Scheiße’.
“Was ist das?“, will Valeska wissen.
“Nichts Gutes.“, gibt er trocken zurück und will wieder ans Steuer. Irgendwo leckt die manuelle Handkurbel und Öl des Fensterhebers tritt aus. Das Zeug hat sich schon überall verteilt; Scheibe, Türrahmen, tropft an der Tür runter.
“Was sagt uns das!?“, Valeska wird deutlicher mit fordernder Geste.
Christian steigt ans Steuer und startet den Wagen. Da knallt es aus dem Auspuff und der Wagen röhrt im Stehen noch lauter als zuvor.
Valeska macht eine eindeutige Miene erst Christian und dann dem Auspuff entgegen. Der schüttelt nur kühl den Kopf. Valeska wird es zu dumm. Sie knallt die Tür zu, ohne jedes weitere Wort verlässt sie die Szene und geht zur Arbeit. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte zum Abschied den Mittelfinger bekommen.
Christian schaut der Szene zu und haut kurz darauf mit der Hand aufs Lenkrad und steigt aus.
“OK! OK! Der Wagen kommt weg! Gut?!“, ruft er aufgebracht hinter ihr her.
Süß lächelnd dreht sich Valeska um, macht ein paar Schritte rückwärts und lässt Luftküsse folgen.
Winkend wendet sie sich wieder ihrem Weg zu.

Am Frühstückstisch war alles soweit vorbereitet. Valeska hat sich wieder ganze Mühe gegeben. Christian tritt gähnend an den Tisch.
“Also, was glaubst Du können wir für die Möhre noch bekommen?“, regt Valeska ihren Freund an.
„Hm? Moment, bevor wir hier von irgendwelchen Verkaufs- und für Dich noch wichtigere Neukaufaktivitäten sprechen können brauchen wir erstmal alle Fakten.“, ruft Christian Valeska zur Raison. Valeska lässt die Schultern sinken.
“Und was hast Du die letzten vier Wochen gemacht?“, sie zieht die Augenbrauen zusammen.
“Was soll ich gemacht haben?! Ich hatte zu arbeiten und dass nicht zu wenig!“, rechtfertigt er sich.
Valeska hatte auf ein reibungsloses Frühstück gehofft, dessen Aussichten jetzt in weiter Ferne gerückt waren.
„Oh ja, Nine to Five Worker haben wirklich ein schweres Los!“, fährt sie ihn mir scharfen Zynismus an.
“Komm’ mir jetzt nicht so!“, und deutet bei diesem Satz einen Warnschuss in die Luft an.
„Nur weil Du keinen Schichtdienst hast, hast Du noch lange nicht die Schwierigkeiten, etwas zu normalen Tageszeiten zu schaffen wie ich!“, Valeska ist sauer.
„So, es reicht!“, damit steht Christian auf, nippt nochmals am Kaffee und verlässt die Wohnung.
Als sie sich wieder sehen hat Christian eine Aufstellung gemacht, wie beim Verkauf logisch vorzugehen wäre.
“Besser ist, wir bringen den Wagen durch den TÜV wenn wir ihn gut loswerden wollen. Also steht für meinen kleinen Blechfreund demnächst erstmal die Werkstatt an, es ist sicher einiges zu machen.“
„Ich würde es erst mit dem TÜV probieren, dann kann die Werkstatt folgen, wenn’s nicht geklappt hat, ok?“
„Sag ich doch.“
„Du sagtest, Du wolltest erst in die Werkstatt mit ihm.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Doch.“
„Jedenfalls ist das schon geschehen. Der Wage kommt Dienstag in die Werkstatt.“, Christian macht ein Hörerzeichen.
„Und wehe, das stimmt nicht!“, Valeska ist müde.

Als Christian vom Mittagessen zurückkehrt prüft er sein Handy. Valeska hat versucht ihn zu erreichen.
Kurz darauf klingelt es wieder.
“Ja?“
„Na endlich! Ich weiß nicht wieso, aber der Werkstattmeister hat mich angerufen.“
„Ja, habe die Nummer auch angegeben, falls ich im Meeting bin.“
„Schön, dass ich das auch mal erfahre! Ihr seid so schlau, ihr Männer!“
„Was wollte er?“
„Tja, hätte er Deine Nummer gewählt, würde ich mich jetzt nicht so aufregen. Natürlich hat es mit dem TÜV nicht geklappt. Er hat mir die nötigen Reparaturen genannt…glaube ich.“
„Die da wären?“
„Mal sehen, ob ich halbwegs verstanden habe. Wieso hat er nicht Dich versucht zu erreichen!“
„Also, was hat er gesagt!?“
„Der Kompressor ist undicht.“
“Musst Du gleich mit der schlimmsten Nachricht anfangen? Ok, toll, was noch?“
„Was mit der Kühlung. Schlauch porös und angerissen.“
„Gut, da hatten wir Glück.“
„Allgemein hoher Verschleiß hat er genannt. Soll er die Lichtmaschine checken?“
„Wieso nicht, wenn schon - denn schon.“
„Ok, dann habe ich intuitiv richtig geantwortet. Den Kleinkram hat er mit 12 Aktivitäten zusammengefasst.“
„Oh, gut, dass dies jemand auch mal anspricht. Das ist kompetent.“
„Vom Fenster abgesehen und dem Auspuff war’s das glaube ich.“
„Zum Glück nix mit der Elektrik.“
„Ach ja – die Ölwanne leckt. Und was mit den Bremsen glaube ich. Die soll er auf jeden Fall in Ordnung bringen, meinte ich.“
Valeska hörte ihn aufschnappen, konnte dann aber nicht sehen, wie Christian mit der freie Hand seinen Nacken massierte. Schnell ist Valeska sein Schweigen leid.
„Hallo? Does anyone hear me?“
„Was soll ich jetzt noch machen?“, Christian war gereizt.
„Ihn anrufen und allem zustimmen. Ich habe auf Dich verwiesen, Du hättest hier die Ahnung.“
„Gut, wird gemacht.“
„Eine Frage noch – hättest Du mir das alles auch erzählt?“
„Vermutlich nicht. Nur einen Teil.“
„Damit ich mich am Ende wundere, wie ein Auspuff 1800 Euro kosten kann?! Für wie blöd haltet ihr uns? Ich bin nur froh, dass ich dieses Gefährt lebend verkaufen kann!“
„Ja, Du mich auch Liebes! Bis bald, machs gut!“, damit legt Christian auf.

Valeska und Christian haben bezahlt, die Schlüssel erhalten und gehen zum Wagen. Einen Moment schauen sie auf ihre Geldschleuder.
„So, dann kann der Gute ja jetzt ab ins Internet.“
„Ehm, wieso?“
„Hallo?! Wir haben eben ein halbes Vermögen für die Reparatur hingeblättert, der hat seinen TÜV und jetzt ab dafür!“
„Shit.“
„Was ist?“
„Der hat keinen TÜV bekommen. Macht diese Werkstatt nicht.“
„Wieso machen wir das ganze bitte!? Was habe ich gesagt?“
„Der Wagen muss repariert werden für den TÜV!“
„Und nicht erst mal TÜV probieren und dann sehen, was zu machen ist? Weißt Du, das verstehe ich nicht!“
„Ich habe nie gesagt, dass er gleich den TÜV schaffen wird!“
„Aber doch nur das Nötigste für den TÜV und nicht ‚Schauen wir mal…!’“,äfft Valeska Christian nach. Sie ist wütend.
„Du bist schlimmer als Dein Vater.“, meint sie desillusioniert.
„Dann mache ich halt jetzt den TÜV!“, motzt er laut.
Valeska schnappt seine Hand und drückt ihm fest den Schlüssel hinein.
„Dann gib den Wagen bitte gleich wieder hier ab und lass es nachholen.“
„Ich wiederhole mich ungern - die machen hier keinen TÜV!“
„Na super Herr Hochel! Volle Punktzahl! Nochmals: Warum machen wir das Ganze!?“
„Lass mich in Ruhe.“, fährt er sie an. Damit steigen beide in den Wagen und dampfen ab.

„Also das mit den TÜV dauert noch etwas.“, fängt Christian vernünftig an.
„Und wieso?“, Valeskas Stimme ändert sich sofort.
„Ich muss ihn noch ummelden.“, meint Christian ruhig und winkte mit einem Schreiben der Stadt Frankfurt.
„Ok, wenn Du meinst. Schön, dass Du nach nur zwei Jahren auch mal darauf kommst.“, Valeska erinnert sich an die Geschichte. Seit seinem Umzug in die gemeinsame Wohnung hatte er auch den Wagen mitgebracht und das war jetzt bereits einige Monate her.
„Dafür brauche ich eine Deckungskarte.“
„Ich glaube, das wäre hilfreich.“
„Die gibt’s von der Versicherung. Aber wir haben keine Versicherung mehr.“
„Was bitte?“
„Die haben mich angeschrieben, dass die Jahresrate fällig ist und irgendwie muss das verschwitzt gegangen sein. Als sie zum Fristtermin keine Knete erhalten haben, erlosch der Versicherungsschutz.“
Valeska glaubt in einem Albtraum zu sein.
„Wir sind seit Anfang der Jahres ohne Versicherungsschutz? Und wenn was passiert wäre?“
„Es ist nichts passiert. Das war gerade zu der Zeit, als ich Online Banking beantragt habe!“
„Mann! Dann hättest Du es mir zur Überweisung gegeben, als es komplett zu vergessen! Kommt man da jetzt so einfach wieder rein?“
„Bis die Versicherungsfrage geklärt ist dauert es nicht lange. Dann hole ich rote Nummernschilder, damit klären wir auch die Regelung für den TÜV und den Verkauf.“
Valeska kann nur den Kopf schütteln.
„Drei Kreuze…“, damit ist ihr Abend gelaufen.

Valeska hockt im Wohnzimmer am Laptop und surft im Internet. Ganz gebannt schaut sie auf die Seiten vor sich. Christian kommt ins Wohnzimmer.
“Was? Kein Fernseher an? Sonst kommen für Dich um die Zeit doch Deine Serien?“, fragt er verwundert.
“Hmm.“, kann Valeska nur von sich geben.
“Ich wollte ins Internet.“, bringt er an, doch Valeska weicht nicht vom Gerät.
Nachdem Valeska sich auch nach zwei Minuten nicht wegbewegt, holt er seinen Laptop vom Büro und lockt sich ebenfalls ins drahtlose Netzwerk.
Als Valeska den Konfigurator vom japanischen Autohersteller öffnet, startet die Hilfe automatisch und weist sie in die Bedienung zum Wunschauto ein.
„Ok ok, kannst Du Dir alles sparen, lieber Quatscher. Ich kann das alleine. Wo bricht man die Demo hier ab?“, hastet Valeska durch die Einweisung.
„Welche Seite hat mir heute ein Kollege empfohlen für privaten Autoverkauf? >>Vier-Räder-24.de<<?“, überlegt Christian laut und hackt kurz darauf in die Tastatur.
Valeska und Christian klicken sich durch ihre Seiten.
“Den Mazda gibt es auch in Silber-Metallic. Cool.“, Valeska ist begeistert von der sich auftuenden Grafik.
„Ah, da haben wir’s doch. >>Ihr-PKW.de<<. Hm, wo sind hier die Verkäufe? Ah ja. Man kann nicht meckern – gute Aufmachung, übersichtlich. Mal sehen, was die alles bei ner’ Neu-Anzeigen wissen wollen.“
„Eigentlich finde ich silber-metallic gar nicht sooo toll. Quietsche Gelb wäre mal ne Sache.“
„Wo haben die hier ihre Bedingungen? Was wollen die bei erfolgreich vermitteltem Verkauf haben?“
„Wieviel PS sind denn 66 Kw?“, Valeska ist bei den Ausstattungen und Daten.
“An die 90 PS. Ich lege gleich mal einen richtigen Account für uns hier an, ja?“, will Christian wissen.
„Pipifax 90 PS! Wenn schon, dann richtig. Damit man auf der Autobahn auch vorwärts kommt und zügig überholen kann. Mindestens 120 PS. Also 88 Kw.“
„So! Guck mal, is’ der nich’ super schau?“, präsentiert Valeska ihre Wahl. Ein japanischer BT-50 Pick-Up steht auf dem Bildschirm. In Goldgelb.
„Gleich, gleich. Moment…noch Passwort vergeben und Bild hochladen. Et violá! So einfach stellt man seinen Wagen zum Verkauf ins Internet.“, Christian ist stolz und schaut zu Valeska rüber. Einen Moment sagt er gar nichts.
“Dein Urteil?“, Valeska ist gespannt auf Christians Urteil.
„Du scherzt?“, Christian hat tiefe Furchen auf der Stirn.
„Wieso?“, Valeska tut verblüfft.
„Von dem was unser jetziger Wagen abwirft, können wir uns vielleicht eine oder zwei der Felgen von dem Gefährt da leisten.“, Christian bringt die Wahrheit schonungslos an die Oberfläche.
„Ach so…“, Valeska wirkt mit einem mal kleinlaut und verstummt.
„Du?“
„Ja?“
„Traurig, dass es kein japanischer Pick-Up sein wird?“, Christian greift nach Valeskas Hand.
„Nun ja. Irgendwie schon.“
„Aber wenn Du willst, kaufen wir einen Mazda.“
„Einen Kombi?“
„Hm, eher nicht.“
„Eine Limousine?“
„Hm, fast.“
„Ich wusste es – es wird wieder ein Kleinwagen!“, Valeska versenkt das Gesicht in den Händen.
„Hurra! Ein neues Auto, das fährt und mit dem wir mobil bleiben können!“, versuchte Christian Valeska mit seiner Vorfreude anzustecken.
„Hm. Kann im Moment die Freude daran noch nicht erkennen, aber für irgendwas wird’s wohl gut sein…“, Valeska schließt den Konfigurator mit einem ‚Tschüß!’.
„Dann muss ich eben wieder lügen bei den Kollegen – wir sind jung und brauchen das Geld oder so was in der Richtung…“
Christian fängt an Valeska zu kitzeln. Sie quietscht auf und versucht sich ihm zu entziehen. Beide kabbeln und landen nach einer Jagd durch die Wohnung im Schlafzimmerbett.

Christian erreicht Valeska im Krankenhaus, als diese gerade ihre Tasche geschultert hat und in der Tür steht.
„Wir treffen uns nicht am Büro. Fahre bitte direkt nach Hause.“, dringt er durch den Hörer.
„Wieso?“, alle Alarmglocken läuten bei Valeska.
„Der Wagen ist kaputt, obwohl das eine Sache war, die repariert worden ist. Ich bin gleich in die Werkstatt und habe mokiert. Sie kümmern sich drum.“
„Wir nehmen auch wirklich alles mit, oder?“
„Scheint so. Jetzt fange bitte nicht an…“
„Oh doch mein Lieber! Das machst Du extra, oder? Weil ich Dich überredet habe, den Wagen abzustoßen! So unfähig wie wir stößt niemand einen Wagen ab! Hätten wir den doch einfach wie er ist auf Kallis Resterampe verhökert! Oder doch gleich das Geld in eine Verarbeitung durch die Schrottpresse investiert! Diese Geschichte entwickelt sich für mich zum echten Horrorszenario!“
„Ich nehme die Anzeige im Internet so lange raus.“
Valeska knallt den Hörer auf die Gabel. Ihr Tschüß an die Kollegin erfolgt einige Dezibel zu laut.

„Und? Wie viele interessierte Käufer melden sich so auf Deine Anzeige?“
„Was soll die Frage?“
„Ich sehe Dich nie am Telefon oder jemanden den Wagen zeigen gehen…“
„Was, wenn ich gerade jemanden erwarte?“
„Is’ nich’ wahr.“
In diesem Moment klingelt es an der Tür.
Valeska öffnet begeistert die Tür. Sie heißt den potentiellen Käufer willkommen und führt ihn kurz durch die Wohnung vor überraschter Begeisterung. Es fehlte nicht viel und sie hätte Schnittchen angeboten.
Christian und der Mann fahren kurz in die Stadt.
Auch nach zwei Stunden sind sie nicht zurück und Valeska schaut jede halbe Minute sorgenvoll auf die Uhr. Christian hat das Handy nicht dabei. Wie immer in solchen Situationen. Schließlich geht der Schlüssel.
„Ist was passiert?“, brüllt sie ihn regelrecht an.
„Es lief alles recht gut. Wir sind zum Grüneburgpark und haben dort auf dem Seitenstreifen geparkt. Alles regelgerecht. Wir wechseln die Plätze und ich zeige ihm noch ein wenig den Wagen. Er sitzt vorm Steuer und ich stehe draußen neben der geöffneten Tür. Erst als die Fahrertür mit einem unheimlichen Geräusch von einem vorbeifahrenden Auto mitgenommen wird, realisiere ich den Unfall.“
Valeska rührt sich nicht. Sie bleibt stumm.
„Die Frau ist 82 Jahre alt und meinte: >>Ich habe die offene Tür gesehen. Ich dachte, ich komme noch daran vorbei.<< Ohne Gegenverkehr oder sonstige Hindernissen! Wenigstens hat sie das auch so den Bullen gesagt.“
Valeska ist zu keiner Reaktion fähig. Sie kann sich noch nicht einmal vergewissern, ob ihm auch nichts passiert ist, etwas, was ihr sonst automatisch über die Lippen kommt.
„In Frankfurt wird kein Auto schöner!“, kommentierte sie den Vorfall.
„Die Karre wurde nun mal touchiert, verdammt!“ braust Christian auf.
"Was kommt als nächtes!?“, fragt er sich mehr laut.
„Ganz klare Sache – da kann man nur re-tuschieren!“
Pause und Schweigen, beide starren vor sich hin. Valeska wagt einen Blick zu Christian rüber.
„Alles klar bei Dir?“, will er vorausahnend wissen.
„Ich platze gleich.“
[To be continued]




copyright © by LGn18. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


cosy!
Yveee007 - 25.10.2020 05:31

>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<