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Forum » Coming Out » ThreadSpätes Eingeständnis / Spätzünder
30.03.2014 17:25
HiddenNickname
0 Ich habe sechs Wochen gebraucht, um diesen Text zu schreiben. Also zerreißt mich bitte nicht allzu sehr in der Luft. Es ist mir so schwer gefallen, weil ich das Gefühl habe, gerade meine Identität zu verlieren und gleichzeitig zu finden. Ich habe - zumindest im Moment - eigentlich keine konkreten Fragen, die ich stellen will, sondern schreibe das, weil ich es 1. einfach loswerden MUSS und derzeit mit niemandem darüber reden kann. 2. denke, dass es Frauen in ähnlichen Situationen gibt, die vielleicht nach ähnlichen Geschichten suchen. Ich hoffe einfach auf ein bisschen Austausch, oder einfach Eure Meinungen. Erstmal zu meiner Situation: Ich bin bald 35 Jahre alt und verheiratet. Ja, mit einem Mann. Und genau das ist das Problem. Warum konnte dieser "Knackpunkt" nicht anderthalb Jahre früher kommen??? Es ist einfach schrecklich, was ich meinem Mann antun werde. Denn ich bin einfach überzeugt davon, nicht bei ihm bleiben zu können. Genauso, wie scheinbar ohne Überleitung gerade mein Leben aus den Fugen gerät, fehlt mir diese auch hier. Also versuche ich hier einfach mal meine Geschichte aufzuschreiben: Mit 11 habe ich mich das erste Mal in ein Mädchen verliebt und fand das völlig normal. Ihre Reaktion war aber alles andere als erhofft und so habe ich gerade am Rand der Pubertät angefangen, mich selbst als krank wahrzunehmen. Mit 15 oder 16 habe ich es mal nicht mehr ausgehalten so zu tun, als interessiere mich das ewige Palaver über Jungs und habe meiner Mutter (nur zu Hause) offiziell erklärt ich sei lesbisch. Sie hat mich ziemlich geschockt angeguckt und dann sehr herablassend gemeint man könne sich ja viel einreden! Und nach einer Weile kam ich wirklich zu dem Schluss, dass ich mir das einrede. Ich habe mir dann gesagt "Ok, du bist halt ein Spätzünder was die Gefühle für Männer angeht. Das kommt noch."... Und die Gefühle, die ich für Mädchen hatte? "Die hat ja wohl jeder!" Ja, das habe ich mir meistens selbst geglaubt. Ich bin davon ausgegangen, dass JEDER Männer für unästhetisch hält, während Mädchen und Frauen ja wohl natürlicherweise von jedem schön und sexy empfunden werden. Die Lust auf Sex wurde natürlich immer stärker und ich habe bemerkt, dass ich durch wenig Essen, meine Gefühle unterdrücken konnte. Nicht nur die Lust, sondern einfach alles. Ich weiß nicht, ob man das dann Magersucht nennt, ich habe ja nicht nicht gegessen, weil ich abnehmen wollte, sondern weil ich im Grunde mich selbst abschalten wollte. Damit habe ich mir viele Jahre genommen, die ich zur Selbsterkenntnis gebraucht hätte. Ich hatte dann Anfang 20 eine Beziehung mit einem Transsexuellen (Frau zu Mann), was für mich so eine Art Kompromiss darstellen sollte, aber das hat natürlich nicht funktioniert. Das Außen ist echt egal, wenn es innerlich ein Mann ist, ist es ein Mann! Dann stand eines Tages meine große Liebe, die ich nie haben konnte, schwanger vor mir. Ich habe versucht, die Freundschaft aufrechtzuerhalten, aber irgendwann konnte ich sie einfach nicht mehr sehen, mit ihrem Kind und dem Mann dazu, ja eben mit dieser kleinen heterosexuellen perfekten Welt und habe den Kontakt abgebrochen. Ab da fiel ich endgültig in ein Loch. Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt eingestanden, dass ich bisexuell bin, doch gelebt habe ich nicht danach. Ich sah es immer noch als Störung an und ich wollte normal sein. In diesem Loch habe ich meinen Mann kennengelernt. Ich wollte nur ein One-Night-Stand, um die Sache endlich hinter mich zu bringen (ich war schon 24!) und bin irgendwie bei ihm hängengeblieben. Es war schön umgarnt zu werden, gemocht zu werden. Ich hatte einfach so eine Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit! Und immer habe ich mich in heterosexuelle Frauen verliebt, es schien einfach keine Frauen wie mich in meinem Universum zu geben. Und wenn ich gaaaaanz selten mal Lesben gesehen habe, war ich mir nicht mal sicher, ob es nicht doch Männer sind. Das hat mich noch unsicherer gemacht, weil ich dachte, ich bin viel zu weiblich, um wirklich lesbisch zu sein. Und nun (Mitte Februar) ist plötzlich der Knoten geplatzt. Einfach so. Zumindest empfinde ich es so. Natürlich habe ich mir seit langen Gedanken gemacht, warum ich Null Lust beim Sex empfinde und diverse andere Dinge. Aber ich hatte in diesem Moment Mitte Februar wirklich ganz plötzlich den Gedanken im Kopf "Ich bin lesbisch. Punkt." Nach dem ersten Zusammenbruch fühle ich mich damit innerlich unglaublich wohl, weil ich das Gefühl habe, ich hätte innerlich einen Käfig gesprengt. Ich habe mich mein halbes Leben lang unfrei, eingesperrt gefühlt, und das ist mit einem Mal weg. Ich kann atmen. Keine Depressionen, keine Schuldgefühle! Das ist so wunderbar, dass ich schreien möchte. Aber gleichzeitig bricht damit mein Leben weg. Vor 1,5 Jahren hatte ich (wieder) einen Nervenzusammenbruch, nachdem wir unseren Ein-Mal-im-Jahr-Sex-Versuch hatten und mein Mann hat daraufhin gesagt, dass er dafür nur eine Lösung sieht: wir heiraten. Die Theorie dahinter war, dass ich mich in einer Ehe geborgen und sicher fühlen würde und dann auch im Bett gelöster wäre. Ähem... Es klingt zu verrückt, um echt zu sein. Aber leider ist das mein Leben.
editiert am 30.03.2014 17:37
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