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Tipps und Ratschläge gesucht.

18.07.2014 18:03
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Hallöchen,

ich bin neu hier und falls ich das hier veröffentliche, habe ich es nicht gelöscht, nachdem ich alles runtergeschrieben habe ;-)
Ich weiß auch gar nicht so recht, wo ich anfangen oder aufhören soll, da ich mir selbst nicht so wirklich sicher bin, was ich in dieser Hinsicht machen soll oder nicht.
Fakt ist, dass ich mir seit ca einem Jahr bewusst geworden bin, dass ich wohl seeeehr wahrscheinlich lesbisch bin. Jedenfalls habe ich seit 2009 kein männliches Wesen mehr in dem Sinne attraktiv gefunden, als dass ich den gerne für mich hätte (Männer an sich kann ich objektiv als attraktiv bezeichnen, wenn ich sie hübsch finde, ich kann sie auch heiß finden (und besonders zusammen...), aber ich würde da nicht zwischenstecken wollen).
Meine Geschichte ist etwas verworren und komisch, aber vielleicht kann ihr hier etwas Beistand haben. Meine Eltern wissen nichts davon, obwohl ich bereits Mitte 20 bin und länger studiere (und auch die Hälfte des Jahres in meiner Unistadt wohne und nicht bei ihnen). Gezwungermaßen wissen zwei gute Freunde von meiner sexuellen Orientierung. Dazu später mehr...
Ich habe das erste Mal in der 8. Klasse Verwirrung empfunden, als eine damals sehr gute Freundin (die kurz darauf wegzog) sich über mich bei mir zuhause beugte, mir äußerst nah kam und ich erst dachte, sie wolle mich küssen, weshalb mein Herz plötzlich sehr schnell schlug, was dann nicht der Fall war (sie war hetero, in einen Jungen in unserer Klasse verliebt). Aber das ist glaube ich, die erste Erinnerung, die ich habe, wo ich einen Menschen anziehend auf romantische/sexuelle Weise fand.
Meine Schulzeit war davon geprägt, Jungs bis zur 11. Klasse aus dem Weg zu gehen, da ich irgendwie "Mobbingopfer" auf meiner Stirn geschrieben hatte...jedenfalls musste ich lange gegen meine inneren Ängste kämpfen, dass, wenn Männer/Jungen meines Alters auf mich zukamen, um mit mir zu reden, nicht gleich abzuwehren und Angst zu haben, schon wieder gemobbt zu werden. Auch von Mädchen wurde ich oft gemobbt, so dass ich meine Schulzeit einfach nur damit verbracht habe, zu lernen und so wenig wie möglich mit den Leuten zu tun zu haben. Ich hatte auch eine Phase in der 9. Klasse, wo ich, mir heute nicht erklärbar, mich in einen Lehrer von mir verknallt hatte. Meine Mutter wusste davon, ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit ihr und sie ist eigentlich meine beste Freundin, denn mit ihr rede ich *eigentlich* über alles (bis auf den Punkt, dass ich glaube, lesbisch zu sein).
Verliebt habe ich mich während meiner Schulzeit nie, ich hatte manchmal...man könnte sagen, ökonomische Überlegungen, wer von den Fischen im Teich, denn als Freund möglich wäre, aber irgendwie hat mir nie ein Junge zugesagt. Als einer mal Interesse über eine Freundin bekundete, dachte ich nur "oh gott nein", da er (so dachte mein Ich zu diesem Zeitpunkt) einfach nicht mein Typ war. Jedenfalls kann ich mich in dieser Zeit, auch während der Oberstufe, dunkel daran erinnern, dass mich meine Mutter einmal fragte, ob ich vielleicht auf Frauen stehe (da ich da noch nie einen Freund hatte), wo ich damals ihr deutlich antwortete 'nein'. Innerlich, heute weiß ich wieso, hatte ich damals zu diesem Zeitpunkt eine Angst bzw. Panik empfunden, die ich mir dort nicht erklären konnte, weshalb ich es mental vergraben habe. Jedenfalls gab es sowas wie Homosexualität nicht offen an unserer Schule, weshalb ich es mich persönlich betreffend nie wahrgenommen habe. Ich wusste nur, dass ich keine Jungen kannte, den ich mochte (mal abgesehen von dem Lehrer, den ich in der Oberstufe zwar noch immer nett fand, aber nicht mehr soooo toll).
Jedenfalls dachte ich immer, irgendwann finde ich schon einen Freund. Das Abi ging vorbei, ich war noch immer single und das Studium kam. Auch während des Studiums habe ich nie einen Mann getroffen, den ich sexuell anziehend fand, bis heute nicht. Geändert hat sich während des Studiums und in den letzten Jahren nun vermehrt, jedoch, dass ich mich "plötzlich" öfter in Frauen verknalle (eine junge Dozentin war die erste Person, in eine ehemalige sehr gute Freundin war ich sogar so richtig verliebt für über ein Jahr, bevor sie wegzog). Ich habe es weiterhin versucht zu verdrängen, dachte, ich sei vielleicht bi. Denn ich habe noch nie mit jemanden Sex gehabt, geschweige denn jemanden geküsst. Ich wollte meinen ersten Kuss und erst recht nicht mein erstes Mal als Experiment wegschmeißen, will es bis heute nicht. Ich will nur mit jemanden zusammen sein, wo es auch ernst ist.
Jedenfalls konnte ich, nachdem ich mich in diese ehemals gute Freundin wirklich verliebt hatte und sie mir nicht mehr aus dem Kopf ging, mir irgendwie eingestehen, dass ich mich vielleicht eher zu Frauen hingezogen fühle, als zu Männern. Ich habe diese Erkenntnis dann wieder zeitweilig vergraben: Einmal, um mit mir selbst darüber im Reinen zu werden, etwas zu sein, womit ich selber nie gerechnet hätte (ich kämpfe auch heute noch damit, da es alles subjektiv empfunden, so sehr erschwert) und vielleicht auch immer 'Angst' vor hatte. Zweitens, da ich dachte, dass es nichts zur Sache tue, bis ich eine oder einen finde, den ich mag und der mich auch toll findet.
An diesem Standpunkt war ich letztes Jahr im September angelangt, so dass ich mir selbst im stillen Kämmerlein eingestehen konnte, womöglich auf Frauen zu stehen.
Bis heute hat sich dieser 'Verdacht' mehr denn je erhärtet, denn ich wurde einmal von einem Kommilitonen und einmal von einem guten Freund nach einem Date gefragt. Ironie des Schicksals war, dass ich zu diesem Zeitpunkt nun schon etwas besser wusste, auf Frauen zu stehen. Dem Kommilitonen habe ich nett zu verstehen gegeben, dass ich kein Interesse hätte, damit war diese Sache gegessen.
Der gute Freund von mir, als er mich im März fragte, hat mich letztlich über meinen Schatten springen lassen. Ich konnte es ihm irgendwie nicht antun, zu sagen, ich habe kein Interesse an ihm, aus irgendeinem Grund, wollte ich ihm klar machen, dass es daran lag, dass er wirklich einfach das falsche Geschlecht hatte. Eigentlich wäre er perfekt gewesen – aber nur für einen Mann. Jedenfalls war er die erste Person, der ich gesagt habe, dass ich auf Frauen stehe. Da wir immer in einer 3er Gruppen unterwegs sind, wollte ich der Fairheit halber, auch der guten Freundin sagen, weshalb ich ihn abblitzen lassen habe (Sie wusste um seinen Vorschlag des Dates). Es stellte sich heraus, dass sie bi ist, jedoch mehr auf Männer steht, mit Frauen aber schon Sex hatte. Jedenfalls haben es beide gut aufgenommen und seitdem ist das halt so.
Seit dem Zeitpunkt, wo ich es auch anderen Personen eingestanden habe, habe ich jedoch das Gefühl eine Dose voller Würmer zu haben, die nun überquillt und endlich ans Tageslicht will (Beschriftung ist wohl 'Meine Sexualität'. Ich kann das Thema nicht mehr gedanklich verdrängen, es beschäftigt mich oft. Auch, weil ich das Gefühl habe mit Mitte 20 nicht mehr so jung zu sein und ich ja doch gerne nicht mehr single wäre. Ich träume davon, eine nette Frau kennenzulernen, die ich irgendwann heiraten kann und mit der ich glücklich leben und Kinder haben kann.
Mein Problem ist nur, dass ich noch immer irgendwie mit dieser fixen Idee, lesbisch zu sein, allein dastehe.
Meiner Mutter möchte ich davon noch nichts sagen, da ich ja noch keinen, sagen wir 'handfesten Beweis' habe, dass ich wirklich lesbisch bin (kein Kuss, geschweige denn Sex mit Mann oder Frau). Außerdem hängt sie mir seit Jahren, insbesondere innerhalb des letzten Jahres, tagtäglich damit in den Ohren "Wenn du mal einen Freund hast". Es vergeht kein Tag, wo sie nicht mal ausdrücklich hofft, dass ich endlich bald mal einen habe :-/ Das frisst so langsam an meinen Nerven. Jedoch will ich ihr nichts davon sagen, ich habe Angst sie zu enttäuschen - ich habe ihr ja damals außerdem gesagt, dass ich nicht auf Frauen stehen würde. Sie ist vermutlich vollkommen davon überzeugt, dass einfach der Märchenprinz noch auf sich warten lässt.
Auch insgesamt bin ich mit meiner Situation unzufrieden, da ich niemanden habe, mit dem ich darüber richtig reden kann. Der Freund hat seit kurzem eine feste Freundin und hängt fast nur noch mit ihr herum und ich möchte das auch niemanden aufs Auge drücken, also zwingen, darüber mit mir zu reden. Ich kenne auch keine lesbischen Frauen, mit denen ich mich austauschen könnte. Ich habe schon öfter überlegt, ob ich zu einem Lesbentreff in meiner Stadt gehen soll, jedoch habe ich jedes Mal eine Ausrede parat (keine Zeit, mir ist nicht gut), da ich irgendwie Angst habe. Ich empfinde dorthinzugehen als den letzten Schritt, es mir wirklich einzugestehen, dass ich Frauen liebe und dann meldet sich wieder eine leise Stimme, die sich fragt, woher ich denn so sicher wisse, dass ich lesbisch sei, da ich ja auch schon mal in eine männliche Person verknallt war und noch mit niemanden eine Beziehung oder Sex hatte. Dann warte ich wieder und lass es sein.
Und trotzdem schwirrt es mir im Kopf herum, die ganze Zeit. Ich träume nun auch öfter von Frauen und bin eifersüchtig, wenn ich Frauen hin und wieder händchenhaltend sehe (bei heterosexuellen Paaren war ich auch eifersüchtig, aber eher in dem Bezug, dass sie jemanden für sich hatten).
Ich weiß nicht so recht, was ich machen soll. Ich bin unsicher und wo ich mir zeitweise klar bin ich bin lesbisch, kommt wieder ein kurzer Moment der Verunsicherung, ob ich das wirklich bin.
Ich bin selber keineswegs homophob (vielleicht eher heterophob, mich widert die ganze Zurschaustellung heterosexueller Paare und Sex in den Medien an), aber irgendwie habe ich immer noch Probleme offen darüber zu reden und wirklich zu sagen 'Ja, das bin ich. JA, ich bin lesbisch.'
Vielleicht gibt es hier noch mehr Frauen in einer mir ähnlich Situation oder jemanden, der mal in so einer Situation war oder generell Lesben, die mir Ratschläge geben können, wie ich zu mir selber finden kann, ganz offen und ehrlich damit umgehen kann und wie ich mich überwinde, 'gleichgesinnte Leute' zu treffen und wo/wie genau.


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21.07.2014 17:39
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19.07.2014 23:40
19.07.2014 20:09
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