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Forum » Kummerkasten » ThreadWie es wohl weitergeht...
26.10.2010 14:20
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0 Elf Jahre, vier Monate und 16 Tage kennen wir uns jetzt schon. Sie ist 49, ich bin 38. In grauer Vorzeit war ich – wie sie – mal verheiratet, habe zwei Kinder (Tochter, 16 und Sohn, 14). Sie hat keine Kinder. Hat sich damals gefreut, eine Familie zu bekommen. Als wir uns kennen lernten, war sie nasse Alkoholikerin, hat dann vier Mon. Therapie gemacht und ist seitdem trocken. Ich dachte ‚Toll, elf Jahre mehr Lebenserfahrung, sie weiß, worauf es im Leben ankommt’. Habe sie bewundert und angebetet und lange nicht gemerkt, dass es wohl auch deswegen so gut zu passen scheint, weil ich eine anhängige Persönlichkeit bin. Ich bin suizidal, seit ich 13 J. alt bin. War deswegen schon mal 11 Wochen in einer stat. Therapie und mache seitdem immer mal wieder Psychotherapie. Jetzt auch wieder. Sie hat auch mal eine gemacht, nach ihrer Therapie. Jetzt hat ihr eine Therapeutin geraten, mal eine Gruppentherapie zu machen, um Rückmeldungen zu bekommen, wie sie auf Andere wirkt. Seitdem hält sie Distanz zur Psychologin. Unsere Probleme hier werden immer größer. Aber wann haben sie angefangen? Vielleicht vor sieben Jahren, als ich mich anderweitig verguckt habe, weil ich mich alleingelassen und nicht mehr wahrgenommen fühlte. Es war eine Sache von sechs Wochen, ich habe mit offenen Karten gespielt. Habe gemerkt, dass das nicht passt und bin zurück zu ihr. Sie nahm es gelassen und souverän, auch dafür habe ich sie bewundert. Vor fünf Jahren fuhr sie dann für einige Wochen zur Kur, manche Schatten verschwinden auch dann nicht, wenn die Sonne nicht mehr scheint… Es hat lange gedauert – über vier Monate – bis sie endlich ehrlich war. Und ich hab gelitten wie ein Hund. Habe ihren mail-Account gehackt, schwarz auf weiß gelesen, was lief. Sie hat es bestritten. Das tat weh… Wieder habe ich Therapie gemacht, weil ich wieder ganz unten war. Neuanfang – ich habe Fehler gemacht und eine neue Chance bekommen, das habe ich ihr auch zugestanden. Umzug in ein Haus mit zwei getrennten Wohnungen, weil sie Raum für sich braucht. Ich auch, aber mir reicht ein Zimmer und meine Bücher. Familie waren wir wohl nie so richtig. Je älter mein Sohn wurde, desto angespannter wurde ihr Verhältnis zu ihm. Auch er ist psychisch nicht ganz auf der Höhe, hat unter der Trennung vom Vater und dessen Ablehnung danach sehr gelitten und leidet immer noch. Er sucht Bezugspersonen außer mir, Lehrer, Sporttrainer, unsere schwulen Nachbarn… Aber die, die ihm vielleicht wirklich Nähe geben könnten, sind nicht da – sein Vater, sein Opa, meine Partnerin. Ich habe immer zu ihm gestanden. Tut frau doch, als Mutter. Oder? Das wirft sie mir vor. Er sei der Mittelpunkt meines Lebens. Er würde nur an mir kleben. Ist sie eifersüchtig? Hat sie Angst, weniger von mir zu haben, wenn andere auch ein Stück von mir in Anspruch nehmen? Schon mehrere Kinderpsychologen haben uns geraten, eine richtige Familie zu werden – keine räumliche Trennung in Form von zwei Wohnungen mehr. Entweder ganz, oder lieber gar nicht, haben sie uns geraten. Ich habe mir immer gewünscht, dass sie mich unterstützt bei der Erziehung. Das hat wohl nur bedingt geklappt, mit meiner Tochter kommt sie gut klar, mit meinen Sohn gar nicht. Wenn sie ihn „erziehen“ will, beleidigt sie ihn. Sie kritisiert ihn, stellt ihn vor anderen bloß (z.B. sind die Beiden im gleichen Musikverein), macht ihn klein, demütigt ihn. Das tut mir weh, ihm und mir. Ich kenne das zu gut aus meiner eigenen Kindheit. Irgendwann wird er wütend, weiß sich mit Worten nicht mehr zu helfen und flippt aus. Will weglaufen oder droht, sich umzubringen. Randaliert, schreit rum… Ich werde hilflos, er tut mir leid, sie macht mich wütend und auch umgekehrt. Ich fühle mich „zwischen den Stühlen“, will niemandem weh tun und beide voreinander beschützen. Oft denke ich, es wäre einfacher, wenn sie sich mal klein macht und auf seine Augenhöhe geht. Das wäre doch sicher leichter für sie, als für ihn. Sie erwartet, dass er vernünftig ist, dass er immer funktioniert. Ich würde ihn immer in Schutz nehmen, sagt sie. Vor einigen Jahren habe ich eine Ausbildung gemacht, um ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge arbeiten zu können. Dazu gehörte auch eine Zeit der Selbsterfahrung. Ich habe viel über mich gelernt, habe mich sehr verändert. Habe gelernt, wie frau Menschen zuhört, die Kummer haben. Die nicht weiterwissen. Das war vor drei, vier Jahren. Seit 2007 arbeite ich also jetzt für die Telefonseelsorge. Aber ich habe mich – dieser Abschnitt meines Lebens begann fast zeitgleich mit der Affäre meiner Partnerin – immer mehr zurückgezogen. Ich habe keine Freunde. Bis vor vier Jahren war ich sehr engagiert in der Arbeit für und mit lesbischen Frauen und Mädchen. Ich habe eine Anlaufstelle gegründet und geleitet. Vor vier Jahren habe ich mich komplett zurückgezogen. Ich gehe nirgendwo hin, habe schon so was wie eine Sozialphobie. Meine Freizeit verbringe ich zu Hause, mit meiner Familie, meinen Hunden, meinen Büchern. Außer meinen Kollegen bei der Arbeit (halbe Tage im Büro) und den Supervisionen für die Telefonseelsorge habe ich keine Kontakte. Ich habe Angst, zu vertrauen. Oder wohl eher, Angst zu vertrauen und enttäuscht zu werden. Sicher auch ein Resultat aus dem nunmehr elf Jahre währenden Streit mit meinem Exmann. Ich bin Ende 30, mein Sexualleben ist gleich null. Seit ebenfalls gut fünf Jahren schlafen wir vielleicht alle drei Monate mal miteinander. Nach den ersten Jahren Korb kriegen habe ich es jetzt aufgegeben. Wenn ich sie frage, warum das wohl so ist, sagt sie, sie hätte zuviel Stress. Sie arbeitet ganze Tage, verdient gutes Geld. Hier zu Hause kümmere ich mich um alles. Sie hat 2500 Euro netto, wenn sie nicht immer wieder finanziell eingesprungen wäre, hätten die Kids und ich manchen Monat nur Nudeln essen müssen. Oder die Reparatur vom Auto hätten wir vergessen können. Wir leben von meinen Gehalt und ergänzend HartzIV, der Vater zahlt für beide Kids zusammen gerade mal 60 Euro Unterhalt. Auch das trägt nicht dazu bei, dass mein Selbstwertgefühl steigt… Wenn ich meine Gefühle der letzten Jahre beschreiben sollte, überwiegen da Angst, Trauer, Hilflosigkeit, Leere. Aber darüber reden kann ich nicht. Deswegen meine Idee, mal hier zu posten. Vielleicht kennt jemand meine Situation, war auch schon mal drin. Was ich mir wünsche? Eine wirkliche Familie, wo jede/r jede/n respektiert. Wo wir ehrlich miteinander sind und tolerant. Wo wir Kritik üben können, ohne zu verletzten. Eine Partnerschaft mit ihr, wo ich mich fallen lassen kann. Wo ich auch mal schwach sein darf, ohne dass mir direkt Lösungen um die Ohren gehauen werden. Oder Sätze wie „Das kenne ich, bei mir war mal…“. Ich weiß, wo ich ende, wenn es so weitergeht. Auch davor habe ich Angt, wenngleich es mir andererseits auch tröstlich erscheint… Danke, dass Du mein Posting gelesen hast…
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