Absturz mit Folgen Teil 4

von stoner1971


Absturz mit Folgen Teil 4

Viv war also hetero. Ich hatte es mir ja schon gedacht, aber es tat trotzdem ein bisschen weh. Das musste man mir auch deutlich angesehen haben, denn Timo fragte:„Was ist? Jetzt sag bloß nicht, du hast dich in sie verliebt?“
Ich nickte.
„Oh shit, das ist hart.“ Er legte mir den Arm um die Schulter.
„Na komm, laß uns rein gehen. Vielleicht lenken dich ja trockene Vorträge ab.“
Der Hörsaal war nur mäßig besetzt und wir suchten uns einen Platz. Wir saßen weit genug weg vom Dozenten, so dass ich meinen eigenen Gedanken nachhängen konnte.
Was interessierte mich heute die Anatomie des Herzens, wenn mein Herz doch grade Kapriolen schlug? Wie war es möglich, dass mich das ganze so aus der Bahn warf? Ich kannte Viviane doch kaum, hatte nur einen Abend mit ihr verbracht. Und trotzdem waren meine Gefühle für sie schon so tief, als würden wir uns schon ewig kennen.
Endlich war der Vormittag vorbei.
„Was machst du jetzt“, fragte Timo.
„Ich bin mit Viviane vor der Mensa verabredet.“
„Na dann viel Spaß und Kopf hoch“.
Er verschwand in der Menge. Langsam trottete ich zur Mensa. Ich hatte noch ein bisschen Zeit und setzte mich in die Sonne. Ich schloß die Augen und genoß die Wärme auf meinem Gesicht.
„Schläfst Du?“ Vivianes Stimme riß mich aus meinen Gedanken. Ich lächelte sie an.„Nein, ich träume nur ein wenig vor mich hin.“
„Na so wie du aussiehst müssen das ja angenehme Träume sein!“
„Sind sie auch“, ich seufzte.
„Wenn du weiter träumen willst, geh ich wieder“. Ihr Grinsen wurde breiter.
„Nein, nein bitte, nicht! Die Realität ist mir lieber.“
Sie sah mich verwundert an, sagte aber nichts mehr.
„Hunger?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Hmm, ich auch nicht. Was machen wir stattdessen?“
„Was hältst du davon, wenn wir uns ein nettes Plätzchen in der Sonne suchen und nachher ins Kino gehen. Im Koki läuft Das Schweigen der Lämmer. Ich würde den Film endlich gern sehen.“
„Was, du kennst den nicht? Dann wird es Zeit, dass wir deine Bildungslücke schließen,“ ich grinste.
Wir verbrachten einen wunderschönen Nachmittag, redeten über Gott und die Welt und lachten viel.
Um 7 machten wir uns auf den Weg zum Kino, aßen unterwegs noch Hot Dogs, die furchtbar aussahen aber hervorragend schmeckten und waren um halb 8 an der Kinokasse. Ich liebte das Kommunale Kino. Hier war noch alles wie zu „Großmutters Zeiten“. Mit der Atmosphäre kamen die großen Kinos einfach nicht mit. Mit Popkorn und Getränken bewaffnet suchten wir uns Plätze. Ich kannte den Film schon, aber das störte mich nicht. Ich genoß einfach Vivianes Nähe. Je spannender der Film wurde, umso näher rückte sie mir. Sie griff meinen Arm und hielt ihn fest. In meinem Bauch tanzten tausend Schmetterlinge Samba. Beim großen Finale drückte sie ihr Gesicht an meinen Hals. Mein Herz vergaß zwei, drei Schläge und polterte mit doppelter Geschwindigkeit weiter. Ihr Haar streifte meine Wange, ich konnte ihren frischen Duft riechen. Ihre Hände hingen immer noch an meinem Arm. Ich nahm Vivis Hand und hielt sie bis zum Ende des Films fest.
Als die Lichter wieder an gingen sah sie mich schuldbewusst an.
„Tut mir leid, manchmal bin ich so ein Angsthase.“ Sie lächelte.
„Kein Problem. Ich leih dir gern meinen Arm, wenn es dir hilft.“ Grinsend hielt ich ihn ihr hin und sie hakte sich ein. So schlenderten wir ein wenig durch die Straßen.
„Was machen wir jetzt mit dem angebrochene Abend?“
„Worauf hast du denn Lust,“ fragte ich.
„Ich könnte jetzt auf ein bisschen tanzen. Was meinst du? Hier in der Nähe gibt es nen ganz netten Club. Die Musik ist ganz ok.“
„ Klingt gut. Dann laß uns gehen“.
Der Club war gut besucht. Aber wir fanden noch einen Tisch in einer Ecke und ließen uns auf den Barhockern nieder.